An der nördlichen Spitze von Texel steht der Leuchtturm Eierland. Das ist soweit eigentlich nichts besonderes, denn an vielen Küsten von Inseln stehen Leuchttürme, die den Schiffen als Orientierungshilfen dienen.
Also was macht gerade diesen Leuchtturm zu etwas besonderem?
Um diese Frage beantworten zu können, sollte man unbedingt einen Besuch beim Leuchtturm Eierland einplanen. Ich habe so etwas bisher noch nicht gesehen.
Der Leuchtturm Eierland wird gebaut
Niederländische Küstenplaner begannen 1835 mit der Eindeichung des Wattengebietes, dass sich zwischen der Insel Texel und der Insel Eierland befand. Ziel war es, beide Inseln miteinander zu verbinden und Land zu gewinnen.
Nachdem die Maßnahmen abgeschlossen waren, hatte sich die Küstenlinie Texels so verändert, dass neue Schifffahrtszeichen benötigt wurden, um den Schiffsverkehr vor der Insel zu sichern.
Die Landesregierung genehmigte den Bau eines Leuchtturmes an der nördlichen Spitze Texels. Am 1.November 1864 nahm der rot gestrichene Turm seinen Betrieb auf. Er stand auf einer etwa 20 Meter hohen Sanddüne etwa 3000 Meter von der Küste entfernt. Bis 1910 zeigte ein Petroleum-Brenner den Schiffen den Weg an der Küste vorbei, später setzte man einen Pharoline-Brenner (Brennstoff, der in den Niederlanden erfunden wurde) ein und seit 1927 gibt es Strom im Leuchtturm.
Was 1945 mit dem Leuchtturm geschah…
Texel galt nach der Besetzung der Niederlande im Mai 1940 als zentraler Verteidigungspunkt im Atlantikwall. Auf der Insel kämpften Georgier, die an der Ostfront in Gefangenschaft geraten waren, an der Seite der Wehrmacht. Die Soldaten waren in Lagern auf der Insel untergebracht und bewaffnet.
1945, in der Nacht vom 5. auf den 6.April stellten sich die Georgier gegen die Wehrmacht. Sie wollten nicht, wie die deutschen Soldaten, an die Front zum Kampf gegen die Alliierten verlegt werden. Sie beschlossen, den Alliierten in ihrem Kampfe gegen die Deutschen zu helfen.
Es gelang den Georgiern, in dieser Nacht für kurze Zeit die Kontrolle über die Insel zu übernehmen. Sie töteten etwa 400 deutsche Soldaten (fast alle im Schlaf), schafften es aber nicht die Schiffe zu übernehmen. Die deutsche Armee schickte Verstärkung zur Insel und es entbrannte ein zäher Kampf. Bis heute bezeichnet man Texel auch als das letzte Schlachtfeld in Europa, auf dem zahlreiche Menschen starben und das zu einer Zeit, zu der bereits die Kapitulation der Deutschen in den Niederlanden erreicht war.
Die Zerstörungen auf der Insel waren enorm. Nicht nur Bauernhöfe gingen in Flammen auf, auch der Leuchtturm Eierland geriet in die Schusslinie der Soldaten und wurde schwer beschädigt.
Wiederherstellung des Leuchtturms
Der Leuchtturm Eierand war so schwer beschädigt, dass eine aufwändige Sanierung erfolgen musste. Man baute kurz entschlossen um den alten Leuchtturm einen neuen Leuchtturm auf. Die alten Mauern existieren bis heute und machen so den Leuchtturm eigentlich zu zwei Leuchttürmen in einem.
Seit 1977 ist die Außenmauer des Leuchtturms mit einer roten Außenbeschichtung versehen. Bis 1990 gab es sechs Leuchtturmwärter, die abwechselnd Dienst auf dem Turm hatten. Inzwischen läuft der Betrieb automatisch und wird nur noch an einer zentralen Stelle überwacht. Seit 2009 kann man den Turm besichtigen.
Besuch im Leuchtturm Eierland
Vom Parkplatz vor den Dünen führt ein leicht ansteigender Weg hinauf zum Leuchtturm. Noch während wir hinauf gingen entdeckten wir einen wunderschönen Regenbogen über dem Meer. Als Landratten übersahen wir das anscheinend untrügliche Zeichen – der Regenbogen kam schnell näher in Richtung Leuchtturm. Und so wurden wir vor lauter Gucken und Fotografieren von einem kurzen aber heftigen Regenschauer überrascht.
Schnell retteten wir uns in den Leuchtturm. Über 118 Stufen führte uns eine wunderschöne Wendeltreppe den Turm hinauf. Diese Treppe ist so alt wie der Leuchtturm selber (1864) und aus genietetem Stahl. Die engen Windungen machen es unmöglich, dass zwei Personen aneinander vorbei gehen können und so steigt man immer bis zu einer der Zwischenebenen und lässt den Gegenverkehr passieren. Bis man die oberste Ebene des Leuchtturms erreicht hat, verjüngt sich der Turm zusätzlich, so dass es immer enger wird.
Die Zwischenebenen zeigen kleine Ausstellungen rund um das Thema Texel und den Leuchtturm. Die Geschichte des Leuchtturms ist toll dargestellt und spannend zu lesen.
Die fünfte Zwischenebene ist, um die Geschichte des Leuchtturms auch optisch zu verstehen, besonders interessant. Hier hat man zwischen der Mauer des alten Leuchtturms und der Mauer des neuen Leuchtturms einen Rundweg geschaffen. Man läuft also zwischen den Türmen und kann sogar die Einschusslöcher in der Mauer entdecken.
In 47 Metern Höhe kann man aus dem Turm heraustreten und eine rundlaufende Aussichtsplattform besuchen. Der Ausblick ist einmalig! Man ist auf drei Seiten vom Meer umgeben und damit soll der Leuchtturm auf Texel der Leuchtturm einzige in den Niederlanden sein, bei dem das so ist. Wer gute Augen und möglichst ein Fernglas zur Verfügung hat, kann mit etwas Glück Seerobben auf den Sandbänken sehen. Bei unserem Besuch sollen welche dort gelegen haben, ich habe nur schwarze Flecken gesehen, so muss ich das mal glauben.
Interessant ist auch der Blick in die inzwischen ungenutzten Arbeitsräume des Leuchtturmwärters. Hier stehen „Relikte“ der Computerzeit, die genau genommen eigentlich noch gar nicht so alt sind.
Auch wenn der Wind uns kräftig um die Nase wehte und es direkt im Wind stehend schon fast auf der Haut weh tat, hätte ich noch ewig dort oben stehen und das Meer, den Strand und die Möwen beobachten können. Einfach nur schön!
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Besucherinformationen
Adresse
Vuurtorenweg 184,
1795 LN De Cocksdorp,
Texel-Niederlande
Öffnungszeiten
März – Oktober :
täglich:10 -17 Uhr
November – Februar:
mittwochs, samstags und sonntags:10 – 17 Uhr
Der Besuch auf dem Leuchtturm war ein Bestandteil einer Pressereise nach Texel.
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