Er ist wohl einer der berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt, der Nürnberger Christkindlesmarkt. Dabei sind es eigentlich drei Märkte, die gleichzeitig stattfinden, der Christkindlesmarkt, die Kinderweihnacht und der Markt der Partnerstädte.
Die Besonderheit des Marktes ist, dass es ein Markt der Stadt Nürnberg ist und nicht, wie oftmals üblich, ein Zusammenschluss von Händlern, der einen Weihnachtsmarkt zur Verkaufsförderung abhält. Dadurch ist der Markt nicht überfrachtet mit Ramsch, sondern eine Zusammenstellung an fein ausgewählten Ständen und einer guten Balance von Weihnachtsartikeln, Geschenkartikeln, Speisen und Getränken.
Eröffnung
Die Eröffnung findet jedes Jahr am Freitag vor dem ersten Advent statt. Und jedes Jahr sind viele Tausende Menschen versammelt um diese feierliche Eröffnung mitzuerleben. Es wird behauptet, dass die Nürnberger diese Veranstaltung meiden, zu dicht gedrängt ständen die Leute, aber wenn ich als Nürnbergerin dort bin, höre ich viele Franken und glaube, dass viele sich dieses wunderbare Ereignis nicht nehmen lassen wollen.
Um 17:30 Uhr eröffnet das Nürnberger Christkind mit einem Prolog den Markt. Vorher ist es schon recht voll auf dem Markt und die Stände verkaufen bereits ihre Waren, Speisen und Getränke. Wenn es aber dann Richtung 17:30 Uhr geht, bleibt das bunten Treiben plötzlich aus und alle stehen gebannt da und warten auf das Christkind. Besonders die Kleinen sind sehr aufmerksam und wenn dann die Trompeten das Christkind ankündigen, glänzen die Augen. Das Christkind steht auf dem Balkon der Frauenkirche, am Hauptmarkt in Nürnberg und spricht dort etwa 5 Minuten den traditionellen Prolog, der jedes Jahr der gleiche ist.
Offiziell eröffnet das Nürnberger Christkind den Markt in jedem Jahr mit dem Satz: “Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein.” Für die, die es gar nicht erwarten können, hier der Prolog aus 2019
Das Nürnberger Christkind
Welche Stadt hat schon sein eigenes Christkind? Nürnberg hat das sehr wohl. Seit 1948 eröffnet das Nürnberger Christkind in einem Gewand, das sehr an einen Rauschgoldengel erinnert, den Nürnberger Christkindlesmarkt.
Das Gewand, die Perücke und die Krone gehören zum festen Kleidungsschmuck des Christkinds, wenn es einen seiner über 100 Termine im Dezember wahrnimmt. Vier Mal ist es in der Woche auf dem eigenen Markt zu sehen und dazu auch in Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen und auf anderen Veranstaltungen unterwegs. Das Christkind wird von einer Jury in einem echten Auswahlverfahre, das immer viele Bewerberinnen hat, bestimmt und als Ehrenamt für zwei Jahre an eine Schülerin vergeben
Essen und Trinken
Franken hat in der Geschichte lange Zeit seine Blüte als Handelspunkt für viele Waren aus fernen Ländern gehabt. Zu der Zeit wurden neben Stoffen auch seltene Gewürze in Nürnberg gehandelt. Aus dieser Zeit stammen viele Rezepte, die bis heute mit Nürnberg verbunden werden. Die Einflüsse finden sich auch in den typischen Gerichten, die es auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt zu kaufen gibt.
Lebkuchen und Früchtebrot
Die berühmten Nürnberger Lebkuchen findet man in aller Welt. Auch die amerikanischen Besucher suchen ganz gezielt nach dem „Gingerbread“, das es nur hier so gut zu kaufen gibt. Bereits im August riecht es an einigen Ecken der Stadt nach dem unverwechselbaren Geruch, der entsteht, wenn Lebkuchen gebacken werden. Der traditionelle Nürnberger Elisenlebkuchen wird dabei völlig ohne Mehl gebacken und ist nicht eckig, sondern rund. Einzig die Oblate enthält Mehl.
Das Früchtebrot wird auch an zahlreichen Ständen der „Stadt auch Holz und Tuch“, wie der Markt oft genannt wird, angeboten. Früchtebrot wird aus Trockenfrüchten und Nüssen hergestellt, die auch nicht klein geschnitten werden. Die Masse wird als Laib geformt und schmeckt hervorragend mit Butter. Natürlich ist sie auch besonders nahrhaft, bei all den guten Zutaten.
