Kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze in der Provinz Groningen liegt der kleine Ort Bourtange. Hier steht die Vesting Bourtange, eine Festungsanlage, die wunderbar rekonstruiert wurde.
Entstehung der Festung Bourtange
Die Festung Bourtange entstand um 1580. Die Gegend rund um Groningen war zu dieser Zeit sehr sumpfig, nur wenige feste Straßen zogen sich durch die Landschaft. Wilhelm I. von Oranien ließ auf dem Weg zwischen Heede und Groningen an einer günstigen Stelle die Festung errichten. Er hoffte, dass er so den Spaniern, die die Stadt Groningen besetzt hatten, den Weg von der Außenwelt abschneiden zu können.
Bereits 1593 war die Festung fertiggestellt und bewährte sich während des Dreißigjährigen Krieges als uneinnehmbares Bollwerk. Immer wieder modernisiert, blieb sie trotz zahlreicher Angriffe unbesiegt. Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten bewies die Festungsanlage ihre Standhaftigkeit und selbst in Krisenzeiten war sie stets instand gesetzt. Besonders im Jahr 1742, während des Ersten Schlesischen Krieges, erreichte die Festung ihre größte Ausdehnung.
Bis Mitte des 19.Jahrhunderts wurde die Festung Bourtange militärisch genutzt. Mit der Zeit siedelten sich immer mehr Bürger innerhalb der schützenden Mauern an, und eine kleine Festungsstadt entstand. Doch 1851 wurde die Festung militärisch aufgegeben.
Das Dorf blühte zunächst auf, doch nach dem Zweiten Weltkrieg begann der langsame Niedergang aufgrund der schlechten Infrastruktur der gesamten Region. Rund um die Festung begann eine große Bevölkerungsabwanderung.
Rettungsversuch
1960 drohte die vollständige Aufgabe des Ortes. In einem letzten Rettungsversuch entschloss sich die Gemeinde Vlagtwedde, die Festung auf den Stand von 1742 zu rekonstruieren und als Museums- und Freizeitort zu erhalten.
Zwischen 1964 und 1973 wurden die wichtigsten Restaurationsarbeiten durchgeführt, und auch danach wurde die Anlage kontinuierlich erweitert und ergänzt.
Die Festungsanlage stellt ein regelmäßiges Fünfeck dar, mit Bastionen auf den Ecken. Die Ausmaße der Anlage sind sehr überschaubar, von Bastion zu Bastion beträgt die Entfernung nur 200 Meter. Vor der Festung liegen Wassergräben, Wallschilde (zum Schutz des Walls zwischen den Bastionen), ein Kronwerk und ein Glacis. Bei der Rekonstruktion der Wallanlage wurde darauf geachtet, dass nur Erde und Holz verwendet wurde. Lediglich die beiden Tore und eine kleine Poterne sind gemauert. Etwas Veränderung musste man allerdings zulässen. Damals waren die Zufahrtstore flacher und schmaler. Damit ein kleiner Feuerwehrwagen, Krankenwagen und Zulieferer durch das Tor passen, hat man dieses etwas verbreitert und erhöht.
Im Inneren der Vesting Bourtange entstand wieder der zentrale Marktplatz, von dem sternförmig die Straßen zum Festungswall führen. Alte Fotos und Bauzeichnungen halfen dabei möglichst originalgetreue Häuser zu errichten.
Weg in die Festungsanlage Bourtange
Vom großen kostenfreien Besucherparkplatz kommt man gut zu Fuß zur Festung Bourtange. Es dauert vielleicht 5-10 Minuten! In der Hauptsaison fährt auch ein kleiner kostenpflichtiger Minibus direkt vor dem Informationszentrum ab.
Im Informationszentrum befindet sich neben dem Souvenirshop auch die Hotelrezeption und die Möglichkeit Eintrittskarten für die kleinen Museen auf dem Gelände zu kaufen. Man erhält hier auch einen Plan mit den wichtigsten Orten innerhalb der Festungsanlage.
Der Fußweg lohnt sich auf jeden Fall. Er führt zwischen den ehemaligen Befestigungsgräben über drei wunderschöne leuchtend rote Holzbrücken. Man hat einen tollen Blick auf die Verteidigungsanlagen und wenn das Wasser ruhig ist, gibt es wunderschöne Spiegelungen im Wasser des Festungsgrabens. Über die Brücke gehend gelangt man dann in die Festungsanlage.
Rundweg auf dem Festungswall
Bourtange ist vollständig von Wasser umgeben. Die Wallanlage verläuft sternförmig um das Dorf. Wie die meisten Besucher haben auch wir zunächst einen Spaziergang auf der Wallanlage unternommen. Es dauert etwa 30 Minuten das kleine Dorf zu umrunden.
Von der Erhöhung hat man einen schönen Blick auf die historischen Gebäude und die grüne Umgebung. Der Weg führt von Bastion zu Bastion und nur an dem Haupteingang muss man über schmale Treppenstufen kurz den Weg verlassen, um auf der anderen Seite wieder hinauf zu steigen.
