Mit dem Kaffee in der Hand sitzen wir auf einer Bank und blicken in die Palmen und … nein nicht den Himmel. Wir blicken auf das riesige Gewölbe im alten Bahnhof Madrid Atocha. Was für ein ungewöhnlicher Ort, um auf den Zug zu warten…
Madrid hat zwei Fernbahnhöfe. Im Norden liegt der Bahnhof Charmartín. Hier kommt der Madridbesucher zuerst an, wenn er mit dem Zug vom Flughafen in Richtung Stadt fährt.
Tipp von uns: Es lohnt sich die kostenlose Ausstellung verschiedener Metrowagen im Bahnhof zu besuchen.
Im Zentrum der Stadt am Plaza Emperador Carlos V befindet sich der zweite Fernbahnhof: Madrid Atocha. Er ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt und hier gibt es die wohl ungewöhnlichste Bahnhofswartehalle, die ich bisher gesehen habe.
Ein Bahnhof entsteht
1851 entstand die Estación de Mediodía als Kopfbahnhof an der Stelle, an der sich heute der Bahnhof Madrid Atocha befindet. Nach einem Brand baute man den heutige Bahnhof.
Der Architekten Alberto de Palacio y Elissague erschuf von 1888-1893 eine große Bahnhofshalle mit einer Dachkonstruktion aus Gusseisen und Stahl. Der Architekt hatte dabei prominente Unterstützung: Gustave Eiffel und Henry Saint James unterstützten ihn bei der Entwicklung des Gebäudes. Aufsehen erregte die Dachkonstruktion, die zum damaligen Zeitpunkt neuartig war. Die Stahl-Glas-Konstruktion stellte man in Belgien her und brachte sie in Einzelteilen nach Madrid. Dort baute man sie zusammen.
Als in den 1980er Jahren der Bahnhof Charmartín den Betrieb aufnahm, verlor Atocha an Bedeutung. Erst mit der Eröffnung der Schnellfahrstrecke Madrid-Sevilla und dem Beschluss diese Züge nach Atocha zu führen, gelang es, den Bahnhof wieder verstärkt in den Zugverkehr einzubinden.
Bald zeigte sich, dass die Kapazitäten des Bahnhofes nicht mehr ausreichten und es entstand eine neue und größere Bahnsteighalle. Die alte Bahnhofshalle wurde nun nicht mehr benötigt, die Gleisanlagen entfernt und ein tropischer Palmengarten angelegt.
Blick in den Palmengarten
Der Palmengarten war für mich der überraschendste Bereich im Bahnhof Madrid Atocha. Auf etwa 4.000 Quadratmeter Fläche wachsen über 7.000 Pflanzen. Es ist fast schon wie ein Besuch in einem Botanischen Garten, denn wer genau hinguckt wird unzählige verschiedene Arten entdecken. Es gibt Quellen, die sprechen von 250 -400 verschiedenen Arten.
Die Pflanzen finden in der ehemaligen Bahnhofshalle ideal Wachstumsbedingungen. Die Halle ist 152 Meter lang, 48 Meter breit und 27 Meter hoch und besteht aus Stahl und Glas. Das Glasdach lässt es auch im Winter schon bei geringer Sonneneinstrahlung angenehm warm werden und die Luftfeuchtigkeit ist relativ konstant.
Es gibt kleine Wasserbecken, in denen Schildkröten schwimmen und Vögel zwitschern in den Bäumen. Ein bißchen wie im Paradise, nur viel voller. Die wunderschöne Halle, in der man auch in bestimmten Bereichen etwas zu Essen und Trinken kaufen kann, wird von den wartenden Zuggästen rege genutzt. Auch wir haben hier auf unseren Zug gewartet und die Besucher beobachtet. Hier schlendert man eher gemütlich entlang, von der Hektik eines Bahnhofes ist nichts zu spüren. Für uns, ein idealer Ort um zu warten, gibt es doch kostenfreien WLAN Zugang und guten Kaffee!
Der Zug fährt ab!
Die meisten Besucher des „alten“ Bahnhofbereiches warten auf einen Zug. Um zu den Bahnsteigen zu kommen, muss man in den „neuen“ Bereich des Bahnhofs gehen. Der heutige neuere Bahnhof besteht aus zwei Bereichen – einem oberirdischer und einem unterirdischen Bereich. Insgesamt gibt es hier 24 Gleise von denen jährlich über 100.000 Millionen Passagiere ihre Reise antreten.
Im oberirdischen Bereich, der auch als Kopfbahnhof erbaut wurde, halten vor allem die Hochgeschwindigkeitszüge. Der unterirdische Bereich ist ein Durchgangsbahnhof. Von hier führen Tunnel durch die Stadt, die von Regional- und S-Bahnzügen, aber auch von der AVE mit den Hochgeschwindigkeitszügen genutzt werden.
Das spanische Eisenbahnunternehmen RENFE ist einer der Hauptnutzer des Bahnhofes und bietet zahlreiche Verbindungen mit unterschiedlichen Zugkategorien an. Es fahren AVE, AVLO, Alvia und Intercity-Züge zum Beispiel nach Barcelona, Málaga, Cádiz, Jerez de la Fronterra, Córdoba, Granada oder Marseille. Zusätzlich fahren Züge der Anbieter Ouigo España und Iryo.
Reisende finden natürlich auch Fahrkartenschalter, Warteräume, Geldwechselstellen, Geldautomaten, Gepäckaufbewahrung, kostenfreies WLAN, eine VIP-Lounge-Zone, ein riesiges Einkaufszentrum und zahlreiche gastronomische Angebote.
Wir nutzen diesen Bahnhof gerne als Startpunkt für spannende Reisen durch Spanien.
Besucherinformationen
Adresse
Glorieta del Emperador Carlos V, s/n 28045
Madrid
Anfahrt zum Bahnhof
Mit der Metro
Linie 1 Station Atocha oder Estación del Arte
Mit dem Bus
Expressbus vom Flughafen Madrid Barajas
Stadtbusse Linien 001, 6, 10, 14, 19, 24, 26, 27, 32, 34, 36, 37, 41, 45, 47, 54, 55, 57, 59, 85, 86, 102, 119, 141, 203, E1, C1, C2, C03, SE766, NC1, NC2, N9, N10, N11, N12, N13, N14, N15, N17, N25
Mit dem Zug
Vorortzüge der „Cercanís“
Fernzüge der RENFE
Parkplätze
Es gibt kostenpflichtige Parkplätze.
Öffnungszeiten des Bahnhofes
täglich: 5.00-1.00 Uhr
Barrierefreiheit
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen und Dienstleistungen, die die allgemeine Zugänglichkeit zum Bahnhof und den dort angebotenen Bahndienstleistungen gewährleisten.
Dabei handelt es sich zum Beispiel um einen Kundenbetreuungs- und -hilfsdienst für Reisende mit Behinderungen oder eingeschränkter Mobilität. Es gibt einen personalisierten Service, der den Reisenden den Zugang zu den Bahnhöfen und die Durchfahrt erleichtert und Hilfe beim Ein- und Aussteigen bietet. Falls erforderlich, stehen dafür mechanische Hilfsmittel zur Verfügung.
Es stehen auch Fahrstühle, behindertengerechte WCs, spezielle Parkplätze und ein Leitsystem für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zur Verfügung.
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