Vom Bahnhof Miltenberg sind es nur wenige Meter, bis man über eine Brücke den Main überquert. Hier auf der linken Seite des Mains liegt die historische Altstadt von Miltenberg.
Die Altstadt von Miltenberg liegt dicht am Main am Fuß des Odenwalds. Hier befindet sich das sogenannte Mainknie zwischen Odenwald und Spessart. Schon früh erkannten die Menschen der Region die gute strategische Lage und errichteten große Ringwälle zu Schutz. Auch die Römer erkannten die strategische Bedeutung und schlossen hier den Limes an, der die Grenze des Römischen Reiches nach Germanien bildete. Heute findet man noch Reste zweier römischer Kastelle in der Region.
Die Stadt Miltenberg wird um 1237 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Sie entwickelte sich im Schutz der Mildenburg, die oberhalb der Stadt liegt. Schon im Mittelalter war der Miltenberger Buntsandstein sehr bekannt. Er wurde für Mahlsteine und Säulen verwendet.
Spaziergang durch Miltenberg
Wir starteten unseren kleinen Stadtspaziergang auf dem Engelplatz vor dem Rathaus und waren etwa 1,5 Stunden in der Altstadt unterwegs. Dabei haben wir interessante und wunderschöne Orte entdeckt.
Franziskaner Klosterkirche
Unser erster Stopp – die Franziskaner Klosterkirche am Engelplatz. Schon 1630 zog es den Franziskanerorden nach Miltenbach. Zunächst wohnten sie im Spital, später konnte dann der neu erbaute Konvent bezogen werden. 1667 begann der Bau der Kirche unter der Leitung des Hofbaumeisters Antonio Petrini.
Im 18.Jahrhundert war die Blütezeit des Klosters. Die Franziskaner unterrichteten am Miltenberger Gymnasium, im Kloster lehrte man Philosophie und Theologie und ein Klostergarten bereicherte das Leben. 1803 wurden die kirchliche Besitztümer verstaatlicht. Den Mönchen sprach man lebenslanges Wohnrecht zu. Ab und zu stand das Konvent leer, wurde aber immer wieder vom Orden genutzt. Um 1960 lebten vier Priester und vier Laienbrüder dort. Zu dieser Zeit gestaltete man dann auch das Innere der Kirche neu. Teilweise rebarockisierte man das Innere. Die Seitenaltäre stammen aus der Kirche von Lautenbach.
1983 löste sich der Konvent auf.
Bevor wir uns entlang der Fußgängerzone bewegen, erkunden wir zunächst die „Grenzen“ der Altstadt. Es geht entlang der alten Stadtmauer bis zum alten Jüdischen Friedhof.
Alter Jüdischer Friedhof
Wir stehen vor einem Jüdischen Friedhof, der zwischen Stadtmauer und Burgweg angelegt ist. Hier ist der Ort, der an die jüdischen Mitbürger der Stadt erinnert, die viel zum kulturellen und wirtschaftlichen Leben der Stadt beigetragen haben.
Ich bin fasziniert von den verwitterten Grabsteinen mit ihren oft kaum noch lesbaren Inschriften. Schief und krumm stehen die Steine da, aber das muss so sein. Sie sollen mit der Zeit in der Erde versinken, so wie die Erinnerung an den Menschen auch immer mehr versinkt. Fast schon ein mystischer Ort, der selbst bei strahlendem Sonnenschein etwas magisches hat.
Fußgängerzone
Zurück in der Fußgängerzone von Miltenberg kann ich mich fast nicht auf den Weg konzentrieren. Immer wieder schweift mein Blick nach oben. Das Schwarzviertel, so heißt der älteste Teil von Miltenberg, liegt zwischen „Schwertfeger Tor“ und Marktplatz. Hier scheint die Sonne kaum auf den Boden, so eng stehen die Häuser beisammen.
Was für wunderschöne Fachwerkhäuser stehen in der Altstadt von Miltenberg. Man kann die unterschiedlichsten Bauweisen entdecken. Was mir besonders gut gefällt, es gibt so gut wie keine „Bausünden“, die das harmonische Stadtbild stören. Ja und wer gerne durch Fußgängerzonen bummelt, entdeckt hier das ein oder andere Geschäft, an dem man nur schwer vorbeigehen kann.
