Im Hafen von Oudeschild auf Texel liegen die Fischerboote im Hafen. Einige Fischer waren schon früh unterwegs und haben bereits Feierabend, andere warten auf ihre Kunden, um mit ihrem Krabbenkutter eine Fahrt ins Wattenmeer zu unternehmen.
Mit einem dieser Kutter geht es für uns hinaus ins Wattenmeer zum Krabbenfischen, ein Erlebnis, dass wir bestimmt so schnell nicht vergessen werden.
Krabbenfischen in der Nordsee
Die Krabbenfischerei gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Nordseefischerei, bei der die Nordseegarnele gefangen wird. Im Volksmund wird diese auch als Nordseekrabbe oder Krabbe bezeichnet.
Die Nordseegarnele kann man vom Weißen Meer im Norden des europäischen Teils Russlands bis zur Atlantikküste Marokkos fangen. Kleinere Vorkommen findet man auch in der Ostsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer. Die Nordseegarnele zählt zu den am weitesten verbreiteten Garnelenarten an den sandigen und schlickigen Küsten.
Die Nordseegarnele liebt es, in Gebieten mit stark wechselnden Salzgehalten zu leben. Wird das Wasser kälter, zieht sie sich in tiefere Wasserschichten zurück.
Auf dem Krabbenkutter
Etwa seit dem 17.Jahrhundert fängt man die Nordseekrabbe mit Netzen im Wattenmeer. Viele Jahre nutzte man sie als Viehfutter und zur Düngung. Erst mit Beginn der Industrialisierung gelang es, die leicht verderbliche Ware auch in weiter entfernten Regionen zu vermarkten.
Die Fangtechnik mit Booten und Schleppnetzten verbreitete sich erst mit Beginn des gewerblichen Krabbenfangs. Vorher fing man die Tiere zum Beispiel mit Pferden, die die Netze hinter sich her zogen. Seit Ende des 19.Jahrhunderts fahren Krabbenkutter mit Baumkurre und Grundschleppnetzen zum Fangen hinaus.
Wir konnten auf einem typischen Krabbenkutter, so wie er im Wattenmeer eingesetzt wird, mitfahren. Der Schiffstyp ist flachbodig, um auch bei geringen Wasserständen fahren zu können.
Die TX 10 „Emmi“, mit der wir unterwegs waren, hat einen Tiefgang von 0,50 Metern. Das Schiff ist 41 Meter lang und etwas über 8 Meter breit. Damit zählt sie zu den größeren Krabbenkuttern, die typischen Krabbenkutter der deutschen Fischer sind nur etwa halb so groß.
Seitlich hängen zwei große Ausleger am Schiff. Dort sind die Fangnetze befestigt, die im Verlauf der Fahrt ins Wasser abgesenkt werden. An den Netzten sind große Rollen befestigt, die dann über den Meeresboden fahren. Sie schrecken die Krabben auf, die dann in das Grundnetz (Kurre) gelangen. Während unserer Fahrt wurden die zwei Netze zweimal ins Wasser abgesenkt, ein beeindruckender Vorgang, der mit Hilfe der heutigen Technik viel einfacher ist als früher. Die Netze mit der Hand auszuwerfen und einzuholen muss eine enorme körperliche Arbeit gewesen sein.
Auf der TX10 ist Kapitän Frido Chef an Bord. Er steuert nicht nur das Schiff, sondern erklärt auch gerne und viel, was an Bord so passiert. Sprachliche Probleme gibt es nicht, denn er erzählt in niederländisch, englisch und deutsch. Man sollte nicht jedes Wort ernst nehmen, der Kapitän ist für seine Scherze bekannt. Wer möchte, darf Kapitän Frido auch in seinem Steuerhaus besuchen. Dort beantwortet er gerne Fragen rund um das Schiff und den Krabbenfang.
Während der Fahrt, die etwa 2 Stunden dauert, kann man sich frei an Bord bewegen. Besonders beliebt sind die hoch über dem Schiff angebrachten Aussichtsplattformen, von denen man einen tollen Blick über das Schiff hat. Es gibt die Möglichkeit, etwas zu trinken zu kaufen und natürlich verfügt das Schiff auch über Toiletten. Mein Lieblingsplatz während der Fahrt war am Bug des Schiffes. Das Wattenmeer war recht ruhig, es war kaum Seegang zu spüren und am Bug konnte man in aller Ruhe den Blick in die Ferne schweifen lassen.
