Die älteste Pfarrkirche Hannovers ist auch eins der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Der Turm der Marktkirche in Hannover ragt markant in der Altstadt in die Höhe.
Schon um 1125 entstand an der Stelle, an der heute die Marktkirche in Hannover steht, ein Kirchenbau. Fundamente dieses Baus hat man bei Ausgrabungen 1952 entdeckt. Die Namenspatrone der Kirche sind Jakobus (Schutzpatron der Pilger und Kaufleute) und der Heilige Georg (bekannt als Drachentöter).
Um 1344 muss die Kirche zu klein geworden sein. Mit Hilfe von Spendenaufrufen wollte die Gemeinde einen neuen Kirchenbau errichten. Zunächst entstand das Fundament für den Kirchturm. Nachdem die alte Kirche abgerissen war, begann man mit dem Neubau. Dieser konnte 1360 geweiht werden. Der Turm war allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt. Es fehlte schlichtweg das Geld und so musste sich die Gemeinde mit einer verkleinerten Lösung zufrieden geben.

Viele Jahre später, ab 1852 restaurierte Ludwig Droste das Kirchenschiff. Es wurde neu bemalt und ausgestattet.
Zu dieser Zeit verschwand der Duve Altar der Kirche und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde die Marktkirche bis auf die Außenmauern und Säulen zerstört. Ein Teil des Dachstuhl blieb erhalten und schon bald nach dem Krieg begann der Wiederaufbau.
Ein Rundgang um die Kirche
Die Kirche ist über 61 Meter lang und etwa 26,60 Meter breit. Der Turm ragt inklusive seines Wetterhahns 98 Meter in die Höhe.
Auffällig ist, dass die Marktkirche in Hannover überwiegend aus rotem Backstein errichtet wurde. Einige Bereiche bestehen allerdings aus Sandstein, wie zum Beispiel das Westportal. Die Kirche zählt heute den großen Bauten der Norddeutschen Backsteingotik.

Der Haupteingang der Kirche ist das sogenannte Westportal. Hier befindet sich eine beeindruckende Tür mit verschiedenen Reliefs, die von Gerhardt Marcks gestaltet worden sind. Als ich mir die einzelnen Bilder auf der Tür genauer angucke, erkenne ich dass hier nicht nur biblische Szenen dargestellt sind.
Es sind, für mich vollkommen untypisch für eine Kirchentür, Panzer, Galgen, Leichenberge, brennende Häuser zu sehen. Über diesen steht im obersten Feld der auferstandene Christus. Mich beeindruckt die Tür, ob sie mir aber wirklich gefällt, da bin ich mir nicht sicher.

Viel Außenschmuck entdecke ich nicht an der Kirche. Über dem Westportal stehen Skulpturen der Namenspatrone der Marktkirche in Hannover. An der Südseite entdecke ich zwei Sonnenuhren. Die rechte stammt aus dem Jahr 1555. Die linke Uhr zeigt die Gebetszeiten an. Hier vermutet man, dass sie aus der Bauzeit der Kirche stammt und so die älteste Sonnenuhr der Stadt ist.
Der Kirchturm
Besonders interessant finde ich den Kirchturm der Marktkirche in Hannover. Der Wetterhahn ist inzwischen mehrfach ersetzt worden und zeigt heute zuverlässig die Windrichtung an.
Guckt man etwas tiefer fallen an drei Giebeldreiecken des Turms Zeichen auf, die ich bisher an einem Kirchturm so noch nicht gesehen habe.

An der Ostseite befindet sich ein umgedrehtes Pentagram, ein sogenannter Drudenfuß. Das Pentagramm hat fünf Spitzen. Es gibt zwei grundsätzliche Arten seiner Ausrichtung: mit einer Spitze nach oben oder mit einer Spitze nach unten. Das Pentagramm mit seinem Goldenen Schnitt prägt wohl so manchen Kirchenbau. Eine christliche Deutung für die fünf Ecken sind die fünf Wunden Jesu Christi. Es gibt aber auch Deutungen, die sagen, dass die 5 Ecken den Geist und die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft; oder auch Äther und die vier Himmelsrichtungen Norden, Süden, Westen und Osten symbolisieren. Was die Baumeister in Hannover ausdrücken wollten, weiß ich nicht.
An der Nord- und Südseite kann man ein Hexagramm, ein sogenanntes Davidschild, erkennen. Als Hexagramm bezeichnet man einen sechszackigen Stern, der aus zwei ineinander verwobenen gleichseitigen Dreiecken gebildet wird.

