Der Herbst ist eine wunderschöne Jahreszeit und wenn man dann noch in der Mecklenburgischen Seenplatte unterwegs ist, kann man schon ins Schwärmen geraten. Das bunt gefärbte Laub, das Glitzern der Sonne in den unzähligen Seen und viele schöne Wanderwege – es lohnt sich, das Gebiet zu erkunden.
Wandern im Herbst in der Mecklenburgischen Seenplatte- wir haben drei tolle Touren unternommen, die wir hier vorstellen möchten.
Wanderung zum Naturlehrpfad “Erbsland”- Arboretum bei Granzow
Unsere erste Wanderung startete nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Wir wanderten durch den herbstlichen Wald bis zum Arboretum Erbsland.
Etwa 6 Kilometer von Mirow entfernt liegt das Erbsland verborgen im Wald, nur wenige Hinweisschilder weisen dem Wanderer den Weg. Aber mit einer Karte oder unserer Routenplanung, ist es wirklich einfach zu finden.
Warum das Gebiet Erbsland heißt, weiß man heute nicht mehr ganz genau. Vermutlich war hier ursprünglich ein Anbaugebiet für Erbsen, auf jeden Fall findet man auf sehr alten Karten hier landwirtschaftliche Freiflächen eingetragen.
1887 veranlasste der damalige Oberförster die Aufforstung und Bepflanzung des Gebietes mit ausländischen Baumarten. Er wollte in dem Arboretum (Sammlung verschiedener oft exotischer Gehölze) testen, welche Baumarten für die deutsche Forstwirtschaft geeignet sein könnten. Etwa 40 nicht heimische Anpflanzungen nahm man vor und schaffte so eine der ältesten deutschen forstwirtschaftlichen Versuchsflächen Deutschlands.
Nach dem Tod des Oberförsters geriet die Anpflanzung in Vergessenheit. Er hatte die genaue Lage nie überliefert. 1905 entdeckte man das Gelände wieder und musste nun alle Pflanzen erneut bestimmen. Im Zweiten Weltkrieg wurde dann das Gebiet zum Sperrgebiet erklärt. Die Luftwaffe nutzte das Gelände für Testzwecke. Erst 1953 konnte man das Arboretum erneut untersuchen. Heute findet man hier noch über 30 verschiedene Baumarten.
Ich war sehr erstaunt über die Höhe, die von einigen Bäumen inzwischen erreicht worden sind. So gibt es zum Beispiel eine über 42 Meter hohe Douglasie. Durch das Gebiet führen Wege, an denen kleine Hinweisschilder zu den unterschiedlichen Pflanzen zu finden sind. Auch im Herbst kann man hier eine Menge entdecken und ich finde, der Besuch lohnt sich.
Auf der Suche nach einem Lost Place
Wir sind vom Erbsland aus weiter gewandert, zu einem versteckten Höhepunkt der umgebenden Waldfläche. Hier befinden sich die „weißen Häuser“, ein „Lost Place“ in Mecklenburg-Vorpommern (der aber in vielen Karten vermerkt ist).
Der Weg zu dem Gebiet ist nicht ausgeschildert. Ich möchte auch ausdrücklich darauf hinweisen, das Gebiet nicht auf gut Glück zu durchsuchen – die Wälder sind in weiten Bereichen noch mit Munitionsresten durchzogen. Hinweisschilder weisen immer wieder darauf hin.
Wir waren in Begleitung unterwegs und so haben wir einen Trampelpfad gezeigt bekommen, der uns unserem Ziel näher gebracht hat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, abseits des Pfades zu gehen, denn die „weißen Häuser“ dienten lange Jahre als Anflugziel der Luftwaffe.
Die Häuser waren Testbauten, die im Nationalsozialismus anlässlich der Planung von Germania errichtet wurden. Vier Türme etwa 20 Meter hoch aus Stahlbeton, die heute nicht mehr weiß sind, stehen dort. Ursprünglich hatte die Bauten wohl eine weiße Klinkerfassade, von der heute allerdings nichts mehr zu sehen ist. Hier wurden Bombenabwürfe geprobt, versuchte man Baustoffe und Bauformen zu verbessern. Genaueres ist aber nicht bekannt, es gibt jedoch Vermutungen, dass Hochbunkeranlagen für die Unterbringung der Berliner Zivilbevölkerung hier getestet worden sind.
