Kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze in der Provinz Groningen liegt der kleine Ort Bourtange. Hier steht ein Festungsanlage, die wunderbar rekonstruiert wurde.
Entstehung der Festung Bourtange
Die Festung Bourtange entstand um 1580. Die Gegend rund um Groningen war zu dieser Zeit sehr sumpfig, nur wenige feste Straßen zogen sich durch die Landschaft. Wilhelm I. von Oranien ließ auf dem Weg zwischen Heede und Groningen an einer günstigen Stelle die Festung errichten. Er hoffte, dass er so den Spaniern, die die Stadt Groningen besetzt hatten, den Weg von der Außenwelt abschneiden zu können.
1593 konnte der Bau der Festung abgeschlossen werden. Die Anlage veränderte sich im Laufe der Jahre und passte sich immer wieder den neusten technischen Erkenntnissen an. Erstaunlich für mich, in Friedenszeiten ließ man die Anlage immer wieder verfallen und baute sie dann in Krisenzeiten wieder auf. Wäre es nicht einfacher gewesen, sie zu erhalten?
Die Lage der Festung war strategisch so günstig gewählt, dass sie laut Berichten nie von Angreifern erobert werden konnte.
Bis Mitte des 19.Jahrhunderts wurde die Festung Bourtange militärisch genutzt und erst 1851 militärisch offiziell aufgegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die gesamte infrastrukturschwache Region rund um die Festung eine große Bevölkerungsabwanderung. Man entschloss sich, den Tourismus anzukurbeln und so die Region aufzuwerten. Im Zuge dieser Maßnahmen baute man die Festung wieder auf.
Rund um die Festungsanlage Bourtange
Die Rekonstruktion der Festung sollte der Region helfen, Besucher anzulocken und die Region attraktiver zu machen.
Vom großen Besucherparkplatz kommt man gut zu Fuß zur Festung Bourtange. Es dauert vielleicht 5-10 Minuten! In der Hauptsaison fährt auch ein kleiner Transport.
Der Fußweg lohnt sich auf jeden Fall. Man hat einen tollen Blick auf die Verteidigungsanlagen und als wir dort waren, gab es wunderschöne Spiegelungen im Wasser des Festungsgrabens.
Die Festungsanlage stellt ein regelmäßiges Fünfeck dar, mit Bastionen auf den Ecken. Die Ausmaße der Anlage sind sehr überschaubar, von Bastion zu Bastion beträgt die Entfernung nur 200 Meter. Vor der Festung liegen Wassergräben, Wallschilde (zum Schutz des Walls zwischen den Bastionen), ein Kronwerk und ein Glacis.
Bei der Rekonstruktion der Anlage wurde darauf geachtet, dass nur Erde und Holz verwendet wurde. Lediglich die beiden Tore und eine kleine Poterne sind gemauert.
Über zwei Brücken gelangt man in die Festungsanlage. An beiden Brücken stehen Brückenwächterhäuser.
Man kann auf der Festungsanlage von Bastion zu Bastion laufen, ein wirklich schöner Weg, bei dem man eine tolle Aussicht hat.
Besonders witzig fand ich die kleinen Häuschen, die auf kleinen Brücken über dem wassergefüllten Festungsgraben befinden. Als wir uns ein Häuschen etwas näher angesehen haben, konnten wir sehen, dass es Toilettenhäuschen sind. Ein Donnerbalken mit Öffnung über dem Wasser lassen heute nur erahnen, was für eine Brühe den Festungsgraben füllte.
Auf dem Festungswall steht eine große Windmühle. Dieser Nachbau aus dem Jahr 1980 stellt die rekonstruierte Bockswindmühle der Bastion dar. Diese Holzwindmühle diente als Getreide- und Schälmühle. Eine zweite Mühle befindet sich in der Bastion. Der Mühlstein der Rossmühle kann noch heute mit der Kraft des Pferdes angetrieben werden.
In der Festungsanlage ist ein Museumsdorf entstanden. In kleinen rekonstruierten Häusern sind neben Souvenirgeschäften, Restaurants und einem Hotel auch kleine Museen und ein Informationszentrum untergebracht. Zusätzlich befindet sich in Bourtange auch eine kleine Synagoge. Das aus dem Jahr 1842 stammende Gebäude wurde restauriert und dient heute als Museum.
Auf dem Marktplatz sollte man nicht das hölzerne Pferd übersehen. Ich habe ja zuerst gedacht, dass dieses nur zu Dekorationszwecken dort steht. Aber weit gefehlt. Es handelt sich um die Rekonstruktion eines Folterwerkzeuges. Sträflinge wurden auf das Pferd gesetzt und an ihren Füße befestigte man Gewichte.
Wer nach dem Besuch der Festung Bourtange noch etwas spazieren gehen möchte, sollte nicht verpassen, in den angrenzenden Naturschutzpark zu gehen. Mit etwas Glück kann man dort Herden mit Konik-Pferden entdecken.
Adresse:
Vesting Bourtange
Willem Lodewijkstr.33
9545 PA Bourtange
Öffnungszeiten:
Informationszentrum:
1.2. – 29.3.
Montag – Freitag: geschlossen
Samstag, Sonntag: 11-16 Uhr
Bis 31.10.
Montag-Freitag: 9 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag: 10 – 17 Uhr
Ab 1.11.- 29.12.
Montag – Freitag: 9 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag: 11 – 16 Uhr
An einigen Feiertagen ist die Festung geschlossen.
Museum:
Bis zum 31.10.
Montag – Freitag: 10:30 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag 10 – 17 Uhr
Ab 1.11. bis Ende März
Montag – Freitag: Geschlossen
Samstag, Sonntag: 11 – 16 Uhr
An einigen Feiertagen bleiben die Museen geschlossen.
Eintrittspreise:
Der Besuch der Festung ist kostenfrei. Es werden Eintrittspreise für die Museen erhoben (Kombiticket).
Erwachsene: € 8,50
Es werden Ermäßigungen angeboten.
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