Die Pfarrkirche St. Peter und Paul ist in Görlitz eher unter dem Namen Peterskirche bekannt. Sie steht oberhalb des Neißetals und ihre markanten Turmspitzen haben mir eine ideale Orientierungshilfe in der Altstadt geboten.
Meine erste Nacht, die das Ende meiner Pilgerwanderung auf der Via Sacra bedeutete, in Görlitz habe ich in einem kleine Hotel unterhalb der Peterskirche verbracht. Die markanten Turmspitzen und das Kupferdach haben mich sofort angezogen und ich habe mich auf eine kleine Entdeckungstour begeben.
Peterskirche – ein bißchen Geschichte
Um 1230 stand bereits eine Basilika auf der Erhöhung über der Neiße. Der Bau der heutigen Kirche begann Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Grundsteinlegung des Chors fand 1423 statt und um 1497 war die Kirche fertig gestellt. Die Kirche hat mit einer Länge von 72 Metern, einer Breite von 39 Metern und einer Mittelschiffshöhe von 24 Metern schon recht beachtliche Ausmaße. Bis heute zählt sie zu einer der größten und bedeutendsten Hallenkirchen im Osten Deutschlands.
Ein Stadtbrand (1691) vernichtete unter anderem einen großen Teil des Inventars, wie zum Beispiel 36 Altäre. Im Zuge der Instandsetzungen nach dem Brand, stattete man die Kirche im Stil des Barocks neu aus.
Ab 1702 war der bekannte Komponist und Musiker Christian Ludwig Boxberg Organist in der Peterskirche. Er veröffentlichte neben zahlreichen musikalischen Werken auch eine Beschreibung der Sonnenorgel, die bis heute in der Kirche steht.
1889 und 1891 erhöhte man die beiden Türme auf 84 Meter. Es entstanden zusätzliche obere Geschosse und Turmhelme aus Beton, die bis heute die markante Optik der Kirche ausmachen. Ich finde aufgrund der anderen Farbgebung kann man recht gut erkennen, dass sie Turmspitzen nachträglich entstanden sind.
Tragisch war die Zerstörung der Glasgemälde und Teile des Daches im Mai 1945. Eine, durch die deutsche Wehrmacht ausgelöste Sprengung der Altstadtbrücke, verursachte eine enorme Druckwelle, die zu diesen Schäden führte. Es dauerte einige Jahre, bis die Schäden und weitere Bereiche der Peterskirche restauriert werden konnten.
Kirchenrundgang
Betritt man die Peterskirche, steht man in einer großen fünfschiffigen Hallenkirche. Auffällig sind die schlanken Pfeiler, die in ein Netzgewölbe in den Seitenschiffen und ein Gewölbe in Sternenform im Mittelschiff übergehen. Ich bin erstaunt darüber, wie „leicht“ und filigran dieses wirkt.
Im nördlichen Seitenschiff fallen die wunderschönen Fenster mit Fischblasenmaßwerk auf. Die Fenster der Kirche sind sehr hoch und das Licht scheint hindurch. Das macht den gesamten Innenraum dadurch hell und freundlich.
Der Altar zieht meinen Blick auf sich. Er besteht aus Sandstein und poliertem Stuckmarmor. Er steht vor hellen großen Fenstern, ist reich mit Figuren geschmückt und wirkt auf mich nicht zu überladen. Ein wunderschöner Altar, der aufgrund der Kirchengröße eher klein wirkt. Er gliedert sich aber sehr harmonisch in das Gesamtbild der Kirche ein.
Die Kanzel empfinde ich dagegen als zu pompös. Sie stammt aus dem Jahr 1693 und ist vorwiegend in Weiß und mit viel Gold gestalte. Der Aufgang und die Kanzel sind mit Pflanzenornamenten versehen und werden von lebensgroßen Engeln getragen.
Über den Engeln befindet sich ein Wappen, dass an den Stifter erinnert. Zusätzlich sind noch die vier Evangelisten, verschiedene Apostel, Propheten und Heilige dargestellt. Warum hinter der Kanzel die Säule blau gestaltet ist, weiß ich nicht, aber ich finde, es passt nicht so recht zusammen.
Besonders gut haben mir die drei hölzernen Beichtstühle gefallen. Ich habe Beichtstühle in dieser Art bisher noch nicht gesehen und war beeindruckt.
Nachdem ich gerade kurz zuvor den Epitaphienschatz in Zittau gesehen hatte, fielen mit die zahlreichen Epitaphien in der Peterskirche sofort ins Auge. Einige sind wirklich sehr prachtvoll und wunderschön gearbeitet.
Die Taufkapelle der Peterskirche befindet sich im Westjoch des Nordschiffes. Ein schmiedeeisernes Gitter trennt das Taufbecken von den Kirchenbesuchern ab. Das Taufbecken ist sehr bunt gestaltet. Mir gefällt vor allem, dass die Wände im Hintergrund so gezeigt werden, wie sie den Zweiten Weltkrieg überstanden haben.
Uhren in der Peterskirche
Etwas versteckt entdecke ich eine Monduhr aus der Sakristei, die aus dem Jahr 1507 stammt. Die Monduhr zeigte dem Kirchendiener an, wann es Zeit zum Glockengeläut und der Gottesdienstordnung war. Die Anzeige der Mondphasen war zu der Entstehungszeit der Uhr eine beliebte Spielerei.
