Tio Pepe, ein renommierter Sherry-Produzent, bietet eine Vielzahl von Sherry-Sorten an, die verschiedene Geschmacksprofile und Herstellungsstile repräsentieren. In Jerez besteht die Möglichkeit an einer Führung mit anschließender Verkostung in der Bodegas Tio Pepe teilzunehmen.
Tio Pepe ist weltweit bekannt für seinen Sherry und so ist es nicht verwunderlich, dass hier Reisegruppen und zahlreiche Einzelbesucher an mehreren Tagen in der Woche an den Führungen und der Verkostung teilnehmen. Wir hatten uns während unserer Zeit in Jerez spontan entschlossen, hier unsere ersten Sherryerfahrungen zu sammeln. Außerhalb der Saison war es möglich kurz vor dem Beginn der deutschsprachigen Tour die Eintrittskarten zu kaufen. In der Hauptsaison sollte man das lieber etwas früher tun, die Plätze sind limitiert.

Unser Guide holte uns und die etwa 10 anderen deutschsprachigen Besucher in einem „Warteraum“ direkt hinter der Kasse ab. Hier begannen zeitgleich auch spanische und englische Touren.

Für uns ging es zunächst zu einer überdachten Fläche, die mich eher an einen Reitplatz erinnerte. Die Bodega von La Concha ist zu Ehren der spanischen Königin Isabella II. errichtete worden. Der berühmten französischen Ingenieur Gustave Eiffel hat diese Halle entworfen. Hier lagern 206 Fässer mit Amontillado La Concha. Fast jedes Fass ist mit einer Flagge versehen und soll verdeutlichen, in welchen Ländern der Sherry von Tio Pepe verkauft wird. Hier erhielten wir dann die ersten Informationen zum Sherry.
Die Geschichte des Sherrys
Sherry ist ein weltberühmter Wein, der seinen Ursprung in der Region Andalusien im Südwesten Spaniens hat. Das Zentrum der Sherryregion ist in Jerez de la Frontera. Die Geschichte des Sherrys lässt sich bis in die Zeit der Phönizier zurückverfolgen, die etwa 1100 v. Chr. in die Region kamen und die ersten Weinstöcke pflanzten.
Die eigentliche Entwicklung des Sherrys, wie wir ihn heute kennen, begann jedoch während der Maurenzeit (8. bis 15. Jahrhundert). Obwohl im Islam den Alkoholkonsum verbot ist, erlaubten die Mauren den lokalen Christen und Juden die Weinherstellung. Der Name “Sherry” leitet sich vom arabischen Namen “Sherish” für Jerez ab.

Im 15. Jahrhundert, nach der Reconquista, begann der Export von Sherry nach England und anderen Teilen Europas, die eine Vorliebe für diesen Wein entwickelten. Das war der Auslöser zu einer bedeutenden Expansion der Sherry-Industrie in der Region.
In der modernen Zeit bleibt Sherry ein wichtiger Bestandteil der spanischen Kultur und Küche, bekannt für seine Vielseitigkeit und die Fähigkeit, eine breite Palette von Gerichten zu ergänzen. Sherry ist nicht nur ein Getränk, sondern ein Symbol für die Geschichte und Tradition Südspaniens.
Herstellung des Sherry
Unsere Tour führte uns zu musealen Geräten und Werkzeugen, die für die Herstellung des Sherrys eine Bedeutung haben. Hier und auch später in den riesigen Lagerhallen von Tio Pepe erklärte man uns die Herstellung.

Der Herstellungsprozess von Sherry ist ein faszinierendes Verfahren. Die Produzenten haben es über viele Jahre perfektioniert. Ich habe hier versucht eine vereinfachte Darstellung dieses Prozesses darzustellen, so wie ich es während des Rundganges verstanden habe:
Alles beginnt mit der Auswahl der richtigen Trauben. Sherry wird nur aus drei weißen Traubensorte hergestellt (Palomino, Pedro Ximénez, Moscatel). Diese Trauben werden in der Region Andalusien im Südwesten Spaniens angebaut und in der Regel Ende September geerntet.
Nach der Ernte werden die Trauben gepresst, um den Saft zu gewinnen. Der Saft lagert dann in großen Tanks, wo er zu gären beginnt. Dabei wandeln Hefen den Zucker in Alkohol um. Dieser Vorgang dauert etwa ein bis zwei Wochen. Nach der Gärung wird der Wein in verschiedene Kategorien eingeteilt, abhängig von seinem Geschmack und Alkoholgehalt. Der junge Wein wird dann in Eichenfässer gefüllt, wo er seinen ersten Reifungsprozess durchläuft.

