Während einer Führung sind wir auch an dem Freiheitsdenkmal von Riga vorbei gekommen. Unser Guide erzählte uns etwas zu der Geschichte des Denkmals und brachte uns damit sehr zum Schmunzeln.
Mitten in Riga steht das 42,7 Meter hohe Freiheitsdenkmal in einer Fußgängerzone. Vor dem Denkmal steht eine Ehrenwache, die zwischendurch etwas marschiert und von einem einsamen Soldaten bewacht wird (er steht am Rand und guckt den beiden zu). Die Besucher der lettischen Hauptstadt bleiben hier kurz stehen und schießen einige Fotos. Dann hasten sie weiter zum nächsten Punkt ihrer Besichtigungsrunde und haken einen Punkt auf ihrer Liste ab. Eigentlich schade, dass nur wenige Bsucher etwas genauer hingucken.
Freiheitsdenkmal von Riga
Ursprünglich stand genau an dieser Stelle, an dem heute das Freiheitsdenkmal steht ein Reiterstandbild von Peter dem Großen. In der Zeit der ersten lettischen Unabhängigkeit wurde das Freiheitsdenkmal von Riga auf diesen Platz gestellt.
Ein lettischer Bildhauer hat den Entwurf für das am 18.11.1935 enthüllte Freiheitsdenkmal erarbeitet. 4 Jahre hat der Bau gedauert. Auf vier Ebenen sind verschiedene Skulpturen angeordnet, die alle verschiedene Bedeutungen haben. Dabei symbolisiert die unterste Ebene die Arbeitertugend des Volkes, seine Geisteskraft und Sehnsucht nach Unabhängigkeit. Im mittleren Gürtel werden die Ideale des Volkes und der Wunsch nach Freiheit symbolisiert.
Auf einem Granitobelisken steht eine kupferne Frau, die über ihrem Kopf drei goldene Sterne trägt, ein Symbol der Einigkeit der drei lettischen Kulturregionen.
Das Denkmal ist nur durch Spendengelder finanziert worden.
Zum Schmunzeln
Das Denkmal blieb trotz seiner Bedeutung für die Letten während der deutschen und der nachfolgenden sowjetischen Besatzungszeit erhalten. Besonders den sowjetischen Besatzern war das Freiheitsdenkmal von Riga ein Dorn im Auge und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges sollte es sogar gesprengt werden.
Es wird die Geschichte erzählt, dass das Denkmal sogar als baufällig und gefährlich für den Straßenverkehr eingestuft wurde. Der Bürgermeister von Riga soll daraufhin einfach die umgebende Straße zur Fußgängerzone erklärt haben und das Denkmal so gerettet haben. Eine Gefahr für Fußgänger schien es von dem angeblich baufälligen Denkmal nicht gegeben zu haben.
Die Geschichte, die uns erzählt wurde, finde ich schon glaubwürdiger.
Die Frau an der Spitze des Denkmals trägt 3 goldene Sterne. Diese waren ursprünglich als Symbole für die drei lettischen Regionen Kurland, Livland und Lettgallen gedacht. Um den sowjetische Besatzern entgegen zu kommen, änderte man einfach die Symbolik der Figur. Die Frau stellte Mütterchen Russland dar, die die drei baltischen Staaten (Lettland, Estland, Litauen) als Sterne dargestellt in ihrer großen Gemeinschaft aufnimmt.
Manchmal muss ich mich schon wundern, wie man durch eine Änderung der Symbolik doch etwas erreichen kann. Wer nur auf so einen fast schon simplen Schachzug gekommen ist…
In den Jahren der sowjetischen Besatzung waren Versammlungen an dem Denkmal verboten. Mit Beginn der Perestroika änderte sich das Selbstbewußtsein der Bevölkerung und es fanden ständig Versammlungen und Diskussionen rund um das Denkmal statt. Auch heute werden hier Staatsbesucher empfangen, finden hier Feiern statt und ist der Ort ein beliebter Treffpunkt der Bevölkerung.
Adresse:
Raiņa bulvāris Brīvības piemineklis,
Rīga, LV-1050
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