Das Straßenbahnmuseum Lissabon liegt unter der Brücke des 25 Abril mitten auf dem Betriebsgelände der Companhia Carris de Ferro de Lisboa. Die Ausstellung ist nicht besonders groß, hat aber eine Besonderheit.
Seit 1872 fahren Straßenbahnen und Busse der Betreiberfirma Carris durch Lissabon. Das Museum hat sich zur Aufgabe gemacht, bei den Besuchern nicht nur die Begeisterung für Lissabon und den Öffentlichen Personennahverkehr, sondern auch für die historischen Fahrzeuge näher zu bringen.

Willkommen im Straßenbahnmuseum Lissabon
Gleich hinter dem großen Zaun, der das Betriebsgelände von der Straße trennt, befindet sich der Eingang zum Museu da Carris. Gleich im Vorraum wurde uns erklärt, dass in diesem Gebäude nur ein Teil der Ausstellung zu sehen sei. Am Ende des Rundganges würde uns ein Kollege zum zweiten Bereich der Ausstellung bringen. Wir sollten bitte an der Tür warten. Alles klar! Wir machten uns auf den Weg, den ersten Ausstellungsbereich zu entdecken.

Gebäude 1 im Straßenbahnmuseum Lissabon
Die Ausstellung beginnt mit der historischen Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Lissabon. Interessant finde ich die Themen über die Standseilbahnen Lavra, Glória und Bica sowie die Informationen über den Santa-Justa-Aufzug. Natürlich kann man auch Uniformen und Arbeitsgeräte sehen, die einen etwas in vergangene Zeiten zurück versetzten.


Spannend, dass das Unternehmen schon früh angefangen hat, sich um das körperliche Wohl der Mitarbeiter zu kümmern. So gab es einen Betriebsfriseur und einen Betriebsarzt für die Mitarbeiter. Die Einrichtung des alten Friseurs und das Ärztezimmer kann man sich ansehen.



Es gab eine Zeit, da hatten große Firmen auch eine Musikkapelle. Die Geschichte der Kapelle und einige Instrumente werden in dem ersten Bereich des Museums auch ausgestellt.
Dieser erste Abschnitt ist recht kleine und übersichtlich. Man braucht nicht lange, bis man vor einer verschlossenen Tür steht und darauf wartet, dass man von dem, am Anfang erwähnten Mitarbeiter, abgeholt wird.
Die Tür öffnet sich
Zugegeben, ich wurde schon etwas ungeduldig. Waren wir doch mit 2 weiteren Besuchern die einzigen im ersten Ausstellungsbereich. Hatte die Mitarbeiterin am Eingang die Information weitergegeben?

Dann öffnete sich die Tür und ein freundlicher Straßenbahnfahrer zeigte strahlend auf eine alte historische Straßenbahn. Er forderte uns auf einzusteigen.
Wir guckten uns ungläubig an, durften wir tatsächlich in einer historischen Straßenbahn zum zweiten Bereich der Ausstellung fahren?

Wir nahmen auf den plüschigen hellen Sitzen Platz – hier war alles so, wie man es aus alten Filmen kennt. Kleine Lampen hingen an der Decke, Vorhänge schaukelten vor den Fenstern und der Fahrerstand zeigte die alten Steuerelemente. Der Motor ging an, es ruckelte und schaukelte, der Fahrer trat mit dem Fuß auf einen Knopf und eine Glocke ertönte – die Straßenbahn fuhr an.

Wir fuhren doch tatsächlich mit einer Straßenbahn von 1901, die in den 1960er umgebaut wurde, über den Betriebshof. Die Fahrt war viel zu kurz, um alle Details wahrnehmen zu können. Nur alleine den Straßenbahnfahrer zu beobachten war schon so interessant. Er klingelte mit dem Fuß, reguliere die Geschwindigkeit mit einem Rad und bediente einige weitere Steuerungselemente. Fast hätte ich vergessen aus dem Fenster zu gucken, denn auch hier lohnte sich der Blick auf die alten Gebäude.
Dann hielt die Straßenbahn an und uns wurde die Eingangstür zum nächsten Bereich im Museu da Carris gezeigt.
Die Wagenhalle im Straßenbahnmuseum Lissabon
Der zweite Ausstellungsbereich befindet sich in einer 2000 m² großen stillgelegten Werkstatthalle. Hier beginnt das Herz von Straßenbahnfans und Liebhabern alter Busse höher zu schlagen.

In der große Halle kann man Straßenbahnen der unterschiedlichsten Baureihen entdecken. In einige darf man sogar einsteigen und auf den Bänken Platz nehmen. So erlebt man, wie es sich angefühlt haben muss in der Vergangenheit in der Stadt unterwegs gewesen zu sein.

Die Ausstellung zeigt zum einen Fahrzeuge, die Ende der 1940er Jahre im Einsatz waren. Es gibt aber auch Fahrzeuge aus der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Ich habe mich besonders darüber gefreut, in einen alten Bus steigen zu können und vom Oberdeck den Blick über die anderen Fahrzeuge genießen zu können.

Betritt man eine kleinere Nebenhalle, kann man die Schalttafeln des alten Umspannwerks Arco do Cego und andere kleinere Maschinen betrachten. Hier stehen zum Beispiel Maschinen, die den Wechselstrom zu dem für die Maschinen benötigten Gleichstrom umwandelten.

Mich hat der Besuch im Straßenbahnmuseum Lissabon begeistert. Auch wenn ich keine Ahnung von der Technik oder den Wagentypen habe, liebe ich es die alten Fahrzeuge zu betrachten. Wenn man dann noch damit fahren kann – und um zurück zum Ausgang des Museums zu kommen darf man wieder in die alte Straßenbahn steige – dann ist es für mich perfekt.

Adresse:
Museu da Carris
Rua 1º de Maio, 101 – 103
1300-472 Lissabon
Portugal
Öffnungszeiten:
Montag-Samstag:
10-13 Uhr und 14-18 Uhr
geschlossen: Sonntag, Feiertage
Eintrittspreise:
Erwachsene: 4,50 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Michael Grimm
Toller Beitrag Susanne!
Wäre auch sehr gerne mitgefahren
Helma Grimm
Auch die Strassenbahnen ruckelten und klingelten durch die Straßen in Berlin. Schöne Kindheitserinnerungen, die beim Lesen in den Kopf steigen.