Hannover und das Thema Wassersport passen hervorragend zusammen. Ob segeln auf dem Maschsee, eine Tour auf dem SUP, Wellenreiten auf der Leinewelle oder Paddeln in Hannover über Ihme und Leine – das Angebot ist viellfältig.
Für uns ging es auf eine dreistündige Paddeltour durch Hannover. Eine Tour, von der ich ehrlich gesagt sehr überrascht war. An vielen Stellen habe ich vollkommen vergessen, dass ich mitten in der Stadt unterwegs war.
Lasst uns Paddeln!
In der Nähe des Olympiastützpunktes am Maschsee stehen unzählige Bootsanhänger auf der Straße. Hier befindet sich der Startpunkt, den sich einige Anbieter für ihre Touren ausgesucht haben.
Wir waren mit „Leine-Erlebnis“, einem Anbieter der unter anderem auch Kanus vermietet verabredet.
Für mich stellte sich zunächst die Frage Kanu oder Kajak? Was fahren wir eigentlich? Gelernt habe ich: Das Kanu ist breiter als ein Kajak und man kann mehr Gepäck mitnehmen. Man benutzt ein Stechpaddel und sitzt auf einer kleinen Bank (Profis knien bei Wettkämpfen teilweise). Ein Blick auf das Boot: es ist ein Kanu und in unserem Fall konnten immer 3 Personen in einem Boot sitzen.
Nach einer kurzen Einweisung an Land verstauten wir die Wertsachen in einer wasserdichten Tonne, cremten uns noch einmal schnell ein und dann ging es auch schon los.
Ab ins Wasser
Zuerst ging es auf Rädern und nicht im Wasser los. Wir mussten das Kanu etwa 50 Meter weiter schieben, um es unterhalb der Leine-Wehrs ins Wasser setzen zu können. Das Leine-Wehr schützt seit dem 18.Jahrhundert die Innenstadt von Hannover vor Überschwemmungen und reguliert den Wasserstand des Flusses.
Ich fand das Boot erstaunlich schwer, als wir es vorsichtig ins Wasser setzten. Dann verstauten wir unsere Taschen und … ja wer sollte wo sitzen? Eins war klar, wer hinten sitzt muss steuern. Ich weiß nicht, ob meinen Mitpaddlerinnen es klar war, was sie mit ihrer Entscheidung, dass ich hinten sitze verursachen…. Ich glaube wir haben aufgrund meiner Steuerkünste die doppelte Strecke zurückgelegt, Bäumen am Rand freundlich Hallo gesagt und die volle Breite der Wasserstraße ausgenutzt. Lustig wars auf jeden Fall!
Paddeln in Hannover – unterwegs auf der Ihme
Von dem Leine-Wehr geht es zunächst mit der Strömung auf dem Schneller Graben entlang. An einer Wasserbiegung fließt die Ihme fast nicht sichtbar dazu.
Von nun an paddelten wir auf der Ihme weiter, die uns unter mehreren Brücken hindurch vorbei an einer traumhaft schöne Landschaft führte. So ab und zu konnte man durch die dicht bewachsenen Bäume ein wenig „Hannover“ entdecken, wie zum Beispiel den modernen Bau der Jugendherberge und wer genau hinschaut und nicht wie ich mit dem „Lenken“ des Kanus beschäftigt ist, sieht vielleicht auch die Flutlichtmasten des Fußballstadions. Dieser Streckenabschnitt ist Erholung pur! Man hört kaum Geräusche aus der Stadt, entdeckt mit etwas Glück ein paar Tiere am und im Wasser und kann eigentlich nur genießen.
Nachdem wir unter einigen Brücken hindurch gefahren waren, veränderte sich auf der linken Uferseite der Anblick. Statt grüner Bäume erhebt sich der Beton-Klotz des Ihmezentrums am Uferrand.
Das Ihmezentrum ist als „Stadt in der Stadt“ konzipiert worden. Die Bewohner sollten alles vor Ort vorfinden, was sie für ihr tägliches Leben benötigen. Also vom Arzt, dem Supermarkt bis zu Kindergarten, sogar Arbeitsplätze in Büros sollten entstehen. 1972 war Baubeginn und es entstand ein großer verwinkelter Bau, der von Anfang an nicht das bot, was ursprünglich geplant war. Die Anonymität, die aufgrund der Größe und Komplexität des Baus entstand, zog ein Wohnpublikum an, dass nicht geplant war. Auch diverse Umbauten, neue Investoren und neue Planungen konnten daran nicht ändern. Das Ihmezentrum verfiel immer mehr und steht heute optisch eher unattraktiv am Ufer der Ihme. Die Geister scheiden sich bis heute: einige würden den Bau gerne abreißen, andere lieben es dort zu wohnen. Vom Wasser aus ist der Anblick schon beeindruckend…
Wir paddelten weiter, es wird wieder etwas grüner am Ufer und vor uns erkennten wir eine Flussgabelung. Für uns das Zeichen, dass wir nun etwa die Hälfte der Strecke absolviert hatten. Aber auch das Zeichen, dass wir bald nicht mehr mit, sondern gegen den Strom paddeln müssen. Aber vorher hieß es: Pause!!!