Nürnberger Bratwurst
Nürnberg ohne Bratwurst ist undenkbar! Und so ist natürlich auch der Christkindlesmarkt mit zahlreichen Bratwurstbuden bestückt. Die Nürberberger Bratwurst hat einen besonderen Geschmack, das kommt vom Majoran und der typischen Gewürzmischung. Außerdem sind sie ist aus grobem Hackfleisch hergestellt, also nicht fein gemahlen. Zudem ist die Nürnberger Bratwurst nur etwa so lang wie ein Finger, 7-9 cm und ca. 25 Gram leicht. Und weil sie so klein sind, die Nürnberger Bratwürste, passen bei uns auch drei in ein Weckla – also in ein Brötchen mit drei Bratwürstchen und genau so ist dann auch der Ruf bei der Bestellung, „Drei im Weckla“ oder „einmal (zweimal, dreimal, …) Drei!“, je nach Bedarf.
Die Bratwürste haben in der Zwischenzeit auch einen eigenen Schutzverband, der sich um die Geschichten rund um die Nürnberger Bratwurst kümmert und auch die Hersteller, die nur in Nürnberg fertigen dürfen, vereint. Wer mehr über die Legenden zur Entstehung der Nürnberger Bratwurst lesen möchte, findet beim Schutzverband der Nürnberger Bratwurst dazu etwas.
Glühwein
Der Nürnberger Christkindlesglühwein wird an zahlreichen Ständen ausgeschenkt und ist zudem für die zwei großen Produzenten der Stadt ein echter Exportschlager . Die Firmen Gerstacker und Vollrath wetteifern jedes Jahr mit ihren diversen alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken um die Gunst der Kunden. Neben dem klassischen Christkindles-Glühwein gibt es Heidelbeerglühwein, hellen Glühwein, Glühpunsch und Kinderpunsch, bzw. Kinderglühwein.
Glühweintasse
Und noch etwas besonderes gibt es auf dem Christkindlesmarkt: jedes Jahr kann der Besucher sich eine Glühweintasse mitnehmen. Offiziell sind diese Tassen mit einem Pfand belegt und sollen zurückgegeben werden. Viele der Besucher packen sie aber als Souvenier ein und so entstehen ganze Sammlungen aus den Tassen. Meine geht zurück bis 1991.
Schaschlik
Okay, das ist jetzt vermutlich schon der Insider-Tipp, denn Schaschlik verbindet nicht jeder automatisch mit einem Christkindlesmarkt. Seit ich denken kann gibt es den Stand in der ersten Reihe und jedes Jahr ist das weich gekochte Fleisch in der roten Soße ein Gedicht. Für mich ein Muss – mindestens ein Mal zur Weihnachtszeit.
Nürnberger Feuerzangenbowle
Seit einigen Jahren hat sich an der Fleischbrücke in Nürnberg eine eigene Partyzone zwischen dem 1. Advent und Neujahr etabliert.
Die Nürnberger Feuerzangenbowle (interessanterweise von einem Münchner initiiert) ist eine separate Budenansammlung, die unweit des Hauptmarktes Essen und Trinken verkauft. Hier kann man – je nach Wochentag – gemütlich zusammenstehen und eher untypische Speisen und Getränke wie einen Glühcaipi (heißer Caipirinha) oder Langos verspeisen.
Natürlich gibt es hier auch Feuerzangenbowle und auf einem Bildschirm über den Buden läuft in Dauerschleife der gleichnamige Film, von dem die meisten Besucher aber aufgrund des Lärms und der ausgelassenen Stimmung wenig bemerken.
Kunsthandwerk und Geschenke
Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt findet man eigentlich für jeden Geschmack etwas. Die angebotenen Waren sind auch von erschwinglichen Kleinigkeiten im Eurobereich bis hin zu hochwertigen Waren für mehrere hundert Euro erhältlich.
Spielwaren
Lange Zeit war Nürnberg die Stadt des Spielzeugs. Der Spruch „Nürnberger Tand in aller Land“ zeugt noch heute davon, dass es viele Hersteller von Kleinigkeiten gab, die ihr Spielzeug in aller Herren Länder verkauft haben.
Das Nürnberger Spielzeugmuseum erzählt die Geschichte dieser Zeit. Lange bevor Plastik in Mode kam, war Nürnberg die Stadt des Spielzeugs und es gab Zinnfiguren-Manufakturen und Blechspielzeughersteller. Zumindest Blechspielzeug findet man auf dem Christkindlesmarkt in Nürnberg noch häufig. Aber auch die neueren Zeiten hinterlassen mit einem Stand von Playmobil, dessen Hauptwerk in der Nachbarstadt Zirndorf sitzt, ihre Spuren. Stände mit Puppen, Holzspielzeug und Geschicklichkeitsspielen sind ebenso vorhanden.
Christkindlesmarkt am Hauptmarkt
Hauptmarkt heißt der Platz in der Innenstadt das ganze Jahr und ist so auch als Navigationsziel verfügbar. Gleichzeitig findet hier aber auch das Haupt-Treiben des Christkindlesmarktes statt. Flankiert wird der Hauptmarkt von der Frauenkirche aus Sandstein, auf deren Empore das Christkind seinen Prolog hält und der Bühne, auf der zahlreiche Darbietungen stattfinden. Chöre und Posaunenchöre untermalen den Markt musikalisch und einige Gruppen machen Aufführungen.
