Läuft man durch Potsdam, wird man immer wieder Hinweisschilder auf das Holländische Viertel entdecken. Wie kommt es, dass mitten in Brandenburg ein Stadtviertel nach Holland benannt worden ist?
Der Hintergrund
Es ist bekannt, dass Friedrich Wilhelm I. eine Begeisterung für die niederländische Kultur zeigte. Schon als Kronprinz zog es ihn zu Bildungsreisen nach Den Haag und Amsterdam. Dort entdeckte er nicht nur die Architektur, sondern auch die Vorzüge des fortschrittlichen wirtschaftlichen Staatswesens.
Auch, wenn es nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen ist, haben seine Eindrücke aus Holland schnell in der Stadt Einfluss genommen. So haben zum Beispiel alle Kirchen, die Friedrich Wilhelm I. in der Stadt bauen ließ, einen niederländischen Einfluß. Der bekanntlich recht sparsame Herrscher ließ in seiner Regierungszeit nur ein einziges neues Gebäude für sich selber errichten. Das Jagdschloss Stern gleicht einem schlichten niederländischem Bürgerhaus. Man vermutet, dass ein niederländischer Baumeister von Friedrich Wilhelm I. den Auftrag dafür bekam.
Baubeginn: Holländische Viertel in Potsdam
Zwischen 1733 und 1742 benötigte man in Potsdam bereits eine zweite Stadterweiterung. Diese sollte auf einem recht sumpfigen Gelände angelegt werden. Für so ein Projekt war es nicht verwunderlich, dass Friedrich Wilhelm I. auf die Erfahrung eines niederländischen Baumeisters zurückgriff. Er holte Jan Bouman aus Amsterdam nach Potsdam.
Die Arbeiten begannen mit der Ausschachtung eines Bassins. Hier sammelte man das abfließende Wasser und leitete es von dort weiter in den Heiligen See. Nachdem das Land einigermaßen trocken gelegt war, gründete man ein Pfahlrost aus unzähligen Baumstämmen. Die Pfähle werden dazu einzeln oder auch in Gruppen angeordnet in den Boden gerammt. Sie sollen so die Lasten der späteren Bauwerke in den Baugrund übertragen. Auf die Pfähle setzte man ein Steinfundament. Dazu verwendete man Blöcke mit einer Höhe von 1,30 Metern und einer Breite von 1,25 Metern. Zusätzlich schüttete man das Gelände um etwa einen Meter auf und baute Schöpfwerke ein, die während der folgenden Arbeiten den Grundwasserspiegel künstlich absenkten.
Ein neues Wohngebiet entsteht
Insgesamt entstand ein neues Viertel mit 134 Ziegelsteinhäusern. Eine Straßenkreuzung (Mittel- und Benkertstraße) teilt das Wohngebiet in vier Karrees auf. In der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. stellte man 2 Bauabschnitte fertig, später ließ Friedrich II. die beiden weiteren Karrees weitgehend nach den Plänen seines Vaters fertig stellen. Zusätzlich ließ er im gleichen Baustil noch weitere Häuser errbauen (z.B. stirnseitig zum Bassinplatz und hinter der Französischen Kirche), die aber eigentlich nicht zum eigentlichen Holländischen Viertel gehören.
Mit der Fertigstellung hoffte man darauf, niederländische Handwerker nach Potsdam locken zu können. Diese sollten sich in Häusern, die an die Heimat erinnerten, wohl fühlen können. Da nicht ausreichen Niederländer das Angebot wahrnahmen, zogen auch französische und preußische Handelsvertreter, Künstler und auch Soldaten in die neuen Häuser ein.
Was zeichnet die Häuser in Holländischen Viertel aus?
Geht man die Straßen des Viertels ab, werden einem zwei unterschiedliche Haustypen auffallen, Giebelhäuser und Traufhäuser.
Die Giebelhäuser sind zweigeschossig. Rechts und links vom Eingang befinden sich jeweils Fensterachsen. Die Häuser sind kleiner als die Traufhäuser, die Wohnfläche ist etwa halb so groß.
Die Traufhäuser unterteilen sich in Reihenhäuser und Einzelhäuser. Die Einzelhäuser sind sehr repräsentativ. Sie sind zweigeschossig und die Fassade gliedert sich in 5 Achsen mit einem Eingang in der Mitte. Der Eingang ist typisch niederländisch mit einer hölzernen barocken Portaldekoration verziert.
Was im Gegensatz zu den oft reicht verzierten Giebeln der Häuser in Holland auffällt ist, dass in Potsdam nur zwei Giebelformen vorhanden sind. Diese waren eher zweckmäßig und sparsam gestaltet, was wohl dem Geschmack Friedrich Wilhelms I. entsprach. Eigentlich ähneln sie eher der Bauweise niederländischer Lagerhäuser.
Alle Häuser haben weiß gestrichene Fensterrahmen, die das Fenster in kleine Quadrate gliedert. Besonders schön finde ich die Fensterläden, die in grün und weiß gestrichen sind.
Spaziergang durch das Holländische Vierte in Potsdam
Für uns ist der Spaziergang durch das Holländische Viertel immer etwas ganz besonderes. Zugegeben, inzwischen fällt der Blick nicht mehr ganz so häufig auf die wirklich wunderschöne Häuser. Wir gucken eher in die vielen kleine Läden und Galerien, die zum Teil wirklich wunderschöne und manchmal auch ausgefallene Waren anbieten. Auch, wenn das Viertel ein Anziehungspunkt für Touristen ist, sind die kleine Geschäfte nicht voller „Touristenkitsch“.
Kleine Kaffees, Kneipen und Restaurants locken besonders im Sommer mit ihren kleinen Tischen auf dem Gehweg zu einer Pause. Zu gerne machen wir in einem kleinen Käsekuchen Café Pause und genießen den Kuchen.
Jedes Jahr im April findet im Holländischen Viertel von Potsdam ein Tulpenfest statt. Im September kann man hier über einen Töpfermarkt schlendern und zur Weihnachtszeit ist die Straße festlich geschmückt und es findet auch ein Weihnachtsmarkt statt.
Filmfans werden an der ein oder anderen Stelle stehen bleiben. Hier spielten zum Beispiel Szenen der Serie Homeland (in denen man sich eigentlich in Amsterdam befand).
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