Nürnberg ist nicht nur eine Großstadt, sondern gerade an den Randbereichen der Stadt noch recht ländlich geprägt. So bietet es sich geradezu an, das Knoblauchsland als Naherholungsgebiet mit dem Fahrrad zu entdecken.
Wer kein eigenes Fahrrad hat, kann auf das Angebot von VAG RAD, dem Fahrradverleih in Nürnberg zurückgreifen. An festen Ausleihstationen findet man im gesamten Stadtgebiet Fahrräder, die man mit Hilfe einer App mieten kann.
Für unsere Fahrradtour durch das Knoblauchsland fuhren wir mit der S-Bahn zur Tramstation „Am Wegfeld“. Dort befindet sich eine Ausleihstation. Kleiner Tipp: Vorab in der App checken, ob Fahrräder dort abgestellt sind. Ansonsten befinden sich weitere Ausleihstationen an anderen nicht weit entfernten Tramstationen.
Mit dem Fahrrad lässt sich das Knoblauchsland wunderbar entdecken.
Was ist das Knoblauchsland?
In der Mitte des Länderdreiecks Nürnberg-Fürth-Erlangen liegt eins der größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiete Deutschland. Dieses Gebiet wird als Knoblauchsland bezeichnet.
Die Erschließung des Gebietes reicht bis in 8.Jahrhundert zurück. Mit der Gründung Nürnbergs entstanden im 11. und 12.Jahrhundert zusätzliche kleinere Siedlungen, die zur wirtschaftlichen Versorgung der Stadt benötigt wurden. Über viele Jahre bestand eine Wechselbeziehung zwischen Stadt und Land. Nürnberg schützte die Region in Kriegs- und Notzeiten, die ihrerseits die Stadt mit Gemüse versorgte.
Heute weist das Knoblauchsland etwa eine Fläche von 4000 Hektar auf, davon wird allerdings nur etwa die Hälfte landwirtschaftlich bewirtschaftet. Man findet in der Region etwa 130 Gemüsebetriebe, die ungefähr 900 Hektar Anbaufläche nutzen und zum Beispiel Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Lauch, Spinat, Zwiebeln, verschiedene Salatsorten usw. anbauen. Zusätzlich findet man auch Anbauflächen für Blumen, Tabak, Weizen und Obst. Neben dem Freilandanbau auch in vielen Gewächshäusern angebaut.
Es besteht an einigen Höfen die Möglichkeit, frisch geerntete Produkte einzukaufen. Wir haben zum Beispiel an einem Erdbeerhof mit den Fahrrädern angehalten. Dort befindet sich ein Automat, an dem man erntefrische Erdbeeren kaufen kann.
Wie kam das Knoblauchsland zu seinem Namen?
Die ersten schriftlichen Zeugnisse aus der Mitte des 14. Jahrhunderts belegen für diesen Landstrich einen verbreiteten Anbau von Zwiebeln, Kraut und Erbsen. Der Knoblauch wird ausdrücklich in Aufzeichnungen aus den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts erwähnt. Daher stammt der Name Knoblauchsland.
Was gibt es im Knoblauchsland außer Felder und Gemüseanbau noch zu sehen?
Wer mit dem Fahrrad in der Region unterwegs ist, kann einige interessante Orte anfahren.
Almoshof
Almoshof ist ein Stadtteil von Nürnberg und liegt im Knoblauchsland. Der Stadtteil ist sehr dörflich geprägt und der Hauptanziehungspunkt ist das Schloss, in dem einst die Familie Holzschuher lebte.
Die Nürnberger Patrizerfamilie Holzschuher errichtete in Almoshof bereits im 15. Jahrhundert ihren ersten Herrensitz. Dieser blieb bis zum Verkauf (an die Stadt Nürnberg) im Jahr 1941 in Familienbesitz. Das Familienwappen kann man heute als Nachbildung noch über der Eingangstür sehen.
Nach dem Verkauf des Schlösschen an die Stadt und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges lebten ausgebombte Familien bis etwa 1960 in dem Haus. Nach einem 10-jährigen Leerstand erhielt Karl-Heinz Hoffmann (Wehrsportgruppe Hoffmann) einen Mietvertrag über 25 Jahre. 1975 kündigte die Stadt den Vertrag und richtete eine Begegnungsstätte im Schloss ein.
