Bei einem Spaziergang durch Potsdam sollte man nicht verpassen, die Russische Kolonie Alexandrowka zu besuchen. Die wunderschönen Holzhäuser sind wirklich einmalig und stehen sogar auf der Weltkulturerbeliste.
Wie kommen die Russischen Holzhäuser nach Potsdam?
Nachdem der russische Zar Alexander I. gestorben war, hegte Friedrich Wilhelm III. den Wunsch, ihm zu Gedenken eine Stück Russland nach Potsdam zu holen. So wurden 1826/27 die Holzhäuser im russischen Stil erbaut. Als Vorbild diente das Parkdorf Glasovo bei St.Petersburg. Lenné entwarf die dazu gehörige Anlage. Er plante ein Alleensystem, dass in der Mitte ein Andreaskreuz bildet und eine Ehrerbietung für einen der wichtigsten Heiligen der russischen Kirche, dem Apostel Andreas sein sollte.
Den benachbarten Kapellenberg (er hieß damals erst Minen- und dann Alexanderberg) wählte man als Standort für die Kirche aus. Sie sollte gut sichtbar über den Wohnhäusern stehen.
Die 13 Holzhäuser der Russische Kolonie Alexandrowka mit ihren dazugehörigen Gehöften bauten etwa 100 Militärhandwerker. Es entstanden Fachwerkhäuser mit vorgesetzten halbrunden Holzstämmen, die äußerlich den Eindruck russischer Blockhäuser erweckten. Nach russischem Vorbild wollte man die Dächer der Häuser mit Stroh eindecken, man entschied sich aber für eine billigere Variante aus einer Holzverbretterung. Am Ende des 19. Jahrhunderts ersetzte man diese durch eine Schieferdeckung. Jedes der 12 Gehöft besteht aus einem Wohnhaus mit Balkon und vorgelagerter Loggia. Eine überdachte Toreinfahrt verbindet das Haus mit einem kleinen Stallgebäude. Besonders auffällig finde ich die wunderschöne Gestaltung der Fassade mit den Schnitzarbeiten.
Das 13. Haus ist ein zweistöckigen Aufseherhaus ohne großen Garten. Ein 14. Haus entstand neben der Kirche. Im Obergeschoss diese Hauses befand sich die königliche Samowarstube und im Parterre die Wohnung des Kirchenvorstehers.
In den Gartenanlagen waren hunderte von Obstsorten angepflanzt. Diese dienten als Anschauungsmittel und zeigten auch die Landwirtschaftspolitik von Friedrich Wilhelm III.. Heute hat man die Obstanpflanzungen auf etwa 600 historische Sorten erweitert.
Wer wohnt in den Häusern der Russische Kolonie Alexandrowka?
Im Oktober 1812 kamen 62 in Gefangenschaft genommene russische Soldaten nach Potsdam. Auf Wunsch des Königs bildeten sie den „Russischen Sänger-Chor“ und dienten im ersten preußischen Garderegiment. Als „Geschenk“ des Zaren blieben die Männer am königlichen Hof in Potsdam. Nachdem einige Sänger verstarben schickte der Zar sieben weitere Sänger nach Potsdam. Als der Zar 1825 starb, lebten noch 12 russische Sänger in Potsdam.
Diese Sänger zogen zunächst in die vollständig möblierten Häuser der Russische Kolonie Alexandrowka, aber erst nachdem sie verheiratet waren, ein. Sogar die Gärten waren angelegt und jeder Haushalt bekam eine Kuh geschenkt.
Der König legte außerdem fest, dass die Häuser nicht verkauft, verpfändet oder verschenkt und nur in direkter männlicher Linie vererbt werden durften.
So kam es recht schnell dazu, dass viele der Häuser in den Besitz des Königs zurück fielen. Er vergab sie dann an verdiente Feldwebel weiter.
1861 verstarb der letzte Sänger. 100 Jahre nach dem ersten Einzug der russischen Sänger (1927) waren noch 4 Häuser durch direkten Nachkommen bewohnt. 2013 wohnten noch drei Familien dort: die 6.Generation der Familie Grigorieff, die 7.Generation der Familie Anisimoff und die 6.Generation der Familie Jablokoff.
In dem etwas abseits liegenden 14. Haus auf dem Kapellenberg, das Königliche Landhaus, lud der König gelegentlich zum Tee. Heute lebt hier der Priester der angrenzenden Alexander-Newski-Kirche. Er betreut etwa 1000 orthodoxe Gläubige verschiedener Nationalitäten.
Heute werden eine Großteil der Häuser von Privatpersonen bewohnt. Im Haus 2 befindet sich ein kleines Museum über die Russische Kolonie Alexandrowka. Das Haus 1 ist heute ein Restaurant, in dem man russisch Essen kann. Hier gibt es zum Beispiel Pelmeni, Borschtsch und Kwas.
Alexander-Newski-Gedächniskirche
Über einen gut ausgeschilderten Weg führt uns unser Rundgang auf den kleinen Hügel neben der Russische Kolonie Alexandrowka. Hier steht die wunderschöne Alexander-Newski-Gedächniskirche, die von Karl Friedrich von Schinkel geplant wurde.
Schinkel stand im preußischen Dienst und war gerade mit dem Bau vom Schloss Glienicke und dem Alten Museum beschäftigt, als er den Auftrag bekam, die Kirche zu errichten. Als Vorlage diente ihm eine Kirche in Kiew, die von einem bekannten russischen Architekten errichtet worden war.
Nach der Grundsteinlegung 1826, die in Anwesenheit von Friedrich Wilhelm III. statt fand, entstand innerhalb von drei Jahren eine Kirche, die sowohl russische, als auch deutsche Bauelemente miteinander verknüpft.
Geht man um die Kirche herum fällt auf, dass die Fassade auf allen Seiten gleich aussieht. Über den Torbögen kann man Schutzheilige entdecken, zum Beispiel Theodorus Stratilates, der Schutzheilige der Soldaten und Alexander Newski der Großfürst und Nationalheilige Russlands. Mir gefällt besonders die leuchtende farbige Gestaltung der Fassaden. Sie lässt das Gebäude fröhlich und einladend aussehen.
In dem kleinen eingezäunten Kirchhof stehen die Kirchenglocken und einige Grabsteine.
Adresse:
Russische Kolonie Alexandrowka
Alexandrowka 2
14469 Potsdam
Öffnungszeiten Museum:
Donnerstag bis Dienstag: 10 – 18 Uhr
Mittwoch geschlossen
Eintrittspreise:
Erwachsene 3,50 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
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