Bürgstadt ist ein kleiner Ort in der Nähe von Miltenberg in der Genußregion Churfranken. Ich habe mich gleich an meinem ersten Tag in der Region auf Entdeckungstour durch den Ort begeben.
Wo liegt Bürgstadt?
An der Mündung der Erf in den Main, am nordöstlichen Rand des Odenwalds und am südwestlichen Rand des Spessarts liegt der Ort Bürgstadt. Nur etwa 2 Kilometer entfernt liegt der Ort Miltenberg, der für seine wunderschöne Fachwerkarchitektur bekannt ist.
Ich bin vom Bahnhof in Miltenberg nach Bürgstadt zu meinem Hotel gelaufen. Es war ein gemütlicher Spaziergang und hat etwa 30 Minuten gedauert.
Kleiner Spaziergang durch Bürgstadt
Unternimmt man einen kleinen Rundgang durch den Ort, fallen die vielen kleinen Höfe auf. Zur Straße hin steht meistens ein wunderschönes Fachwerkhaus und durch eine Toreinfahrt gelangt man dann in einen Hof mit Seitengebäuden.
Einige der Höfe haben Schilder zur Straße hin, die anzeigen, dass es sich um Weingüter handelt, die auch ihre Weine direkt vor Ort verkaufen. Zu einigen Zeiten im Jahr finden auf einigen der Weingüter sogenannte Häckerwirtschaften statt. Man sitzt gemütlich in den Höfen, trinkt Wein und bekommt auch etwas zu essen.
Alte Pfarrkirche St.Margareta
Die Pfarrkirche ist einer der markanten Orientierungspunkte in Bürgstadt. Die Kirchturmspitze sieht man von fast jedem Ort.
Das Hauptschiff und der Turm der Kirche sollen vor 1220 entstanden sein, es war zunächst ein einfacher Saalbau. Um 1490 baute man die Sakristei an der Nordseite an. Es folgten weitere Umbauten, so entwickelte sich eine Wehrkirche mit einer Befestigungsmauer, von der heute nur noch Teilstücke erhalten sind. Der Kirchturm zeigt noch heute, dass es sich um eine Wehrkirche handelte. Im zweiten Stock des Turmes erkennt man Schießscharten und im dritten Stock kleine Fenster für die Verteidigung.
Ich bin um die Alte Pfarrkirche gegangen. In einer Ecke befindet sich eine kleine liebevoll gepflegte Gedenkstätte.
Mir hat besonders der Blick durch das Torhaus, das direkt neben der Kirche liegt, gefallen. Es stammt aus dem Jahr 1728. Ursprünglich stand dort ein Glockhaus, das aufgrund von Baufälligkeit abgerissen worden war. Das Torhaus wurde zunächst vom Glöckner des Pfarrkirche bewohnt, später war dort eine Schule untergebracht. Nachdem ein neues Schulhaus 1879 erbaut wurde, zog nun der Lehrer in eine Wohnung im Torhaus. Ab 1948 nutzte die Stadt den Ort als Bücherei, heute ist hier ein Jugendheim untergebracht.
Abends ist der Kirchhof und die Kirche beleuchtet und bietet dem Besucher einen stimmungsvollen Anblick.
Martinskapelle
Eigentlich hatte ich nur vor, die Martinskapelle mal eben schnell von außen zu fotografieren, nicht ahnend, was sich für ein Schatz im Inneren vorhanden ist. Gut, dass zufällig eine Anwohnerin mit einem Schlüssel vorbei kam – ich hätte echt was verpasst!
Die Martinskapelle wurde als Pfarrkirche etwa zwischen 900 und 1000 n.Chr. erbaut und gilt als eine der ältesten Kirchen in Franken. Steht man vor dem Hauptportal kann man den heiligen Martin auf seinem Pferd sehen. Er teilt seinen Mantel mit dem Bettler. Darüber ist Christus zu sehen, der einen Mantel in der Hand hält. So soll er der Legende nach St.Martin im Traum erschienen sein.
Tritt man in die Kapelle kann man wunderschöne Wand- und Deckenmalereien aus dem 16.Jahrhundert entdecken.
An der Emporenbrüstung sieht man Bilder von Christus und den zwölf Aposteln, die im Zuge der Neugestaltung um 1730 entstanden sind.
Die Decke zieren ornamentale Darstellungen, die direkt auf das Holz gemalt sind. Alle figürlichen Darstellungen an der Decke sind auf Papier gemalt und auf das Holz geklebt worden. Es ist bekannt, dass diese Arbeiten von Andreas Herneisen stammen. Er hat auch die Ostwands des Chor gestaltet (Signatur und Jahreszahl 1589 vorhanden). Leider hat man diese Malereien übertüncht und erst 1907 wieder freigelegt. Auch hier sieht man Szenen aus der Martinslegende.
