Sacrow ist ein kleiner Ort, der zwischen Berlin-Kladow und Potsdam in Brandenburg liegt. Für uns war hier der Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung durch den Königswald entlang des Sacrower Sees.
Mit dem Auto ging es über eine enge Straße durch den Wald von Kladow nach Sacrow. Da wir recht früh unterwegs waren, fanden wir noch einen Parkplatz in der Fährstraße. Wer hier nicht fündig wird, findet am Ortsausgang einen weiteren Parkplatz.
Schloss- und Gartenanlage Sacrow
Unser Weg führte uns zunächst in die Schloss- und Gartenanlage Sacrow. Der Park ist ganzjährig täglich ab 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit kostenfrei für Besucher geöffnet.
König Friedrich Wilhelm IV. erwarb das Gut Sacrow 1840 für 60.000 Taler und ließ zunächst die Heilandskirche errichten. Lenné beauftragte er den Park zu gestalten. Dieser schuf vom Gutshaus aus eine Sichtachse, die bis nach Babelsberg reichte. Das vorhandene Gutshaus lies Friedrich Wilhelm IV. in ein Schloss umbauen.
Nach dem Bau der Berliner Mauer verlief direkt durch das Gelände die innerdeutsche Grenze. Die von Peter Joseph Lenné gestalteter Gartenfläche wurden durch die Grenzbefestigung völlig zerstört und der Park durch die Errichtung von Garagen, Hundezwingern und den Nachbau einer typischen Grenzübergangsstelle für die Ausbildung der Zollhunde zweckentfremdet. Mit der Wende begann man, das Gelände wieder herzustellen. Dabei hat man die Ideen von Lenné beibehalten. Heute ist der Park zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert.
Das Schloss Sacrow wird heute im Sommer für Veranstaltungen genutzt. Eine Besichtigung außerhalb der Veranstaltungen ist nicht möglich.
Adresse:
Park Sacrow
Krampnitzer Straße 34
14470 Potsdam
Öffnungszeiten:
täglich 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit
Eintrittspreis:
Eintritt frei
Heilandskirche am Port von Sacrow
Im Park des Sacrower Schlosses steht auf einer Terrasse direkt am Ufer der Havel die Heilandskirche. Sie ist Teil der Weltkulturerbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin.
Nachdem Friedrich Wilhelm IV. das Gut Sacrow erworben hatte, ließ er eine Kirche nach seinen Vorstellungen von dem Architekten Ludwig Persius erbauen. Die Kirche sollte außergewöhnlich werden, ganz im Stil italienischer Kirchen mit einem freistehenden Glockenturm (Campanile). Als Bauort legte er eine kleine Bucht fest, in der die Fischer auf der Havel bei Sturm Schutz suchten.
Der Bau war nicht ganz einfach. Durch den Baugrund in der Schilfzone des Ufers mussten Gründungen mit Pfalrosten vorgenommen werden. Nur so konnte das Kirchenschiff in das Wasser hinein ragen. Die feierliche Einweihung des Gotteshauses fand im Sommer 1844 statt.
Im August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer veränderte sich alles. Die Sperranlagen der innerdeutschen Grenze verliefen direkt über das Gelände der Kirche. Den Kirchturm band man in die Sperrmauer ein und brachte hohe Betonplatten an. Das Kirchengebäude stand im „Niemandsland“.
Eine Zeit nutze man die Kirche dennoch für Gottesdienste, auch der Heilige Abend 1961 konnte noch dort gefeiert werden. Nur wenige Tage später verwüsteten DDR-Grenztruppen die Kirche und machten sie unbrauchbar. Damit hatten sie einen Vorwand geschaffen, die Kirche komplett abzuriegeln und so mögliche Fluchtversuche an diesem Ort unterbinden zu können.
Der bauliche Zustand der Kirche verschlechterte sich in den kommenden Jahren immer mehr. 1984/85 gelang es einer Westberliner Initiative mit Hilfe des Regierenden Bürgermeisters, das Gebäude vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Es durften Sanierungsmaßnahmen am Äußeren der Kirche vorgenommen werden.
