Am Theaterplatz im historischen Stadtkern von Dresden steht die Semperoper, ein Opernhaus, dass viele Besucher der Stadt an der Elbe von außen kennen. Man kann hier auch an Führungen im Gebäude teilnehmen.
Die Semperoper, benannt nach seinem Erbauer Gottfried Semper ist von 1838 bis 1841 in Desden errichtet worden. Es war nicht das erste Opernhaus der Stadt. Zuvor spielte man auf der 1667 errichteten Bühne im Opernhaus am Taschenberg und ab 1719 im Opernhaus am Zwinger.
Dresden bekommt ein Opernhaus
Gottfried Semper errichtete ab 1838 einen der schönsten Theaterbauten Europas in Dresden. Der Rundbau war im Stil der italienischen Frührenaissance gehalten. Ein besonderes Highlight des Gebäudes war eine Digitaluhr, die oberhalb der Bühne angebracht war. Diese hatte der Dresdner Uhrmacher Gutkaes entwickelt.
Am 21.9.1869 brannte das Opernhaus komplett ab. Innerhalb von 4 Wochen errichtete man eine Ersatzspielstätte am Zwingerwall. Mit einfachsten Mitteln entstand eine Spielstätte, die 1800 Besuchern Platz bot und vom Volksmund „liebevoll“ Bretterbude genannt wurde. Schon am 2.12.1869 konnte der Spielbetrieb weiter gehen.
Gottfried Semper war aufgrund seiner Teilnahme bei den Maiaufständen 1849 in Ungnade gefallen und musste vom sächsischen Boden fliehen. Auch als die Bauarbeiten 1871 für die neue Oper begannen, konnte er nicht vor Ort sein. Seinen neuer Entwurf setzte sein Sohn Manfred Semper um. 1878 war der Bau fertig gestellt und konnte mit Carl Maria von Webers Jubelouvertüre und Goethes Iphigenie auf Tauris eingeweiht werden..
Die neue Semperoper war ein prachtvoller Bau, der im Innenbereich und im Außenbereich prunkvoll ausgestattet war. Die Gestaltung der Fassade war sehr detailreich.
Dann kam der Zweite Weltkrieg und die Luftangriffe auf Dresden zerstörten nahezu die gesamte Innenstadt. In der Semperoper brach ein Feuer aus, das den Zuschauer- und Bühnenbereich zerstörte. Die Rückwand des Bühnenhauses stürzte ein. Glücklicher Weise blieben die Wandelgänge vom Feuer verschont.
Nach dem Krieg führte man zunächst nur Sicherungsarbeiten durch und erstellte Studien für den Wiederaufbau. Im Sommer 1977 legte man den Grundstein für den Wiederaufbau. Chefarchitekt Wolfgang Hänsch versuchte sich hierbei möglichst an die Pläne Sempers zu halten, musste aber auch den gewachsenen Bedürfnissen eines modernen Opernbetriebes gerecht werden. 1985 eröffnete die Semperoper mit der Aufführung der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
Im August 2002 trat bei einem Hochwasser die Elbe so stark über die Ufer, dass die Semperoper erneut beschädigt wurde.
Rundgang um die Semperoper
Bevor es für uns auf Entdeckungstour in die Oper ging, hatten wir noch genügend Zeit uns den Theaterplatz und das Operngebäude etwas genauer anzusehen.
König-Johann-Denkmal auf dem Theaterplatz
Vor der Semperoper steht das große eindrucksvolle Denkmal von König Johann. Erschaffen hat es der Künstler Johannes Schilling ab 1882.
1881 sammelte der Militärvereinsbund Dresden Gelder, um ein Denkmal für König Johann erstellen zu lassen. Nach einigen Diskussionen um den Aufstellungsort, kam schließlich der Theaterplatz ins Gespräch. Johannes Schilling erhielt den Auftrag das Denkmal zu entwerfen und 1889 konnte die 6 Meter hohe Bronze gegossen werden. Den Unterbau für das Reiterstandbild entwarfen zwei Architekten und am 18.Juni 1889 weihte man das Standbild ein.