Prädikat Besuchenswert
Zugegeben, hier schreibt eine Enthusiastin für den Markt der eigenen Stadt. Das wird den meisten Nürnbergern nicht zugesprochen, aber ich glaube, dass doch alle Nürnberger den Markt auf die ein oder andere Weise lieben.
Für mich hat der Markt eine ganz eigene und wunderbare Atmosphäre. Am Wochenende schieben sich Massen durch die engen Gassen, da ist es natürlich nicht ganz so heimelig. Aber wenn die Wochenendtouristen nicht da sind und die Besucher am Montag bis Donnerstag durch die Gassen schlendern können, haben sie den Blick auf die glänzende Budenstadt, die wunderbar glitzernden und duftenden Auslagen und können sich vom Programm der Bühne in eine sagenhafte Weihnachtsstimmung bringen lassen.
Der allerschönste Augenblick auf dem Markt ist aber, wenn es frisch geschneit hat, die Lichter glänzen und eine gedämpfte Ruhe über dem Markt liegt.
Öffnungszeiten
Der Nürnberger Christkindlesmarkt öffnet vom Freitag vor dem ersten Advent bis zum heiligen Abend täglich.
Montag bis Sonntag 10 – 21 Uhr
Am Freitag, vor dem ersten Advent, findet um 17:30 Uhr die offizielle Eröffnung, mit dem Prolog des Christkinds, statt. Der Markt öffnet aber bereits um 10:00 Uhr. Am 24.12. schließt der Markt um 14:00 Uhr.
Der Markt ist bedingt Kinderwagen tauglich. Es kann am Wochenende oder an vollen Abenden leicht passieren, dass kein Durchkommen ist. Am Vormittag oder Nachmittag ist es in der Regel ruhiger und auch wesentlich angenehmer für die Kinder den Markt zu besuchen. Wer auf der Kinderweihnacht unterwegs ist, hat natürlich Gesellschaft von anderen Kinderwagen-Chauffeuren. Hier ist der Kinderwagen quasi Grundausstattung.
Hier kann ein ganz eindeutiges NEIN ausgesprochen werden.
Wer seinen Vierbeiner liebt, der lässt ihn zuhause. Wenn es gar nicht anders geht, dann sollten Hundebesitzer sich die frühen Öffnungszeiten ab 10:00 Uhr aussuchen. Am Abend wird der Hund sicherlich keinen Gefallen daran finden, wenn er zwischen hunderten von Beinen keinen Himmel sieht und Herrchen oder Frauchen in ständiger Angst um das arme Tier sind. Selbst auf dem Arm oder im Körbchen ist es schwierig.
Nürnberg ist mit dem Zug, dem Auto und dem Flugzeug gut erreichbar. Der Hauptbahnhof ist nur eine U-Bahn-Station (Lorenzkirche) entfernt und somit ist der Zug das perfekte Anreise-Vehikel. Vom Flughafen aus erreicht man die Innenstadt mit der U2 bis zum Hauptbahnhof und steigt dann noch einmal in die U1 um bis zum U-Bahnhof Lorenzkirche.
Wer mit dem Auto kommt gelangt über die A7 von Norden, die A9 von Süden oder Berlin und der A6 aus Richtung Stuttgart nach Nürnberg. Die Innenstadt ist ausgeschildert und zahlreiche Parkhäuser stehen für den Ansturm der Besucher bereit.
Die nächsten sind:
– Parkhaus Hauptmarkt, Schustergasse 1, 90403 Nürnberg, ca. 2 Minuten Fußweg
– Parkhaus Hans-Sachs-Platz, Hans-Sachs-Platz 1, 90402, Nürnberg, ca. 4 Minuten zum Hauptmarkt, direkt an der Kinderweihnacht, begrenzte Stellplätze
– Parkhaus Findelgasse, Findelgasse 4, 90402 Nürnberg, ca. 4 Minuten Fußweg
– Parkhaus Jakobsmarkt, Zirkelschmiedsgasse 9, 90403 Nürnberg, ca. 11 Minuten Fußweg
– Parkhaus Sebalder Höfe, Laufertormauer 8, 90403 Nürnberg, ca. 14 Minuten Fußweg
Weitere Sehenswürdigkeiten
Nürnberg bietet eine lange und facettenreiche Geschichte, die noch heute besichtig werden kann. Der mittelalterliche Stadtkern ist noch gut erhalten und auch einige Museen sind einen Besuch wert.
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Zur Zeit des Christkindlesmarktes finden auch die Glühweinfahrten mit der Historischen Straßenbahn statt und Postkutschfahrten direkt vom Hauptmarkt.
Gastartikel: Dieser Beitrag entsprang der Feder der Nürnbergerin Stefanie Thielmann.
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