Ein “must do” in Riga ist der Besuch auf dem Riga Central Markt. Hier war für uns einer der wenigen Orte, den Einheimische und Touristen nutzen und an dem man etwas Einblick in das lettische Leben bekommen hat.
Riga Central Markt – Geschichte
Bereits 1909 erkannte der Stadtrat von Riga die Notwendigkeit einen zentralen Markt einzurichten. Durch den ersten Weltkrieg verzögerte sich aber die Umsetzung und erst 1930 konnte der Markt eröffnet werden.
Die ursprüngliche Idee beim Bau der Markthallen war es, Zeppelinhangar zu nutzen. Einige davon standen in der Nähe von Riga und sollten so sinnvoll weiterverwendet werden. Die Überlegungen wurden jedoch nach einiger Diskussion zunächst verworfen. Die Größe der Hallen hätten bei den klimatischen Bedingungen in Riga zu große Kosten für die Beheizung bedeutet, da die notwendigen Materialien nicht vorhanden gewesen wären. Es wurde deshalb beschlossen, nur den oberen Teil des Hangars zu verwenden und diese auf neu gebaute Ziegel- und Stahlbetonwände zu setzen.
Es entstanden vier kleinere Halle mit einer Länge von etwa 70 Meter und etwa 2.500 m² sowie eine größere Halle mit einer Länge von etwa 140 Meter und einer Fläche von 5.000 m².
Unter den Pavillons entstand ein riesiges Kellersystem. Dieses gleicht fast einer unterirdischen Stadt mit Straßen und seitlichen Durchgängen, die durch eine 337 Meter lange Passage miteinander verbunden sind. Es existieren Ausgänge in der Nähe des Kanals und Frachtaufzüge wurden eingebaut.
Schon 1938 waren in den Kellern 27 Gefrierschränke vorhanden, die 310.000 kg Güter aufnehmen konnten. Während der sowjetischen Periode ab 1961 konnten hier bis zu 700 Tonnen Produkte gelagert werden. Zu dieser Zeit waren Verträge mit 60 Kolchosen abgeschlossen worden, die eine regelmäßige Versorgung des Marktes gewährleisteten. In alten Statistiken findet man zum Beispiel Angaben, die von 200.000 Tonnen Fleisch, 7 Millionen Eiern und 9000 Tonnen verkauften Kartoffeln ausgehen. An Werktagen waren 50.000 bis 70.000 Besucher auf dem Markt, an Wochenenden sogar noch mehr.
Seit 1995 ist der Riga Central Markt eine Aktiengesellschaft im Besitz der Stadt. 1997 wurde der Markt in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.
Unser Besuch
Was für ein riesiger Markt!
Wer den Riga Central Markt besucht, sollte sich wirklich Zeit mitbringen und in Ruhe durch die Gänge mit den unzähligen Ständen schlendern. Wir waren im Dezember vor Ort und so war der unter freiem Himmel liegende Bauernmarkt recht klein und überschaubar. Viele Stände waren leer, wer mag es den Verkäufern bei Minustemperaturen verübeln. Im Sommer muss es aber ein wunderbarer Anblick sein an den reich gefüllten Ständen mit Produkten aus der Region vorbei zu laufen.
Die Markthallen sind einfach nur riesig und alleine architektonisch schon sehenswert. Die größere Halle steht etwas abseits. Hier werden Fleischprodukte verkauft. Und es gab wirklich alles, was das Herz und der Magen sich wünschen kann. Vom Schweinefleisch über Geflügelfleisch, das Angebot ließ keine Wünsche offen.
Die vier kleineren Markthallen stehen direkt nebeneinander und sind miteinander verbunden. In den Hallen werden getrennt die verschiedenen Produkte angeboten. Es gibt eine Halle für Milchprodukte, eine Halle für Gemüse/Obst, eine Halle für die Gastronomie und die Fischhalle. Leider wurde in der Gastronomiehalle gerade gebaut, ich hätte gerne mich von einem Stand zum nächsten durchprobiert.
Die Obst/Gemüse Halle enthielt nicht viele Überraschungen für uns. Alles, was man so auf Märkten findet, wurde auch hier angeboten. Etwas ungewohnt für uns die vielen eingelegten Produkte wie Weißkraut, Möhrenraspeln, Rotkraut und Sauerkraut die offen dastanden und für den Kunden in Tüten abgefüllt wurden.
In der Halle mit den Milchprodukten gab es viele regionale Käseangebote und Quark mit den unterschiedlichsten Fettstufen.
Mich hat aber die Fischhalle, abgesehen vom Geruch, am meisten angesprochen. Neben unzähligen geräucherten Fischen wird hier auch frischer Fisch angeboten.
