Einer der Hauptanziehungspunkte in Hannover sind die Herrenhäuser Gärten. Diese Sehenswürdigkeit in Hannover besteht aus dem Großen Garten, dem Berggarten, dem Georgengarten, dem Welfengarten und den dazugehörigen Gebäudekomplexen.
Ein Bummel durch den Großen Garten entführt den Besucher in einen der bedeuteten Barockgärten in Europa. Unseren Rundgang durch die Herrenhäuser Gärten habe ich sehr genossen, zeigte es uns doch Hannover von seiner „grünen Seite“.
Historischer Blick auf die Herrenhäuser Gärten
Es war 1638, als Herzog Georg von Calenberg in dem kleinen Ort Höringehusen einen Küchengarten mit einigen Gebäuden anlegen ließ. Diese bildeten den Grundstock für die Herrenhäuser Gärten.
1665 kam Georgs Sohn Johann Friedrich an die Macht. Zunächst benannte er das Dorf in Herrenhausen um und ließ sich ein Schloss errichten. Die dazu gehörige Gartenanlage, die anfangs noch recht klein war, wurde von einem Gärtner als Lustgarten gestaltet.
Nach und nach veränderte sich die Gartengestaltung. Die Fläche vergrößerte sich und als Herzog Ernst August regierte, benötigte er eine repräsentative Anlage. Seine Ehefrau Sophie von der Pfalz übernahm die Umgestaltung des Großen Gartens und ließ einen Garten im Stil einer niederländischen Barockanlage errichten. Um 1676 entstanden die Große Kaskade und die Grotte, 1707/07 ein Pagenhaus und ein Tempel.
An der Große Fontaine, heute ein technisches Denkmal, baute man etwas länger. Erst 1720 erreichte sie eine Höhe von 35 Metern und war damals die höchste Fontaine an einem europäischen Hof.
Nachdem die Umgestaltung des Gartens vollendet war, hatte er eine Fläche von 50 ha. Dieses entsprach in etwa der Größe der Altstadt von Hannover, in der zu dieser Zeit etwa 10.000 Menschen lebten.
Erstaunlicher Weise „vergaß“ man den Garten später. Die regierenden Herrscher lebten nicht mehr in Hannover und so kümmerte sich keiner um die Anlage. Erst 1936 kaufte die Stadt den Garten und begann mit einer Umgestaltung. Es entstanden acht Sondergärten und ein Irrgarten.
Die massiven Zerstörungen in Hannover durch den Zweiten Weltkrieg waren auch in der Herrenhäuser Gärten zu sehen. Die Grotte und die Große Kaskade wurden glücklicher Weise nicht zerstört. Es dauerte bis 1966, bis man die Anlage annähernd wieder hergestellt hatte.
Spaziergang durch den Großen Garten
Betritt man den Garten, ist es schon fast wie ein kleiner Urlaub. Hier über die Wege zu spazieren ist eine Auszeit vom Stadtleben, eine Erholungszeit in der Natur. Wir waren Ende April in Hannover und selbst zu dieser Jahreszeit blühten saisonale Pflanzen in den angelegten Beeten. So ließ sich erahnen, welche Blütenpracht im Sommer dort zu sehen ist.
Einige der Orte, die mich in den Herrenhäuser Gärten beeindruckt haben, stelle ich hier kurz vor.
Die Grotte
Die Grotte hat den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Heute befindet sich dort eine der letzten Arbeiten der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die auch die Nanas in Hannover gestaltet hat.
Seit 2003 kann man in der aus drei kleinen Räumen bestehenden Grotte Glas- und Spiegelmosaike und einige Plastiken. Von einem mittig liegenden zentralen Raum gehen zwei weitere Räume ab. Diese Räume haben unterschiedliche Namen: „Nacht und Kosmos“,und „Licht und Tag“, was sich auch in der Gestaltung der Räume erkennen lässt.
Gartentheater
Mitten im Großen Garten befindet sich ein Gartentheater, genauer gesagt ein Heckentheater. Die Bühne ist etwa 62 x 58 Meter groß, verjüngt sich nach hinten und steigt leicht an. Rechts und links auf der Bühne stehen kleine Hecken, die in die Theaterstücke als Kulisse integriert werden und auch für den Schauspielern als Umkleidemöglichkeit dienen.
Zusätzlich stehen auf der Bühne pyramidenartig geschnittene Bäume und vergoldete Bleifiguren.
