Am Alten Markt in Potsdam steht der imposante Bau der evangelischen Kirche St.Nikolai, die im Volksmund einfach nur Nikolaikirche genannt wird. Highlight eines Kirchenbesuches ist der Kuppelaufstieg, der eine tolle Aussicht auf Potsdam bietet.
Geschichte der Nikolaikirche
Dort, wo heute der Kirchenbau der Nikolaikirche steht, soll bereits im 13. Jahrhundert eine Kirche gestanden haben. Über diese Kirche ist allerdings nur wenig bekannt. Im 14. Jahrhundert baute man das bestehende Kirchenschiff in eine dreischiffige gotische Hallenkirche um. Die damals katholische Kirche war der Propstei Spandau unterstellt.
1539 setzte sich in Brandenburg unter Kurfürst Joachim II. Hector die Reformation durch und auch in dieser Kirchenbau erfolgte ein Konfessionswechsel. Es kam zu einigen Umbauten und 1563 erhielt der Bau auf den romantischen Turm eine Renaissancehaube.
Kirchenneubau und Umbenennung
Mit der Zeit entwickelte sich Potsdam zu einer aufstrebenden Residenz- und Garnisonsstadt. Schnell zeichnete sich ab, dass der Kirchenbau (damals hieß die Kirche noch Katharinenkirche) zu klein war. So riss man sie 1721 ab, um einen barocken Neubau errichten zu können. Den Kirchenneubau weihte man dem Heiligen Nikolaus. Die neue Kirche, nach den Plänen des Baumeisters Philipp Gerlach gestaltet, hatte den Grundriss eines griechischen Kreuzes und einen fast 90 Meter hohen Glockenturm.
Friedrich der Große begann nach seiner Machtübernahme die bisher recht zweckmäßig gestaltete Stadt repräsentativ umzugestalten. Die Gebäude rund um den Alten Markt sollten sich dem Charakter nach an eine italienische Piazza anpassen. Auch die Nikolaikirche erhielt im Zuge der Umgestaltungen zur Marktseite ein neue Fassade. Die Schaufassade gestaltete man im Stil des römischen Spätbarocks und gliederte sie durch Säulen und Aufsätze. Ein Fresko schmückte den oberen Teil der Mittelachse.
Lange stand die Nikolaikirche nicht. Im September 1795 brannte sie bei Reparaturarbeiten im Turm vollständig aus und wenig später trug man die Ruine ab. Nur die Schaufassade blieb zunächst stehen.
Neubau der Zweite
Friedrich Wilhelm II. gab schnell nach dem Brand den Auftrag, Pläne für einen Neubau zu erstellen. Diese gerieten jedoch in Vergessenheit, nachdem der Herrscher verstarb und auch die verlorene Schlacht gegen Napoleon mit der nachfolgenden Finanzkrise ließen einen Neubau nicht zu. 1811 trug man die Schaufassade ab und legte auf dem Gelände der Kirche eine Grünfläche an.
Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Stadt begann man mit der Neuplanung der Nikolaikirche. Karl Friedrich Schinkel wurde als Architekt beauftragt Entwürfe anzufertigen. Die finanziellen Mittel reichten jedoch zunächst nur für die Errichtung des Unterbaus aus, die geplante Kuppel musste warten. Bereits in der Bauphase kam es zu einigen bautechnischen Fehlern, die korrigiert werden mussten. Der Bauherr war unzufrieden und die Einweihung der Kirche erfolgte im September 1837 ohne Schinkels Anwesenheit
Schinkel verstarb 1841 und so erlebte er nicht mehr mit, dass 1843 König Friedrich Wilhelm IV. befahl den ursprünglichen Plan der Nikolaikirche umzusetzen und die Kuppel zu errichten. Dazu errichtete der beauftragte Architekt aus statischen Gründen zusätzliche turmartige Aufbauten und begann ab 1845 mit den Arbeiten an der Kuppel. Nach etwa 5 Jahren Bauzeit erstrahlte die Kirche nun in neuer Optik.
Kirchengeschichte ab 1945
Im Zweiten Weltkrieg kam es im April 1945 zu einem großflächigen Luftangriff auf Potsdam. Große Teile des Stadtgebietes wurden dabei zerstört, die Nikolaikirche blieb fast unversehrt. Erst Ende April kam es bei Kämpfen und dem damit verbundenen Artilleriebeschuss zum Einsturz der Kuppel und des Eingangportikus. Auch im Inneren der Kirche kam es zu großen Schäden, nur der Altar und die Kanzel blieben unbeschädigt.
Es sollte eine Weile dauern, bis in der Kirche wieder Gottesdienste stattfinden konnten. Zunächst führte man nur notdürftige Absicherungen durch, um einer Einsturzgefahr und dem Eindringen von Wasser vorzubeugen.
Dann erfolgte ab 1955 der Wiederaufbau in mehreren Teilabschnitten. Bei diesen Arbeiten gelang es Mitgliedern des Kirchenrates in der Kugel auf der Kuppel eine Kassette mit Dokumenten zu verstecken. 2006 wurde der Inhalt der Dokumente bekannt, der die Verfolgung und unrechtmäßige Verhaftung von Kirchenmitgliedern durch die Staatsmacht der DDR beschrieb.
