Einer der schönsten Orte, die ich bisher gesehen habe, ist der Skadarsee in Montenegro. Ich habe mich beim ersten Blick in dieses wunderschöne Fleckchen Erde verliebt.
Der Skadarsee ist der größte See des Balkans. Etwa 1/3 der Fläche liegt in Albanien und 2/3 der Fläche gehören zu Montenegro.
Je nach Jahreszeit variiert die flächenmäßige Ausdehnung des Sees von 345 bis 505 km². Besonders im Sommer trocknen große Flächen des Sees aus. Dann verbinden kleine Flussläufe einzelne Seenbecken miteinander.
Der See ist etwa 168 Meter lang mit einer durchschnittlichen Tiefe von 5 Metern. Seine tiefste Stelle liegt etwa bei 60 Metern.
Seit 1983 ist der Skadarsee ausgeschriebener Nationalpark.
Unterwegs am Skadarsee
Von unserem Ferienhaus aus konnten wir kleine Wanderungen unternehmen. Obwohl wir einige Streckenabschnitte mehrmals gegangen sind, hatte ich das Gefühl immer wieder einen neuen Blick zu genießen.
Die Natur ist hier einfach wunderbar. Wer etwas Ahnung hat, kann am Wegesrand Pflanzen entdecken, die es in der Großstadt teuer zu kaufen gibt. Es wachsen hier zum Beispiel wilder Pfefferminz, Feigen, Beeren und viele Gewürze.
Aber auch die Tierwelt hat mich begeistert. Gut, an freilaufende und nahezu wilde Kühe musste ich mich gewöhnen. Aber auch die Esel, die plötzlich mitten auf der Straße vor uns standen und uns nicht besonders mochten, gehören in dieser Gegend von Montenegro einfach dazu.
Wen man aber etwas genauer hinschaut, entdeckt man auch kleinere Tiere, wie Spinnen oder Libellen, verschiedene Seevögel und Fische.
Ein Paradise für Naturliebhaber, Wanderer und Erholungssuchende.
Rijeka Crnojevića
Nachdem wir durch unsere Spaziergänge nun schon einen kleinen Eindruck von der Gegend rund um den Skadarsee bekommen hatten, wollten wir zu dem touristischen Highlight der Gegend fahren. In der kleinen Siedlung Rijeka Crnojevića gibt es eine Brücke, die wir auf zahlreichen Bildern im Internet entdeckt hatten.
Mit dem Auto sollte es nicht so weit sein und, laut unserem Vermieter, sollte die Strecke auch einfach zu finden sein. Also fuhren wir die 7 Kilometer bis zur Hauptstraße (Fehler Nummer 1) und nach einigen Kilometern bogen wir von der Hauptstraße dem Hinweisschild folgend in eine kleine Straße ab (Fehler Nummer 2). Ich habe während der Fahrt auf der engen und steilen Straße, die uns in den schönsten Serpentinen bergab führt, gezweifelt, ob unsere Vorstellung von Straße so viel anders ist, als die der Einheimischen. Aber später haben wir festgestellt, dass wir mal wieder einen falschen Abzweig genommen hatten. Es gab eine andere Straße, auf der sogar Reisebusse bis in den kleinen Ort fuhren – also breiter, weniger Kurven, angenehmer. Okay jetzt wissen wir es!
Ein Vorteil hatte die Fahrt über diese Straße aber! Wir haben einen wundervollen Blick über das Tal genießen können.
Die kleine Rijeka Crnojevića ist etwa 1481 gegründet worden. Benannt wurde sie nach dem damals herrschenden Adelsgeschlecht. Auch der kleine Fluss Crnojevića, an dem die Stadt liegt, erhielt diesen Namen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die wunderschöne alte Brücke (Stari most), die Prinz Danilo Petrović-Njegoš im Jahr 1853 errichten ließ.
Die Einwohnerzahl der Stadt geht seit Jahren zurück. Viele der wunderschönen alten Steinhäuser verfallen. Da sich bisher glücklicher Weise auch nur wenig Touristen hierher verirren, versucht man mit Angeboten wie Kanutouren oder Bootsfahrten auf den See touristische Angebote zu schaffen.
Wir sind in dem kleinen Ort etwas spazieren gegangen und haben auf der gegenüber liegenden Flussseite in einem kleine Restaurant eine regionale Käseplatte genossen.
Unterwegs auf den kleinen Flüssen am Skadarsee
Misha, der Gastgeber unserer airbnb Unterkunft, arbeitet als Tourguide für einige lokale Anbieter. Was liegt also näher, als seinen Gästen eine exklusive Bootsfahrt über die kleinen Flüsse am Skadarsee anzubieten. In der Zeit des Hochwassers gibt es diese Flüsse nicht. Das umgebende Land ist dann überschwemmt und die Fläche des Skadarsee vergrößert sich enorm. Da wir im Hochsommer in Montenegro waren und der Wasserspiegel des Sees schon weit zurück gegangen war, konnten wir die kleinen Flussläufe für die Bootsfahrt nutzen.
