Görlitzer Bier aus der Landskron Brau-Manufaktur – wir haben uns auf Entdeckungsreise durch die Brauerei begeben und natürlich jede Menge Bier probiert.
Bier braut man eigentlich überall nach einem einheitlichen Verfahren. Die Zutaten sind nach dem deutschen Reinheitsgebot immer Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. Trotzdem ist es immer wieder spannend, in den Brauereien auf Entdeckungstour zu gehen und wir lernen immer wieder etwas dazu. In Görlitz haben wir zum ersten Mal die offene Gärung gesehen.
Kurze Brauereigeschichte
Es war 1869, als der preußische König den Bau einer Brauerei in Görlitz genehmigte. Es dauerte nicht lange und die damalige Görlitzer Aktien Brauerei fing mit dem Brauen des Bieres an. 1872 gab es bereits einen Biergarten mit fast 3000 Sitzplätzen.
Trotz schwieriger Bedingungen im Ersten Weltkrieg, man beschlagnahmte das Malz und die Pferde, gelang es, den Betrieb weiter aufrecht zu erhalten. Man nutzte nun Mais zur Bierherstellung.
Von 1928 bis 1946 leitete Walther Scheller das Unternehmen. Während des Zweiten Weltkrieges nutzte die Wehrmacht die langen Kellergänge für ihre Rüstungsproduktion. Die Produktion von Bier war kaum noch möglich, aber die bis heute beliebte Himbeerfassbrause konnte produziert werden und rettete den Betrieb.
1959 kam es zur staatlichen Beteiligung bei der Landskron Brauerei Scheller & Co. KG. Ab 1972 verstaatlichte man den Betrieb komplett und führte sie in als Volkseigenen Betrieb weiter.
Seit 1991 braut man wieder nach deutschem Reinheitsgebot und ein Jahr später übernahm die Familie Scheller die Firma wieder. 2003 verkaufte die Familie die Brauerei an die Holsten-Gruppe, 2004 wechselte der Besitz erneut (Karlsberg Gruppe).
2006 verkaufte man die Brauerei an die Familienstiftung von Rolf Lohbeck. Heute arbeiten in der Brauerei etwa 100 Mitarbeiter, die 12 verschiedene Biere produzieren.
Woher hat die Brauerei Landskron ihren Namen?
Der Name der Landskron Brau-Manufaktur leitet sich von dem Görlitzer Wahrzeichen, der Landeskrone ab. Die Landeskrone ist der höchste Punkt der Stadt und ein beliebtes Ausflugsziel.
Den Namen trägt die Brauerei seit 1882. Da ließ man den Name Landskron Bier patentrechtlich schützen.
Das Brauereigelände
Die Gebäude der Landskron Brau-Manufaktur sind heute ein Industriedenkmal. Da hier noch produziert wird, zählt sie zu den ältesten produzierende Industriedenkmälern Deutschlands. Die noch erhaltenen Gärräume von 1869 stehen unter Denkmalschutz.
Das ehemalige Maschinenhaus ist seit 2019 ein modernes Besucherzentrum. Hier gibt es nicht nur einen Bierausschank und den Shop mit diversen Produkten rund um das Bier, hier kann man auch eine kleine Ausstellung besuchen. Wer eine Brauereitour gebucht hat startet seinen Rundgang im Besucherzentrum.
Die Gebäude auf dem Brauereigelände sind von außen mit rotem Backstein verkleidet. Jedes Gebäude erfüllt bei der Bierproduktion einen speziellen Zweck. So gibt es zum Beispiel die alte Mälzerei, die heute jedoch nicht mehr zur Malzherstellung genutzt wird, ein Sudhaus und die Gebäude für die Abfüllung und Lagerung.
Ein Gebäude sticht bei dem Rundgang über das Gelände besonders hervor, die wunderschöne Fabrikantenvilla. Hier befindet sich heute die Verwaltung und hier finden zum Ende der Führung in rustikal gestalteten Räumen die Verkostung des Biers statt. Aber dazu später mehr.
Landskron Kulturbrauerei bietet zahlreiche Live-Events an, die zahlreiche Besucher anlocken.
Filmlokation Brauerei
Görlitz heißt nicht umsonst auch „Görliwood“. In der Stadt sind bisher unzählige Filmszenen gedreht worden. So auch in der Brauerei.
Die Gasse vor dem Sudhaus verwandelte sich in den Hafen von New York. Im Film „In 80 Tagen um die Welt“ stellt Jackie Chan als Passepartout/Lau Xing hier sein kämpferisches Können unter Beweis und gerät dabei natürlich in Lebensgefahr.
Der offene handgeführte Brauvorgang
Während unseres Rundganges bei einer Führung durch das Gelände und mit einem Blick hinter die Kulissen erfährt man viel über das Bierbrauen.
In einer „Museumsabteilung“ sieht man alte Kupferkessel, die früher zum Brauen genutzt wurden. Heute verwendet man moderne Edelstahltanks.
Für uns etwas ganz besonderes, in der Landskron Brau-Manufaktur wird mit offener handgeführter Gärung gebraut.