Neben Fischen aus der Ostsee werden aber auch Süßwasserfische angeboten. Ich bin in dieser Halle gezielt auf die Suche nach dem Neunauge gegangen. Über diesen Fisch hatte ich vor unserem Besuch in Riga einen Fernsehbericht gesehen und war sehr gespannt, ob ich ihn entdecken würde. Der Neunauge hat einen langen aalartigen Körper von 30 bis 40 Zenimeter Länge. Er besitzt 7 Kiemenöffnungen, die mit den beiden echten Augen für die Namensgebung verantwortlich sind. Der Fisch wird lebend verkauft und laut des Fernsehberichtes sind die Fische besonders frisch, wenn sie sich an der Hand festsaugen. Nach einiger Suche wurde ich fündig. Es gab tatsächlich Stände, die den lebenden Fisch angeboten haben. Aber ehrlich gesagt, habe ich mich nicht getraut meine Hand über mit spitzen Zähnen schnappenden Mäuler zu halten, um den Fernsehbericht zu überprüfen.
Wir haben fast 3 Stunden auf dem Markt verbracht und dabei den Blumen Nachtmarkt und das Handelszentrum nicht besucht, nichts gegessen oder gekauft und dennoch sind wir mit so vielen Eindrücken aus den Riga Central Markt Hallen gegangen, dass uns der Kopf schwirrte. Ein toller Marktbesuch!
Adresse:
Negu St. 7,
LV-1050 Riga,
Latvia,
Öffnungszeiten:
Fleisch Pavillon
Montag – Sonntag: 7- 18 Uhr
Gemüse Pavillon
Montag – Sonntag: 7 – 18 Uhr
Fisch Pavillon
Montag – Sonntag: 8 -18 Uhr
Milch Pavillon
Montag – Samstag: 7:30 – 18 Uhr
Sonntag: 7:30 – 17 Uhr
Gastronomischer Pavillon
Montag – Samstag: 7:30 – 18 Uhr
Sonntag: 7:30 – 17 Uhr
Handelszentrum “Abava”
Montag – Samstag: 7:30 – 18 Uhr
Sonntag: 7:30 – 17 Uhr
Bauernmarkt
(Gaiziņa str., Spīķeru str., Pūpolu str.)
Handelsplätze vom Fahrzeug
Montag – Sonntag: 17 – 7:30 Uhr
Einzelhandel
Montag – Sonntag: 17 – 22 Uhr, der Rest der Zeit – Großhandel.
Handelsplätze mit Lagerhäusern
Montag – Sonntag: 0.00 bis 24.00 Uhr
Blumen-Nachtmarkt
(Pūpolu str.)
Montag – Sonntag: 19 bis 7 Uhr
Anna
Liebe Susanne,
oh, wie toll dein Bericht ist! Zwei Jahre ist es bei mir glaube ich nun her, dass ich auch durch die Markthallen in Riga gestiefelt bin! Märkte haben in jedem Land für mich etwas so Besonderes!
Dadurch, dass ich kein Gluten essen darf, habe ich mich morgens mit eingelegten Knoblauchgurten eingedeckt und danach ging es mit der Bahn nach Jurmala an den Strand – ich kann mich heute noch daran erinnern, wie ich mich geschämt habe, weil meine Tüte mit den Gurken so gemüffelt hat! :-)
Von dem Neunauge habe ich vorher noch nie etwas gehört – ich habe nur munter die Trockenfische fotografiert, die wie Blumensträuße in den Eimern standen.Hach, das waren tolle Tage in Riga!
Viele liebe Grüße
Anna
Jessica
Hallo Susanne,
gibt es eigentlich eine bessere Möglichkeit eine Stadt zu erkunden, als einen Markt mit lokalen Spezialitäten zu besuchen? Meiner Meinung nach: Nein. So wie du, liebe ich es auf Märkten unterwegs zu sein – leider noch nicht in Lettland.
Danke für den Artikel!
LG Jessica
Susanne Jungbluth
Hallo Jessica,
Du solltest auf jeden Fall mal einen Trip nach Riga einplanen. Es würde dir bestimmt gefallen.
Lieben Gruß, Susanne
Jenny
Wuah, wenn ich mir die Fotos anschaue, hätte ich mir den Neunaugen-Frischetest wohl auch verkniffen ;-)
Werden die gekocht, gegrillt, eingelegt?
Riga hatte ich bis jetzt gar nicht auf dem Schirm, sieht wirklich sehenswert aus!
LG, Jenny
Susanne Jungbluth
Soweit ich weiß werden die Fische gegrillt.
LG Susanne
Jessi
Ohja, ich liebe solche Märkte! Hier und da ein paar Spezialitäten naschen und die kuriosesten Dinge entdecken :) Auch wenn es im Winter leerer war, ist es trotzdem super interessant.
