Obernburg liegt an der Mündung des Mümling und des Elsavas in den Main in der wunderschönen Region Churfranken. Diese exponierte Lage zog schon etwa 107 n. Chr. die Römer an, die hier ein Kastell errichteten.
Das Kastell Obernburg war ein Außenposten zur Sicherung des Limes (Nasse Limes), der hier durch den Mainverlauf bestimmt wird und hat etwa von 107-267 n. Chr. existiert. Bis heute kann man in der Stadt auf Entdeckungstour gehen und wird immer wieder auf römische Spuren treffen.
Das römische Kastell Obernburg
Mitten in der heutigen Altstadt von Obernburg befand sich einst ein römisches Kohortenkastell. Heute ist es vollständig überbaut und so mancher Hausbesitzer findet bei Arbeiten nicht tief unter der Erde verborgene Schätze aus der Römerzeit, die viel dazu beitragen, den Aufbau einer römischen Garnisionsstation nachvollziehen zu können.
Das Kastell gehörte zum Obergermanischen Limes, der hier durch die Mainlinie gebildet wird. Es lag oberhalb des Mains und bildete so, an einer möglichen Furt über den Fluss, einen Wachposten des Grenzverlaufes.
Wie sah das Kastell aus?
Geht man heute durch die Stadt, kann man nur noch wenige oberirdische Spuren des Kastells entdecken. Auf einen Plan, kann man jedoch erkennen, dass einige der Straßenverläufe noch heute den Stadtaufbau prägen. Auf der ehemaligen Via praetoria hat man zum Beispiel den Standort des Haupttores Porta praetoria durch das Verlegen andersfarbiger Pflastersteine gekennzeichnet.
Das Kastell in Obernburg war ein Steinkastell von knapp 3 ha Größe und mit seinen Maßen von 188 Metern x 166 Metern fast rechteckig angelegt. Die Lagerecken waren, wie damals bei fast allen heute bekannten römischen Kastellen, abgerundet und auch der innere Aufbau war weitesgehend „genormt“. Das hatte den großen Vorteil, dass neue Legionäre sich sofort zurecht fanden und überall das Gefühl von „zu Hause sein“ hatten.
Die Hauptseite des Kastells, die in der Regel immer dem Feind zugewandt war, zeigte hier zum Main. Die schützenden Wehrmauern waren über 2 Meter breit, verputzt und weiß bemalt. An drei Seiten führten doppelt angelegte Tore, neben denen jeweils 2 Türme standen in das Kastell. Ein viertes Tor war vorhanden, hier ist man sich aber nicht ganz sicher, wie es aufgebaut war. Zusätzlich schützte ein Graben die Anlage. Freie Wiesenflächen boten eine gute Sicht auf die Umgebung.
Vor dem Kastell lagen auch das Lagerdorf und die Nekropole (Totenstadt).
Im römischen Kastell
Wie genau der Innenaufbau des Obernburger Kastells angelegt war, ist bis heute nicht abschließend geklärt, da im Laufe der Jahre eine Stadt auf der Stadt entstanden ist.
Zweifelsfrei nachgewiesen ist in groben Strukturen die Lage des Stabsgebäudes (Principia). Dieses befand sich direkt an der Kreuzung der Via principalis und der Via praetoria im Zentrum des Römerkastells. Dabei handelt es sich um ein Verwaltungsgebäude der Benefiziarier. Um einen Innenhof gruppierten sich einzelne Amtsstuben. Im hinteren Bereich des Gebäudes (hier hat man Mauerreste gefunden) befand sich das Fahnenheiligtum mit dem Kultbild des Kaisers. Angrenzend davon befanden sich jeweils Diensträume.
Andere Bauten, wie zum Beispiel das Bad sind bisher noch nicht genau lokalisiert worden.
Wer war in Obernburg am Main stationiert?
Nachgewiesen ist die Stationierung einer Auxiliartruppe (Einheit der römischen Armee aus verbündeten Völkern oder freien Bewohnern) der Cohors I Germanorum. Man hat vier Ziegelstempel gefunden, die dieses belegen.
