In unserem Ferienort Dodoši gibt es einen Einkaufsladen, der „offen hat, wenn er offen ist“. Wann das ist, wer weiß. Unsere Lebensmittelvorräte waren schon bei der Ankunft sehr begrenzt. Wir hatten ehrlich gesagt überhaupt nicht darüber nachgedacht – als Großstädter bekommt man immer irgendwo etwas zu essen. Also fuhren wir zum Einkaufen nach Cetinje.
Die Fahrt von Dodoši zur Hauptstraße ist für mich ein echtes Abenteuer. Die Straße ist über 7 Kilometer lang und zu 90%ist die Straße so breit, dass ein Auto Platz hat. An einigen Stellen schleicht man um die Kurve und hofft, dass kein Auto entgegen kommt.
Glücklich an der Hauptstraße angekommen, fahren wir in das Tal der Cetina am Fuß des Lovcen-Massives. Hier auf etwa halber Strecke zwischen der Hauptstadt Podgorica und dem Küstenort Budva liegt Cetinje.
Kleine Stadtgeschichte
Vom Ende des 15.Jahrhunderts bis 1918 war die Kleinstadt die Hauptstadt des Landes. Fürsten und Fürstbischöfe residierten hier. Als die Türken Cetinje eroberten, zerstörten sie das dortige Kloster. Erst 1696 konnte der Wiederaufbau beginnen.
Etwa 1830-1851 begann der damalige Herrscher die Stadt zu modernisieren. Es entstand eine neue Fürstenresidenz, die Villa „Biljarda“ (der Fürst hatte dort einen Billardtisch aufgebaut, was in Montenegro damals sehr ungewöhnlich war).
Fürst Nikola (1860-1918) baute die Stadt zu einer modernen Hauptstadt aus. Es wurden Wasserleitungen verlegt, Straßenbeleuchtungen aufgestellt, Schulen und ein Krankenhaus gebaut. Sogar ein Museum und ein Staatsarchiv ließ er errichten. Viele der europäischen Nationen bauten ihre Botschaften in Cetinje.
Nachdem Montenegro seine Unabhängigkeit verloren hatte, verlor Cetinje auch eine Hauptstadtfunktion. Titograd, das heutige Podgorica wurde neue Hauptstadt.
Heute ist die Stadt der Amtssitz des montenegrinischen Präsidenten, aber nicht Regierungssitz.
Stadtbummel durch Cetinje
Nach unserem Einkauf bummeln wir ein wenig durch die Fußgängerzone der Stadt. Neben kleinen Cafés findet man auch einige kleine Geschäfte.
Hoch über der Stadt liegt das Mausoleum des Begründers der Petrović-Dynastie. Wir sind den Weg auf den Hügel nicht hinauf gestiegen. (Bei unserem zweiten Besuch ein Jahr später, haben wir das Mausoleum besucht.)
Wir entdecken die kleine Kirche und kommen zu einem alten Kloster.
Die kleine serbisch-orthodoxe Kirche wurde 1890 errichtet. Hier soll die erste Druckerei Europas gestanden haben, die kyrillische Schrift gesetzt hat (1485).
Das Kloster ist seit 1430 das spirituelle Zentrum in Montenegro. Über einen kleinen Innenhof kann man einen kleinen Gebetraum betreten. Fotografieren ist verboten! Ich finde ein kurzer Blick lohnt sich auf jeden Fall, wer möchte kann im Souvenirshop Heiligenbildern oder andere kirchlich geprägten Andenken erwerben. Das eigentliche Kloster ist für Besucher gesperrt. So kann man die hier aufbewahrten Reliquien (z.B. die Hand von Johannes dem Täufer) und die wertvolle Bibliothek nicht besichtigen.
Gegenüber des Klosters steht der festungsähnlicher Bau, das Bijarda. In den 25 Zimmern wohnte die Fürstenfamilie bis 1867. Heute befindet sich hier das Njegoš-Museum, in dem man zum Beispiel den „berühmten“ Billardtisch, nach dem das Gebäude benannt wurde zu sehen ist.
Zum Abschluss sollte man noch an den Gebäuden des ehemaligen Diplomatenviertes vorbeilaufen und die alten Villen betrachten.
Für einen kurzen Stadtbummel läd die Stadt auf jeden Fall ein!
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