Der Zuschauerraum ist wie ein Amphitheater gestaltet und mit Gartenstühlen bestuhlt. Auf der abgrenzenden Mauer stehen weitere vergoldete Figuren.
Über die goldenen Figuren
1690 ließ Kurfürst Ernst August 27 vergoldete Figuren in das Gartentheater stellen. Diese sollten den festlichen Rahmen der dort stattfindenden Theater- und Tanzaufführungen, Bällen und Maskeraden bilden.
Die Figuren waren aus Blei gegossen und mit einer Goldauflage veredelt. Diese Herstellung war damals zwar günstiger, aber leider auch weniger haltbar. Es gibt nur noch einige bis heute erhalten Bleifiguren und die 17, die in den Herrenhäuser Gärten erhalten geblieben sind, sind als Einheit betrachtet einmalig.
Neben den original erhaltenen Figuren stehen auch vergoldete Bronze-Kopien von zu stark beschädigten Figuren auf der Gartenbühne. Mir als Laie ist jedoch der Unterschied nicht aufgefallen.
Dargestellt sind berühmte antike Vorbilder, wie zum Beispiel tanzende und musizierende Naturgeister aus dem Gefolge Dionysos.
Die Große Fontaine in den Herrenhäuser Gärten
Den Mittelpunkt des Gartens bildet die Große Fontaine. Sie zählt zu den Hauptattraktionen der Gartenanlage.
Auf den ersten Blick, wirkt es so, als stehe man vor einem ganz normalen Springbrunnen. Aber es ist so viel mehr, denn der Pumpmechanismus für die Fontaine geht auf das Jahr 1700 zurück. Die grundlegende Idee für die Pumpen entwickelte damals Leibnitz, er hat jedoch die Fertigstellung und Weiterentwicklung nie erlebt.
Anfangs gab es noch Probleme mit der Technik und der Wasserzufuhr für die Fontaine. Aber 1720 war es soweit, der Wasserstrahl schoss 36 Meter in die Höhe. Man wollte sich mit diesem Ergebnis allerdings nicht zufrieden geben und tüftelte weiter an der Technik. 1856 war die Fontaine dann etwa 56 Meter hoch und heute erreicht sie bei Windstille 72 Meter.
Neben der Großen Fontaine hat mich auch die Glockenfontaine beeindruckt. Diese bildet den Mittelpunkt des Bereiches der sich Großes Parterre nennt. Die „Glocke“ um die Fontaine wird aus 164 Wasserstrahlen gebildet.
Die Brunnen im Großen Garten sprudeln in der Sommersaison von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr. Am Samstag, Sonntag und an Feiertagen kann man sie von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr sehen.
Blick in die Sondergärten
Nach der Wiederherstellung des Großen Gartens 1936/37 hat man acht Sondergärten angelegt, die sich südlich der Schwanenteiche befinden. Die Gärten sind von einer Hecke umgeben, der Zugang erfolgt über einen mittig angelegten zentralen Weg. Jeder Garten ist anders gestaltet und einem bestimmten Thema gewidmet:
- Niederdeutscher Rosengarten
- Rasengarten
- Inselgarten
- Renaissancegarten
- Barockgarten
- Rokokogarten
- Niederdeutscher Blumengarten
- Springwassergarten
Man kann sich hier auf kleinen Bänken eine Pause gönnen, bevor man seinen Spaziergang vorbei an wunderschön angelegten Gartenbereichen fortsetzt oder sich in das Museum der Herrenhäuser Gärten begibt.
Museum Herrenhäuser Gärten
Der Ein- und Ausgangsbereich zur Gartenanlage befindet sich im Schloss. Hier ist auch der Eingangsbereich für das Museum. Seit 2013 können Besucher in der rekonstruierten Schlossanlage ein Museum zur Geschichte der Herrenhäuser Gärten und Hannovers besuchen.
Besonders interessant fand ich die Geschichte der Welfen und weiterer wichtiger Persönlichkeiten der Epoche, wie zum Beispiel Leibnitz. In einem weiteren Bereich werden Exponate aus der fürstlichen Kunst- und Wunderkammer gezeigt. Ich finde es immer wieder spannend, wenn heute Gegenstände, die als „normal“ gelten zu anderen Zeiten als Wunder angesehen wurden. Da frage ich mich oft, wie in 100 Jahren auf Neuerungen unserer Zeit gesehen wird.
In einer Sonderausstellung konnten wir interessante Einblicke in die Entwicklung des Schlosses und der Gärten gewinnen.
