Südwestlich von Hannover erstreckt sich ein Höhenzug, der sich ideal für einen Ausflug ins Grüne eignet. Der Deister ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Hannover und bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt.
Was ist der Deister und wo liegt er?
Der Deister ist ein bis zu 405 Meter hoher Höhenzug im Calenberger Bergland, an der Nordgrenze des Niedersächsischen Berglandes. Er erstreckt sich etwa 20 Kilometer südwestlich von Hannover und ist Teil des Weser-Leine-Berglands.
Der Höhenzug ist von dichten Wäldern bedeckt, hauptsächlich Buchen- und Fichtenwälder, teilweise auch Buchen-Eichen-Mischwälder.
Entstehung des Deisters
Die Entstehungsgeschichte des Höhenzuges ist mit geologischen Prozessen und klimatischen Veränderungen verbunden, die über Millionen von Jahren stattgefunden haben.
Der Deister besteht aus verschiedenen Gesteinsarten, darunter Kalkstein, Mergel und Sandstein. Diese Gesteine stammen aus der Unteren Kreidezeit, die etwa 100 bis 140 Millionen Jahre zurückliegt. Die Gesteine wurden im Laufe der Erdgeschichte durch tektonische Bewegungen angehoben und bilden heute den Höhenzug. Die Oberfläche des Deisters wurde während der Elster-Kaltzeit und Saale-Kaltzeit geformt, die vor etwa 400.000 bis 200.000 Jahren stattfanden.
Wanderung im Deister
Im gesamten Gebiet des Deisters sind unzählige Wanderrouten in den verschiedensten Längen und Schwierigkeitsgraden ausgeschildert. Viele der Wege sind hervorragend ausgebaut und laden geradezu dazu ein, die Region zu entdecken.
Wir starten unsere Wanderung an einem der zahlreichen Wanderparkplätze in der Region.
Der Walderlebnispfad im Deister
Der etwa 2,5 Kilometer lange Walderlebnispfad startet vom Wanderparkplatz Wennigsen “Waldkater” und führt bis zu den Wasserrädern im Deister. Da die Strecke recht einfach zu gehen ist, eignet sie sich besonders gut für einen Familienausflug. Wer gerne länger unterwegs sein möchte, kann die Route jederzeit verlängern. Gleich im Anschluss beginnt der Natur-Rätsel-Pfad und Wege führen in Richtung Aussichtsturm und Gastronomie auf dem Kamm des Höhenzuges.
Am Anfang des Walderlebnispfades steht eine Informationstafel, die mir genaueres erklärt. Insgesamt gibt es 8 verschiedene Stationen, die sich immer direkt am Wegesrand befinden. Jede dieser Stationen beschäftigt sich mit einem Schwerpunktthema. Wer jetzt denkt, dass hier nur Spiel und Spaß für Kinder im Vordergrund steht, irrt sich. Ich hätte zum Beispiel nicht gewusst welches Waldtier wie weit springen kann und erst recht nicht, welche Silhouette zu welchem Vogel der Region passt. Gut, dass an einigen Stationen (manchmal etwas versteckt) die Lösungen verraten werden.
Für mich ist es immer wieder schön, wenn die Wanderung/der Waldspaziergang etwas Abwechslung anbietet. Schon deshalb „musste“ ich natürlich jede Station erleben und habe sogar etwas gelernt!
Kohleabbau im Deister
Auf unserem Wanderweg durchqueren wir einen Abschnitt, der so aussieht, als ob hier der Weg einfach zwischen einer Erhebung durchgeführt wird. Es fällt allerdings auf, dass das Erdreich eine ganz andere Färbung hat. Schnell wird klar, wir stehen an einer Stelle, an der einst Steinkohle abgebaut wurde.
Die Deisterkohle kommt in Flözen vor, die bis zu 100 cm mächtig sind. Die ersten Nachrichten vom Kohleabbau im Deister stammen aus dem Jahr 1639, als südwestlich von Wennigsen die erste urkundlich nachweisbare Kohlengrube betrieben wurde. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Barsinghausen einfache Kuhlengräberei bei der die Bewohner Steinkohle abbauten.
Der Kohleabbau war eine wichtige Einnahmequelle für die Landesherren und deren Hofstaat. Die Steinkohle aus dem Deister trug wesentlich zur Industrialisierung bei und veränderte das Calenberger Land im 19. Jahrhundert.
Im Jahr 1857 verkaufte die Gemeinde Barsinghausen ihr Bergwerk für 292.500 Taler an das Königliche Finanzministerium in Hannover. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erlebte der staatliche Bergbau am Deister mit einer Jahresförderung von 500.000 Tonnen seine größte Blüte.
Der formale Stillegungsbeschluss wurde am 28. November 1955 vom Aufsichtsrat der Preussag gefällt, und am 31. Dezember 1956 wurden die Bergwerksanlagen in Barsinghausen aufgegeben.
Bis heute sind Stollen und Schächte des Kohleabbaus im Deister vorhanden. Gut gesichert natürlich, damit kein Unglück geschieht und manchmal auch etwas versteckt. So entdecken wir abseits des Weges, von einem Bauzaum umgeben, ein Loch im Wald. Hier buddelte man früher die Steinkohle unterhalb der ersten Bodenschichten hervor.