Gasthaus „Zum Riesen“
Dann kommen wir an einer Kreuzung an einem der bekanntesten Gebäude der Altstadt vorbei. Das Gasthaus zum Riesen, auch Fürstenherberge genannt, soll eins der ältesten Gasthäuser in Deutschland sein. Ab 1590 entstand das heutige Fachwerkgebäude. Der Fachwerkaufbau ist nahezu unverändert erhalten geblieben.
Im 19.Jahrhundert erhielt das Gasthaus das Braurecht. Der Brauerstern am Gastschild weist darauf hin. Heute wird der Riese von der Brauerei Faust bewirtschaftet. Wir haben später hier auch gegessen. Klar habe ich auch das Riesen Spezial der Brauerei probiert. Darüber habe ich in dem Beitrag „Bier in Churfranken“ geschrieben.
Alte Rathaus
Folgt man der Fußgängerzone kommt man zum alten gotischen Rathaus der Stadt. Erstmals erwähnt wurde es 1379 als Stadtwaage. Es soll auch als Tanz- und Ratssaal und Kauf- und Lagerhaus genutzt worden sein. Durchreisende Kaufleute durften hier im Erdgeschoss ihre Waren verkaufen.
Steht man am alten Rathaus fallen zuerst die Hochwassermarken am Gebäude auf. Hier kann man sehr gut erkennen, welche Hochwasserkatastrophen die historische Altstadt bereits überstanden hat.
St.-Jakobus-Kirche
Wir konnten nun einen Blick auf die Stadtpfarrkirche St.Jakobus werfen, die am Ende der Fußgängerzone liegt. Die beiden charakteristischen Chorflankentürme haben welsche Hauben und Laternen. Sie sind 1829-1831 errichtet worden und bieten in der Stadt eine ideale Orientierungshilfe.
Schnatterloch am historischen Marktplatz
Direkt an der Kirche befindet sich der Ort, den man auf so vielen Bildern von Miltenberg sehen kann. Hier auf dem Marktplatz steht der Marktplatzbrunnen und zahlreiche wunderschöne Fachwerkhäuser lassen den Platz zu einem traumhaften Ensemble werden. Von hier aus führt ein Weg zur Burg hinauf, der durch den Schnatterlochturm, ein gut erhaltener Renaissancetorbogen, geht.
Mir gefällt der Platz sehr und ich kann verstehen, warum so viele Fotos gerade hier entstehen.
Warum das „Schnatterloch“ Schnatterloch heißt, kann man einem Schild am Turm entnehmen.
Vom mittelalterlichen Wort „Snade“ = Schneise, Grenze stammt der Begriff ab. Er beschreibt einen Entwässerungsgraben, der bis zum Main reichte und gleichzeitig die Stadtgrenze markierte.
Kleiner Tipp: Ein kleiner Spaziergang durch den Turm bringt einen zu dem Haus Turmeck. Von hier hat man einen traumhaften Blick über Miltenberg.
Staffelbrunserbrunnen
Den Abschluss unseres kleinen Rundganges bildet ein Brunnen am Ufer der Mains.
In der Zeit des Faschings haben viele Gemeinden und Städte Spott- und Spitznamen, mit denen man sich freundlich betitelt. Die Miltenberger werden Staffelbrunser genannt. Wie es zu dem Namen kam, ist nur der Legende nach bekannt. Demnach holten einige Bewohner der Stadt ihr Wasser aus dem Staffelbrunnen im Ort. So nannte man sie Staffelbrunnler. Später verballhornte man diesen Begriff zu Staffelbrunser. Brunsen bedeutet in der Region „urinieren“.
Der Brunnen mit den drei Herren, die unterschiedlich weit urinieren, bezieht sich auf den Spitznamen.
Mancher mag den Brunnen nicht mögen und sicherlich war er nach der Fertigstellung nicht unumstritten bei den Miltenbergern. Mir gefällt er aber gut. Ich finde die Figuren charakteristisch gut dargestellt und einfach nur witzig.
Offenlegung: Der Stadtrundgang in Miltenberg war ein Programmpunkt einer Pressereise. Der Beitrag entspricht meinen Eindrücken und ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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