Eine Woche unseres Aufenthaltes in Montenegro wollten wir mitten in den mächtigen Bergen des Durmitor Nationalparks verbringen. Bei der Suche nach einem geeigneten Quartier fiel unsere Wahl auf die Kleinstadt Žabljak im Zentrum des Nationalparks.
Unterwegs in Žabljak
Von Podgorica ging es mit dem Auto in die Berge. Die Strecke in den Durmitor Nationalpark ist gut ausgebaut und es fahren Linienbusse, LKWs und Ausflugsbusse regelmäßig in die Stadt.
Ich habe die Fahrt wirklich genossen. Die Landschaft um uns herum war sehenswert und es gab so einige Stellen, an denen ich am liebsten aus dem Auto gesprungen wäre, um zu fotografieren.
Žabljak liegt in 1456 Metern Höhe und ist die höchstgelegene Stadt in Montenegro. Das war uns bei der Buchung bewusst und vorsichtshalber hatten wir warme Kleidung eingepackt. Im September kann es hier schon recht kühl werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Žabljak vollständig zerstört. Und geht man etwas im Ort herum, fallen so einige „Bausünden“ der Nachkriegsbebauung ins Auge, die zum Teil auch schon wieder leer stehen. Schön ist der Ort wirklich nicht. Es ist zwar ein beliebtes Urlaubsziel, aber optisch ist die Stadt weit von den Touristenzentren Kotor und Budva entfernt. Glücklicherweise macht sich das auch bei den Preisen bemerkbar. Wir hatten uns ein Ferienhaus gemietet (2 Schlafzimmer, Wohnbereich mit Küche), das zu einer kleinen Anlage neben einem Skilift gehörte. Preislich lag es weit unter den anderen Unterkünften, die wir bisher in Montenegro genutzt hatten.
Heute leben etwa 2000 Einwohner in der Stadt. Im Sommer ist Žabljak für viele Serben und Montenegriner ein Zufluchtsort vor der Wärme des Tieflandes und im Winter kann man hier Skifahren. Als wir im September dort waren, gab es vor allem Tagesbesucher oder auch mal Gäste, die 1-2 Nächte in den Nebenhäusern wohnten. Eigentlich befand sich der Ort in einer Übergangsphase zwischen den Saisonen.
Im Ort selber findet man problemlos alles, was man für einen entspannten Aufenthalt benötigt. Es gibt einige Restaurants, Supermärkte und kleine Kioske, preiswerte Bäcker und eine Tankstelle. Was man allerdings nicht findet sind eine Geschäftsstraße zum Bummeln und Geschäfte gucken. Hier dominiert die Natur und es kann durchaus passieren, dass eine Kuh die Hauptstraße entlang läuft.
Für uns war der Aufenthalt in Žabljak eine traumhafte Erholung von der Großstadt und der ideale Ausgangspunkt für die Entdeckung im Durmitor Nationalpark.
Durmitor Nationalpark
Der Durmitor ist ein Bergmassiv, dass ein Gebiet umschließt, dass 1952 zum Nationalpark erklärt worden ist. 1980 wurde der Durmitor Nationalpark in die Liste der UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen.
Es ist schon beeindruckend in einer Region unterwegs zu sein, in der 48 Gipfel höher als 2000 Meter sind. Der Bobotov Kuk ist mit 2511 Metern die höchste Erhebung der Region.
In der Region des Bergmassives befinden sich zahlreiche Seen, wie zum Bespiel der Crno jezero (1416 m), der sich in fußläufiger Entfernung zu Žabljak befinde.
Im Nationalpark findet man eine fantastische Tier- und Pflanzenwelt. Naturbelassene Wälder und Hochplateaus mit ihren Kiefern, Birken und Buchen bieten nicht nur Wildschweinen, sondern auch Wölfen, Wildkatzen, Gämsen, Braunbären und zahlreichen Vögeln ein zu Hause.
Eine wirklich beeindruckende und wunderschöne Landschaft, die man am besten bei Wanderungen entlang der zahlreich ausgeschilderten Routen entdecken kann.
Achtung! Die Wanderungen durch den Nationalpark sind kostenpflichtig. Es gibt Ranger, die nicht nur an den bekannten Einstiegen in das Gebiet stehen, sondern auch auf den Wanderwegen unterwegs sind. Die Wanderkarte kostete bei unserem Besuch 3,-€ pro Tag und Person. Wir haben während unserer Zeit an zwei Tagen einen Ranger getroffen und unsere Wanderkarte erstanden.
