Wer in Portugal unterwegs ist, wird immer wieder auf die wunderschönen Fliesen und Kacheln an den unterschiedlichsten Orten stoßen. Die portugiesischen Azulejos haben eine lange Tradition und im Museu Nacional do Azulejo kann man eine interessante Entdeckungsreise unternehmen.
Das Museum liegt etwas abseits des Stadtzentrums, ist aber sehr gut mit dem Bus erreichbar. Durch ein etwas verrostetes Eingangstor gelangt man über einen kleinen Hof mit Orangenbäumen in das Museum.
Vom Kloster zum Museum
1509 stiftete Eleonore von Portugal (sie war die Schwester des Königs Manuel I. von Portugal), das Klarissinen-Kloster Madre de Deus in Lissabon. Bei dem Erdbeben von 1755 wurde es fast vollständig zerstört, es blieb jedoch der wunderschöne zweigeschossige Renaissance-Kreuzgang erhalten.
Einige Zeit später entschloss man sich, das zerstörte Gebäude zu restaurieren und wieder aufzubauen. Mit der Säkularisierung 1834 schloss das Kloster und man nutze es zunächst als Asyl.
1960 eröffnete die Regierung das Museu Nacional do Azulejo in dem noch vorhandenen Kreuzgang und Gebäuden. Seit 1980 ist es ein Nationalmuseum und gibt einen Überblick über die Entwicklung der Kachelkunst im Zuge der Jahrhunderte.
Lohnt sich der Besuch im Museu Nacional do Azulejo?
Die wunderschönen Kacheln, die die Fassaden der Häuser in Portugal schmücken, haben uns von Anfang an begeistert. Vor allem die riesige Gestaltungsvielfalt, seien es Muster oder ganze Bildergeschichten, lassen jedes einzelne Werk einmalig erscheinen. Für uns war schnell klar, dass wir mehr über diese Tradition – Kunst – Geschichte erfahren wollten.
Sehr interessant finde ich, dass zur Sammlung auch zahlreiche aus Arabien, Nordafrika und Flandern stammende Kacheln gehören. Der Besucher kann in dem Museum die Geschichte der Fliese vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart sehen.
Am Anfang der Ausstellung läuft man durch kleinere Räume, die sich rund um den Kreuzgang anordnen. Hier sind unter anderem religiöse Darstellungen und verschiedene Musteranordnungen zu sehen. Sehr interessant fand ich die unterschiedlich gestalteten Frontansichten der Altare. Hier lässt sich ab dem 17.Jahrhundert sogar ein asiatischer Einfluß erkennen (z.B. Verwendung von Vögeln). Zugegebenen schon in diesen kleineren Räumen gab es den ein oder anderen Wow-Effekt, als ich die kunstvollen Arbeiten betrachtete.
So richtig „umgehauen“ hat mich dann aber der Besuch der Kirche des ehemaligen Klosters. Diese ist reich verziert mit vergoldeten Malereien und kunstvollen Kacheln. Wunderschön!
Fast als letztes sind wir zum Höhepunkt des Museu Nacional do Azulejo gelangt. Ein 25 Meter langes Fliesenbild aus 1300 einzelnen Kacheln zeigt die Stadtansicht von Lissabon, so wie die Stadt etwa 25 Jahre vor dem Erdbeben 1755 ausgesehen hat. Dieses Werk hat mich sprachlos gemacht. Was für eine detailreiche und wunderschöne Arbeit.
Erst von der Ferne betrachtet und dann Stück für Stück an dem Werk vorbeigehend – es war so viel zu sehen.
Sehr interessant ist auch der Gegensatz, den ein modernes Werk aus Kacheln mit einer Stadtansicht bietet. Mir hat die moderne Gestaltung auch sehr gefallen.
Die gesamt Ausstellung im Museum, die kleinen Texte und auch das Gebäude waren sehr beeindruckend. Ich hätte mir noch etwas mehr Informationen zum Thema Herstellung gewünscht. Vielleicht ein Video, wie man die Kacheln heute herstellt oder ein Blick in eine Werkstatt. Neben den bereits erwähnten herausragenden künstlerischen Arbeiten waren es für mich aber auch die kleinen Eindrücke, die mich immer wieder begeistert haben. Wenn man zum Beispiel im Kreuzgang unter die Öffnungen der Arkaden blickt und dort kaputte Mosaike entdeckt, die noch aus der Zeit des Klosterbaus stammen. Diese werden von den Besuchern kaum beachtet und sind wunderschön.
Adresse:
Rua da Madre de Deus,
41900-312 Lisboa
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10-18 Uhr
Öffnungszeiten Kirche: 10-13 Uhr und 15-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 5 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Kostenloser Eintritt mit der LisboaCard.
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