Churfranken ist Weinregion und entlang des Mains verläuft der Fränkische Rotwein Wanderweg. Hier kann man nicht nur herrlich wandern, sondern auch die Winzer bei ihrer Arbeit beobachten und in Weingüter die heimischen Weine entdecken.
Wie entstand der Fränkische Rotwein Wanderweg?
Manchmal kann man auch im Halbschlaf die besten Ideen bekommen. So geschah es vor über 30 Jahren, dass Willy Stritzinger, noch leicht benommen etwas von einem Weinwanderweg im Radio hörte.
Diese Idee begeisterte ihn so sehr, dass er Winzer in der Region ansprach, ob sie sich an einem Projekt Wanderweg beteiligten würden. Die Suche nach einem Namen begann und es wurde der „Fränkische Rotwein Wanderweg“ geboren. Schilder entstanden und die Route wurde festgelegt. Dabei achtete man darauf, dass die Ausschilderung so gut ist, dass der Weg auch noch nach dem dritten Schoppen Wein mühelos zu finden ist.
Zusätzlich verpflichtete sich jeder beteiligter Winzer, mindestens einen Rotwein zu produzieren. 2020 feiert der Fränkische Rotwein Wanderweg nun seinen 30.Geburtstag und verführt zum genussvollen Wandern in Churfranken.
Fränkischer Rotwein Wanderweg – die Etappen
Der Wanderweg verläuft über 6 Etappen und ist über 70 Kilometer lang.
Etappe Großwallstadt – Großostheim
Der Fränkische Rotwein Wanderweg beginnt in Großwallstadt. Die erste Etappe verläuft über 16,2 Kilometer (Dauer etwa 4,5 h) und ist relativ flach.
Auch wir starten in Großwallstadt und treffen uns mit Klaus Giegerich an seinem Weingut. Mit dem Auto geht es dann ins Lützeltal. Dort verläuft der Rotwein Wanderweg. Für mich eine Premiere, ich laufe zum ersten Mal zwischen den Weinstöcken entlang. Und für mich mit meinen so ungeschulten Auge sieht jeder Rebstock gleich aus. Gut, dass der Rebsortenlehrpfad Großwallstadt mit seinen 14 Informationstafeln etwas Aufklärung gibt. Diesen gibt es seit 1993 und er führt durch das Lützel- und Pitztal. Ja und nachdem wir noch eine kleine Schulung direkt an den Trauben erhalten hatten, erkenne ich Trauben mit Schultern, Blattunterschiede und Traubengrößen. Welche Traube wo am besten reift und welchen Wein gibt, das überlasse ich dann doch lieber den Winzern. Ich verköstige lieber den Wein.
Dazu bekommen wir kurze Zeit später auch die Gelegenheit. In den Weinbergen stehen hier viele kleine Hütten, die von den Winzern auch für Veranstaltungen genutzt werden. Und so kehren wir in einer Hütte des Weinguts Giegerich ein und machen es uns unter einem Baum im Schatten gemütlich. Fünf ausgesuchte Weine erwarten uns – vier Weißweine und ein Rotwein in den unterschiedlichsten Qualitätsstufen, Preisklassen und Anbaulagen. Schnell kristallisiert sich meine Favoriten heraus, ein trockener Müller-Thurgau (Frank & Frei) von 2019 und der Spätburgunder Pitztaler Berg von 2018. Weine, die unseren „Weinkeller“ bereichern würden.
Etappe Großostheim – Elsenfeld
Viel zu schnell verlassen wir diesen idyllischen Ort und begeben uns zum Ende der ersten und Beginn der zweiten Etappe nach Großostheim. Die Zweite Etappe ist 17,2 Kilometer lang und man braucht etwa 6 Stunden dafür.
