Potsdam ist bekannt für das wunderschöne Sommerschloss Sanssouci mit dem Schlosspark und seinen zahlreichen angelegten Gärten. Bei einem Spaziergang durch den Park kann man das Chinesische Haus und das Drachenhaus bewundern.
Wie kommt ein Chinesisches Haus und das Drachenhaus nach Potsdam?
Ende des 17.Jahrhunderts setzte ein vermehrter Überseehandel der Holländer mit China ein. Von ihren Handelsreisen brachten die Händler nicht nur wertvolle Seidenstoffe und Porzellane, sondern auch zahlreiche Kunstwerke aus Perlmutt mit nach Europa.
An den Fürstenhöfen begann ein regelrechter „Kampf“, wer das ausgefallenste und interessanteste Stück in seiner chinesischen Sammlung hatte. Ganze Räume wurden im chinesischen Stil eingerichtet und auf Wandbehängen zeigte sich das romantisierte Bild des fernen Landes. Einige Fürstenhöfe setzten auch in ihren Parks diesen Stil um und ließen Pavillons und Pagoden errichten.
Friedrich der Große konnte sich dem Reiz der unbekannten Welt nicht entziehen und beauftragte den Baumeister Johann Gottfried Büring mit dem Bau eines Pavillions.
Das Chinesische Haus
Als Vorlage für das Haus dienten dem Baumeister Skizzen, die Friedrich der Große selber angefertigt hatte.
Die schnelle Umsetzung der Idee scheiterte allerdings am Siebenjährigen Krieg, der Preußen wirtschaftlich und finanziell sehr schadete. So brauchte es fast 10 Jahre, bis 1764 das Chinesische Haus fertig gestellt war.
Friedrich der Große nutzte den Pavillon nicht nur als schmückendes Element in seiner Gartenanlage, sondern auch als exotischen Ort bei repräsentativen Veranstaltungen. Damit seine Gäste problemlos verköstigt werden konnten, ließ er nicht weit entfernt noch eine Chinesische Küche erbauen.
Geht man um das Gebäude herum, fällt der kleeblattförmige Grundriss auf. Diesen soll Friedrich der Große bei einem Gartenpavillion in Frankreich entdeckt haben und ihn auf seinen Entwurf übertragen haben. Entstanden ist ein kreisrunder zentraler Bereich, an den drei Kabinette anschließen.
Mir gefallen vor allem die großen bodentiefen Fenster, die sicherlich ein wunderschönes Licht im Raum ermöglichen. Das Kupferdach wird durch vier vergoldeten Palmsäulen gestützt und wirkt aufgrund der Form fast wie ein Zirkusdach. Auf dem Dach sitzt die vergoldeten Figur eines Mandarin mit aufgespanntem Schirm und Caduceus. Am Fuß der Säulen befinden sich wunderschöne vergoldete Sandsteinplastiken, die essende, trinkende und musizierende Chinesen zeigen. Angeblich sollen Menschen aus der Region für die Plastiken Modell gesessen haben, sicherlich aus Mangel an chinesischen Modellen. Deshalb, so vermutet man, haben die Figuren eher ein europäisches Aussehen und kein asiatische Äußeres.
Betritt man das Chinesische Haus, fällt zunächst der grüne Stuckmarmor auf. Man kann in Stuck gearbeitete Affen mit Musikinstrumenten über den Fenstertüren entdecken. Auf Konsolen war Platz für wertvolle Porzellanstücke und überall blitzen vergoldete Kerzenhalter.
Sehr interessant finde ich die Deckenbemalung. Es werden asiatische Menschen, die von Papageien und Affen umgeben sind dargestellt. Man kann auch einige Buddafiguren erkennen.
Die Wände der Kabinette sind mit geblümter Seide bespannt. Diese stammt aus preußischer Produktion.
Neben dem Chinesischen Haus steht auf der Wiese ein recht merkwürdiges Gefäß, dass wie ein Ofen aussieht Dabei handelt es sich um ein hohes Räuchergefäß mit der Inschrift „製年元正雍清大“. Von rechts nach links zu lesen ergibt das: „Daqing Yongzheng yuannian-zhi“. Übersetzt heißt das so viel wie: „Hergestellt im 1. Regierungsjahr des Kaisers Yongzheng“. Das muss so im Jahr 1723 gewesen sein.
Das Drachenhaus
Etwa 6 Jahre nachdem das Chinesische Haus fertig gestellt war, ließ Friedrich II. das Drachenhaus erbauen. Dieses steht im Norden des Schlossparks auf dem Bornstedter Höhenzug.
Der Baumeister Carl von Gontard entwarf nach dem Vorbild der Ta-Ho-Pagode aus der Nähe von Guangzhou einen oktonalen Bau mit vier Geschossen. Der gesamte Bau verjüngt sich nach oben und man kann überall Drachen sitzen sehen.
Ursprünglich war im Erdgeschoss ein Flur, zwei Zimmer und eine Küche untergebracht. Die drei oberen Stockwerken konnten nicht zum Wohnen genutzt werden. In das Haus sollte eigentlich der Winzer des königlichen Weinbergs ziehen. Anscheinend gefiel ihm der Bau nicht, denn das Drachenhaus stand zunächst viele Jahre leer, bis dann ein Aufseher des Belvedere einzog. Seit 1934 wird das Drachenhaus durch verschiedene gastronomische Betriebe genutzt.
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