Ich muss zugeben, nicht nur das ungute Gefühl zwischen Munitionsaltlasten unterwegs zu sein, auch der Anblick der Bauten löste bei mir Beklemmung aus. Besonders ein Betonklotz mit einem eindrucksvollen Krater zeigte mir die gewaltige Sprengkraft, die hier mitten im Wald getestet wurde.
Wie gut, dass wir uns hier nicht allzu lange aufgehalten haben. Denn wir hatten ja noch das Ziel, Pilze für unser Abendessen zu suchen.
Pilze sammeln im Herbst in der Mecklenburgischen Seenplatte
Ich habe noch nie Pilze gesammelt und kenne mich damit überhaupt nicht aus. Meine Begeisterung „ich habe einen Pilz gefunden“, wurde immer durch den Satz „den kann man nicht essen“ zerstört. Dabei sahen die Pilze oft so schön aus!
Okay, bei dem Exemplar wusste auch ich, dass man diesen nicht essen sollte.
Aber wir sind trotzdem fündig geworden.
Pilze sammeln im Herbst in der Mecklenburgischen Seenplatte lohnt sich! Hier gibt es Gebiete, in denen man bei der passenden Witterung fündig wird und sich so sein Essen zusammen sammeln kann. Es wachsen zum Beispiel Pfifferlinge und Steinpilze.
Wir haben unsere „Beute“ mit in unser Zimmer im Aparthotel Seepanorama genommen. In der kleine Küche konnten wir dann unser Abendessen die „Mirower Pilzpfanne“ zubereiten. Das Rezept dazu kann man hier nachlesen. (PDF)
Ein kleiner Tipp noch!
Wir waren bei unserer Herbstwanderung in der Umgebung von Granzow fast alleine unterwegs. Dabei sind uns mehrfach Hirsche mit riesigen Geweihen über den Weg gelaufen. Naja, eigentlich eher vor uns weg gelaufen. Wer also ruhig unterwegs ist, wird ein den Wäldern nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere entdecken können.
Naturerlebniswanderweg zum Unesco Weltnaturerbe im Serrahn (Carpin)
Serrahn (Carpin) ist ein Gebiet im Müritz-Nationalpark in der Mecklenburgischen Seenplatte und eine kleine dort liegende Siedlung mit gleichem Namen.
2011 wurde ein Teil des Müritz-Nationalparks zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Hier stehen alte Buchenwälder, die einmalig sind.
Der Startpunkt unsere Wanderung war am Wanderparkplatz Zinow. Von hier aus führte uns unser Weg über den Naturerlebniswanderweg bis in den kleinen Ort Serrahn zu dem Naturfotografen Roman Vitt und von dort über die einzige Zugangsstraße zum Ort zurück zum Parkplatz unseres Autos. Die Streckenlänge beträgt etwa 10 Kilometer.
Aber beginnen wir am Anfang unserer Wanderung.
Der Weg führte uns durch einen der letzten Buchenwälder Europas. Hier, in den Buchenwäldern, zeigt sich eindeutig die Entwicklung der Waldwildnis in Europa. Die ursprüngliche Waldlandschaft ist noch gut erhalten und die Natur kann hier ohne den Eingriff des Menschen gedeihen.
Kleine Hinweisschilder weisen während der Wanderung auf interessante Punkte in der sehenswerten Natur hin. Hier findet man auch noch im Winter Pilze, was mit der dortigen Bodenbeschaffenheit zusammen hängt. Wer genau hinhört, kann die Spechte klopfen hören – tack tack tacktacktack ging der Rhythmus, dem wir auf unserer Wanderung im Herbst in der Mecklenburgischen Seenplatte lauschten.
Über einen Steg, der uns durch ein Moorgebiet führte gelangten wir in den kleinen Ort Serrahn (Carpin). Auf dem Steg zeigten uns kleine Hinweistafeln, was für Pflanzen im Moor zu finden sind.
In Serrahn trafen wir den Naturfotografen Roman Vitt , der hier lebt und zwei wunderschöne Ferienwohnungen vermietet. Und ehrlich gesagt, bei dem Blick von seiner Terrasse in diese wunderschöne Natur wurde ich ein bißchen wehmütig. So zu wohnen ist wirklich traumhaft schön!