Krabben an Bord
Nach einer Weile wurden die ausgeworfenen Netze wieder zurück an Bord gezogen. Damit die Besucher an Bord nicht im Schwenkbereich stehen, musste man hinter Sicherheitsmarkierungen zurück treten. Dann schwenkten die Netze tropfend mit überschaubarer Fangmenge an Bord.
Über zwei Auffangbecken leerte die Crew den Fang aus und dann konnte man sich den Becken nähern und sich den Fang genauer ansehen. Es waren natürlich nicht nur Krabben in den Netzen gefangen worden, sondern auch jede Menge Beifang. Für uns begann nun eine kleine Lehrstunde über die Lebewesen im Wattenmeer vor der Insel Texel: Plattfische, Krebse, Seenadeln, jede Menge Grünzeug, Seesterne,… und natürlich die gewünschten Krabben.
Für die Kinder an Bord begann nun eine aufregende und „harte“ Arbeit. Eine Sortieranlage trennte die Krabben vom Beifang und die Kinder durften diesen wieder von Bord werfen. Unzählige Seesterne und Fische landeten so wieder im Meer (sie wurden aber auch zwischendurch aus großen Bottichen zurück gekippt). Bleibt zu hoffen, dass wenigstens einige Tiere des Beifangs überlebt haben und nicht erneut ins Netz geraten sind.
Die Krabben transportierte die Trennungsanlage in einen großen Topf mit kochendem Seewasser. Nach einer Weile waren sie fertig gegart und nun durfte jeder Krabben essen. Die Tiere waren sehr klein, rotbraun und sahen so gar nicht nach den Krabben aus, die man so aus dem Handel kennt: keine rosa Färbung und viel kleiner. Natürlich musste man sie pulen und bei der Größe der Tiere war das nicht besonders einfach. Die Schalenreste fielen über Bord und so manche Möwe versuchte Reste zu ergattern. Geschmacklich war es ein Genuss, leicht salzig und natürlich leicht fischig, lecker! Da merkt man erst, wie künstlich zum Teil die Krabben aus der Tiefkühltruhe oder vom Fischhändler, der oft kilometerweit entfernt seine über Stunden transportierte Ware verkauft, schmecken.
Nach etwa 2 Stunden war die Fahrt mit dem Krabbenkutter beendet und wir fuhren im Hafen von Oudeschild ein. Wer wollte, durfte noch eine Tüte mit frisch gekochten Krabben mitnehmen, bevor er das Schiff verließ.
Für uns war es ein großes Abenteuer mit dem Schiff unterwegs zu sein und den Krabbenfang hautnah mitzuerleben. Vor allem der Gedanke an den ausgezeichneten Geschmack der Krabben wird mich mit Sicherheit etwas länger davon abhalten Tiefkühlkrabben zu kaufen. Frische Krabben sind einfach unschlagbar!
Informationen
Liegeplatz des Schiffes
Haven 8
1792 AE
Oudeschild – Texel
Parken
Es gibt ausreichend Parkplätze am Hafen.
Fahrtzeiten
Von Anfang April bis Anfang November
Montag bis Samstag (10.30 Uhr und 14.00 Uhr).
Von Anfang November bis Anfang April in den Ferien
14 Uhr
Fahrzeiten und Preise
Genaue Informationen gibt es auf der Webseite des Anbieters.
Barrierefreiheit
Rollstulfahrer können an der Tour teilnehmen, sofern es sich nicht um einen schweren, elektrischen Rollstuhl handelt.
Lust auf mehr Texel?
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Die Fahrt auf dem Krabbenkutter war ein Bestandteil einer Pressereise des VVV Texel.
Susanne Hölzer
Leider komme ich nicht auf die Website.
Ich möchte eine Fahrt für 2 Personen buchen in der Woche vom 2.10. bis 6.10.23
Bitte um Rückmeldung!
Vielen Dank
Susanne Jungbluth
Da müssten sie bitte beim Anbieter direkt nachfragen. In unserem Online Reisemagazin berichten wir über die Fahrt, bieten aber keine Buchungen an.