Ausflugsziele im Durmitor Nationalpark
Wir hatten während unserer Zeit in den Bergen vor, einige kleinere und vielleicht auch längere Wanderungen zu unternehmen.
Wanderung (etwa 12 Kilometer) mit Start- und Endpunkt Žabljak
Eine unserer Wanderungen führte in einem Rundkurs von unserer Unterkunft aus durch die nähere Umgebung zurück zu unserer Unterkunft.
Da wir uns vorgenommen hatten, möglichst wenig mit dem Auto unterwegs zu sein, suchte ich mir eine Route heraus, die uns etwas die Umgebung des Ortes näher gebracht hat. Den genauen Verlauf kann man gut auf der Karte verfolgen.
Zunächst verließen wir den Ort über eine steil ansteigende Straße (ohne Autoverkehr) zu einem Punkt, von dem man aus einen tollen Überblick über den gesamten Ort hat. Wir liefen über gut befestigte Wege durch Wälder, ohne auch nur einem Menschen zu begegnen.
Als der Wald sich etwas lichtete erreichten wir eine Wiese. Hier trieb ein Schäfer eine Herde Schafe und eine Ziege vor sich her. Unser Weg führte mitten durch die Herde, aber das störte weder Mensch noch Tier.
Danach ging es wieder quer durch den Wald auf einer Straße, die zu einem kleinen Ort führte. Die Ansammlung einiger Häuser lag am Rande einer Skipiste, de im Sommer von den Bauern als Viehweide genutzt wird.
Nachdem wir dieses Gebiet verlassen hatten, kamen wir in ein Wandergebiet, dass sich in der Nähe des Crno Jezero Sees befand. Hier waren nun auch deutlich mehr Menschen auf den Wanderwegen unterwegs. Trotzdem kann man seinen Weg in Ruhe fortsetzen und die wunderschöne Natur genießen.
Am Parkplatz, der von den Tagesbesuchern des Crno Jezero Sees genutzt wird endete der Wanderweg und für uns ging es entlang der Zubringerstraße zurück zu unserer Unterkunft.
Auch wenn wir nicht ausschließlich auf naturbelassenen Wegen unterwegs waren, mir hat diese Strecke sehr gefallen. Wir waren fast die gesamte Strecke alleine unterwegs und konnten die Ruhe und Stille genießen.
Crno Jezero See im Durmitor Nationalpark
Fußläufig von unserer Unterkunft befand sich der Crno Jezero See, eins der beliebtesten Ausflugsziele der Region. Hier haben wir einige Wanderungen unternommen und die nähere Umgebung erkundet.
Wanderung zum See
Unsere erste Wanderung führte direkt zum See. Von unserer Unterkunft aus ging es zu Fuß neben der Zubringerstraße in Richtung See. Ehrlich gesagt war ich etwas erschrocken, den je näher wir dem See kamen umso mehr Autos und Busse parkten am Straßenrand und schließlich kamen wir an einem Kassenhäuschen vorbei, in dem die Eintrittsgebühr für den Nationalpark eingesammelt wurde.
Von dort führte ein breiter betonierter Weg, der von Verkaufsständen gesäumt war, bis zum See. Vor und hinter uns liefen Menschen über Menschen – so ein bißchen das Gefühl von Overtousismus stellte sich bei mir ein und die Frage, ob sich der Besuch des Sees wirklich lohnen würde oder alles nur eine gute Aufmachung für die Besucher sein würde.
Bei meiner Recherche vorab hatte ich gelesen, dass der Gletschersee außergewöhnlich schön sein sollte. Als „Schwarzer See“ bezeichnet, ist der Crno Jezero See der größte der Gletscherseen im Nationalpark. Der See ist unterteilt in zwei Teilseen. Der Große See soll bis zu 26 Metern tief sein, der kleinere See erreicht eine Tiefe von etwa 50 Metern.
Als wir dann am See ankamen, war ich sehr positiv überrascht. Der See ist wirklich wunderschön! Die Sonne strahlt auf die Wasseroberfläche und verlieh dem See einen wunderbaren Charme. Auch wenn er nicht schwarz (so wirkt er eher im Schatten) sondern blau-grün glitzerte, konnte ich durchaus verstehen, warum der die Besucher so anzog. Mich faszinierte besonders der Blick über den See – was für ein imposantes Bergmassiv erhebt sich dort.
