Wir sind Stadtkinder und bisher haben wir auch schwerpunktmäßig unsere Urlaube in Städten verbracht. In Montenegro sollte das anders werden…
Ich habe eine Weile gesucht, bis ich nach viel hin und her mich für eine Unterkunft entschieden hatte. Wir würden also eine Woche in Dodoši verbringen, einem kleinen Ort am Skutariesee. Mit dem Vermieter hatte ich zuvor einige Mails ausgetauscht und so wussten wir, es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel, die diesen Ort anfahren. Also fuhren wir mit unserem Mietwagen von Podgorica aus los.
Unterwegs nach Dodoši
Zunächst waren wir auf der Hauptstraße, die bis Budva führt, unterwegs. Dann folgten wir unserem Navigationsgerät von der Hauptstraße in Richtung Dodoši. Zunächst war die Straße zwar schlecht, aber noch gut fahrbar. Ein Schild verriet uns, dass es gut 7 Kilometer bis zum Ort sein sollten.
Die Straße wurde enger, an einer Seite ging der Felsen steil hinauf, auf der anderen Seite ging es steil bergab. Inzwischen war die Straße fast genauso breit, wie unser Mietwagen und an jeder Kurve hoffte ich, dass uns kein Auto entgegen kommen würde.
Ja und dann müssen wir wohl falsch abgebogen sein… die Straße wurde so steil, die Kurven so eng und das Gras wuchs mitten auf der Straße – wenden unmöglich – also schwitzen, hoffen und weiter fahren. Die Strecke zog sich schier endlos.
Nach einer kleinen Kuppe standen wir plötzlich auf einem großen betonierten Platz mitten im Gebirge. Hier waren Linien für ein Basketballfeld aufgemalt und einige Parkbuchten angelegt. Mitten im Nichts ein Sportplatz?! Also durchatmen und hoffen, dass wir doch noch auf Häuser stoßen. Die Straße wurde nun wieder etwas besser, war aber immer noch nur so breit wie ein Auto. Ein Schild verriet uns, dass noch 3 Kilometer Strecke vor uns lagen. Ich hatte das Gefühl schon stundenlang auf der Straße unterwegs zu sein …
Dann endlich sahen wir die ersten Häuser! Dodoši war erreicht! Weiter wäre es auch nicht gegangen, die Straße endet hier im Ort und es ist auch die einzige Straße, die es hierher gibt.
Nun mit etwas Abstand betrachtet und mit dem Wissen, dass wir wirklich einen Teil der Strecke falsch unterwegs waren, ich fand die Fahrt schon anspruchsvoll. Auch später auf der richtigen Strecke (unbeleuchtet, kurvig und eng) sollte man schon gut fahren können. Aber – und auch das mit Abstand betrachtet – die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall!
Unsere Unterkunft – ein Traum
Verfahren kann man sich zum Glück in Dodoši nicht. Es gibt eine Hauptstraße und eine Abzweigung zu einer kleinen Nebenstraße.
Diese fuhren wir hinein, parkten auf einer Wiese direkt am See und standen auch schon vor unserer gemieteten Unterkunft.
Wir hatten noch nicht einmal die Autotür geschlossen, da rief es schon „Susanne?“. Unser Gastgeber Misha stand mit Wischmop und Eimer auf der Terrasse des Hauses und begrüßte uns herzlich. Ich fühlte mich sofort wohl und seine Herzlichkeit sollte uns noch die ganze Woche begleiten.
Zuerst zeigte uns Misha „unser“ neues Zuhause. Ein wirklich wunderschönes Haus in einem kleinen Garten. Hier wächst der Wein im Garten und es gibt ein kleine Beet mit frischen Kräutern. Sogar ein Feigenbaum steht hier, leider waren die Früchte noch nicht ganz reif.
Das Haus ist etwa 120 qm groß. Im Erdgeschoss befindet sich eine große Küche mit einem riesigen Tisch, ein gemütliches Wohnzimmer und das Bad mit Badewanne!
Im ersten Stock liegen 2 Schlafzimmer und ein schöner Balkon. Misha hat alles mit viel Liebe eingerichtet. Die Möbel sind zum Teil recht alt und liebevoll restauriert. Später erzählt er uns, dass einige der Stücke von seinen Großeltern stammten und viele Erinnerungen daran hängen. Ich bin besonders angetan von dem riesigen Esstisch. Er hat genau die richtige Größe für tolle Familientreffen und so einen Tisch hätte ich gerne in unserer Wohnung – wenn sie nur nicht zu klein dafür wäre…
Dann setzten wir uns zusammen auf die kleine Terrasse, es gab zur Begrüßung einen Rakja und frisches Obst. Misha erzählte dabei ein bißchen zu seinem Haus. Er wohnt selber in einem kleinen Zimmer hinter dem Haus, ist also auch fast immer erreichbar. So ganz nebenbei kam dann der „Schock“ für uns. Es gab keinen Strom! Sprachliche Schwierigkeiten oder was auch immer, wir hörten nur keinen Strom für 2 Tage! Wir hatten das Haus ausgewählt, weil es WLAN geben sollte, wir arbeiten mussten und dann keinen Strom! Zum Glück stellte sich schnell heraus, dass „nur von 7-19 Uhr“ der Strom aufgrund von Wartungsarbeiten abgestellt war. Also konnten wir über Nacht alles aufladen und bis zum letzten Tropfen Strom am nächsten Tag aufbrauchen. Kein Strom bedeutete aber auch, die Wasserpumpe lief nicht. Misha hatte aber schon Wasserkanister im Bad und in der Küche deponiert. Zusätzlich stand Wasser in der Sonne und wärmte sich auf.