Auch für dieses Symbol gibt es verschiedene Bedeutungen:
Als Gnostisches Symbol symbolisiert es die Vergöttlichung des Menschen. Es könnte auch das Schutzsymbol gegen Dämonen und Feuer darstellen. Eher unwahrscheinlich, aber mein Favorite, das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer ist der so genannte Brauerstern (gibt es oft an Wirtshäusern zu sehen). Allerdings glaube ich nicht, dass es ein Brauerstern an Kirchen gibt.
Ein Blick in die Marktkirche in Hannover
Als ich durch das Eingangsportal trete, stehe ich in einer dreischiffigen großen Hallenkirche. Das Mittelschiff ist gut 8 Meter breit und führt direkt auf den Hauptchor mit dem Altar zu.

Der Altar entstand etwa 1480. Als 1663 ein Barockaltar diesen ersetzte, stellte man in in der Aegidienkirche auf. Von dort zog er ins Welfenmuseum und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in die wiederaufgebaute Kirche gestellt. Mit gefällt der Altaraufsatz sehr. 21 geschnitzte Bilder zeigen Szenen aus der Passion Jesu. Guckt man sich den unteren Rand an, entdeckt man Medaillons der Prophetenköpfe. Als ich den vierten Kopf von links genauer ansehe entdecke ich doch tatsächlich eine Brille.
Besonders schön finde ich die drei bunt verglasten Fenster im Hauptchor. Das mittlere Chorfenster enthält 30 Scheiben. 20 dieser Fenster stammen aus dem 14. Jahrhundert und zeigen Märtyrerszenen. Die anderen Fenster sind später dort eingesetzt worden.

Es gibt noch ein weiteres Fenster in der Kirche, dass durch seine einmalige Gestaltung auffällt. Alle anderen Fenster sind milchig weiß und lassen das Tageslicht in das Kirchenschiff.
Das andere bunte Fenster ist fast schon ein Politikum. 2017 schenkte der Altbundeskanzler und Hannoveraner Gerhard Schröder der Kirche ein neues Fenster für die Marktkirche. Dieses ist von Markus Lüpertz gestaltet worden, 13 Meter hoch und nennt sich Reformationsfenster. Es dauerte aufgrund eines Rechtsstreites mit den Erben des Künstlers eine Weile, bis das Gericht einen Vergleich erzielte und den Einbau möglich machte. Im März 2022 verschob der Kirchenvorstand den Einbau des Fensters auf unbestimmte Zeit. Die Haltung Schröders zu den Ereignissen in der Ukraine und seine Haltung gegenüber dem russischen Machthaber Putin war dafür der Grund. Später entschied man sich das Fenster doch einzubauen. Am Reformationstag 2023 fand die Einweihung statt.

Ich habe mir das Fenster natürlich angesehen. Ich finde es fast zu modern für die Kirche, habe aber um mich herum nur begeisterte Worte zum Design gehört. Auf jeden Fall zieht das Fenster und die Geschichte dazu den ein oder anderen Besucher mehr in die Kirche.
Besucherinformationen
Adresse
Hanns-Lilje-Platz 2,
30159 Hannover
Anfahrtsmöglichkeiten
Zu Fuß
Vom Bahnhof aus erreichen Sie die Marktkirche zu Fuß in etwa 10 Minuten via Bahnhofstraße über Kröpcke und Karmarschstraße.
Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln
Stadtbahn: Linie 3, 7 oder 9 bis ‚Markthalle/Landtag‘
Öffnungszeiten
Montag – Freitag: 10 – 18 Uhr
Samstag: 10 – 17.30 Uhr
Sonntag: 9.30 – 18 Uhr
Eintrittspreis
kostenlos
Barrierefreiheit
Auf der nördlichen Seite der Kirche gibt es einen barrierefreien Zugang mit elektrischem Türöffner in Rollstuhl-Höhe.
Eine barrierefreie Toilette findet sich neben dem Parkplatz auf dem Hanns-Lilje-Platz.
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