Nach dem Fall der Mauer 1989 fand am Heiligen Abend 1989 der erste Gottesdienst in der Heilandskirche nach langer Zeit statt. Noch war das Innere der Kirche zerstört, aber im Zuge umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen konnte der originale Zustand weitestgehend hergestellt werden.
Die Heilandskirche ist von einem überdachten Arkadengang umgeben, der auf einem halbrunden Fundament in die Havel ragt. An der Vorderfront, an der sich auch der einzige Eingang in die Kirche befindet, stehen zwei breite Sandsteinpfeiler. An diesen sind Votivtafeln mit Bibelzitaten angebracht. Die Außenwände der Kirche sind mit gelbrosa Backsteinen verkleidet. Zusätzlich hat man horizontale Streifen mit blauglasierten und gelbgemusterten Fliesen eingesetzt, was der Kirche ein einmaliges Äußeres verleiht. Ich kannte bis zu diesem Besuch die Kirche nur vom Wasser aus. Es ist ein wunderschöner Bau mit einer einmaligen Optik, die mich von Italien träumen ließ.
Vor der Heilandskirche steht man auf einem rechteckigen Vorplatz mit einer halbkreisförmigen Sitzbank. Von hier kann man über die Havel blicken und den wunderschönen Blick in Richtung Potsdam genießen.
Der freistehende Glockenturm auf dem Vorplatz ist über 20 Meter hoch. Auch er ist mit gelbrosa Backsteinen verkleidet und zusätzlich durch die horizontale Streifen mit blauglasierten und gelbgemusterten Fliesen gestaltet worden. Zusätzlich gestalten Rundbogenöffnungen den Turm, oben schließt er mit einem offenen Belvedere ab, über dem ein flaches Zeltdach liegt. Ich wäre gerne den Turm hinauf gestiegen, um die Aussicht über die Havel von dort genießen zu können. Leider ist das nicht möglich.
Bei unserer Wanderung, die an der Kirche vorbei geführt hat, war diese leider geschlossen und so konnten wir keinen Blick hinein werfen. Der Innenraum soll, so hat man mir berichtet, aber ein Besuch wert sein.
Kleiner wissenschaftlicher Exkurs am Rande:
Im Sommer 1897 nutzen die Physiker Adolf Slaby und Gerog Graf von Arco den Glockenturm für ihre Versuche. Hier entstand die erste deutsche Antennenanlage für die drahtlose Telegraphie mit der es gelang, ein Signal über 1,6 Kilometer zum anderen Ufer der Havel zu senden.
Öffnungszeiten:
Januar, Februar, November, Dezember:
Sonnabend, Sonntag und an Feiertagen 11–15.30 Uhr
März:
Freitag–Sonntag 11–14.30 Uhr
April, September, Oktober:
Dienstag–Donnerstag 11–15.30 Uhr,
Freitag–Sonntag 11–16 Uhr
Mai, Juni, Juli, August:
Dienstag–Donnerstag 11–16 Uhr,
Freitag–Sonntag 11–17 Uhr
Wanderung entlang des Sacrower Sees
Nachdem wir den Schlosspark und die Heilandskirche gesehen hatten, startete unsere Wanderung durch den Königswald.
Die genau Streckenführung kann man auf der Karte sehr gut sehen und nachwandern.
Nach wenigen Metern entlang der Durchgangsstraße (Krampnitzer Straße) führte uns der Weinmeistersteig direkt zu einem ausgeschilderten Wanderweg entlang des Ufers des Sacrower Sees. Der Weg ist recht eben und gut zu laufen. Wir waren im Herbst unterwegs und hatten so zum Teil einen wunderschönen Blick durch die laubfreien Bäume auf den See. Im Sommer ist es hier bestimmt angenehm zu wandern, wenn die Bäume Schatten spenden und die Luft durch das nahe Wasser etwas kühler ist.
Kurz vor der Ländergrenze Brandenburg – Berlin verließen wir den Weg entlang des Ufers und durchquerten das Waldgebiet bis zur Krampnitzer Straße. Nachdem wir diese überquert hatten ging es über einen kleinen Weg zum Ufer der Havel. Hier verläuft ein Weg direkt am Ufer, der uns bis nach Sacrow zurück brachte.
Eine wirklich wunderschöne Wanderung vor den Toren Berlin.
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