In Großostheim erwartet uns auf dem familiengeführten Weingut Höflich der Winzer Peter Höflich. Mit ihm erkunden wir seine Weinberge, die eine ganz andere Hanglage aufweisen, als die Anbauflächen, die wir zuvor besucht hatten. Während wir den Ausblick auf die Skyline von Frankfurt und das Aschaffenburger Schloss genießen erzählt uns der Winzer viel zu dem Weinanbau auf seinen Hängen. So hat er aufgrund einer Sondergenehmigung die Möglichkeit Merlot und Cabernet Franc anzubauen. Zusätzlich werden zum Beispiel Silvaner, Weiß-,Grau-und Spätburgunder sowie Pino Noir angebaut. Erst jetzt wird mir klar, dass jedes Bundesland genau verfügt, welche Rebsorten verwendet werden dürfen. Baut man eine Sorte an, die nicht zugelassen ist, darf man diese auch nicht in der Weinproduktion verwenden.
Zurück im Weingut wurden wir noch etwas durch die Produktionsflächen geführt. Ich bin überrascht, was zur Weinherstellung an Material benötigt wird. Bisher hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht und so freue ich mich, dass wir etwas über die Produktion erfahren.
Den Abschluss bildete dann eine Weinverkostung in der Häckerwirtschaft des Gutes. Uns präsentierte man vier Weine: Sauvignon Blanc 2019, Grauburgunder Spätlese 2018, ein europäischer Cuvée Wein „Teste Matte“ und ein Merlot von 2018. Auch hier ist mein Geschmacksfavorit schnell gefunden. Ich mag den Cuvée „Teste Matte“ , der von mehreren Winzern gemeinsam entwickelt wurde besonders gerne. Im ersten „Versuch“ mit seinen Kollegen entstand ein Weißwein, zur Zeit wird an einem Rotwein gearbeitet, der hoffentlich genauso gut schmecken wird.
Etappe Elsenfeld – Rück – Schippach – Erlenbach
Die dritte Etappe des Fränkischen Rotwein Wanderwegs verläuft über eine Strecke von 14,6 Kilometern. Wir treffen am Ende der Etappe auf Verena Waigand-Sacher, die im Familienbetrieb des Weinguts Waigand unter anderem für die Produktion zuständig ist.
Mit ihr ging es in die Steilhanglagen der Weinberge. Die Terrassen werden durch Trockenmauern unterteilt, steile unregelmäßige Treppen führen den Hang hinauf. Hier erntet der Winzer mit der Hand, Maschinen kann man in dieser Steillage nicht eingesetzen. Während ich die schmalen Treppen hinaufsteige stelle ich mir vor, wie es sein muss hier körbeweise Weintrauben hoch oder runter zu tragen. Kein Job, den ich gerne machen möchte, aber von den Winzern mit Engagement und Enthusiasmus betrieben wird. Hier auf den Buntsandsteinterrassen wachsen Burgunder, Silvaner, Riesling, Portugieser und Müller-Thurgau heran.
Etwas oberhalb der Steillage verläuft dann der Fränkische Rotwein Wanderweg, den wir bis zum Aussichtspunkt terroir f entlang laufen.
Terroir f bezeichnet magische Orte des Frankenweins. Orte, die man besucht haben sollte, die die Vielseitigkeit der Landschaft und des Weinbaus darstellen. Orte mit Aussichtspunkten zum Genießen.
Der Aussichtspunkt liegt genau zwischen Erlenbach und Klingenberg, der vierten Etappe des Wanderwegs in Churfranken.
Etappe Erlenbach – Kingenberg
Mit 4,1 Kilometern ist dieses eine recht kurze Etappe, dafür aber eine Etappe mit Aussicht. Am terroir f angekommen treffen wir auf Anja und Willy Stritzinger vom Bioweingut Stritzinger aus Klingenberg.
Willy Stritzinger, der „Erfinder“ des Fränkischen Rotwein Wanderwegs“ und seine Tochter Anja betreiben das Bioweingut als Familienbetrieb inzwischen seit über 40 Jahren. Auch hier steht der Wein in den Terrassen hoch über dem Ufer des Mains und wird per Handarbeit geerntet. Hier am Klingenberger Schlossberg liegt auch einer der ältesten Weinberge des Ortes. Das besondere ist, das hier etwas 20 verschiedene Rebsorten bunt gemischt wachsen. Diese werden gemeinsam gelesen, gekeltert und vergoren und erzeugen jedes Jahr einen einmaligen Wein.