Berggarten
Nach dem Museumsbesuch sind wir noch in den Berggarten gegangen. Dieser liegt gegenüber des Großen Gartens auf der anderen Straßenseite der Herrenhäuser Straße.
Der Berggarten ist einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands und ist aus dem eigentlichen Küchengarten, den Herzog Johann Friedrich für den Gemüseanbau anlegen ließ, hervorgegangen. Kurfürstin Sophie ließ dort exotische Gewächse anpflanzen und ein Gewächshaus errichten. Als ab 1750 der Küchengarten in Linden für die Versorgung des Hofes zuständig wurde, entstand im Berggarten der botanische Garten.
Heute kann man hier in Schauhäusern und wunderschön angelegten Themengärten die unterschiedlichsten Pflanzen aus aller Welt entdecken. Zur Expo 2000 hatte man im Berggarten ein Regenwaldhaus erbaut. Dieses erwies sich später als unwirtschaftlich und man schloss es 2006. Heute wird das Gebäude von einem Aquarium genutzt.
Kleines Fest im Großen Garten
Besonders beliebt sind die Feste, die in den Herrenhäuser Gärten veranstaltet werden. Ich hatte die Gelegenheit das “Kleine Fest” zu erleben. Hier verwandelt sich der Große Garten in ein Fest für die Sinne.
Mit Picknickkörben und Stühlen beladen strömen 2 Wochen lang jeden Abend Besucher durch die Tore. Dann sitzt man zunächst gemütlich essend auf der Wiese, bevor der Abend so richtig losgeht.
Auf verschiedenen Bühnen, die im gesamten Gelände verteilt stehen, treten Künstler der unterschiedlichsten Sparten auf. Zusätzlich gibt es Gruppen, die auf fantasievollen Gefährten durch den Park fahren und ein wenig magische Stimmung verbreiten. Neben vielen kleinen Acts konnte ich eine tolle 30 minütige Show des GOP Hannover sehen. Es war so klasse, dass ich Lust bekommen habe im Theater eine Show zu besuchen.
Der Abend klingt traditionell an der großen Fontaine aus. Bei meinem Besuch bildete eine Feuershow und die beleuchtete Große Fontaine einen wunderschönen Abschluß eines abwechslungsreichen, schönen und unvergesslichen Abends.
Tipp: Die Anzahl der Besucher für die Veranstaltung ist limitiert. Es empfiehlt sich rechtzeitig Eintrittskarten zu kaufen, oft ist die Veranstaltung bereits Wochen vorher ausverkauft.
Besucherinformationen
Adresse
Herrenhäuser Str. 4,
30419 Hannover
Öffnungszeiten
Großer Garten und Berggarten
täglich ab 9 Uhr
Die Schließzeiten variieren nach Saison und Ort. Bei Veranstaltungen verändern sich sie Öffnungszeiten.
Museum
1. November bis 31. März
Donnerstag-Sonntag 11-16 Uhr
1.April bis 31.Oktober
täglich 11-18 Uhr
Eintrittspreise
April – Oktober
Gesamtkarte (Eintritt Großer Garten + Berggarten + Museum Schloss Herrenhausen): 10,-€
Bergarten: 5,-€
November – März
Gesamtkarte (Eintritt Großer Garten + Berggarten + Museum Schloss Herrenhausen): 8,-€
Barrierefreiheit
Für den Besuch des Großen Gartens, des Berggartens und des Museums Schloss Herrenhausen stehen kostenlose Rollstühle zur Verfügung. Sie sollten vorab reserviert werden: Telefon 0511 / 168-34000 oder 168-40652 (Kasse Berggarten)
Es gibt auch die Möglichkeit in der Sommersaison 5 E-Scooter kostenpflichtig auszuleihen. Informationen und Buchungen: Telefon 0511 / 168-47743
Für blinde und sehbinderte Menschen befindet sich ein Tastmodell neben dem Eingang zum Schloss/Großen Garten. Zusätzlich ist ein Gartenführer in Großschrift und Punktschrift erhältlich. Zusätzlich liegen alle Texte als Lesung und die Klangbeispiele auf einer so genannten DAISY-CD vor. Diesen kann man kaufen oder ausleihen.
An der Kasse 1 befindet sich ein Hörverstärker für hörgeschädigte und hörbeeinträchtigte Menschen.
Der Besuch in den Herrenhäuser Gärten war ein Programmpunkt einer Recherchereise nach Hannover.
Schreibe einen Kommentar