Im Mai 1981 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die Nikolaikirche konnte geweiht werden.
Rundgang um die Nikolaikirche
Die Nikolaikirche ist ein kubischer Bau, dem an der Südseite eine Freitreppe vorgelagert ist. Im Norden liegt die Apsis. Dem Unterbau mit seinem quadratischen Grundriss sind an den Ecken 45 Meter hohe Türme als Strebepfeiler angefügt. Auf ihnen sitzen Engelstatuen. In drei der vier Türmen befindet sich im obersten Geschoss eine Rundbogenöffnung in der Glocken hängen. Im vierten Turm führt eine Treppe zu der Aussichtsplattform.
Betrachtet man die Südseite der Nikolaikirche etwas genauer, wird man neben der Freitreppe auch noch ein Säulenportikus entdecken. Insgesamt sechs Säulen tragen das Tympanon (Schmuckfläche) unter dem Satteldach. Hier befindet sich eine Rekonstruktion des 1945 zerstörten Reliefs, dass ein Motiv aus der Bergpredigt zeigt. Unterhalb des Hauptgesims stehen Worte aus der Bergpredigt. Die einzelnen Zeilen sind durch Engelfiguren voneinander getrennt.
Unter dem Portikus befindet sich der Eingang in die Nikolaikirche, der aus zwei kleinen und einer großen Tür besteht.
Die West- und Ostfassade wird durch hohe Sprossenfenster und ein bunt verglastes Halbkreisfenster gestaltet.
Auf dem Unterbau der Kirche erhebt sich die Tambourkuppel der Kirche.
Die Kuppel der Nikolaikirche
Die Kuppel erhebt sich auf dem Unterbau. Sie wird als Tambourkuppel bezeichnet und hat eine Höhe von über 22 Metern. Umgeben ist der Tambour von 28 korinthischen Säulen, die eine Höhe von 10 Metern haben. Im untere Bereich lassen 14 Sprossenfenster Tageslicht in die Kirche. Auf dem Tambour befindet sich die doppelschalige Kuppel der Nikolaikirche, die eine Durchmesser von 24 Metern und eine Höhe von 13 Metern hat. Die äußere Kuppel ist mit Kupferplatten eingedeckt. Auf der Kuppel erhebt sich eine auf sieben Säulen ruhende Laterne und ein Kugelkreuz.
Der Aufstieg
Wir haben die Aussichtsplattform in 42 Meter Höhe am Säulengang besucht.
Bei unserem Besuch war der Kauf der Eintrittskarte für den Aufstieg im Eingangsbereich möglich. Es gibt aber auch einen Automaten auf der Empore, die man über eine Treppe erreicht.
Von der Empore kann man in die Nikolaikirche gucken (dieses ist kostenfrei möglich). In der Kirche stehen dunkle Holzbänke und man hat einen tollen Blick auf den leicht erhöhten Chor mit Kanzel, Orgel und Taufbecken. Dahinter liegt die Apsis mit einem auf Säulen ruhender Aufbau über einem Altar. Die Apsis ist bemalt. Auf goldenem Grund sind die zwölf Apostel und darüber die Evangelisten Markus, Johannis, Matthäus und Lukas zu sehen. Ursprünglich befand sich darüber noch in Bild Jesus auf dem Himmelsthron. Dieses Bild hat man nicht rekonstruiert.
Besonders schön ist der Blick in die mächtige Kuppel der Kirche. Direkt am Übergang zwischen Unterbau und Tambour sind Bilder der Propheten des Alten Testaments in Medaillons dargestellt. Die Kuppel selber ist eher schlicht gehalten, beeindruckt aber durch das einfallende Licht und die Höhe.
Nachdem man ein Drehkreuz, an dem man seine Eintrittskarte scannen muss, passiert hat, kann man mit dem Aufstieg beginnen. Das Scannen der Eintrittskarte erwies sich bei unserem Besuch als „schwierig“ – wobei wir wahrscheinlich nur zu ungeduldig waren, bis das zweite Ticket gelesen werden konnte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis eine Freigabe erfolgte. Andere Besucher waren nicht so geduldig und stiegen über das Drehkreuz.
Über eine enge Wendeltreppe ging es dann 216 Stufen hinauf. Gegenverkehr möchte man hier nicht unbedingt haben. Es gibt aber auch eine Ampelregelung, die allerdings bei unserem Besuch nicht funktionierte.
Die Aussichtsplattform befindet sich seit 2010 auf dem Säulengang in etwa 42 Metern Höhe. Der Ausblick ist beeindruckend. Man einen tollen Blick auf die Havellandschaft und natürlich auch auf Potsdam. So kann man auf den Alten Markt gucken und das Fortunaportal, das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte und das Museum Barberini entdecken.
Adresse:
Am Alten Markt,
14467 Potsdam
Öffnungszeiten (Kirchenbesichtigung und kostenpflichtiger Turmaufstieg)
Montag, Dienstag: geschlossen
Mittwoch- Samstag: 9:30 – 17:30 Uhr
Sonntag: Kirchenbesichtigung ab 11:30 Uhr, Turmaufstieg ab 12:00 Uhr
Eintrittspreis:
Erwachsene: 5,-€
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