Eins der markantesten Wahrzeichen von Wien ist der Stephansdom in der Innenstadt. Er gilt als das bedeutendste gotische Bauwerk Österreichs und ich finde, man sollte es nicht verpassen diese Kirche zu besichtigen.
Mich zog es natürlich auch in und um den Dom, als ich in Wien war. Er ist schon beeindruckend mit seinen mehr als 107 Metern Länge. Die vier Türme, von denen der Südturm mit über 136 Metern Höhe der Größte ist, kann man in der Stadt immer wieder entdecken und als Orientierungshilfe benutzen.
Bei unserem ersten Besuch in Wien vor vielen Jahren, haben wir den Dom nicht nur von innen, sondern auch von oben besichtigt. Ein Besuch im Turm und auf dem Dach des Stephansdom ist wirklich beeindruckend und war mir bei meinem zweiten Besuch in der Stadt noch gut in Erinnerung.
Das Dach vom Stephansdom
Das Dach des Kirchengebäudes hatte mich schon bei unserem ersten Besuch begeistert und so habe ich bei dem zweiten Besuch die Kirche mehrfach umrundet und es aus allen Richtungen genauer betrachtet.
Das ursprüngliche Dach bestand aus 2000 Kubikmetern Lärchenholz. Das ist eine Menge Holz und könnte schon fast einen kleinen Wald bilden. 1945 brannte das Dach ab. Man suchte eine andere Konstruktionsmöglichkeit und erschuf einen Dachstuhl aus Stahl. Dieser musste eine Fläche von 10.000 m² überdecken. Es entstand eine Konstruktion, die über 600 Tonnen schwer wurde. Heute ist das Dach 27,85 Meter hoch und hat eine Spannweite von 35 Metern. Die steilste Stelle der Konstruktion weist eine Dachschräge von 80 Grad auf. Dieser steile Winkel ist der Grund, dass auf dem Dach nie Schnee liegt. Er rutscht einfach herunter.
Besonders markant ist die Dacheindeckung. 230.000 bunt glasierte Ziegel verwandeln das Dach des Stephandoms in ein wahres Kunstwerk. Jeder dieser Ziegel wiegt etwa 2,5 kg, ist mit zwei Kupfernägel an die Dachsparren angenagelt und zusätzlich noch in Mörtel gebettet. Gebrannt wurden die Ziegel in einem tschechischen Werk. Insgesamt gibt es Ziegel in 10 Farbtönen auf dem Dach.
Im Langhausbereich sind die bunten Ziegel in einem Zickzack-Muster arrangiert.
Besonders auffällig sind die aus den Ziegeln gelegten Wappen. Auf einem Dach entdecke ich den k. und k. Doppeladler. Auf einem anderen Dachabschnit befinden sich die Wappen von Österreich und Wien. Aber etwas stimmt nicht an diesem Wappen, eins davon ist falsch. Der Bundesadler im Österreichischen Wappen guckt in die falsche Richtung.
Eigentlich ist es nicht erlaubt, Wappen abzuändern. Warum die Dachbaumeister und Dachdecker dieses Wappen falsch dargestellt haben – man weiß es nicht. Vermutlich haben sie eher die Symmetrie im Blick gehabt und weniger an die gesetzlichen Bestimmungen gedacht.
Kleine Dachgeschichten
Wie zu fast allen Bauwerken, gibt es auch rund um den Stephansdom Sagen und Mythen zu berichten.
Der Jausenengel vom Stephansdom
Steht man am späten Nachmittag (Jausenzeit) in den Weingärten von Grinzing und blickt zum Stephansdom kann es passieren, dass man sich verwundert die Augen reibt. Zwischen den Heidentürmen erscheint eine „Weiße Frau“ (Jausenengel), die wie eine gleißende Figur dort schwebt.
Diese Erscheinung gibt es seit vielen Jahren und tritt auch heute noch auf. Es handelt sich um eine Lichtreflexion, die eine zeitlang für große Aufregung gesorgt hat.
Der vergoldete Hahn
Auf dem Chordach des Stephandoms steht ein vergoldeter Hahn. Um diesen Hahn rankt sich eine Geschichte, in der der junge Ritter Kaspar von Schlezer eine Rolle spielt.
Der Ritter sollte dem Sultan von Konstantinopel eine Nachricht überbringen. Er verabschiedete sich von seiner Frau und erhielt von ihr ein silbernes Kreuz als Glücksbringer um den Hals gelegt.
Die Reise war beschwerlich und dauerte viele Wochen. Dann endlich konnte Kaspar von Schlezer seine Botschaft überbringen. Glücklich machte sich der junge Mann auf den Heimweg zu seiner Frau. Auf dieser Fahrt überfielen Seeräuber das Schiff und nahmen ihn gefangen. In einem Hafen verkauften sie ihn an einen reichen Scheich, der ihn als Sklaven hart arbeiten ließ.
In den Jahren der Gefangenschaft trug der junge Ritter sein Kreuz verborgen an seiner Brust und dachte viel an seine Frau. Diese trauerte in der Heimat um ihren Mann. Nach fünf Jahren vergeblichen Wartens verlobte sie sich mit dem Freund ihres Mannes und begann mit den Hochzeitsvorbereitungen.
Eines Nachts träumte Kaspar von Schlezer von seiner Frau. In diesem Traum stand sie im Stephansdom vor dem Altar und wurde getraut. Eine Stimme flüsterte ihm dabei zu: „Noch hast du Zeit die Ehe zu verhindern.“. Panisch wurde er wach und rief vor lauter Verzweiflung: “Morgen muss ich in Wien sein und sollte mich der Teufel holen!” Das ließ der Teufel sich nicht zweimal sagen und erschien auf einem Hahn. Er versprach, dass dieser Hahn den jungen Mann rechtzeitig nach Wien bringen würde, wenn er dafür die Seele des Mannes bekommen würde. Der Ritter willigte unter der Bedingung ein, dass er während des Fluges nicht erwachen würde. Sollte er wach werden, würde der Teufel die Seele nicht erhalten.
So geschah es, dass der Teufel und Kaspar von Schlezer auf dem Rücken des Hahnes Platz nahmen und dieser sich in die Lüfte erhob. Der Ritter griff heimlich nach den silbernen Kreuz an seiner Brust und gab so seine Seele in Gottes Hand. Dann schlief er ein und der Hahn flog nach Wien. Der Morgen näherte sich, der Stephansdom kam in Sicht und der Hahn krähte laut. Der junge Mann erwachte bevor er das Ziel erreicht hatte und der Teufel verlor die Seele.
Vor lauter Wut schleuderte der Teufel Hahn und Ritter in die Donau. Dort retteten ihn zwei Fischer. Schnell eilte Kaspar von Schlezer zu seiner Frau und verhinderte so die Hochzeit.
Als Dank an den Hahn ließ der Ritter einen eisernen Hahn anfertigen und auf den Stephansdom setzten.
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