Görlitz hat nicht nur eine wunderschöne Altstadt, sondern auch noch zwei geografische Besonderheiten zu bieten. Und ganz ehrlich – ich hätte es nicht gewusst!
Warum geht die Sonne in Görlitz früher auf, als in anderen deutschen Städten?
Kennt ihr den Spruch:
„Im Osten geht die Sonne auf,
im Süden hält sie Mittagslauf,
im Westen will sie untergehn,
im Norden ist sie nie zu sehn.“
So habe ich in der Schulzeit den Verlauf der Sonne kennen gelernt. Und bei meinem Besuch in Görlitz, wurde mir bewußt – ich bin in der deutschen Stadt, wo die Sonne zuerst aufgeht!
Görlitz ist die östlichste Stadt in Deutschland und das zeigt sich eindeutig an den Sonnenaufgangszeiten:
Am 22.6., also dem längstem Tag des Jahres zeigt sich das recht beeindruckend:
- östlichste Stadt Deutschlands Görlitz:
Sonnenaufgang: 4:46 Uhr, Sonnenuntergang : 21:18 Uhr - westlichste Stadt Deutschlands Selfkant:
Sonnenaufgang: 5.21 Uhr, Sonnenuntergang: 21:58 Uhr
Der Unterschied ist schon recht groß, so hätte ich das nicht vermutet.
Warum gehen die Uhren in Görlitz immer richtig?
Es gab eine Zeit, da hatte jedes Stadt eine eigene Uhrzeit. Je nachdem, wann die Sonne in der Stadt am höchsten Punkt stand, war es dort dann 12 Uhr mittags. Die Sonnenuhr half dabei die Zeit genau zu ermitteln. Mit der Zeit war dieses einfache Prinzip jedoch ein großes Problem. War man zum Beispiel von A nach B unterwegs, musste man sich ständig nach einer neuen Zeit richten. Zunehmender Verkehr musste koordiniert werden und Fahrpläne erstellt werden. Schwierig, wenn jeder seine eigene Zeit hat.
Im ersten Schritt überlegte sich der kanadische Ingenieur Sir Sandford Flemming eine „Eisenbahnzeit“. Dazu legte er 1879 Zeitzonen fest. So richtig zufriedenstellend war das allerdings noch nicht.
Man suchte nach einer Lösung und viele Meridiankonferenzen später, teilte man bis die Erde in 24 Zeitzonen ein. 1884 legte man die geografische Position des Nullmeridians, der durch Greenwich verläuft, fest. 25 Nationen beschlossen das Merdiansystem, das bis heute Gültigkeit hat. Die 360 Längengrade, die sich um die Welt spannen, teilte man in 24 Stunden ein, es sind also genau 15 Längengrade pro Stunde.
Das damalige Deutsche Reich beschloss, mit dem Reichsgesetzblatt Nummer 7 vom 16.3.1893, die Einführung die Mitteleuropäische Einheitszeit in Deutschland. Ab dem 1.4.1893 sollten alle Uhren gleich ticken. Und man verwendete dazu den Verlauf des Meridian 15° östlich von Greenwich.
Schaut man nun nach Görlitz, stellt man fest, die Stadt liegt auf dem 15 Meridian. Somit wurde Görlitz zum Zeitgeber für 42 Länder in Afrika und Europa.
Also 12 Uhr auf der Uhr abgelesen heißt in Görlitz auch 12 Uhr mittlere Ortszeit. Mehrmals im Jahr, in Abhängigkeit zu den geringfügig schwankenden Sonnentagen, ist die Uhrzeit der Sonnenuhr auch identisch mit der einer modernen Uhr.
Südlich der Stadthalle, fast an der Brücke zu Polen, hat man 1961 ein Meridiandenkmal aufgestellt, dass den Verlauf des 15.Meridians anzeigt. Das Meridiandenkmal sieht aus wie eine Erdkugel, ist aus Lausitzer Granit und soll 1150 kg schwer sein. Auf der Kugel befindet sich eine Richtungsschiene, die den Verlauf des Meridians angibt. Guckt man an der Schiene in Pfeilrichtung entlang, schaut man genau nach Norden
Warum schlägt dann aber die Uhr der Dreifaltigkeitskirche immer zu früh?
Der Tuchmacher-Aufstand von 1527 ist bis heute dafür verantwortlich, dass die Turmuhr der Kirche sieben Minuten zu früh schlägt. Damit die Verschwörer, damals auf dem Weg zu ihren geheimen Treffen, der Stadtwache nicht in die Arme liefen, ließ ein Verräter die Uhr früher schlagen.
Schreibe einen Kommentar