Liebe Grüße,
Jessi
Susanne Jungbluth
Hey Jessi,
der Bummel über den Markt hat sich auf jeden Fall gelohnt.
LG Susanne
Alexandra
Liebe Susanne, was für ein schöner Zufall, dass ich auf diesen Bericht gestoßen bin! Ich werde im Sommer nach Riga fliegen zum Stand-Up-Paddling und natürlich wollen wir auch die Stadt erkunden. Deine Fotos und die Beschreibungen machen sofort Lust, diesen Markt zu erkunden, freue mich schon darauf :-). Liebe Grüße Alexandra
Susanne Jungbluth
Liebe Alexandra,
ich wünsche dir viel Spaß. Mir hat es in Riga gefallen. Ich möchte auch gerne irgendwann mal im Sommer dort hin. Dann noch zur Ostsee mit dem Zug fahren und das Umland etwas erkunden. Stand-Up-Paddling kann ich mir dort auch klasse vorstellen, habe ich bisher nur in Potsdam ausprobiert.
Lieben Gruß, Susanne
Victoria von Nesting Nomads
Schöner Artikel, ich liebe ja Essensmärkte, das ist für mich immer das “Must see” in jedem neuen Ort/Land etc.. Da meine Familie ein Ost- und Gemüsegeschäft hat bin ich da einfach vorbelastet. Der Markt in Riga sieht super aus, macht bestimmt Spaß dort einzukaufen und das Treiben zu beobachten.
Viele Grüße
Victoria
Susanne Jungbluth
Hallo Victoria,
ich habe bisher noch keinen so riesigen Markt gesehen. Und für mich entscheidend er wird kaum von Touristen besucht. Hier kaufen wirklich die Letten ein.
LG Susanne
Annika
Liebe Susanne,
toll, dass du auch was zu den geschichtlichen Hintergründen des Marktes schreibst. Wenn die Gastronomiehalle fertig ist, wird es bestimmt nochmal so richtig interessant auf dem Markt in Riga.
LG Annika
Susanne Jungbluth
Liebe Annika, ich bin auch sehr gespannt, wie sich das Marktleben dort so entwickelt. Es war bestimmt nicht unser letzter Besuch in Riga.
LG, Susanne
Stefanie | Comfortzoneless
Liebe Susanne,
für Märkte begeistere ich mich ja sehr. Danke für diese Inspiration. Ich bin immer dankbar über Aktivitäten oder Locations, zu denen auch die Einheimischen gehen. Ich wäre wohl sehr lange in der Käse- und Quarkabteilung verharrt;) Das weiß ich jetzt schon.
Was genau kann ich mir denn unter einem Blumen-Nachtmarkt vorstellen? Hast du da irgendwelche Infos erhaschen können?
Schöne Grüße,
Stefanie
Susanne Jungbluth
Liebe Stefanie,
Auf dem Blumen-Nachtmarkt waren wir leider nicht. Wenn ich das aber richtig verstanden habe ist das der Hauptumschlagplatz für frische Blumen. Der Verkauf erfolgt nachts, damit die Ware morgens frisch in den Läden steht.
Lieben Gruß, Susanne
Elena
Wow – ich liebe Märkte und auch wenn ich üblicherweise immer in der anderen Richtung urlaube, dieser Markt kann mit denen, die ich bis jetzt gesehen habe, total mithalten. Tolle Fotos!
Viele Grüße
Elena
Susanne Jungbluth
Hallo Elena,
Märkte in nordischen Ländern sind in der Regel wirklich viel kleiner. Riga ist da eine tolle Ausnahme.
LG, Susanne
Kuno
Hallo, ich war selbst letztes Jahr in den Markthallen, weil ich eine Freundin in Riga besucht hatte. Wir haben ein paar Stunden dort verbracht und auch längst nicht alles gesehen. Es gibt einfach so viel und die Vielfalt ist erstaunlich… Ich fand auch das Bauwerk an sich recht imposant. Schöner Bericht :) Er fängt alles ein und vermittelt einen guten Eindruck. Die Fotos sind auch super passend ausgewählt!
Liebe Grüße, Kuno
Susanne Jungbluth
Hey Kuno,
Wir waren ja im Dezember dort und gerade der Außenbereich war wenig genutzt. Ich denke im Sommer ist der Markt bestimmt noch viel bunter und abwechslungsreicher.
LG, Susanne
Michaela Gruber
Wow, der Markt sieht richtig spannend aus! ich bin ja ein totaler Fan solcher Märkte, da es dort immer viel zu entdecken gibt. Vielen Dank für deinen tollen Artikel!
Susanne Jungbluth
Hallo Michaela,
ich finde Märkte auch sehr spannend. Hier erfährt man so viel über die Bevölkerung und die Lebensgewohnheiten, wie nirgends sonst.
LG Susanne