Später war eine Einheit mit dem Namen Cohors IIII Aquitanorum in Obernburg stationiert. Man hat einen Weihaltar für einen Kommandeur der Aquitanier, der Praefectus cohortis (Kohortenpräfekt) Lucius Petronius Florentinus entdeckt. Einen Teil davon kann man heute eingemauert in einer Hauswand sehen, der Altar befindet sich in Aschaffenburg. Sehr spannend finde ich, dass die Römer nur recht unvollständige Wörter, fast wie eine Art Kurzschrift, verwendet haben. Zum Teil stehen oft nur einzelne Buchstaben auf der Tafel, die folgenden Text ergeben:I(ovi) O(ptimo) M(aximo)Apollini et Aesculapio SalutiFortunae sacr(um)pro salute L(uci) Petroni Florentini praef(ecti) coh(ortis) IIIIAq(uitanorum) eq(uitatae) c(ivium) R(omanorum) M(arcus) Rubrius Zosimusmedicus coh(ortis) s(upra) s(criptae)domu Ostiav(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)
Übersetzt man das etwas freier, würde es folgenden Wortlaut geben:
Jupiter, dem besten und größten, dem Apollon und dem Aesculapius, der Salus, der Fortuna geweiht. Für die Gesundheit des Lucius Petronius Florentinus, Kommandeur der 4. teilberittenen Kohorte der Aquitanier römischen Rechts, hat Marcus Rubrius Zosimus, Arzt der oben genannten Kohorte, aus Ostia stammend, sein Gelübde gern, freudig und nach Gebühr eingelöst.
Römisches Fundstück – Jupitergigantensäule
Eine der wenigen im Straßenbild vorhandenen und für jeden erkenntlichen Hinweise auf die Römerzeit ist die Jupitergiagantensäule. Diese Säule hat man 2015 in einer Baugrube entdeckt. Sie soll die erste komplett erhaltene Säule in Bayern sein und war vermutlich in einem Tempel aufgestellt
Die Säule besteht aus einer Sockelplatte, einem Viergötterstein, einer geschuppten Säule, einem Kapitell und Jupiter als Spitze. Insgesamt ist die Säule knapp 4 Meter hoch.Der Viergötterstein zeigt die Götter Herkules, Juno, Merkur und Minerva. Die Gesichter der Gottheiten sind bewußt beschädigt worden.
St. Anna-Kapelle in Obernburg am Main
Auch wenn man es kaum glauben mag, dort wo heute die wirklich schöne St.Anna-Kapelle der Stadt steht, befand sich einst die Römische Kultstätte des Mithras Sol invictur. Erst im 13. Jahrhundert baute man die Kapelle.
In die Wand des Chors eingelassen findet man einige Steine, die man bei Restaurierungsarbeiten gefunden hat. Es handelt sich um Inschriftenbruchsteine, die auf den heidnischen Gott Mithras hinweisen.
Besuch im Römermuseum Obernburg am Main
Man kann nur einige der Fundstücke aus der römischen Zeit im Stadtbild entdecken. Viele Funde befinden sich in Museen. Einen Teil der Funde kann man im Römermuseum der Stadt sehen.
Spannend fand ich das große Stadtmodell, anhand dessen man die topografische Lage des Ortes sehr gut erkennen kann. So wird es auch gut verständlich, warum die Römer diesen Ort als Standpunkt für ihr Kastell gewählt haben.
Im Erdgeschoss des Museums stehen viele verschiedene Steine aus grauem und rotem Sandstein mit den unterschiedlichsten Inschriften. Man kann zum Beispiel Bruchstücke weiterer Juptitergigantensäulen, Grabsteine (die am Wegrand aufgestellt waren) und die Bauinschrift vom Stabsgebäude des Kohortenkastells entdecken. “Lebendig” werden einige Steine, wenn man den QR Code an einigen Exponaten einscannt und einen Text dazu hört.
Im ersten Stock kann man zahlreiche kleinere Fundstücke aus Obernburg sehen. Von römischen Münzen bis zu den unterschiedlichsten Gefäßen hat so manche Umgrabaktion in den Gärten der Stadt so einiges zu Tage befördert.
Ich kann einen Besuch im Museum, am besten mit einer kleinen Führung, sehr empfehlen. Informationen dazu findet man auf der Webseite der Stadt.
Adresse:
Untere Wallstraße 29a,
63785 Obernburg
Öffnungszeiten:
Donnerstag – Sonntag, Feiertagen: 14-17 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 1,50 €
Der Besuch in Obernburg am Main fand im Rahmen einer Pressereise statt.
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