Der Schlüssel zur Herstellung von Sherry ist der Solera-Prozess. Dies ist ein komplexes System der fortlaufenden Vermischung verschiedener Weinjahrgänge. Die Fässer werden in Reihen übereinander gestapelt. Die ältesten Weine befinden sich in der untersten Reihe (Solera), während die jüngeren Weine in den oberen Reihen gelagert werden. Ein Teil des Weins (maximal 1/3) aus den unteren Fässern wird abgezogen und in Flaschen abgefüllt. Dieser Anteil ersetzt man dann durch Wein aus der darüber liegenden Fassreihe. Die füllt man wiederum mit dem Wein der obersten Fassreihe auf. So kommt es durch eine ständige Vermischung der Weine.
Welche Sherrysorten gibt es?
Noch bevor es später zu der Verköstigung ging, versuchte uns der Guide auch die unterschiedlichen Sherrysorten und Geschmacksrichtungen zu erklären. Das fand ich etwas schwierig, weil ich mir zu diesem Zeitpunkt den Geschmack nicht einmal vorstellen konnte, da ich ja noch kein Sherry getrunken hatte.

Sherry ist ein vielseitiger Wein mit verschiedenen Stilen, die sich in Geschmack, Farbe und Herstellungsprozess unterscheiden. Es gibt verschiedene Arten von Sherry, von trocken bis süß, darunter Fino, Amontillado, Oloroso, Pedro Ximénez und Cream Sherry.
- Fino: Ein sehr trockener, heller und leichter Sherry. Er reift unter einer Schicht von Hefe, bekannt als Flor, was ihm einen charakteristischen, frischen und manchmal leicht nussigen Geschmack verleiht.
- Amontillado: Dieser Sherry beginnt als Fino, verliert aber später den Flor, was zu einer leichten Oxidation führt. Er ist dunkler als Fino, hat einen reicheren, nussigeren Geschmack und ist trocken bis mitteltrocken.
- Oloroso: Ein dunkler, vollmundiger Sherry, der ohne Flor reift, was zu einer stärkeren Oxidation führt. Er hat intensive Aromen von Nüssen, Holz und getrockneten Früchten und ist normalerweise trocken, obwohl er auch süß sein kann.
- Pedro Ximénez (PX): Ein sehr süßer, dunkler Sherry, hergestellt aus der Pedro-Ximénez-Traube. Die Trauben lässt man nach der Ernte in der Sonne trocknen, um den Zuckergehalt zu konzentrieren. PX ist sirupartig mit Aromen von Trockenfrüchten wie Rosinen und Pflaumen.
- Cream Sherry: Eine süßere Sherry-Art, die oft durch Mischen von Oloroso oder Amontillado mit süßem Pedro Ximénez oder Moscatel Sherry hergestellt wird. Sie hat ein reichhaltiges, glattes Profil.
- Moscatel: Ein süßer Sherry, hergestellt aus der Muskat-Traube. Ähnlich wie bei Pedro Ximénez werden die Trauben getrocknet, um den Zucker zu konzentrieren. Moscatel hat intensive Aromen von Honig und Muskat.

Besuch der Bodegas von Tio Pepe
Das Herz von Tio Pepe sind die Bodegas. Bei dem Rundgang wird man durch die historischen Keller geführt, wo wir die unzähligen Reihen von Fässern sehen konnten. Die großen Lagerhallen sind etwas ganz besonderes. Große Fenster sorgen für ausreichend Luftzirkulation und eine relativ gleichbleibende Temperatur. Überall schwebt ein leichter Geruch nach Alkohol in der Luft.