Um den See gibt es einen Wanderweg, der durch Wälder führt und immer wieder einen umwerfenden Blick auf den See ermöglicht.
Unseren Weg an und um den See kann man gut auf der Karte verfolgen.
Wanderung im Nationalpark in der Nähe des Crno Jezero See
Bei einer zweiten Wanderung in der Nähe des Sees versuchten wir etwas abseits des Rummels um den See zu bleiben. So bogen wir vor dem Einlass in den Nationalpark ab und liefen eine steil ansteigende Straße hinauf. Dort verlief ein gekennzeichneter Wanderweg, der uns nach kurzer Zeit von der Dorfstraße in das Waldgebiet rund um den Crno Jezero See bringen sollte.
An dem „Eingang“ des Weges in den Park stand ein Ranger, der zunächt unsere „Eintrittsgebühr“ von 3,-€ pro Person kassierte. Im Verlauf der Wanderung lief er uns noch zweimal über den Weg und jedes Mal mussten wir unser Ticket vorweisen.
Unser Weg führte uns zunächst zu einem See, der mitten in einem sumpfigen Gelände lag. Auf einem Trampelpfad versuchten wir zu dem See zu gelangen. Es blieb allerdings bei dem Versuch. Das Gelände wurde immer matschiger und unsere Füße versanken immer mehr. Das Risiko stecken zu bleiben, war uns einfach zu groß und so kehrten wir lieber zurück auf trockenen Boden.
Dem markierten Weg folgend und fast alleine unterwegs, machten wir uns dann auf einen weiteren See, dem Zminjn Jezero, den ich zuvor auf einer Karte gesehen hatte. Was uns dort erwartete hätte ich so nie vermutet. Mir gefiel der Zminjn Jezero fast noch besser, als sein berühmter Bruder nur wenige Meter entfernt. Nicht nur das es hier wesentlich ruhiger zuging, der See war nahezu „touristenfrei“. Wir konnten hier eine Weile am Ufer sitzen und die Lichtreflexionen im Wasser beobachten.Es flogen Libellen umher, Vögel zwitscherten und die Blätter der Bäume rauschten sanft im Wind. Einfach traumhaft schön!
Nur mühsam konnten wir uns aus dieser Idylle lösen und machten uns auf den Rückweg. Dieser führte uns in Richtung Schwarzer See und von dort dann zurück in unser Ferienhas.
Wer den genauen Weg unserer Wanderung zum Zminjn Jezero verfolgen oder wandern möchte, findet ihn auf der Karte:
Tara Schlucht – ein Kurzbesuch
Mit dem Auto ging es an einem Vormittag zu dem weiteren Top-Ausflugsziel in Montenegro, der Tara Schlucht. Die Schlucht ist eins der ursprünglichsten Flusstäler in Europa und wird von dem längsten Fluss Montenegros durchflossen. Dieser hat im Laufe der Jahrhunderte hier eine tiefe Schneise in die Gebirgslandschaft gegraben. Wir hatten zuvor viele Bilder gesehen von Ziplines, die über die Schlucht führen und wilden Raftingtouren in Stromschnellen. Es gab auch Bilder von einer beeindruckenden Brücke und genau dort führte uns unser Weg hin.
Die Wände der Tara-Schlucht fallen steil herab, so gibt es wenige wirklich gute Aussichtspunkte. Die Tara-Brücke ist ein möglicher Ort, an dem man einen guten Blick in die Schlucht hat.
Unsere Anfahrt verlief recht problemlos, die Straße bis zur Schlucht ist zwar kurvig, aber gut ausgebaut. Es war eher vor Ort etwas schwieriger einen Parkplatz zu finden, am Straßenrand darf man nicht parken und es gibt nur wenige andere Stellflächen. Wir haben uns für einen bezahlten Parkplatz entschieden, der sich preislich allerdings an die Touristenströme an der Schlucht angepasst hat.
Neben der Brücke bieten einige Anbieter hier verschiedene Zip Line Angebote an. Zunächst hatte ich überlegte eine Fahrt zu unternehmen. Preislich waren die Angebote in meinen Augen ganz in Ordnung, aber ehrlich gesagt wurde mir bei dem Anblick in die Schlucht dann doch etwas anders und ich habe lieber darauf verzichtet.
Die Tara Brücke ist 1941 errichtet worden. Sie ist 350 Meter lang und etwa 7 Meter breit. Es passen so gerade 2 Autos aneinander vorbei und für die Fußgänger ist ein schmaler Streifen am Rand vorgesehen. Über den baulichen Zustand der Brücke war ich etwas überrascht. Sagen wir mal so, sie hält, sie trägt – aber schön ist anders.