Der erste Schock war schnell verdaut… und zum Glück dauerten die Wartungsarbeiten nicht 2 ganze Tage und der Strom floss schon am nächsten Mittag wieder.
Das kleine „Stromproblem“ war dann auch das einzige Problem mit unserer Unterkunft. Wir haben uns hier rundum wohl gefühlt. Ich habe die Ruhe genossen – gefühlt fuhren in der Woche 5 Autos am Haus vorbei, es flog kein Flugzeug – ich habe Bienen summen und Kühe muhen gehört (zu dem Thema später mehr). Es war für uns die perfekte Unterkunft , die eine Mischung aus wenig Arbeit und viel Erholung möglich machte.
Kennt ihr Dodoši?
Nach einer kurzen Pause sind wir dann losgezogen, um den Ort zu entdecken. Weit sind wir nicht gekommen … mitten auf der Straße stand eine Kuh und bewegte sich genüsslich grasend in unsere Richtung. Was macht ein Stadtkind, wie ich? Ab zurück hinter den schützenden Gartenzaun!
Misha guckte mich völlig verständnislos an, die Kuh würde uns schon aus dem Weg gehen. Also Versuch Nummer 2 gestartet. Die Kuh war inzwischen an unserem Mietauto angekommen und „mutig“ schlich ich an ihr vorbei.
Das sollte nicht meine einzige Begegnung mit Kühen während unseres Aufenthaltes in Dodoši sein. Im Gebiet rund um den Ort leben Kühe, die sich meiste Zeit im Jahr frei bewegen. Abends war es besonders interessant zu beobachten, wie ein Bulle/Stier seine „Frauenherde“ wieder zusammen rief. Er stand auf einer Freifläche und machte sich lautstark bemerkbar. Aus dem umliegenden Wald antworteten die Kühe, orientierten sich anscheinend an den Rufen und trafen dann für die Nacht zusammen. Ja und dann konnte es schon mal vorkommen, dass eine Kuh hinter einem Baum auftauchte und erschreckt umdrehte und wieder verschwand, wenn man zufällig im Weg stand.
Zurück zu unserer Dorferkundung. Dodoši besteht heute aus etwa 50 Häusern, 2 Restaurants und einem kleinen Laden. Restaurants und Laden haben offen, wenn sie offen haben. Es gibt keine festen Öffnungszeiten.
Früher war Dodoši einer der wichtigsten Orte am Skutariesee. Den Ort gibt es schon seit dem 16.Jahrhundert und es zogen im Laufe der Jahre viele Menschen nach Dodoši. Über 150 Häuser standen in dem damals größten Ort am See. Später zog es die Leute weg vom See. Häuser standen leer und heute leben noch etwa 20 Familien hier. Der Altersdurchschnitt liegt weit über 50 Jahren, junge Menschen trifft am fast nur am Wochenende.
Besonders am Wochenende kommen Tagesbesucher in den kleinen Ort. Sie baden im See, essen in einem der Restaurants und vor Sonnenuntergang fahren sie zurück in die Stadt – dann wird es wieder ruhig im Ort und man hört die Frösche quaken und die Kühe muhen.
Die beiden Restaurants haben wir natürlich auch besucht. Sie liegen direkt am Wasser und bieten hauptsächlich Fischgerichte an. Der Fisch stammt natürlich fast ausschließlich aus dem See. Ich habe bisher selten so gutes Essen genossen!
Uns hat es hier gefallen.
Gina | 2 on the go
Liebe Susanne,
das hört sich so richtig idyllisch an. Und zeigt mal wieder, dass wir auch in Europa noch weit abwärts von Stress, Lärm und “Zivilisation” Ursprünglichkeit erleben können.
Ich bin mir sicher, dass die Woche in Dodosi sehr erholsam war.
Liebe Grüße
Gina
Barbara
Hallo Susanne,
Dodoši – das klingt doch schon so wie es nachher ist! Ländlich, gemütlich, entspannend – perfekt als Urlaubsort, um mal abzuschalten. Ihr Städter habt natürlich ein paar besondere Herausforderungen zu meistern (als Stadtkind erinnere ich mich auch gut an den ersten Stier, der mir im Weg stand…), schön geschrieben!
Skutarisee klingt auch schon so mystisch. Ich glaube, da bin ich mal auf dem Weg von Sveti Stefan nach Podgorica vorbei gefahren. In Dodoši war ich sicher nicht. Montenegro ist ja langsam auf dem Weg vom Geheimtipp zum beliebten Urlaubsland. Zu recht. Danke für den schönen Bericht!
Liebe Grüße
Barbara
Miriam
Das sieht ja wirklich sehr idyllisch aus. Montenegro stand bisher so gar nicht auf meiner Liste, aber ich glaube die Balkan Länder sind sehr schön zu bereisen und der Massentourismus ist dort noch nicht so angekommen wie anderen Orts. Gut, dass Euer Stromproblem nur für kurze Zeit anhielt :)
Die Unterkunft sieht wirklich toll aus, und man merkt sofort, dass dort sehr viel Liebe drin steckt.
Lg Miriam
Simone
Liebe Susanne, das hört sich ja nach einem echten Abenteuer an. Schon alleine die Fahrt…Puh!! Kein Strom ist nicht gut, wenn man ihn zum Arbeiten braucht. Wie gut, dass schnell wieder alles zur Verfügung stand. Hoffe ihr seid arbeitstechnisch gut voran gekommen.
Freue mich auf weitere Berichte:)
Vg Simone