Heute werden im Holzschuh-Schlösschen Kultur- und Freizeitprogramme für die Bewohner der Region und Besucher angeboten.
Mit dem Fahrrad ging es für uns auf gut ausgebauten Wegen weiter entlang eines geschützten Grünzuges, an dessen Rand immer wieder Gewächshäuser zu sehen waren.
Kraftshof
Der kleine Ort Kraftshof mitten im Knoblauchsland hat etwa 700 Einwohner und ist ein Gemeindeteil Nürnbergs. Hier befinden sich landwirtschaftliche Hofstellen und Kleingewerbebetriebe.
Bis in das 14. Jahrhundert gehörte der Ort und das alte Reichsgut den Herren von Berg. Die Patrizierfamilie Kreß von Kressenstein baute hier einen befestigten Herrensitz mit steinernem Herrenhaus. Mit der Vergabe des Öffnungsrechtes erhielt die Stadt Nürnberg die Möglichkeit in Kriegszeiten städtische Soldaten in den Ort zu senden. Kraftshof gilt heute als ältester befestigte Außenposten Nürnbergs.
St. Georg – die Wehrkirche von Kraftshof
In Kraftshof steht eine wunderschöne Wehrkirche. Die erste Wehrkirche ist im Ort bereits 1305-15 erbaut und später noch vergrößert worden. Im Zweiten Weltkrieg ist die Kirche beschädigt und später wieder aufgebaut worden.
Um die Kirche herum liegt ein alter Friedhof mit interessanten Grabsteinen. Diese haben alle die gleiche Größe von 3×6 Werkschuh (1 Werkschuh maß meistens 12 Zoll = 25–43 cm, manchmal 1⁄2 Elle).
Auf einem Teil der Kirchenmauer befindet sich ein überdachter Wehrgang.
Über den Pegnesischen Blumenorden und den Irrhain bei Kraftshof
Mit dem Fahrrad erreicht man nach wenigen Minuten den Irrhain. Hierbei handelt es sich um den Versammlungsort des Pegnesischen Blumenorden.
Der Pegnesischen Blumenorden hat sich 1644 gegründet und ist eine bis heute existierend Nürnberger Sprachgesellschaft. Gründungszweck war es, die „Förderung der Verehrung Gottes und der deutschen Treue, Pflege und Verbesserung der deutschen Sprache und Dichtkunst“ zu fördern.
Der Legende nach, die über die Gründung des Ordens erzählt wird, sollten Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj 1644 für eine Doppelhochzeit jeder ein Hochzeitsgedicht schreiben. Der bessere Dichter sollte einen mit Blumen durchflochteten Lorbeerkranz erhalten. Als man nicht entscheiden konnte, welches Gedicht das bessere war und beide Dichter den Sieg dem Gegner gönnten, nahm jeder von ihnen eine Blume aus dem Kranz heraus.
Das war die Gründung des Blumenordens, dem im Laufe der Zeit noch viele weitere Literaten und Menschen mit Spaß an der Literatur beitreten sollten. 1681 erhielt der Orden das immerwährende Nutzungsrecht des Irrhains, einem irrgartenähnlichem Wald. Mit der Zeit legte man einfache Wege an, so dass das Verirren nicht mehr möglich war. In dem Irrhain befinden sich Gedenksteine aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die Ordensmitgliedern gewidmet sind. Zusätzlich befinden sich Gedenktafeln und ganz neu QR-Codes an den Bäumen. Scannt man diese, hört man literarische Beispiele von Ordensmitgliedern.
Restauranttipp in Kraftshof – Alte Post
Bevor wir unsere Fahrräder zurück zum Ausleihpunkt gebracht haben, war noch Zeit für ein Mittagessen in der Alten Post in Kraftshof. Im Biergarten erwartete uns ein Mittagessen aus regionalen Produkten, natürlich auch von Bauern aus dem Knoblauchsland.
Die Familientradition des Unternehmens führt heute Thomas Bösl fort, der im renommierten Gasthaus Rottner die Grundlagen des Kochhandwerks erlernte. Er versteht es gekonnt, traditionellen Gerichten einen modernen Akzent zu verleihen.
Die Entdeckungstour im Knoblauchsland war ein Programmpunkt einer Pressereise von Franken Tourismus und noble kommunikation.
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