Für mich eins der imposantesten Gebäude und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Hannover ist das Neue Rathaus Hannover. Etwas ganz besonderes ist der Bogenaufzug zur Aussichtsplattform.
Neue Rathaus Hannover
Hermann Eggert erhielt den Auftrag das Neue Rathaus für Hannover zu planen. Er entwarf ein schloßähnliches Gebäude im Stil des Späthistorismus, dass von 1901 bis 1913 errichtet wurde. Es entstand ein wahrlich imposantes Gebäude, dass 129 m lang, 67 m breit und 98 m hoch ist.
Einfach war der Bau nicht. Der Baugrund in der Nähe der Leine erwies sich als instabil. Die Angaben in der Literatur schwanken etwas, aber man entschied sich etwa 6026 Buchenstämme in den Boden zu treiben. Diese bildeten die Grundlage, auf der das Rathaus errichtet werden konnte und es steht bis heute auf den Stämmen.
Auch der Innenausbau scheint nicht ganz so verlaufen zu sein, wie es sich die Hannoveraner gewünscht hätten. Eggert wurde aufgrund von Unstimmigkeiten entlassen und Gustav Halmhuber übernahm die Aufgabe. Unter seiner Federführung entstand ein recht gemäßigter Ausbau im Jugendstil, der den Auftraggebern besser gefiel.
1913 war der Bau fertig gestellt und konnte in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und dem damaligen Stadtdirektor Heinrich Tramm eingeweiht werden. Die Baukosten von 10 Millionen Mark hatte die Stadt aus dem eigenen Vermögen finanziert. Es flossen keine Steuergelder oder staatlichen Mittel zusätzlich in den Bau. Das veranlasste den Kaiser bei der Einweihung zu der Aussage: “Das ist ein stolzes Gebäude, das sich die Stadt da geschenkt hat.”
Die Eingangshalle
Das Neue Rathaus von Hannover kann man kostenfrei betreten und sich in der großen Eingangshalle umsehen. Was für eine Halle! Ich stehe in einem Raum, der 30 m lang, 21 m breit und über 30 m hoch und wahnsinnig beeindruckend ist. Mein Blick richtete sich fast nur auf die schneckenartig angelegten Treppenhäuser an den Ecken der Eingangshalle. Eine große, breite, pompöse Treppe führt von der Halle in die oberen Stockwerke. Hier kam bei mir sofort wieder die Assoziation zu einem Schloss auf.
Mitten in der Halle stehen vier große Stadtmodelle von Hannover, die die Stadtentwicklung sehr gut darstellen. Das erste Modell zeigt Hannover um 1689. Sehr deutlich zu erkennen ist der Altstadtkern, der damals nur von Protestanten bewohnt werden durfte. Menschen anderer Konfession mussten außerhalb der Altstadt leben. Das zweite Modell zeigt im gleichen Maßstab Hannover von 1939. Zu dieser Zeit lebten etwa 470.000 Menschen in der Stadt.
Das dritte Modell zeigt Hannover 1945. Ich habe noch nie ein so beeindruckendes Modell einer Stadt gesehen. Es zeigt die Stadt, nachdem im Zweiten Weltkrieg über 1,5 Millionen Bomben dort eingeschlagen hatten. Sie zerstörten über 90% der Stadt. Das Stadtmodell zeigt diese Zerstörung und das Wenige, was übrig geblieben war sehr eindrucksvoll. Das letzte Modell zeigt Hannover, so wie es heute existiert.
Nachdem man sich hier umgesehen und etwas über die Stadtentwicklung von Hannover erfahren hat, darf man nicht verpassen mit dem Bogenaufzug zur Aussichtsplattform zu fahren.
Mit dem Bogenaufzug auf das Rathaus
Endlich im dritten Anlauf werde ich es schaffen. Ich stehe ich an der Kasse, um mit dem einmaligen Bogenaufzug hoch auf das Rathaus zu fahren. Auf einem Hinweisschild steht etwas von 20 Minuten Wartezeit, aber das kann mich nicht abschrecken. Ich möchte endlich diesen Aufzug sehen, von dem ich so viel gehört habe.
Mit der Eintrittskarte in der Hand begebe ich mich in den dritten Stock des Rathauses. Ich wähle die Treppe, es gibt aber auch einen Fahrstuhl. Durch eine Tür erreiche ich eine Art Dachterrasse und dort befindet sich dann auch die Warteschlange für den Bogenaufzug.
Immer 6 Personen können gleichzeitig ihre Fahrt nach oben antreten. Damit sich auch ja keiner verzählte gibt es, sehr zur Freude der Kinder, 6 Paar Schuhabdrücke in einem Feld. Die kleine Maus, die vor mir in der Reihe stand, passt gut auf, ob alle „Warteplätze“ belegt waren und sich nicht zu viele Fahrgäste in den Aufzug schummeln wollten.