An einer Bastion stehen Geschütze. Diese stammen ursprünglich von einem Schiff und werden bis heute genutzt. Während der Saison findet eine Vorführung des Kanonenschießen jeden Sonntag um 15 Uhr statt. Zusätzliche Kanonenschüsse werden am Himmelfahrt, Ostermontag und Pfingstmontag abgefeuert.
Besonders witzig fand ich die kleinen Häuschen, die auf kleinen Brücken über dem wassergefüllten Festungsgraben befinden. Als wir uns ein Häuschen etwas näher angesehen haben, konnten wir sehen, dass es Toilettenhäuschen sind. Ein Donnerbalken mit Öffnung über dem Wasser lassen heute nur erahnen, was für eine Brühe den Festungsgraben füllte.
Auf dem Festungswall steht auch eine große Windmühle. Dieser Nachbau aus dem Jahr 1980 stellt die rekonstruierte Bockswindmühle der Bastion dar. Diese Holzwindmühle diente als Getreide- und Schälmühle. Eine zweite Mühle befindet sich in der Bastion. Der Mühlstein der Rossmühle kann noch heute mit der Kraft des Pferdes angetrieben werden.
Bourtange – das Museumsdorf
In der Festungsanlage ist ein Museumsdorf entstanden. In kleinen rekonstruierten Häusern sind neben Souvenirgeschäften, Restaurants und einem Hotel auch kleine Museen untergebracht. Einige der Häuser werden ganz normal als Wohnhäuser genutzt und sind natürlich nicht öffentlich zugänglich.
Bei der Rekonstruktion hat man die typischen Wohnhäuser, wie das Capiteynslogement, das Haus des Proviantmeisters und andere Offiziershäuser aufgebaut. Es sind aber auch Lagerhäuser, die Kirche, das Pulvermagazin oder die Gebäude der Soldatenwohnungen entstanden.
Zusätzlich befindet sich in Bourtange auch eine kleine Synagoge. Das aus dem Jahr 1842 stammende Gebäude wurde restauriert und dient heute als Museum.
Rund um den Marktpaltz befinden sich Restaurant und kleine Geschäfte. Auf dem Marktplatz sollte man nicht das hölzerne Pferd übersehen. Ich habe ja zuerst gedacht, dass dieses nur zu Dekorationszwecken dort steht. Aber weit gefehlt. Es handelt sich um die Rekonstruktion eines Folterwerkzeuges. Sträflinge wurden auf das Pferd gesetzt und an ihren Füße befestigte man Gewichte.
Museen
Insgesamt gibt es 5 verschiedene Museen in Bourtange. Diese können alle mit einer Kombinationseintrittskarte (gibt es im Informationszentrum am Parkplatz) besucht werden.
Museum de Baracquen
Das Museum de Baracquen, untergebracht in einer historischen Kaserne, bietet einen Einblick in das Leben der Soldaten im Jahr 1742. Besonders hervorzuheben ist die einzigartige Sammlung von Karten, die die Festung Bourtange und die umliegenden befestigten Städte darstellen.
Synagoge
Die Synagoge, erbaut im Jahr 1842, diente bis zum Zweiten Weltkrieg als Gebetshaus für die jüdische Gemeinschaft in Bourtange. Sie gilt als die einzige gut erhaltene Synagoge an der deutsch-niederländischen Grenze. Heute befindet sich dort eine Ausstellung mit Gegenstände und Fotos die jüdische Geschichte von Bourtange dokumentieren.
Kapiteinswoning
Dieses ehemalige Offiziershaus stammt aus dem Jahr 1661 und bildet die Hälfte des ehemaligen Konventmeisterhauses. Die Küche ist als ständiger Ausstellungsraum gestaltet, während der restaurierte Teil des Hauses einen wunderschönen historischen Raum beherbergt.
Das neue Kruithuis
Wie der Name bereits andeutet, diente das “Neue Kruithuis” einst zur Lagerung von Schießpulver. Heutzutage wird es für wechselnde Ausstellungen genutzt und steht auch als Veranstaltungsort für Hochzeiten zur Verfügung. Interessant ist, dass das Dach früher lose auf den meterdicken Wänden lag, um im Falle einer Explosion zu verhindern, dass das gesamte Gebäude zerstört wird.
Unsere Tipps
Während eines Besuches sollte man nicht verpassen eins der Restaurants in Bourtange zu besuchen. Wir haben im t Oal Kroegie gegessen. Bei gutem Wetter kann man direkt auf dem Marktplatz sitzen, ansonsten nimmt man im gemütlichen Gastraum Platz. Es gibt eine gute Auswahl von herzhaften bis zu süßen Speisen, bei der jeder etwas für seinen Geschmack finden sollte. Uns hat es geschmeckt.
Man kann in der Vesting Bourtange auch übernachten. Wir haben eine Nacht im Hotel Vesting Bourtange verbracht und es sehr genossen.