In der Peterskirche gibt es noch eine weitere Uhr. An der südlichen Empore am „steinerneren Chor“ hängt die sogenannte Kanzeluhr. Sie ermöglicht dem Prediger und der Gemeinde, über die Länge der Rede zu wachen.
Görlitzer Sonnenorgel
Die Orgel der Peterskirche ist etwas ganz besonderes. Sie ist vom kaiserlichen Hoforgelbaumeister Eugenio Casparini 1703 in die Kirche gebaut worden. 1997/2004 ist das Orgelwerk von einer Schweizer Firma erneuert worden.
Die Sonnenorgel hat 88 Register mit 6.095 klingenden Pfeifen, die auf vier Manualen und Pedal verteilt sind. Über die Vorderseite, dem sogenannten Regal, verteilt befinden sich 17 Sonnen, um die herum gleich lange Orgelpfeifen als optische Sonnenstahlen angeordnet sind. 12 dieser Sonnen klingen, 4 sind stumm.
Etwas ganz besonderes ist auch das spektakuläre Register der Sonnenorgel, das z. B. Tierstimmen ertönen lässt.
Nicht nur während der Gottesdienste kann man dem wunderschönen Klang der Orgel lauschen. Es gibt einige spezielle Uhrzeiten, in denen die Orgel angespielt wird. Bei meinem Besuch konnte ich glücklicherweise einigen Tönen lauschen und sie klangen wirklich wunderschön.
Adresse:
Bei der Peterskirche 9,
02826 Görlitz
Öffnungszeiten:
Montag – Samstag 10 – 18 Uhr
(Januar und Februar geschlossen)
Sonntag/Feiertage 11.30 – 18 Uhr
(Januar und Februar 11.30 Uhr – 14 Uhr)
Gottesdienst: Sonntag 10.00 Uhr
Orgelpunkt (Anspiel der Sonnenorgel):
Sonntag und Feiertage: 12 Uhr
April – Oktober
Dienstag, Donnerstag, Sonntag:12 Uhr
Eintrittspreis:
kostenlos
Fotogenehmigung: 1,50 €
Wolfhard Giersch
Sehr geehrtes Kirchen -Team,
leider kann ich im Internet nichts über das herrliche Kirchenfenster erfahren,.
Die Geschichte ist ” sehr dünn ” in meinem Gedächtnis:
Im 2. Weltkrieg wurde die Neiße-Brücke gesprengt und alle wunderbaren Glasfenster
der Kirche wurden zerstört. Das erhaltene Fenster war zu dieser Zeit zur Restoration
ausgelagert und ist dadurch unbeschädigt geblieben —
ODER R WAR ES GANS ANDERS ???
Dieses Jahr möchte ich mein Foto von dem erhaltenen Fenster als Weihnachts-Karte
verwenden und würde sehr gern einige Worte über das wunderschöne Fenster
dazu schreiben. Vielleicht können Sie mir helfen etwas Licht in meine Dämmerungs-
Erinnerungen zu bringen.
1973 wurde ich in Görlitz geboren — und komme immer wieder gern in meine schöne Geburtsstadt —- aus Münster in Westfalen
Gern sende ich Ihnen die Karte mit den Weihnachtsgrüßen.
Eine geruhsame, schöne Adventszeit wünscht Ihnen
Wolfhard Giersch
Susanne Jungbluth
Hallo Herr Giersch,
leider sind wir nicht das Kirchenteam.Unser Online Reisemagazin berichtet von sehenswerten Orten im In- und Ausland. Die Kirche in Görlitz gehört unserer Meinung zu diesen Orten. Über die Kirchenfenster habe ich bei unserem Besuch leider keine Informationen erhalten.
Liebe Grüße, Susanne Jungbluth
Thomas Gommlich
Ich kenne diesen Ort noch aus meiner Studentenzeit 1998-1999 1./2. Semester Kommunikationspsychologie. Gewohnt hatte ich im Studentenwohnheim im Hirschwinkel direkt an der Neiße. Mittlerweile bin ich Maschinenbau Konstrukteur – hatte den Studiengang gewechselt und wohne nun in Nossen. Ich habe diese Stadt, und ganz Niederschlesien nie vergessen können und fahre jedes Jahr mehrmals nach Görlitz, Hirschberg, Breslau, Glatz oder Habelschwerdt. Der Ausblick von der Landeskrone ist etwas ganz besonderes. Die Sudeten sind für mich deutsche Hochkultur. Die Zeit des 3. Reiches hat das alles zerstört – die Polen haben viel daraus gemacht und erhalten – man fährt gern dorthin. Zu Deutschland gehört weiterhin die Peterskirche und ist damit die einzige verbliebene in Niederschlesien. Vergleichbar ist sie mit der Elisabeth-Kathedrale in Breslau, deren Konversion gewechselt wurde. Görlitz ein Ort, an dem man eigentlich wieder wohnen möchte, aber ich komme auch als Tourist immer wieder.
Susanne Jungbluth
Uns hat es dort auch sehr gefallen.