Wir legten am rechten Ufer genau an der Einmündung der Ihme in die Leine an. Dort befindet sich das Strandleben, eine kleine Strandbar. In der Woche öffnet diese erst um 15 Uhr (am Wochenende bereits um 12 Uhr) und bietet durstigen Paddlern und natürlich auch den Besuchern, die vom Land aus kommen, Getränke und Snacks an. Bei unserem Besuch war hier leider noch alles geschlossen, aber wir hatten unseren Pausensnack dabei und genossen es etwas zu stehen und die Muskeln zu entspannen.
Gegen den Strom auf der Leine
Nach der Pause ging es frisch gestärkt weiter. Wir bogen also rechts in die Leine ab und paddelten nun gegen den Strom. Im Gegensatz zu der Ihme ist die Leine hier viel schmaler. An einigen Stellen hängen die Äste weit übers Wasser. Hier habe ich die Fahrt so richtig genossen.
Nachdem wir unter der Königswörther Brücke hindurch gefahren waren, änderte sich das Bild. Rechts und links des Ufer stehen Häuser. Hier merkt man dann, dass man doch mitten in der Stadt paddelt.
Nach der Brücke, über die die Brühlstraße die Leine überquert, wird es wieder etwas grüner. Wir fuhren auf die Leinewelle zu. Wenn die Anlage in Betrieb ist, kann man Surfer sehen, die ihre Künste auf der Welle zeigen.
Kurz vor der Leinewelle kann man nicht einfach geradeaus weiter fahren. Man muss an einem kleinen Steg an Land gehen. Das Kanu wird dann mit vereinten Kräften aus dem Wasser geholt und auf auf den kleinen Wagen gesetzt, der im Boot liegt. Die nächsten Meter heißt es schieben und nicht paddeln.
Es ist schon recht merkwürdig, wenn man mit einem Kanu über eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt geht. Hinterher haben wir erfahren, dass es auch einen Weg unterhalb der Kreuzung gibt. Aber dann hätten wir die verwunderten Blicke der Autofahrer verpasst, wenn ein Boot ihre Spur kreuzt.
Etwa auf Höhe des Sielturms gibt es dann eine befestigte Anlage, die es uns ermöglichte das Boot wieder in die Leine zu setzen. Nun ging es wieder durch eine dichte grüne Landschaft, die rechts und links des Ufers uns von der Großstadt abschirmte. Es wurde wieder wunderbar ruhig und schon fast meditativ und auch schon leicht müde setzten wir unsere Stechpaddel gleichmäßig ins Wasser.
Nach offiziellen 8 Kilometern und gefühlten 100.000 Paddelschlägen gabelte sich die Leine und wir bogen ab um auf das Leine-Wehr zuzufahren. Dort erwartete man uns bereits, half uns das Boot aus dem Wasser zu heben und es wieder am Startpunkt auf der Wiese abzustellen.
Lohnt es sich Paddeln in Hannover zu gehen?
Paddeln durch Hannover war für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Gepaddelt in einem Kanu bin ich bisher erst einmal auf einem großen See mit viel Gegenwind. In Hannover war die Tour auch anstrengend, aber auch lustig und abwechslungsreich. Vom dichten grünen Ufer bis zum Beton-Hochhaus, von der Ruhe bis zur belebten Autokreuzung war wirklich alles dabei.
Wer ruhig paddelt und auch eine Pause macht braucht mit Sicherheit 3 Stunden für die Tour. Eine wunderschöne Auszeit mitten in der Stadt!
Wo bekommt man ein Kanu?
Wir haben die Boote bei Leine-Erlebnis Kanu- und Outdoortouristik ausgeliehen. Der Veranstalter bietet geführte Touren, aber auch die Möglichkeit alleine in einem Leihboot unterwegs zu sein, an.
Die genauen Preise, Angebote und Buchungsmöglichkeiten findet man auf der Webseite des Anbieters.
Start- und Endpunkt am Leine-Wehr
Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg,
30169 Hannover
Wir waren während einer Pressereise paddeln in Hannover.
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