Holger von Berlins Taiga hat mich zu einer außergewöhnlichen Führung mit dem Thema „Der Park Babelsberg im Schatten der Weltgeschichte“ eingeladen und ich war wirklich sehr gespannt, was mich erwarten würde.
Eine Führung mit Berlins Taiga hatte ich bereits mitgemacht und dabei einen Einblick in das Glienicker Brücke bekommen. Diese Führung war für mich als Westberliner Kind wirklich etwas ganz besonderes, da ich nun einen Eindruck von der für mich damals nur schwer erreichbaren Hälfte Berlins bekam. Ob ich auf dieser Führung nun auch unbekannte oder vergessene Geschichten hören sollte? Auf jeden Fall sollte es laut Ausschreibung schwerpunktmäßig um die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehen – ich war gespannt.
Wie ist der Park Babelsberg entstanden?
Wie jeder Prinz wollte auch Prinz Wilhelm sein eigenes Schloss besitzen. 1833 konnte Schinkel mit der Planung des Schlosses und Lenné mit der Planung des Gartens beginnen. Leider war das Geld sehr knapp und so kam Lenné mit der Gartengestaltung nur sehr langsam voran. Zusätzlich machten der schlecht wasserspeichernde Boden und große Hitze viele seiner Bemühungen zunichte. Nach Konflikten mit Prinzessin Augusta wurde er schließlich entlassen.
1843 übernahm Fürst Pückler-Muskau die Arbeiten in der Gartenanlage. Teile von Lennés Ideen behielt er bei, in anderen Bereichen entstanden völlig neue Ideen. Einer von Pückler-Muskaus zentralen Gestaltungselementen war das Wasser. Heute wird im Rahmen der Rekonstruktion der Parkanlage dieses Element wieder aufgegriffen.
Mit dem Ende der Monarchie 1918 wurde der Park und das Schloss Babelsberg in Obhut der preußischen Schlösserverwaltung gegeben.
Unterwegs mit Berlins Taiga im Park Babelsberg
Treffpunkt für die Führung mit Holger ist am Pförtnerhaus (Allee nach Glienicke/Karl-Marx-Straße) des Parks. Von hier aus geht es in einem gemütlichen Spaziergang für 1,5 Stunden durch einen kleinen Teil der Parkanlage.
Gleich zu Beginn der Führung erfahren wir etwas zur Geschichte des Parks zu dem Zeitpunkt an dem der Zweiten Weltkrieg zu Ende ging. Nach dem Krieg gehörte der Park und Babelsberg zur SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland). Bis September 1945 lebte man hier sogar in der sowjetische Zeitzone. Aber es soll nicht zu viel verraten werden, nur soviel sei gesagt, in Babelsberg wohnte eine zeitlang hochrangige Politiker, die über das Schicksal Deutschlands entscheiden sollten.
An eher unscheinbaren Häusern, die mich architektonisch betrachtet sehr an den Bauhausstil erinnern, erfahre ich mehr zu Geschichte des Parks zur Zeit der DDR. Zunächst aber muss ich mich vom BauhausGedanken verabschieden. Diese Häuser zählen zur DDR-Nachkriegsmoderne und gehörten zur Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR. Heute befinden sich hier Studentenwohnungen. Holger, der Babelsberger ist, erzählt eine Menge interessante Details aus dieser Zeit, die aus heutiger Sicht nahezu unvorstellbar sind.
Unser Spaziergang führt weiter zum Schloss Babelsberg. Hier verbrachte Prinz Wilhelm seine Sommermonate und später bevorzugten die kaiserlichen Nachkommen das Schloss als Wohnsitz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging leider ein Teil des Mobiliars durch Plünderungen verloren. Ab 1949 nutzte die Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR ein Teil des Gebäudes, ab 1954 war die Hochschule für Film und Fernsehen hier untergebracht.
1963 zog das Museum für Ur- und Frühgeschichte in das Gebäude, es wurde für Besucher ab 1967 zugänglich. Holger von Berlins Taiga berichtet während seiner Führung aus dieser Zeit und lässt unterstützt von einigen alten Fotografien die Zeit lebendig werden. Von der etwas erhöhten Position des Schlosses aus hat man einen tollen Blick auf die Glienicker Brücke.
Das Schloss Babelsberg wird seit einigen Jahren saniert und wird hoffentlich bald wieder dauerhaft öffentlich zugänglich sein.
Holger berichtet auf unserem Rundgang noch viele interessante Details über den Park Babelsberg. Aber auch einen Blick über die Havel nach Klein Glienicke werfen wir. Hier lag während der Deutschen Teilung eine Enklave der DDR auf der westlichen Seite der Havel. Diese oft als „Blinddarm der DDR“ bezeichnete Wohngegend war über eine Brücke und nur mit Sondergenehmigung zu erreichen. Und so ganz nebenbei fließt in Holgers Erzählung dann eine spektakuläre Fluchtgeschichte ein, die hier stattgefunden hat. Aber diese soll er euch selber erzählen…
1,5 Stunden waren viel zu schnell vorbei, die Führung war so informativ und kurzweilig gestaltet, dass ich erstaunt auf die Uhr geguckt habe. Ich wäre gerne noch weiter mit Holger unterwegs gewesen und hätte gerne noch viel mehr erfahren.
Wer sich für die Zeit der DDR interessiert, ist bei dieser Führung genau richtig aufgehoben.
Adresse:
Park Babelsberg
Schlosspark Babelsberg
14482 Potsdam
Öffnungszeiten:
Ganzjährig täglich 8 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit
Eintrittspreise:
Der Besuch im Park ist kostenlos möglich.
Wer möchte kann am Parkeingang einen Parkplan für 2,-€ erwerben und damit zum Erhalt und der Pflege des Anlage beitragen.
Fragen zum Park Babelsberg
Fährt ein Bus zum Park Babelsberg?
Vom Hauptbahnhof Potsdam fährt der Bus 694 bis zum Rathaus Babelsberg. Dort steigt man in die Linie 616 bis zur Haltestelle Schloss Babelsberg um.
Wo kann man am Park Babelsberg parken?
In der Nähe des Schloss gibt es einen kleinen gebührenpflichtigen Parkplatz. Kostenfreie Parkplätze kann man in den umgebenen Seitenstraßen finden, muss dann allerdings etwas Fußweg einkalkulieren.
Wo finde ich Fahrradständer?
Das Fahrradfahren ist im Park nur auf ausgewiesenen Wegen gestattet. Fahrradständer befinden sich an der Rosentreppe, am Maschinenhaus und am Kleinen Schloss.
Ist der Park barrierefrei?
Der Park ist nur bedingt für den Rollstuhl geeignet. Die großen Hauptwege kann man aber gut nutzen.
Dürfen Hunde in den Park?
Ja, Hunde dürfen an der Leine mit in den Babelsberger Park mitgenommen werden. Der Hundekot muss entfernt werden.
Offenlegung: Die Teilnahme an der Führung mit Berlins Taiga war für mich kostenlos. Der Bericht entspricht ausschließlich meinen Erlebnissen während der Tour. Vielen Dank für die spannende Tour!
Helma Grimm
Durch die Weitläufigkeit der schönen Anlagen lohnt es sich mit dem Rad unterwegs zu sein. Eine Fahrt über die Glienicker Brücke ist ein ” GESCHICHTLICHES MUSS “.