Wir haben dieses Angebot begeistert angenommen und sind an einen Nachmittag in sein Boot gestiegen. Ich habe dabei begeistert festgestellt, dass er über eins der typischen Holzboot verfügte, die am Skadarsee traditionell genutzt werden. Die etwa 7 Meter langen Boote sind oft aus Maulbeerholz gefertigt. Es gibt aber auch Boote aus Pinien-, Eiche- oder Haselnussholz. Der Vorteil des Bootes, es hat nur etwa 0,5 Meter Tiefgang und kann so auch in den flachen Kanälen und Flüssen zur wasserarmen Zeit gut nutzen. Leider gibt es heute nur noch wenige dieser Boote. Die Bauweise wird von Generation zu Generation weiter gegeben und es scheint so, dass die jüngeren Leute heute lieber Kunststoffboote bevorzugen. Sehr schade!
Dodoši liegt an einem kleinen Flussarm, direkt am See. Nur wenige Schritte vom Ferienhaus entfernt steigen wir in das Boot und stoßen uns vom Ufer ab.
Die Fahrt in dem kleinen Holzboot mit seinem ratternden Außenbordmotor ist schon ein Erlebnis. Die Fahrrinne war zunächst sehr schmal, rechts und links wuchsen Bäume und Schilf. Ab und zu musste man den Kopf einziehen, wenn es unter einem Baum hindurch ging. Nach und nach verbreiterte sich der Wasserweg. Nun konnte man am Ufer die unterschiedlichsten Vögel beobachten. Erstaunlich, das Geräusch des Motors störte die wenigsten Tiere, sie blieben zum Teil einfach stehen, einige begleiteten uns sogar am Uferrand.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel – das Žabljak Crnojevića Fortress, eine verfallende Burg direkt am Rand des Flusses. Mit Schwung fuhr Misha das Boot in den Kies des Ufers und wir stiegen aus.
Die Überreste der Burganlage sind gut zu Fuss erreichbar. Die Anlage ist öffentlich zugänglich, es wird kein Eintritt verlangt.
Die Burg Žabljak war im 15.Jahrhundert die Residenz des Fürstenfamilie Crnojević. Um die Burg, die auf einem Hügel mitten im Sumpfland liegt, entstand ein kleiner Ort. Als die Osmanen das Land eroberten verließ die Familie die Burg und verlegte ihren Wohnsitz nach Cetinje.
Heute gilt die Ruine als eines der wichtigsten historischen Gebäude am See.
Wir streifen mit Misha durch die Ruine. Von hier oben hat man wirklich eine tolle Aussicht auf das Sumpfgebiet. Aber Vorsicht! Es gibt in der Anlage keine befestigten Wege, keine Absicherungen – überall liegen lose Steine und man muss gut aufpassen nicht in Bodenlöcher zu treten.
Kurz bevor wir das Gelände wieder verlassen führt uns Misha in einen dunklen Raum. Im schummrigen Licht kann man überall Fledermäuse entdecken. Sie verschlafen hier den heißen Sommertag und kommen in der Dämmerung heraus.
Zurück am Boot geht unsere Fahrt weiter. Misha hatte uns versprochen, zu einem Restaurant direkt am Fluss zu fahren. Dort soll es frischen Fisch direkt aus dem Skadarsee geben. Der Hunger ist groß und so fahren wir zügig hin.
An einer Holzbude fährt Misha an das Ufer. Wir sind am „Restaurant“ angekommen. Okay, es ist kein Restaurant, so wie wir es kennen. Es ist eine Holzbude am Ufer mit einigen Tischen und Stühlen. Gäste sind keine dort und wir werden begeistert von dem Besitzer begrüßt. Misha ordert zwei Mal Fisch und 1 Mal Salat für uns. Und kaum sitzen wir, steht der Restaurantbesitzer mit einer Flasche Rakija zur Begrüßung an unserem Tisch. Er setzt sich zu uns und da er kein Wort deutsch oder englisch und wir kein Wort serbisch oder montenegrinisch beherrschen wird halt mit Händen und Füßen und mit Mishas Hilfe gesprochen. Ja und dann, dann kam das Essen!
Mir läuft noch beim Schreiben dieses Artikels das Wasser im Mund zusammen. Jeder von uns bekam einen Karpfen (den einheimischen Karpfen). Der Fisch wurde ausgenommen und dann im Ganzen frittiert. So wurde er knusprig und bis auf die Hauptgräte, war keine einzige Gräte mehr im Fisch. Dazu stellte man uns ein Öl mit Zitrone und Knoblauch, etwas Brot und einen frischen Salat auf den Tisch. Ganz ehrlich, ich habe noch nie einen so schmackhaften Fisch gegessen. Das Fleisch war wunderbar zart und saftig, mit dem Öl zusammen war der Geschmack unbeschreiblich.