Es gibt auch noch das Besucherbergwerk Klosterstollen in Barsinghausen, in dem der Besucher viel über diese Zeit und die Arbeitsweisen erfährt. Leider reichte die Zeit nicht aus, um dort vorbei zu fahren. Das werde ich wohl bei einem weiteren Besuch in der Gegend einplanen.
Die Wennigser Wasserräder
Nach gut 2,5 km erreichen wir eins der beliebtesten Ausflugsziele im Deister – die Wennigser Wasserräder.
Zugegeben, ich hatte bisher noch nichts darüber gehört und war sehr erstaunt, als wir dort ankamen. An einem 100 m langen Bachlauf stehen unzählige liebevoll gestaltete Miniaturwassermühlen. Seit 1957 bauen Hobbybastler hier jedes Jahr Mitte April die Modelle auf, die dann bis einschließlich 3.Oktober kostenfrei besucht werden können.
Der Bachlauf, der hier recht steil bergab fließt, führt das ganze Jahr über Wasser. An einigen Stellen haben die Mitglieder des Vereins “Bastlergemeinschaft der Wennigser Wasserräder e.V.”, kleine Staustufen errichtet. Das Wasser fließt dann durch oder entlang der Modelle und versetzt diese in Bewegung. Es klackert, es rauscht, es dreht sich und es blinkt sogar – alles nur durch Wasserkraft.
Was es hier nicht alles zu entdecken gibt! Da steht zum Beispiel ein Schmied in seinem Haus und haut kräftig auf einen Ambos. Es gibt Wasserräder, die Szenen aus der Märchenwelt lebendig werden lassen. Eine Seilbahn transportiert Besucher hin und her und sogar ein Flughafen ist im Laufe der Jahre entstanden. Mein Favorit war das Feuerwehrhaus, in dem die Feuerwehrmänner im Turm hoch und runter fuhren und die große holländische Windmühle.
Während ich den kleinen Bachlauf entlang gehe fallen mit so viele kleine und große Details auf, die jedes Modell einmalig machen. Und sogar die Umgebung rund um das Wasser ist durch kleine Figuren abwechslungsreich gestaltet. Ich kann sehr gut verstehen, dass es Besucher hier immer wieder herzieht und nicht nur Kinder begeistert die Modelle betrachten.
Weiter geht es
Für uns ging es nun zurück zu unseren Car Sharing E-Autos, die wir bei Stadtmobil Hannover ausgeliehen hatten. Gerade für Urlauber, die etwas flexibler und unabhängiger von den Öffentlichen Verkehrsmitteln das Umland von Hannover erkunden möchten, eine tolle Idee.
Wer lieber noch etwas länger wandern möchte, sollte auf dem Kamm des Deisters weiterlaufen. Dort befindet sich zum Beispiel der Annaturm, von dem aus man eine traumhafte Aussicht über die Region genießen kann. Dort befindet sich auch eine Waldgaststätte für eine Pause.
Tipp:
Es gibt einen Deister-Wanderpass, den man an 12 offiziellen Stempelstellen abstempeln kann. Den Pass erhält man in allen Tourist-Informationen am Deister und auch in Hannover. Wer alle Stempel erwandert hat, kann seinen Pass entweder als Erinnerung behalten oder in einer der Tourist-Informationen vorlegen und bekommt den Deister-Wanderpin. Klasse ist, dass der Pass nicht zeitgebunden ist und man ausreichend Zeit hat alle Strecken nach und nach zu entdecken.
Waldwirtschaft Bärenhöhle – gut Essen gehen am Deister
Am Fuß des Deisters in Baringshausen befindet sich die Waldwirtschaft Bärenhöhle. Ein idealer Ort, um sich nach einer Wanderung auszuruhen.
Wir haben hier unter Buchen und Eichen im Biergarten gesessen und unseren Ausflug ausklingen lassen. Wer lieber im Gastraum sitzen möchte, findet hier bestimmt einen gemütlichen Platz.
An den Wochenenden hat von 12-20 Uhr auch die Küche offen (Mittwoch – Freitag 11.30 – 14 Uhr und 17-20 Uhr). Ich habe einen Salat mit Tomaten-Mozzarella-Spieß, Pesto, Croutons und Kräuter-Knoblauch Baguette gegessen. Eine große Portion, die sehr gut geschmeckt hat. Auch die anderen Essen an meinem Tisch sahen sehr gut aus und wurden gelobt. Ich finde, in der Bärenhöhle kann man einen tollen Ausflug in den Deister hervorragend ausklingen lassen.
Adresse
Waldwirtschaft Bärenhöhle
Waldstr. 9 (Nienstedter Pass)
30890 Barsinghausen / OT Egestorf
Besucherinformationen
Anfahrtsmöglichkeiten
Öffentliche Verkehrsmittel von Hannover nach Wennigsen und Baringshausen (werktags etwa alle 30 Minuten):
S-Bahn Linien 1 und 2
Von Wennigsen zum Start der Wanderroute am Wanderparkplatz Waldkater
Auf der Kurt-Schumacher-Straße in Richtung Bahnhofstrasse
Links abbiegen auf die Neue Str
nach 130m rechts in die Gartenstraße
nach 220m in die Hirtenstraße
nach 300m auf der Bährenkampstraße
anschließend geradeaus weiter auf dem Bröhnweg im Wald ist der Weg beschildert.
Der Ausflug fand im Rahmen einer Pressereise statt.
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