Erstaunlich, so finde ich, dass das Denkmal die Bronzesammelaktion der Nazis, den Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg und den vorgesehenen Abbau in DDR Zeit unbeschadet an seinem Platz überstanden hat.
Geht man um den aus grünen Syenit bestehenden Sockel herum, wird man eine Zweiteilung bemerken. Der untere Bereich ist etwa 1,75 Meter hoch, darüber steht ein etwa 3 Meter hoher Bereich. Beide sind unterschiedlich gestaltet.
Der untere Bereich ist durch figürlichen Reliefschmuck geprägt. Jede Seite ist anders gestaltet und betrachten ein anderes Thema. So gibt es die Darstellung der Allegorie „Natur“ mit dazu gehörigen Themenbereiche, Merkur als Gott des Handels mit „Wohlstand“ und den dazu gehörigen Abbildungen und man findet zum Beispiel Themen wie Wehrkraft, Wissenschaft und Kunst. Für mich als Laien sind die Zuordnungen nicht immer klar zu erkennen, ich bin froh, wenn ich entsprechende Informationen nachlesen kann.
Der obere Bereich des Sockels trägt auf der Vorderseite das Abbild der Königskrone und den Namen Johann. Auf den Längsseiten sind Tafeln mit Sprüchen zu sehen. Wer bei seinem Rundgang genau hinschaut, wird ein kleines aufgeschlagenes Buch mit dem Profil eines Mannes auf der Rückseite des Sockels finden. Das ist Dante Alighieri. Der berühmte Dichter schuf zum Beispiel die Göttlichen Komödien und genau diese hat König Johann ins Deutsche übersetzt.
Das Reiterstandbild zeigt König Johann in Königsmantel über der Uniform. Das Zepter hält er im rechten Arm und das Haupt ist unbedeckt. So blickt er in Richtung Altstadt.
Quadriga über dem Hauptportal der Oper
Über dem Haupteingang der Semperoper steht eine Quadriga. Nicht Pferde sondern vier Panther ziehen den zweirädrigen Wagen, auf dem Dionysos und Ariadne stehen. Das Kunstwerk hat Johannes Schilling geschaffen.
Die Quadriga birgt in ihrem Sockel ein kleines Geheimnis. Dort, in einem verschlossenen Raum, stehen Antennen. Diese dienten zu DDR-Zeiten und auch heute noch dazu, dass die Mitarbeiter im Haus sich über Funk verständigen können.
Statuen
Zahlreiche Statuen und Büsten zieren die Fassade der Semperoper. Wer genau hinschaut entdeckt Goethe, Schiller, Shakespeare, Sophocles, Moliére und Euripides. Aber auch Semper selber ist mit einer Büste verewigt. Diese kann man allerdings nur vom Dach des Erweiterungsbaus oder von der Mauer gegenüber des Bühneneingangs sehen.
Rundgang in der Semperoper
Wer nicht zu einer Opernvorführung in die Semperoper gehen möchte, hat die Möglichkeit an einer Führung teilzunehmen. Es werden regelmäßig Termine mit unterschiedlichen Schwerpunkten angeboten, bei denen man in Gruppen (bei uns waren es um die 20 Personen) in 45 Minuten einige Eindrücke erhält.
Nachdem wir von dem sehr schlicht gehaltenen Garderobenbereich einige Stufen hinauf gestiegen sind, standen wir in einem prunkvollen, fast schon überladenen Eingangsbereich. Hier merkt man eindeutig, dass Semper die italienische Renaissance als Vorbild für den Bau genommen hat. Besonders spannend fand ich, dass viele Elemente nur als „Verkleidung“ für die tatsächlichen Bauelemente dienen. Der Stuck ist auf Decken und Wände aufgetragen und die Säulen nur eine Marmornachbildung. Aber ich finde, das macht den Raum nicht weniger interessant. Ich hätte gerne mehr Zeit dort verbracht und die vielen kleinen und großen Details bewundert. Vor allem die Wand- und Deckengestaltung hat mir sehr gefallen.