Wir sind eine ganze Weile am Fluss sitzen geblieben und haben die Ruhe und die Natur genossen. Vögel zwitscherten und ab und zu konnte man im Wasser einen Fisch entdecken. Sogar eine Wasserschlange konnte ich gerade noch sehen, bevor sie im Wasser verschwand.
Die Sonne ging langsam unter, es wurde frisch. Also stiegen wir wieder in das Boot und fuhren im Sonnenuntergang zurück nach Dodoši.
Jasmin
Liebe Susanne,
danke für deinen Reisebericht, das gibt mir noch ein paar Anregungen für unsere Montengro Rundreise! Wir planen in den nächsten Tagen einen Ausflug an den Skadarsee, weißt du ob man bei Mishan auch offiziell eine Tour buchen kann?
Danke für den Tipp!
Liebe Grüße Jasmin
Susanne Jungbluth
Als wir dort waren hat er für einen Touranbieter gearbeitet und war einige Tage unterwegs. Direkt am Skardarlake bietet er Touren nur für seine Hausgäste an, mit seinem Boot. Es gibt aber die Möglichkeit direkt vor Ort am See zu buchen oder ihr geht über diesen Link zu Get your Guide (wenn ihr dort bucht bekomme ich etwas Vermittlungsprovision).
Hier findet ihr weitere Berichte über unsere Zeit vor Ort
https://vonortzuort.reisen/reiseziel-montenegro/
Ich war begeistert von unseren Ausflügen in die Berge und zum Mausoleum.
Lieben Gruß, Susanne
SB
Ja, Montenegro als Ziel ist wirklich toll. Ebenso wie Bosnien und Herzegowina. Aber bitte in Montenegro niemals an die Küste gehen und denken, dass man hier einen Geheimtipp oder eine verborgene Perle hat.
Das wunderschöne Hinterland und die Gebirge sind wirklich toll und atemberaubende Ziele. Und auch nicht überlaufen. Die Küste Montenegros ist voller, touristischer, teuerer als El Arenal (Ballermann) auf Mallorca. Permanent Stau, alle Strände mit Sonnenschirmen und Restaurants zugepflastert oder das Meer gar nicht zum Baden zugänglich.
Ich habe die Küste Kroatiens tatsächlich als weniger überlaufen und entspannter empfunden, da die Infrastruktur dort besser für die Touristenmengen ausgelegt ist.
Susanne Jungbluth
Der Küste haben wir auch nur einen kurzen Besuch abgestattet. Obwohl wir im September vor Ort waren, war es wirklic voll. Aber ich denle auch hier sollte man Unterschiede machen. Die Hauptorte sind wie in allen regionen immer voller. es gibt aber auch Ecken, die nicht ganz so touristisch sind, vor allem, wenn kein Strand existiert.
Fotografie und Bildbearbeitung Blog
Vielen Dank für diesen Reisebericht. Montenegro ist mein Urlaubsziel für den nächsten Sommer. Bin gespannt!
Susanne Jungbluth
Wir werden dieses Jahr noch weitere Ecken dort besuchen – ich werde darüber berichten.
Alexandra | Traveling the World - Stories of a Travelista
Noch so ein Sehnsuchtsziel, das spätestens nach Deinem Bericht nochmal weiter nach vorne auf der Bucket-List schnellt. Seit ich auf dem Mount Sed bei Dubrovnik stand und die Bergwelt Montenegros vor mir lag, milde ich mir ein, ich muss dorthin, Albanien eingschlossen. Tolle Eindrücke, die Du da schilderst, macht definitiv Lust, die Gegend zu erkunden!
Liebe Grüße
Alexandra
Angela
Liebe Susanne,
Montenegro hatte ich echt bisher gar nicht aufm Reiseradar. Aber deine Bilder sehen so toll grün aus und die Sache mit dem wechselnden Wasserspiegel des Sees und den Überschwemmungen klingt total spannend, dass ich jetzt sehr neugierig geworden bin.
Liebe Grüße
Angela
Michelle | The Road Most Traveled
Wow, das ist wirklich traumhaft! Den Balkan-Bereich möchte ich auch super gerne mal bereisen, und der See ist wirklich wahnsinnig schön!
Und auch die Bootstour ist toll,der Abendhimmel gibt farblich was her <3
<3
Michelle
Auszeitgeniesser
Was für eine traumhaft schöne Region. Ich hoffe dein toller Artikel unterstützt mich jetzt in der Familie um Montenegro endlich als Reiseziel auf den Plan zu bekommen.
Deine Bilder machen wirklich Lust auf unberührte Natur, fernab von Massentourismus und Instagram.
Liebe Grüße, Katja