Alle zwei Wochen werden riesige Becken gefüllt, in dem das Bier gärt. Wir hatten Glück und bei unserem Besuch waren die Becken gefüllt. Jeder Bottich enthält etwa 600 Hektoliter.
Etwa 7 Tage brodelt und blubbert das Hopfen-, Malz-, Wasser- und Hefegemisch vor sich in. Es bildet sich dabei ein weißer Schaum, auf dem braune Hopfenharzflecke zu sehen sind. Dieses wird manuell mit dem Löffel abgetragen. Die entstehenden Gase werden durch spezielle Abluftanlagen abgepumpt.
Das hier entstandene Jungbier wird abgepumpt und in 12 Meter tief liegenden Kellerräumen je nach Biersorte noch etwa 40 Tage gelagert.
Wer Lust hat mehr über die Brautechnik zu erfahren, findet auf der Webseite der Landskron Brau-Manufaktur eine virtuelle Bierreise, bei der die einzelnen Produktionsschritte beschrieben werden.
Das Biertasting am Ende der Führung
Am Ende der Brauereiführung wird man zur Verkostung des Landskron Biers gebeten. Keine Sorge, wer noch fahren muss oder so gar kein Bier mag, kann die hauseigene Fassbrause oder ein Apfelradler trinken. Diese sind seit vielen Jahren ein Verkaufsschlager.
Wir haben uns an das Bier gehalten und einige der Sorten probiert.
Kellerbier
Zuerst habe ich das Kellerbier, ein unfiltriertes Zwickelbier getrunken. Das Bier hat einen Alkoholgehalt von 5,2 %vol. und eine Stammwürze von 12,2 %. Das untergärige Vollbier hat eine leicht getrübte mattgoldne Farbe und eine cremige Schaumkrone.
Ich finde, das Bier roch leicht fruchtig und etwas malzig. Geschmacklich hat man zunächst das Gefühl ein recht weiches Bier zu trinken, erst im Abgang schmeckt man den etwas bitteren Hopfen heraus.
Pupen-Schultzes Schwarzes
Das Pupen-Schultzes ist eine Brauspezialtät. Der Name verrät es schon, hier neben den üblichen Zutaten noch zusätzlich etwas im Bier. In diesem Fall handelt es sich um Süßungsmittel.
Die Brauspezialität enthält nur 3,8%vol Alkohol und hat eine Stammwürze von 9,8%. Das Pupen-Schultzes Schwarzes ist sehr dunkel, fast schon ebenholzfarben. Der Schaum ist eher cremefarbig und sehr feinporig.
Überrascht war ich von dem Geschmack des Biers. Man schmeckt die Malzsüße deutlich heraus, die Bierspezialtät ist kaum bitter.
Ich habe ein Video über die Bierspezialität gefunden, dass wirklich seinen sehr gutes Bild von dem Getränk darstellt.
Landskron Weizen
Patrick ist ja bekennender Weizenbier Fan. Er hat natürlich das Landskron Weizen probiert und fand es wirklich sehr gut. Ich habe nur einen kleinen Schluck probiert und fand das Bier sehr angenehm und weich im Geschmack. Es roch wundervoll nach Banane.
Das Weizen hat einen Alkoholgehalt von 5,5%vol. und eine Stammwürze von 12,8%. Im Glas zeigt sich eine deutliche Trübung des bernsteinfarbenen Biers.
Bernstein Red Ale
Einen Tag vor unserer Brauereitour habe ich am Ende einer Radtour schon einen kurzen Stopp am Besucherzentrum eingelegt und das Bernstein Red Ale getrunken. Für mich das beste Bier, dass ich an diesem Wochenende von der Landskron Brau-Manufaktur getrunken habe.
Das Bier hat einen Alkoholgehalt von 5,4%vol. und eine Stammwürze von 14%. Das Ale hat eine wunderschöne klare Bernsteinfarbe. Der Schaum ist etwas cremefarben. Als ich an dem Bier gerochen habe, ist mir zuerst ein Geruch von gebrannten Mandel in die Nase gezogen. Sicherlich kommt das durch das verwendete Malz, das auch die wunderschöne Farbe hervorruft.
Geschmacklich hatte ich das Gefühl, dass das Bier etwas mehr Kohlensäure enthält und der Hopfen kaum zu schmecken ist. Ich empfand das Bier als angenehm weich und sehr süffig.
Premium Pilsner
Zurück im Besucherzentrum am Ende der Führung, gab es für uns noch eine Bockwurst und ein letztes Bier an dem Tag. Patrick probierte nun auch das Bernstein, während ich das strohgelbe Premium Pilsner trank.
Mit einem Alkoholgehalt von 4,8%vol. und einer Stammwürze von 11,6% war das Bier der perfekte Tagesabschluss. Es ist süffig und fein-malzig im Geschmack, so wie ein richtiges Pils schmecken muss.
Adresse:
An der Landskonbrauerei 116
02826 Görlitz
Offenlegung:Der Besuch in der Brauerei fand im Rahmen einer Recherechereise nach Görlitz statt.
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