Opernsaal
Der Opernsaal ist so konstruiert, dass er über eine hervorragende Akustik verfügt. Bei unserem Besuch konnten wir im Parkett des Saals Platz nehmen und ein wenig den Flair und die Schönheit des Raumes genießen. Insgesamt können heute 1300 Personen im Zuschauerraum Platz nehmen.
Besonders beeindruckend soll der 17 x 12 Meter große und 400 Kilogramm schwere Schmuckvorhang vor der Bühne sein. Dieser besteht aus handvernähtem belgischem Leinen und ist auch mit der Hand bemalt. Bei unserem Besuch war von dem Vorhang leider nichts zu sehen, dafür konnten wir den Bühnenarbeitern bei den Vorbereitungen für die nächste Vorstellung zusehen und einen Blick in den Orchestergraben werfen.
Hoch über den Zuschauern hängt ein 1,9 Tonnen schwere Kronleuchter in der Mitte des Saals. Ein beeindruckender Leuchter, der der wunderschönen Decke im Theatersaal gerecht wird.
Über dem Bühnenportal der Semperoper befindet sich ein Fries. Hier sind Charaktere aus Schauspiel und Oper abgebildet. Meine Kenntnisse in dem Bereich sind eher unzureichend und so muss ich glauben, dass dort zum Beispiel Papageno, Tannhäuser, Don Juan, Othello und Faust abgebildet sind. Erstaunt habe ich dort eine Uhr hängen gesehen.
Die 5-Minuten-Uhr im Theartersaal
Ende den 1830er Jahren erhielt der Meisteruhrmacher Johann Christian Friedrich Gutkaes den Auftrag, einen „respektablen Chronometer“ für das neue Dresdner Opernhaus zu entwickeln. Die Uhr sorgte schon bei der Einweihung der Oper für Aufsehen und galt als Meisterwerk der sächsischen Uhrmacherkunst. Ich frage mich allerdings, warum überhaupt eine Uhr im Opernsaal hängen musste?
Inspiriert war das Design durch die französischen Uhren des 17. Jahrhunderts. Der Uhrmacher entschied sich, eine Fünf-Minuten-Uhr zu entwickeln. Zwei stoffbespannte Walzen mit aufgedruckten Ziffern wurden dabei von einem Räderwerk angetrieben. Die vollen Stunden werden in römischen Ziffern und die Minuten in arabischen Ziffern von 5 bis 55 angezeigt. Also alle 5 Minuten wird eine neue Zahl sichtbar. Zur vollen Stunde wird keine Zahl angezeigt. Damit alle Zuschauer die Zahlen gut sehen konnten, hatten die Ziffern eine Größe von 40 Zentimetern.
Leider wurde diese Uhr beim Großbrand 1869 zerstört. Ludwig Teubner, ein Schüler Gutkaes, erhielt den Auftrag eine neue Uhr für den neuen Opernbau anzufertigen. Es entstand eine Großuhr, die Elemente traditioneller Turmuhren mit den Design-Prinzipien der klassischen Uhrmacherei verband. Das Funktionsprinzip dieser Uhr, die auch eine Fünf-Minuten-Uhr war, steht als Modell im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte man für die wiederaufgebaute Semperoper auch eine neue Fünf-Minuten-Uhr. Diese entwickelte ein Expertenteam. So hat der Opernsaal heute eine lautlos weiter schaltete Fünf-Minuten-Uhr, die über der Bühne hängt.
Adresse:
Theaterplatz 2,
01067 Dresden
Vorverkausstelle:
Schinkelwache
Theaterplatz 2
01067 Dresden
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag: 10-13 Uhr
Führungen durch die Semperoper:
Die genauen Themen, Termine und Preise findet man auf der Webseite des Anbieters.
Semperoper-Tickets und geführte Tour mit GetYourGuide buchen:
Den Besuch der Semperoper konnten wir im Rahmen einer Kooperation mit SEMPEROPER ERLEBEN genießen. Die Fotos während der Führung durften wir mit einer Fotogenehmigung aufnehmen.
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