Es gibt doch tatsächlich noch den Stierkampf in Lissabon. Ich muss ganz schön erstaunt geguckt haben, als das Personal am Eingang des kleinen Museums dieses zu mir gesagt hat.
Dabei dachte ich eigentlich, dass der Stierkampf inzwischen verboten sei.
In der Nähe unseres Hotels steht ein rundes Gebäude aus rotem Stein, vier kleinen Türmen und einem blau-grünen Dach. Ich hatte gelesen, dass hier ein kleines Museum und ein Shopping Centrum sein soll, also machten wir uns am späten Nachmittag auf, um das Gebäude zu entdecken.
Durch eine kleine Seitentür kamen wir auf einen Gang, der einmal innerhalb des Gebäudes entlang führte. An einer Stelle konnten wir einen Blick in den Innenraum werfen. Es sah aus wie ein runder Veranstaltungsraum für Konzerte.
Etwas weiter entdeckte ich den Eingang zum Museum. Da ich unbedingt einen Blick in den Innenraum werfen wollte, fragte ich das Personal, ob man irgendwo die Möglichkeit dazu hätte. Ein freundliches Nicken und die Erklärung, dass mit der Eintrittskarte zum Stierkampf – Museum auch ein Blick vom Oberring in die Stierkampf Arena Lissabon möglich sei. Und ich gebe zu, da wurde ich stutzig und fragte vorsichtig nach, ob es denn noch Stierkämpfe in Lissabon geben würde. Und tatsächlich vom Ostern bis Oktober ist hier Stierkampfsaison.
Seit 1892 werden hier Kämpfe gezeigt. Im portugiesischen Stierkampf wird zunächst vom Pferd aus “gekämpft”. Reiter stoßen dabei Pfeile mit Widerhaken in den Schulterbereich des Stieres. Anschließend tritt eine Gruppe von 8 Männern ohne Waffen dem Stier gegenüber. In einer Reihe stehend provoziert der erste Kämpfer den Stier mit Gesten und durch Rufen. Stürmt der Stier auf ihn zu, springt er auf seinen Kopf und packt ihn an den Hörnern. Sechs weitere Männer packen ebenfalls zu und springen dabei auf den Stierkopf, ein weiterer Kämpfer greift den Schwanz des Stieres. So versuchen sie den Stier zum Stehen zu bringen. Nach dem Kampf wird der Stier entweder am Leben gelassen und zur Zucht eingesetzt oder geschlachtet.
Ich war froh, dass wir außerhalb der Saison in Lissabon waren. Die Vorstellung, dass hier Tiere leiden müssen ist sehr erschreckend.
Noch mehr erschreckt mich aber der Gedanke, dass nachdem die Arena 2001-2006 umgebaut wurde, im Untergeschoss ein Einkaufzentrum und im Gebäude auch ein Kinokomplex liegen und der Betrieb natürlich während der Kämpfe ganz normal weiter läuft. Da finde ich die alternative Nutzung in der kampflosen Zeit als großer Veranstaltungsort für Konzerte viel besser.
Für 3.- € pro Person sind wir dann durch das Minimuseum gegangen. Einige prächtige Anzüge von Toreros gab es zu sehen und viele Fotos, Bildberichte über Stierkämpfe. Durch eine kleine Tür gelangte man dann in den Innenraum der Stierkampf Arena Lissabon. Dieser war gerade zu einem Konzertsaal umgebaut und so erinnerte nichts an den Stierkampf.
Wir waren übrigens die einzigen Besucher und wurden von zwei jungen Frauen begleitet. Stolz boten Sie uns an ein Foto mit uns und dem Trainingsgerät der Stierkämpfer zu machen. Ich glaube, dass hier der Stolz auf die Tradition des Stierkampfes vor dem Gedanken des Tierschutzes in vielen Köpfen der Menschen vorherrscht.
Adresse:
Stierkampf Arena Lissabon
Campo Pequeno,
1000-082 Lisboa
Portugal
Öffnungszeiten (2017):
April bis Oktober
täglich 10-13 Uhr und 14-19 Uhr
November bis März
täglich 10-13 Uhr und 14 – 18 Uhr
An Tagen mit Stierkämpfe kann man die Arena nur bis 16 Uhr besichtigen.
Eintrittspreise (2017):
Museum mit Besuch der Arena:
Erwachsene: 5,- €
Ermäßigt: 4,- €
Kinder unter 12 Jahre: kostenlos
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