In Klingenberg, an den Steilhängen hoch über dem Main, liegen die Weinanbaugebiete einiger Churfranken-Winzer. Auch den Museumsweinberg in Klingenberg, den die Winzerin Anja Stritzinger bewirtschaftet, findet man dort.
Besonderheit des Klingenberger Weinanbaugebiet
Die Weinberge in Klingenberg liegen in alten Querterrassen entlang des Mains. Man hat Erwähnungen über den Wein der Region gefunden, die vermuten lassen, dass die ältesten Terrassen bereits im 12. Jahrhundert entstanden sind.
Streift man durch die Terrassen, fallen die vielen Steinmauern auf. Jede einzelne Terrasse ist durch die etwa 1 Meter hohe Mauer begrenzt und man kann über ungleichmäßig angelegte Stufen den Hang hinauf steigen. Die Mauern stehen seit 1986 unter Denkmalschutz, was für die Winzer bedeutet, dass zum Beispiel Reperaturarbeiten nur mit rotem Buntsandstein in Trockenbauweise vorgenommen werden dürfen und ein Neubau nicht möglich ist.
Besonders schwierig macht die Steilhanglage die Bewirtschaftung des Weinbergs. Hier muss alles in Handarbeit erledigt werden. Das bedeutet für die Winzer nicht nur das ständige Steigen der etwa 250 Stufen den Hang hinauf, auch der Transport der Trauben und das Wässern kann nur in Handarbeit erfolgen. Gut 2000 Arbeitsstunden braucht es pro Hektar im Jahr für alle anfallenden Arbeiten.
Das Klima spielt für den Weinanbau in Klingenberg natürlich auch eine entscheidende Rolle. Die Winter sind in der Regel mild und die Sommer bisher nicht zu heiß. Bisher war die Niederschlagsmenge auch höher als in der übrigen fränkischen Region. Hier an den Hängen ist die Temperatur immer etwa 1 Grad höher als in anderen Gebieten. So fängt der Wachstum der Reben früher an, die Trauben werden früher reif und die Ernte kann auch etwas früher erfolgen.
Der Boden spielt im Weinanbau natürlich auch eine wichtige Rolle. In Klingenberg findet man Buntsandsteinverwitterungsböden.
Der Museumsweinberg in Klingenberg
Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hat man auf viele Weinberge noch unterschiedlichen Rebsorten angebaut. Jeder konnte die Reben pflanzen, die er gerne wollte. So kam es, dass wenn Reben ersetzt werden mussten, der Winzer das pflanzte, was gerade vorhanden war. Es erwies sich sogar als vorteilhaft, wenn er 5-10 verschiedene Rebsorten verwendete. So gelang es, Qualitäts- und Quantitätsunterschiede auszugleichen.
In Franken gibt es noch einige dieser sehr alte Weinberge. Einige davon liegen in landschaftlichen Nischen, die von den Flurbereinigungsmaßnahmen verschont geblieben sind und sind schon älter als 50 Jahre.
Auf den denkmalgeschützten Terrassen des Klingenberger Schlossbergs, hoch über Klingenberg, gab es über viele Jahre einen recht verwilderten Bereich. 2007 begann man diesen zu kultivieren und entdeckte dabei Rebsorten, deren Klassifizierung bis heute zum Teil noch nicht genau geklärt ist. Einen Teil des Alten Satzes konnte man genau identifziren. So findet man zum Beispiel den Roten Franke, den Schwarzen Urban, den Blauen Kölner oder den Affenthaler auf dem Museumsweinberg in Klingenberg. Einige der Weinstöcke sind fast 100 Jahre alt.
Auf dem Museumsweinberg wachsen die Reben noch nach „alter Erziehung“. Bei der „alten Erziehung“ wird die Rebe jeweils von zwei Pfähle flankiert. Die sogenannte Rute wächst um die Pfähle herum und die Triebe werden mit einer Juteschnur festgebunden. Zusätzlich gipfelt man diese früher (also schneidet sie oben ab) als in der modernen Bepflanzung. Heute werden die Triebe von Weinstöcken auf Drähten zwischen den Stöcken festgebunden.
Der Weinberg wird heute unter biologischen Gesichtpunkten bewirtschaftet. Zwischen den Reben befindet sich eine vielfältige Flora und Fauna. Wer sich etwas mit Kräutern auskennt, kann viele Wildkräuter entdecken.
In Klingenberg stehen etwa 20 verschiedene Rebsorten mit roten Trauben und einige Weinstöcke mit weißen Rebsorten auf dem Museumsweinberg.
Aus dem roten gemischten Satz entsteht der „Vinum Frankonium Purpureum“, den es so nicht noch einmal in Deutschland gibt. Wir konnten ein Kostprobe des Weins, der den passenden Namen „Alter Satz“ trägt, direkt im Weinberg genießen.
Nach dem Besuch des Museumweinbergs konnten wir noch den Weinkeller der Winzerin besuchen. Natürlich nicht ohne erneut Kostproben ihres hervorragenden Weins zu genießen.
Der Besuch im Museumsweinberg in Klingenberg war ein Programmpunkt einer Pressereise mit Churfranken e.V..
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