Unterirdische Gänge begeistern mich wirklich. Sie erzählen oft so viel über das Leben. Deshalb war auch klar, dass wir an einer Führung “Historische Felsengänge” in Nürnberg teilnehmen mussten.
Im Online-Shop kann man die Karten vorab kaufen – das war eine Überlegung wert, aber wir wollten in unserer Zeitplanung eigentlich flexibel bleiben. Es war eine gute Entscheidung. Vor Ort spart man die Vorverkaufsgebühr und gerade am Wochenende werden ständig Führungen angeboten und man kommt ohne Probleme zu seiner Eintrittskarte.
Los geht es am Brauereiladen Altstadthof. Der Guide holt die Gruppe ab und es geht zum Eingang der Felsengänge. Hinter dem Denkmal von Albrecht Dürer geht eine Treppe in den Nürnberger Untergrund. Hier beginnt nun eine sehr informative Führung, die sich nicht nur mit der Entstehung der Felsengänge, sondern auch mit dem Thema Bier/Bier brauen/Bierlagerung und mit der Nutzung der Anlage während des Krieges beschäftigt.
Felsengänge Nürnberg
Die Felsengänge sind ein in Fels geschlagenes Gang- und Kellersystem, dass ab 1380 unter Nürnberg entstanden ist. Genutzt wurde es hauptsächlich zur Lagerung von Bier, als Wassergewinnungsstollen und als Verteidigungsanlage (Kasematten) für die Burg.
1380 werden die Felsengänge zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Rat der Stadt Nürnberg legte fest, dass jeder, der Bier braut und verkauft einen eigenen Keller haben muss. Zu dieser Zeit gab es alleine 42 Brauereien in der Stadt, die den Bierkonsum der Stadt gerade so decken konnten. Jede dieser Brauereien grub nun unter dem Haus in den Sandstein einen Keller. Je mehr die Brauereien produzierten, desto größer mussten die Keller werden. Zunächst grub man bis zu vier Stockwerke in die Tiefe und später wurden dann die Keller auf angrenzende Grundstücke horizontal ausgedehnt. So entstand unter der heutigen Nürnberger Altstadt ein Labyrinth von 25000m2 Kellerfläche.
Ich fand es sehr interessant, wie die Konstrukteure der Keller an einige Besonderheiten gedacht haben. Zur Kühlung des Biers war Eis notwendig. Kühldome wurden über die Etagen hinweg in den Felsen getrieben und so das Eis in die Keller geschaffen. Auch an die Be- und Entlüftung wurde bereits gedacht. Diese Schächte sorgen noch heute für frische Luft in den Felsengängen.
Nutzung der unterirdischen Gänge
Wir haben während der Führung eine Menge über die Nutzung der Felsengänge erfahren. Da sich diese Führung speziell mit den alten “Bierkellern” beschäftigte, werde ich mich auch darauf beschränken nur über die Nutzung in diesem Bereich zu berichten.
Nachdem die Kühlmaschine im Bereich der Bierbrauerei immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte, wurden die Keller für die Brauereien uninteressant. 1912 begann die Firma Harrer die Felsengänge für die Lagerung von Salzgurken zu nutzen. Die Gurken wurden durch ein Rohrsystem in die Keller gebracht und auch hier verarbeitet. Heute zeugt noch ein einsames Gurkenfass von dieser Zeit.
Ab 1940 wurden die Keller unterhalb von Nürnberg als Luftschutzbunker ausgebaut. Einzelne Keller wurden miteinander verbunden und die Stadt schuf Notausgänge für die Bevölkerung. Durch einen solchen Verbindungsgang kommt man auch während der Führung. Er ist eng und nicht besonders hoch. Ich war ehrlich gesagt froh, als auf der anderen Seite wieder ein größerer Raum auf aus wartete. Nach Schätzungen haben in den Nächten, in denen Nürnberg fast vollständig zerstört wurde, in den Kellern 35000 – 40000 Menschen Schutz gesucht. Nur dank dieser Anlage konnten viele Nürnberger die Angriffe überleben.
In einigen der Kellergewölbe hatten die Museen und Kirchen der Stadt Kunstgegenstände in Sicherheit gebracht. Aber auch Beutekunst wurde hier eingelagert. In den “Kunstbunkern” wurden die Bedingungen so angepasst, dass eine gefahrlose Lagerung möglich wurde. Diesen Bereich kann man bei einer extra Führung besichtigen, die wir uns bei unseren nächsten Besuch in der Stadt schon als Programmpunkt vorgenommen haben.
Nach dem zweiten Weltkrieg lebten zunächst hunderte wohnungslose Nürnberger im Untergrund. Die Felsengänge hatten aber stark gelitten. Die notwendige Belüftung war auf ein Minimum reduziert worden und das Sickerwasser im Sandstein konnte nicht abtrocknen. Der Stein wurde instabil und als 1963 erste Mängel an den Häusern über den Gängen sichtbar wurden, musste man die Gewölbe zusätzlich stabilisieren und Sicherungsmaßnahmen ergreifen.
Der Abschluss der Führung
Die Führung durch die Felsengänge endet im Innenhof der Brauerei. Hier wurden noch kurz ein Blick in die Brauhalle und einen Raum mit Wiskeylagerung geworfen. Den Abschluss bildete ein kleiner Schluck Bier, den man sich mit einem Gutschein abholen konnte. Ich habe das Rotbier getrunken – sehr lecker!
Lohnt sich die Führung? Ja!
Wir hatten durch andere Führungen (Mälzerei in Berlin) schon einiges an Vorwissen, als es um das Thema Bier ging. Die Informationen und der kleine Rundgang in den Gewölben war dennoch sehr informativ und wir haben eine Menge über die Geschichte Nürnbergs gelernt.
Adresse:
Bergstraße 19,
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten:
Kartenverkauf:
Montag-Donnerstag und Sonntag:10.30 – 17 Uhr
Freitag, Samstag: 10.30 – 18.30 Uhr
Eintrittspreise:
Führung “Historische Felsengänge”:
Es werden täglich ab 11 Uhr mehrfach Führungen angeboten, am Wochenende sogar stündlich!
Preise: ab 9,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Jana
Das wäre eine Führung nach meinem Geschmack! Finde ich sehr interessant, dass es so viele unterirdische Gänge unter Nürnberg gibt! Ich selbst war noch nie in dieser Stadt, aber sollte ich dort mal hinkommen, würde ich die Führung auch mitmachen!
Liebe Grüße
Jana