Das Castelo de São Jorge liegt hoch über Lissabon und bietet eine hervorragende Aussicht über die Stadt. Man kann die Festungsanlage und Burgruine täglich besichtigen.
Castelo de São Jorge – Liebe auf den Zweiten Blick?
Bei unserem ersten Besuch in Lissabon waren wir zwar am Eingang des Castelo, sind aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht hinein gegangen. Obwohl das Castelo de São Jorge zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gehört, war ich damals skeptisch, ob das Eintrittsgeld den Besuch wert ist.
Zugegebener Maßen habe ich auch bei unserem erneuten Besuch in der Stadt geschwankt. 10,- € pro Person ist nicht gerade preisgünstig und auch mit der LisboaCard erhält man keine Ermäßigung. Die Wartezeit an der Kasse war recht lang – also lieber die Tickets vorab online kaufen.
Ob der Besuch sich zur „Liebe auf den Zweiten Blick“ entwickeln würde? Ich war gespannt.
Castelo de São Jorge im Wandel der Zeit
Das gesamte Gelände ist etwa 6000 m² groß. Bei Ausgrabungen haben Forscher phönizische, römische und maurische Überreste gefunden.
Die Burg, die hier einst gestanden hat, wurde von den Mauren erbaut. 1147 nahm Alfons der Eroberer sie ein und von diesem Zeitpunkt an nutzten die Herrschenden sie als Königsburg. Die alten Gebäude wurden verändert und ausgebaut, damit der König, sein Hof und der Bischof, sowie das Königliche Archiv im Torre do Tombo aufgenommen werden konnten.
Zwischen dem 14. und dem 16.Jahrhundert war das Castelo der Ort, in dem man berühmte nationale und internationale Persönlichkeiten empfing, rauschende Feste feiert und die Könige bejubelte.
Mit der Integration Portugals in die Spanische Krone, im Jahre 1580, bekam das Castelo de São Jorge einen militärischen Charakter. Die Funktion der Burg war es, die militärischen Kräfte, und im Falle einer Einkesselung auch die Eliten der Stadt, die in der Festung wohnten, unterzubringen und zu schützen.
1755 zerstörte das Erdbeben in der Stadt die Burg fast vollständig. Beim Wiederaufbau entstanden auf den vorhandenen Ruinen viele neue Bauten. Im 19.Jahrhundert nutzte man das Gelände für das Militär.
Zwischen 1938 und 1940 fanden große Renovierungsmaßnahmen im gesamten Areal statt. Dabei „entdeckten“ die Arbeiter die vergessenen Überreste der Burg und die Spuren des alten Königlichen Palastes. Es gelang, die alten Errichtungen zu erhalten und die Stadt machte sie der Öffentlichkeit zugänglich.
Was kann man sehen?
Nachdem wir den Einlass passiert hatten, gelangten wir auf einen großen freien Platz, der direkt am steilen Hang oberhalb der Stadt endet. Für mich war dieser Ort das eigentliche Highlight der Besichtigung.
Was für ein grandioser Ausblick über die Stadt. Von hier oben erkennt man hervorragend die „wild“ gewachsene Stadt. Die Häuser sind verschachtelt angeordnet und so konnte ich kaum die engen Straßen und Gassen der Stadt sehen. Von hier oben wirkt es so, als ob jeder dort gebaut hat, wo gerade Platz war und auch so gebaut hat, wie es ihn gefallen hat. Ich finde, das macht die Stadt super interessant, wenn man durch die engen Straßen schlendert und die unterschiedlichen Häuser betrachten kann.
Im Anschluss empfiehlt es sich, die Dauerausstellung zu besuchen. Hier erfährt man etwas zur Geschichte der Stadt und das Castelo de São Jorge. Zu bestimmten Zeiten werden auch Führungen angeboten, die genauere Informationen über die Anlage vermitteln.
Was vom Palast übrig geblieben ist…
Viel ist von der ehemaligen Palastanlage nicht mehr zu sehen. Als wir durch das Gelände der Festungsanlage streifen, stoßen wir überall auf Mauerreste, die zum Beispiel vom einem ehemaligen Erdgeschoss eines Gebäudes stammen oder einst Lagerräume, Küchen oder Pferdeställe waren.
Es gibt an einem anderen Ort auf dem großen Gelände Überbleibsel von antiken Bauten und eine Zisterne. In diesem Bereich kann man noch eine kleine Tür an der Burgmauer Nord erkennen. Diese wird „Tür des Verrats“ genannt und bildete den Eingang oder Ausgang von geheimen Boten.
An einigen Stellen im Gelände ist es möglich, auf den vorhandenen Festungsmauern entlang zu laufen. Von dort blickt man dann in die leeren Höfe oder auf die Umgebung der Anlage.
Einige der Türme der Anlage sind bis heute erhalten geblieben: Bergfriedturm, Mauerturm oder Turm des Königlichen Archivs, Zisternenturm und Sankt-Lorenz-Turm. Im Mauerturm ist seit 1998 eine Dunkelkammer untergebracht, die verschiedene und detaillierte Aussichten auf Lissabon ermöglicht.
Das Gelände ist ideal für einen kleinen Spaziergang geeignet. Überall blüht es, hier wachsen die unterschiedlichsten Bäume (Korkbäume, Olivenbäume…) und es laufen Pfaue an einem vorbei. Es gibt zahlreiche Bänke für eine Pause.
Hat sich der Besuch gelohnt?
Es kommt darauf an, was man erwartet. Uns hat die grandiose Stadtaussicht gefallen. Etwas enttäuscht war ich von den Überresten der Palastanlage, aber wenn nicht mehr vorhanden ist, kann man auch nicht mehr zeigen. Vielleicht hätte ein Audioguides (gibt es in Englisch) mehr erklärt, Informationstafeln habe ich relativ wenige gesehen.
Adresse:
Costa do Castelo,
1100-178 Lissabon, Portugal
Öffnungszeiten:
täglich: 9-19 Uhr
Eintrittspreis:
Erwachsene: 10,-€
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