Das Nationale Kutschenmuseum in Lissabon gehört mit etwa 400.000 Besuchern zu den meist besuchten Museen der Stadt. Zu sehen gibt es eine einmalige Sammlung von Kutschen aus aller Welt.
Wer hätte gedacht, dass ein Museum, in dem Kutschen stehen so interessant und abwechslungsreich sein kann. Von der prunkvollen Königskutsche bis zur Kutsche für Kinder, bei einem Rundgang durch das Kutschenmuseum kann man stundenlang kleine und große Details entdecken.
Museu Nacional dos Coches
Das Museum befindet sich im Stadtteil Belém und ist seit 2015 zweigeteilt. Der kleinere Teil der Ausstellung befindet sich in einer wunderschönen klassizistischen Reithalle des Palácio Nacional de Belém. Seit 2015 steht nicht weit entfernt ein großer, futuristischer Neubau. Dort steht der größte Teil der Sammlung in einem großen und hellen Raum. Da der Raum mit seinen Betonwänden sehr schmucklos ist, wirken die Kutschen sehr pompös.
Der Altbau in der ehemaligen Reithalle ist 1905 auf Veranlassung der letzten portugisischen Königin Amélie eingerichtet worden. Die Reithalle ist 1787 von einem italienischen Architekt erbaut und zeigt im Inneren Darstellungen und Azulejo-Mosaiken der Wissenschaft, des Handels, des Friedens und des Sieges. Bevor der Ort als Museum genutzt wurde, hat man hier Pferde ausgebildet.
Um der großen Sammlung ausreichend Ausstellungsfläche bieten zu können ließ man einen brasilianischen Architekten einen Neubau errichten. Nach der Fertigstellung 2013 fehlte jedoch das Geld für die Eröffnung und Betreibung des Museums (Wirtschaftskrise in Portugal). Erst 2015 konnte man den Neubau eröffnen.
In dem Neubau gibt es Räume für Dauer- und Wechselausstellungen, Werkstätten, eine Bibliothek und Archiv und einen Bereich, in dem Veranstaltungen stattfinden können.
Die Sammlung im Kutschenmuseum von Lissabon
Im Kutschenmuseum von Lissabon kann man hauptsächlich Kutschen der portugiesischen Königsfamilie und des portugiesischen Adels bewundern. Zusätzlich sind Fahrzeuge aus kirchlichem Besitz und privaten Sammlungen zu sehen, die aus vielen Teilen Europas stammen.
Bewundern und bestaunen sollte man vielleicht eher sagen. Als wir die Ausstellungshalle betreten haben waren wir zunächst sprachlos. Nicht nur die Größe, sondern auch die vielen Kutschen, die einzeln betrachtet groß, in der Halle aber fast schon klein wirken. Überall blitzt und blinkt es golden, die Besitzer haben es sich damals nicht nehmen lassen ihren Reichtum und ihre Stellung zu zeigen.
Es gibt zahlreiche Kutschen aus dem Zeitraum 16. – 19. Jahrhundert zur sehen. An jedem Fahrzeug steht ein Hinweisschild, das den Nutzer und einige Details verrät. Man kann zum Beispiel die Königskutsche von Johann VI. von Portugal mit der er 1619 von Spanien nach Portugal reiste.
Mich haben besonders die pompösen Schnitzereien und Verzierungen an den Kutschen begeistert. Hier waren wahre Künstler am Werk und ein bißchen wirkte es so, als ob die Adligen sich mit der Gestaltung der Kutsche untereinander übertrumpfen wollten. Ob Schnitzerei oder kunstvolle Gemälde auf den Türen, prachtvolle Vorhänge und Polster in den Kutschen, eins hatten mit Sicherheit alle gemeinsam – die Fahrt dauerte lange und war unbequem.
Neben den großen und prachtvollen Kutschen gibt es aber auch die „praktischen“ Varianten zu sehen. So zum Beispiel eine Kutsche mit mehreren Sitzbänken, die fast schon einen Kleinbus ähnelt. Damit fuhr man zum Beispiel zur Jagd oder machte Ausflüge in den Park.
Eine ganz besondere Kutsche würde ich als Gefangenentransporter bezeichnen. Die Fenster sind nur aufgemalt und im Inneren gab es kleine schmale Verschläge. In jedem fand genau eine Person sitzend Platz, wobei die Füße bereits unter dem Sitz des Vordermanns standen.
Und damals wie heute gilt, was die Großen brauchen, wollen die Kinder auch haben. Es gab damals extra angefertigte Kinderkutschen, die sich nur in der Größe von denen der Erwachsenen unterschieden.
Wer sich lieber tragen ließ, oder wenn die Straßen zu eng für eine Kutsche war, stieg in eine Sänfte um. Im Kutschenmuseum in Lissabon sind einige interessante Modell zu sehen. Was ich bisher nicht wusste, es gab Säften, die auch von Pferden getragen werden konnten. Statt vorne und hinten einen Träger einzusetzen, wurden einfach Pferde eingespannt.
Lohnt sich der Besuch im Kutschenmuseum in Lissabon?
Wir waren vom Gebäude und von den Kutschen beeindruckt. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Wir waren über eine Stunde vor Ort und haben viele Besonderheiten und Gestaltungsideen der Kutschenbauer übersehen. Wer sich vorab informieren möchte oder nach einer bestimmten Kutsche sucht, sollte im Online Katalog des Museums nachschlagen.
Adresse:
Av. da Índia,
1361300-300 Lisboa
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag:
10-13 Uhr und 14.30 – 17 Uhr (letzter Einlass immer 1h vor dem Besuchsende)
Montag:
geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene: 8,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten. Mit der LisboaCard hat man freien Eintritt!
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