Mich haben aber vielmehr die Medaillondarstellung an den Wänden der Martinskapelle in Bürgstadt begeistert. Insgesamt sind 40 Medaillons mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament abgebildet. In der obersten Reihe (14 Abbildungen) beginnt es im südlichen Langhaus der Kapelle mit der Abbildung der Erschaffung der Welt und endet mit der ehernen Schlange. Die Reihe in der Mitte zeigt die Kindheit und das Wirken von Jesus auf 12 Abbildungen. Die 15 Medaillons der untersten Reihe zeigen Szenen der Passion, der Auferstehung, der Himmelfahrt Christi und des Pfingstwunders. Ich habe eine Weile in der Kapelle gestanden und die Bilder betrachtet. Sie sind wunderschön und detailliert dargestellt. Ich glaube, hier jedes Detail zu erfassen, braucht seine Zeit.
Die Martinskapelle ist wunderschön und man sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen und sie besichtigen.
Rathaus von Bürgstadt
Fast zeitgleich mit der Martinskapelle ist das Rathaus von Bürgstadt errichtet worden. Das Baudenkmal steht an der Krummgasse 2.
Ich finde ein besonderer Hingucker ist der gotisch anmutende Dachstuhl. Ich habe im Ort keinen vergleichbaren Dachstuhl entdecken könnten. Der Satteldach ist zweigeschossige mit dreigeschossigen geschweiften Blendgiebeln und besitzt ein mit Schiefer bedecktes Spitzdach.
Über dem Haupttor befindet sich folgende Innschrift:
„ALS TAUSENDFÜNFHUNDERT JAHR NEUNZIG DAZU DIE JAHRZAHL WAR, NACH DER GEBURT UNSERE HERRN CHRIST, DIES RATHAUS ZU BAUEN ANGEFANGEN IST. WOLFGANG, ERZBISCHOF UND HERR ZU MAINZ, KURFÜRST DES REICHS MIT EHER REGIERT WOHL ZU DIESER ZEIT SEINE UNTERTAN MIT GERECHTIGKEIT. DER EHRENWERTE WOLFF EBERHARD VON EHRENBERG WAR AMTMANN GLEICH ZU MILTENBERG, AUCH WAR KELLER JOHANN HARTMANN UNSERE GETREUE OBRIGKEIT ALLESAMT HABEN CENTGRAF, SCHULTHEIS, GERICHT DIES RATHAUS WIE ES STEHET AUFGERICHT. MIT GEMEINEN KOSTEN AUFGEWENDT, IN GOTTES NAMEN GLÜCKLICH VOLLENDT. WAR BAUMEISTER DER ALT PETER SCHNEIDER UND MIT IHM HIERONYMUS HOFBAUER. WAR EIN HEISSER SOMMER HEUER WUCHS GUTER WEIN SEHR TEUER. GOTT WOLL’ DIES HAUS SAMT GEMEINER SCHAR SOWOHL SEIN KIRCH FERNER BEWAHR VERLEIH FRIED, WOHLFAHRT UND FREUD HIER ZEITLICH, DORT DIE SELIGKEIT. AMEN.“
Daneben sind das Wappen des Mainzer Domkapitels und des Erzbishofs und Kurfürsten abgebildet.
Von Innen soll das Gebäude auch sehenswert sein, man muss sich für eine Besichtigung vorher anmelden.
Abends ist das Rathaus wunderschön beleuchtet.
Spaziergang am Main
Zurück zu meinem Hotel bin ich dann direkt am Main entlang gelaufen. Es gibt einige Unterführungen, die unter der Hauptstraße hindurch führen, man muss als nicht über die Straße rennen!
Am Main verläuft nicht nur ein hervorragend ausgebauter Radweg, sondern auch ein Fußweg direkt am Wasser entlang. Hier blühen die Pflanzen und man kann die Tiere im Fluss beobachten. Der Blick über den Main zu den steilen Weinbergen ist traumhaft schön. Ab und zu fährt ein Schiff vorbei – es war für mich Erholung pur, auf der Bank zu sitzen und über das Wasser zu schauen.
Übernachten in Bürgstadt
Ich habe drei Nächte in Bürgstadt im MAIN-VINOTEL der Familie Helmstetter übernachtet. Das familiengeführte Hotel liegt am Ortsrand in einem modernen Gebäude.
Hier auf dem Weingut kann man in 20 Zimmern übernachten. Viele Zimmer verfügt über einen Balkon, andere haben einen direkten Zugang nach draußen. Es gibt einen Fahrstuhl, um die oberen Etagen problemlos erreichen zu können und im Erdgeschoss auch barrierearme Zimmer.
Mein Zimmer hatten einen Balkon, der nach Süden ausgerichtet ist. Ein wunderbares Plätzchen, um Abends ein Glas Wein des Hauses genießen zu können. Und wer das Glück hat zum richtigen Zeitpunkt vor Ort zu sein, kann die Häckerwirtschaft des Hauses miterleben, bei der es nicht nur guten Wein, sondern auch gutes Essen gibt.
Während meines Besuches entstand auch gerade eine Fahrradgarage in der später E-Bikes geparkt und geladen werden können.
Ich habe mich in dem Hotel sehr wohl gefühlt.
Offenlegung: Die Übernachtungen im VINOTEL waren Bestandteil einer Pressereise in die Region Churfranken.
Schreibe einen Kommentar