Wir haben es uns am Aussichtspunkt des terroir f gemütlich gemacht und vier Weine der Weingüter Waigand und Strietzinger verköstigt. Eine traumhafte Möglichkeit, bei so einer Aussicht guten Wein zu probieren. Vom leichten sommerlichen Weißwein bis zum Spätburgunder Churfranken mit leichter brombeeriger Note hier konnte ich wirklich genießen.
Etappe Klingenbach – Großheubach
Auf der fünften Etappe des Wanderwegs wird eine Strecke von 10,1 Kilometern entlang des Mains bewältigt.
Uns führte der Weg direkt zum Weingut Kremer nach Großheubach. Uns erwartete Ulli Kremmer, ein Jungwinzer, der am Großheubacher Bischofsberg anbaut. Mit ihm wandern wir ein Stück des Weinlehrpfades entlang. Hier stehen große Schautafeln, die nicht nur Rebensorten, sondern auch Bodenarten und Weinanbau erklären. An einigen Bereichen der Weinbergen befinden sich zusätzlich kleine Schilder, die zeigen, welche Traube hier reift.
Nach unserem kleinen Rundgang kommen wir an der Vinothek des Weingutes an. In stylischer Atmosphäre werden uns sechs Weine zur Verköstigung angeboten: 2019 Müller-Thurgau, 2019 Muskateller, 2018 Riesling im Bocksbeutel, 2018 Chardonny, 2018 Spätburgunder und 2017 Pinot Noir Fass 29. Mal abgesehen davon, dass die Optik der Etiketten der Weinflaschen hervorragend farblich zu unserem Logo passen, bin ich begeistert von dem Geschmack des Muskatellers. Der leichte fruchtige Geschmack hat mich so überzeugt, dass ich eine Flasche für zu Hause mitgenommen habe. Ob ich meinen neuen Lieblingswein gefunden habe?
Etappe Großheubach – Bürgstadt
Die letzte Etappe der Fränkischen Rotwein Wanderwegs hat eine Streckenlänge von 15,2 Kilometern. Hier kommt man durch den malerischen Ort Miltenberg und erreicht in Bürgstadt das Ende des Weges im Weingut Rudolf Fürst .
Paul Fürst begrüßte uns auf seinem Hof und führte und zuerst in einen Teil der Produktion, in das Kältehaus. Hier erfahren wir, dass das Weingut seinen Wein in 35 Länder exportiert und Spitzengastronomien beliefert. Wer hier einen der Spitzenwein kaufen möchte, kann zum Beispiel für einen 2018 Spätburgunder knapp 130,-€ bezahlen.
Nach dem kleinen Rundgang machten wir es uns auf den Mauern oberhalb eines Weinbergs gemütlich und verköstigten vier recht unterschiedliche Weine. Zunächst wurden uns zwei Riesling Weine angeboten. Einer der Weine aus der Produktion von 2018 und ein Wein aus dem Jahr 2009 aus Trauben vom Centgrafenberg. Schon hier waren geschmacklich große Unterschiede zu merken. Noch deutlicher wurde das bei der Verköstigung der beiden Spätburgunder. Der erste Wein aus dem Jahr 2018 war schon recht vollwertig im Geschmack, der Wein aus dem Jahr 1999 schmeckte allerdings noch viel kräftiger und mit seiner satten dunklen roten Färbung zusätzlich auch ein Augenschmaus.
Planung der Wanderung
Für den Wanderer bietet Churfranken e.V. auf ihrer Homepage eine digitale interaktive Karte an, die die einzelnen Etappen zeigt. Hier werden die Streckenlänge, der Schwierigkeitsgrad und die Sehenswürdigkeiten im Streckenverlauf dargestellt.
Karten der Etappen
Ihr wollt noch mehr lesen?
Ich war nicht alleine in Churfranken unterwegs. Bei Andreas auf dem Blog Jungwandern findet ihr zwei interessante Artikel zum Thema Fränkischer Rotweinwanderweg und zum Thema Weinwanderung. Silvia vom Blog Abenteuerzeilen hat ihren Eindruck unseres Aufenthaltes auch auf Ihrem Blog veröffentlicht.
Offenlegung: Die Erkundung des Fränkischen Rotwein Wanderwegs war bestandteil einer Bloggerreise nach Churfranken. Der Bericht entspricht ausschließlich meinen Eindrücken und ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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