Während wir die Fässerreihen entlang laufen entdecken wir auch die „Promifässer“. Hier haben zum Beispiel prominente Sportler wie die Formel 1 Piloten Alonso und Senna bei ihrem Besuch ein Autogramm hinterlassen. Ich entdecke aber auch Fässer von Holywoodgrößen wie Spielberg oder Orsen Wells.




Besonders stolz ist man auf die königlichen Fässer, die in der Bodegas Tio Pepe seid vielen Jahren zur Lagerung von Sherry verwendet.

In den Weinkellern von Tio Pepe gibt es eine charmante Geschichte über eine Maus. Laut dieser Geschichte hat einst ein Kellerarbeiter entschieden, das Leben der kleinen Mäuse, die unter den Fässern lebten, zu bereichern. Er tat dies, indem er ihnen von der Sherry-Produktion etwas abgab. Dafür stellte er ein kleines Sherryglas, gefüllt bis zum Rand, auf den Boden und platzierte eine winzige Leiter daran, deren Spitze mit dem Glasrand abschloss. So konnten die Mäuse leicht an den Sherry gelangen. Obwohl wir bei unserem Besuch keine Mäuse gesichtet haben, die sich an dem Sherry labten, gibt es Bilder in der Nähe, die einige der glücklichen Mäuse zeigen, wie sie einen Schluck genießen.


Verkostung in der Bodegas Tio Pepe
Der Höhepunkt der Tour war natürlich die Verkostung. Diese findet in einer ehemaligen Lagerhalle statt, die so umgebaut worden ist, dass die Gruppen immer in kleinen Bereichen gemeinsam sitzen können.

Wir hatten uns für das Tasting von 2 verschiedene Sherry entschieden. Unser Guide sagte kurz etwas zu den Proben und war dann auch schon wieder verschwunden, um die nächste Tour zu begleiten. Spätestens hier war sehr eindeutig zu spüren, dass die Gruppen eigentlich nur „durchgeschleust“ worden sind.
Zuerst probierten wir den Fino Sherry von Tio Pepe. Er wird als sehr trocken, leicht und elegant beschrieben. Der Sherry wird zu 100% aus Palomino Fino Trauben hergestellt und reift mindestens 4 Jahre in amerikanische Eichenfässern. Ich fand ihn so lala, mit etwas wenig Geschmack und geringer Aussage.


Im Anschluss servierte man uns einen Croft Twist. Es ist ein erfrischendes Getränk mit einer leichten Sherry-Note, kombiniert mit natürlichen und frischen Zutaten wie Holunderblüten, Zitrone und Minze. Mich erinnerte er sehr an einen Hugo. Er hat geschmeckt, hat aber nicht viel mit dem eigentlichen Sherry zu tun.
Zum Abschluss hatten wir die Möglichkeit, im Souvenirshop zu stöbern, wo man Sherry und andere lokale Produkte kaufen konnte.
Hat sich der Besuch gelohnt?
Ich muss zugeben, dass ich nach dem Besuch auf die Frage sofort mit ja geantwortet hätte. Da wir aber in unserer Zeit in Jerez insgesamt 3 Touren in verschiedenen Bodegas mitgemacht haben, bietet sich im Nachhinein ein anderes Bild.
Die Tour selber war sehr unpersönlich, steif und „runter“ erzählt. Auf Fragen wurde zwar eingegangen, aber man merkte schnell, dass sie nicht in den gelernten Text zur Tour gehörten. Vielleicht lag es an der Sprache und in Spanisch hätte der Guide vielleicht interessanter erzählt. Inhaltlich war die Tour klasse und für einen Sherry-Neuling ein guter Einstieg.

Bei der Verkostung haben wir im Vergleich zu einer der anderen Touren, die preislich ähnlich lagen, zwei Proben bekommen. Bei der anderen Tour waren es 4 unterschiedliche Sherryproben. Wer also mehr probieren möchte, muss nicht unbedingt mehr bezahlen!
Im Vergleich zu allen anderen Touren hat Tio Pepe in unseren Augen am schlechtesten abgeschnitten.
Adresse:
C. Puerto, 19,
11401 Jerez de la Frontera, Spanien
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