Am ersten Maiwochenende stellen Laiendarsteller „die Schlacht von Bourtange“ nach. Dabei wechseln sich die Schlachten von 1640 und 1814 im Jahresrhythmus ab.
Ein besonderer Tipp ist der Weihnachtsmarkt, für den man rechtzeitig Eintrittskarten kaufen sollte.
Wer nach dem Besuch der Festung Bourtange noch etwas spazieren gehen möchte, sollte nicht verpassen, in den angrenzenden Naturschutzpark zu gehen. Mit etwas Glück kann man dort Herden mit Konik-Pferden entdecken.
Besucherinformationen
Adresse
Vesting Bourtange
Willem Lodewijkstr.33
9545 PA Bourtange
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit dem Auto
Die Festung Bourtange ist bequem mit dem Auto erreichbar. Sie liegt nur zwei Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze bei Dörpen entfernt. Die genaue Adresse lautet W. Lodewijkstraat 33, NL – 9545 PA Bourtange. Parkmöglichkeiten finden Sie beim Informationszentrum in der Willem Lodewijkstraat 33.
Mit dem Fahrrad
Für Radfahrer bietet sich eine malerische Route entlang der Ems und des Dortmund-Ems-Kanals sowie entlang der deutsch-niederländischen Grenze an. Etappenorte entlang dieser Route sind Lathen, Steinbild, Walchum, Hasselbrock, Neusustrum und schließlich Bourtange.
Öffnungszeiten
Informationszentrum
2.1 – 1.3.2024
Montag-Freitag: 13-16 Uhr
Samstag und Sonntag: geschlossen
2.3.- 28.3.2024
Montag-Freitag: 13-16 Uhr
Samstag und Sonntag: 10.30-16.30 Uhr
29.3.-1.11. 2024
Montag-Freitag: 10-16.30 Uhr
Samstag und Sonntag: 10-16.30 Uhr
2.11.-29.11. 2024
Montag-Freitag: 13-16 Uhr
Samstag und Sonntag: 10-16.30 Uhr
30.11.-28.2.2025
Montag-Freitag: 13-16 Uhr
Samstag und Sonntag: geschlossen
21. Dezember 2024 bis 1. Januar 2025 ist das Informationszentrum geschlossen.
Museum
2.3.-28.3.2024
Montag-Freitag: geschlossen
Samstag und Sonntag 11-16.30 Uhr
29.3.-1.11. 2024
Montag-Freitag: 11-16.30 Uhr
Samstag und Sonntag: 11-16.30 Uhr
2.11.- 29.11.2024
Montag-Freitag: geschlossen
Samstag und Sonntag: 11-16.30 Uhr
30.11.-28.2.2025
Montag-Freitag: geschlossen
Samstag und Sonntag: geschlossen
Eintrittspreise
Der Besuch der Festung ist kostenfrei.
Es werden Eintrittspreise für die Museen erhoben (Kombiticket).
Erwachsene: € 10,00
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Parken
Es gibt einen goßen kostenfreien Parkplatz am Informationszentrum. Von dort fährt vom 1.6.-29.10. ein kleiner Elektrobus bis zum Marktplatz. Der Fahrpreis beträgt 1,-€ pro Person und Tour.
Es ist nicht erlaubt mit dem Wohnmobil auf dem Parkplatz zu übernachten.
Barrierefreiheit
Viele der historischen Gebäude und Stadtmauern sind für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Es gibt drei Behindertentoiletten.
Im Informationszentrum besteht die Möglichkeit einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe mieten.
Der Besuch fand im Rahmen einer Recherchereise statt.
Elisabeth Ehrnsperger
Hallo zusammen.
Ich möchte in September 2025 mit Freunden die Festung mit Führung anschauen. Was kosten der Eintritt mit Führung pro Person?
Mit freundlichen Grüßen
Ehrnsperger Elisabeth
Susanne Jungbluth
Der Besuch der Festung ohne Führung ist kostenfrei möglich.
Wenn man die kleinen Museen besuchen möchte, die sich innerhalb der Festung befinden benötigt man allerdings Eintrittskarten.
Eintritt 2025
Kindern 0 bis 6 Jahre: gratis
Kindern 6 bis 12 Jahre € 6,00
Erwachsene: € 11,00
Familen Karte € 32,00 (2 Erwachsenen + 2 Kinder 6 bis 12 Jahre)
Führungen kann man nur individuell buchen. Hier die Preise für 2025
Preise Gruppen über 15 Personen:
– Führung: € 4,00 pro Person
– Führung + Besuch 1 Museum: € 8,00 pro Person
– Führung + Besuch alle Museen: € 12,00 pro Person
Preise Gruppen bis 15 Personen:
– Führung: € 60,00
– Führung + 1 Museum: € 120,00
– Führung + alle Museen: € 180,00
Für die Buchung bitte direkt Kontakt mit der Festung aufnehmen:
https://www.bourtange.nl/contact/contactgegevens