Den Aufzug erreicht man von der Plattform über mehrere Stufen. Schon beim Einstieg fällt mir auf, der Boden der Kabine hat eine Neigung, es ist nicht viel Platz in der Kabine, aber noch nicht zu eng. Nach dem Einstieg wird noch darauf hingewiesen, dass man in der Decke des Fahrstuhls eine Glasscheibe hat und auch nach unten die Sicht möglich ist. Dann geht es los!
Der Bogenaufzug fährt nicht einfach gerade nach oben. Die Ingenieure haben die Streckenführung der Kuppelform angepasst. Ich finde die Idee klasse einen Aufzug im Inneren einer Kuppel zu installieren. So „verschandelt“ er nicht das Äußere des Gebäudes und bringt die Besucher nahezu unsichtbar auf das Rathaus. Die Umsetzung war für das Jahr 1913 mit Sicherheit eine enorme technische Leistung.
Der Fahrstuhl fährt entlang der Innenkurve der Kuppel etwa 43 Meter in die Höhe. Anfangs fährt er noch senkrecht, dann neigt sich die Strecke um etwa 17 Grad und zum Ende geht es wieder senkrecht weiter. Zugegeben am Anfang war es ein merkwürdiges Gefühl, da der Aufzugboden etwas schief war. Das regulierte sich dann natürlich, als der Aufzug auch schräg fuhr. Die Fahrt durch das Fenster über mir zu beobachten fand ich sehr spannend. Man kann den „Knick“ wirklich genau verfolgen.
Oben angekommen
Der Aufzug fährt nicht schnell und so hat man wirklich Zeit die einmalige Fahrt zu genießen. Als sich die Tür öffnete stand ich wieder vor einigen Stufen. Diese führten in eine Ebene, die für Besucher auch als „Wartebereich“ für die Abfahrt dient. Hier gibt es keine Fenster, wer die Aussicht genießen will, muss über eine enge Stahl-Wendeltreppe weiter nach oben steigen.
Es gibt drei verschiedene Ebenen, die es dem Besucher ermöglichen einen Rundumblick über Hannover zu genießen. Die unteren Ebenen sind geöffnet und man kann auf schmalen Absätzen rund um die Kuppel gehen. In der obersten Ebene angekommen steht man direkt auf der über 97 Meter hohen Kuppel unter einem kleinen Dach. Hier sind allerdings Sicherheitsnetze gespannt, die für das Fotografieren eher ungeeignet sind. Aber der Blick ändert sich auch nicht wesentlich zu den unteren Rundgängen.
Von der Kuppel des Neuen Rathause hat man einen wundervollen Blick über Hannover. Ich genieße den Blick über den Maschsee. Entdecke sogar den Deister, in dem man so schöne Wanderungen unternehmen kann. Besonders spannend finde ich den Blick auf die Plätze vor dem Neuen Rathaus. Von dort oben lässt sich das angelegte Steinmuster gut erkennen.
Auch der Stadtblick ist sehr interessant. Einige der Gebäude, die ich von dort oben sehe habe ich bei meinem Rundgang entlang des Roten Fadens durch Hannover schon aus ganz anderer Perspektive entdeckt.
Ich habe eine ganze Weile auf der Kuppel des Neuen Rathauses gestanden und die Aussicht genossen, bevor ich die enge Wendeltreppe runter zum Fahrstuhl gestiegen bin.
Die Fahrt runter war nicht weniger beeindruckend als die Fahrt hoch. Ein wirklich einmaliges Erlebnis!
Besucherinformationen
Adresse
Trammplatz 2
30159 Hannover
Öffnungszeiten
Öffnungszeiten Kuppel:
ab 1.4. – 31.12.
Montag – Freitag: 9:30 – 17:30 Uhr
Samstag/Sonntag/Feiertag: 10-17.30 Uhr
Der Aufzug wird nicht betrieben, wenn zum Beispiel die Wetterbedingungen den Besuch gefährlich machen könnten oder die Temperaturen unter 10°C liegen.
Öffnungszeiten Rathaus:
Montag – Freitag: 8 -18 Uhr
Samstag und Sonntag: 10 – 18 Uhr
Eintrittspreise
Aussichtsplattform mit Bogenaufzug
Erwachsene: 4,-€
Es werden Ermäßigungen, zum Beispiel mit der HannoverCard angeboten.
Der Ticketschalter befindet sich im Rathaus. Bitte beachten Sie, dass der Verkauf von Fahrkarten aufgrund von Warteschlangen früher enden kann.
Rathaus Eingangshalle
kostenfrei
Barrierefreiheit
Rollstühle oder Kinderwagen können leider nicht im Aufzug mitgenommen werden. Die Aussichtsplattform ist nur über Treppen erreichbar.
Toiletten
Die öffentlichen Toiletten befinden sich im Erdgeschoss des Neuen Rathauses.
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