Schön ist aber die Aussicht, die man von der Brücke hat. Der Canyon erstreckt sich unter einem in einer nahezu unendlichen Tiefe. Das Wasser des Flusses glitzert und ich bedauere, dass wir uns nicht für eine Rafting Tour entschieden haben. Das wäre sicherlich ein unbeschreibliches Erlebnis. Wir haben, trotz des Verkehrs auf der Brücke, eine ganze Weile diesen traumhaften Anblick genossen und wer weiß, vielleicht kommen wir ja wieder und sehen dann die Brücke aus einer anderen Perspektive.
Fahrt mit dem Sessellift auf den Savin Kuk
Wir hatten zunächst diesen Ausflug immer wieder verschoben – bis es endlich schon morgens den heiß ersehnten blauen Himmel gab.
Mit dem Auto ging es in den Nachbarort, etwa 5 Kilometer entfernt von Žabljak. Hier befindet sich ein Teil des Skizentrums Durmitor und von hier aus kann man im Sommer mit dem Sessellift einen großen Teil der Strecke zum Gipfel des Savin Kuk in 2313 Metern Höhe hinauffahren.
Der Parkplatz war nahezu leer, als wir unseren Mietwagen hier kostenfrei abstellten. Über uns flogen einige Gleitschirme ihre Kurven und landeten auf dem benachbarten Feld.
Wir kauften unsere Tickets (8,-€ pP Stand Sommer 2019) für die Berg- und Talfahrt und stiegen in einen etwas in die Jahre gekommenen Sessellift ein. Gemütlich fuhren wir bergauf und konnten schon einmal die Schönheit der umgebenden Berge bestaunen. Was für karge Gesteinsmassen türmten sich auf, jeden Augenblick wirkte der Felsen durch das einstrahlende Licht etwas anders und jedes Mal entdeckte man etwas Neues.
Nach etwa 2/3 der Strecke stiegen wir aus dem Sessellift aus, liefen einige Schritte und stiegen in den nächsten Lift ein, der uns dem Gipfel noch näher bringen sollte.
Dann erreichten wir das Ende der Sesselliftstrecke, bei etwa 1900 Metern und es ging zu Fuß weiter den Berg hinauf, bis wir etwa bei 2100 Metern angekommen waren. Der Weg ist nicht zu übersehen – er verläuft zickzack bis zu einem kleinen Plateau. Dort trafen wir auf einige andere Wanderer/Sesselliftfahrer, aber es war bei unserem Besuch zum Glück sehr ruhig dort oben.
Von dort oben hat man einen unbeschreiblichen Ausblick über den Crno Jezero, den wir ja schon entdeckt hatten. Von hier oben machte der See seinem Namen „Schwarzer See“ alle Ehre. Er lag wirklich wie ein schwarzer Fleck in der Landschaft. Die umgebenden Berge standen majestätisch da und bildeten ein Panorama, von dem man nur träumen kann.
Nach einer Weile haben wir uns dann wieder auf den Abstieg zum Sessellift gemacht. Dort angekommen – und ich weiß nicht, wie wir darauf gekommen sind – haben wir beschlossen den Berg zu Fuß runter zu gehen.
Gut dass wir unsere Wanderschuhe anhatten. Zunächst war der Weg noch als Weg sichtbar. Nach einer Weile standen wir in einer Gerölllandschaft, die wir durchqueren mussten, um weiter Richtung Tal zu kommen. Die Steine waren lose, rutschten weg und einen Halt zu finden erwies sich oft als recht schwierig. Ich habe die Wanderer bewundert, die diesen Weg bergauf gegangen sind. Diese Steigung und dann der Untergrund, das war nicht einfach. An einer Stelle im Gelände haben wir ein Bild von mir gemacht. Da standen wir schon wieder auf einem „Weg“ und das Gelände hinter mir ist sehr steil.
An der Mittelstation des Sesselliftes angekommen zitterten die Knie vor lauter Anstrengung und den restlichen Weg haben wir dann doch lieber mit der Seilbahn bewältigt.
Auch wenn ich wirklich erschöpft war – die Erfahrung möchte ich nicht missen. Es war wirklich ein tolles Erlebnis und die Landschaft ist einfach sehenswert und macht Lust auf weitere Entdeckungen in Durmitor Nationalpark.
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