Wir erfahren, dass viele seiner Fotografien, die man zum Teil auch in einem kleinen Anbau kostenfrei sehen kann, hier entstanden sind. Das Naturschutzgebiet ist eine wahre Quelle für einen Fotografen – aber man muss Ruhe und Zeit mitbringen, um zum Beispiel Eidechsen, Schlangen, den Eisvogel oder den blauen Moorfrosch vor die Kamera zu bekommen. Wer Käfer liebt, findet in dem Gebiet über 800 verschiedene Arten und unzählige Vogelarten haben hier ihre Heimat. Aber auch die Pflanzenwelt ist hier in der Kernzone des Naturschutzgebietes abwechslungsreich und vielfältig. Das konnten wir auch im Herbst entdecken und haben bei unserer Wanderung immer wieder den Fotoapparat herausgeholt.
Das Video stellt nicht nur den Naturfotografen Roman Vitt vor, sondern zeigt auch traumhafte Aufnahmen aus dem Nationalpark.
Bevor wir Serrahn verlassen haben, folgten wir noch dem Tipp und machten einen kurzen Abstecher zum Schweingartensee. Von Serrahn aus führt ein Wanderweg zu dem See, den man auch gut mit dem Fahrrad entlang fahren kann. Der Blick auf den See war einfach traumhaft schön und den kleinen Umweg auf jeden Fall wert!
Dann ging es für uns zurück über die unbefestigte Zugangsstraße, die vom Ort zu unserem Parkplatz führt. Es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass hier ein Auto an einem vorbei fährt. Nur Anlieger und Bewohner der Ferienwohnungen dürfen mit ihren Autos durch das Naturschutzgebiet fahren.
Der Rückweg war wunderschön, die Dämmerung setzte langsam ein. Nur schade, dass uns kein Tier über den Weg lief, aber dafür waren wir wahrscheinlich zu laut, unser Gespräch drehte sich noch immer um den Besuch in Serrahn und der Überlegung, hier zu einer anderen Jahreszeit herzufahren und an einem Kurs über Naturfotografie teilzunehmen.
Wer weitere Informationen zu den Buchenwäldern in Deutschland finden möchte kann die App Weltnaturerbe Buchenwälder nutzen.
Ein kleiner Tipp: Wer gerne nach seiner Wanderung gut essen möchte, sollte im “Wild Wasser” einkehren. Wir haben hier sehr gut gegessen.
Wanderung um den Wummsee
Unsere dritte Wanderung im Herbst in der Mecklenburgischen Seenplatte führte uns zum Wummsee. Der See liegt im Norden von Brandenburg an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern.
Wir parkten das Auto am Parkplatz „Grüne Hütte“. Von hier aus ging es zunächst einige Meter an der Straße entlang, bis wir auf der anderen Straßenseite den Eingang zu dem Rundwanderweg entdeckten (etwa 10 km lang).
Wir hatten uns entschieden, den See entgegen des Uhrzeigersinns zu umrunden. Es gab unterwegs einige Hinweisschilder und Wegmarkierungen (gelber Kreis auf weißem Untergrund und gesprühte neonfarbige Punkte), den wir folgen konnten.
Ansonsten waren nur wir und die Vögel unterwegs. Einsam liefen wir durch die Endmoränenlandschaft mit dem zum Teil steilen Uferbereiches des Sees. Der Wummsee ist laut Wikipedia bis zu 35 Meter tief und Teil eines Naturschutzgebietes.
Während unserer Wanderung schimmerte die Sonne durch das Laub des Waldes und ab und zu glitzerte die Sonnenstrahl im See. Es gibt einige kleine Inseln im See, die man durch die bewachsene Uferböschung erkennen kann.
Zunächst liefen wir noch am Großen Wummsee entlang, dann gelangten wir an den Kleinen Wummsee. Hier ist es etwas moorig und über Holzstege gelangt man über das Moor zur anderen Seeseite. Am Westufer des Sees kamen wir an den Maronenstein vorbei. Dieser Gedenkstein wurde hier für einen Oberförster aufgestellt.
Die Wanderung entlang des Seeufers war sehr schön. Leider kommt man nur an wenigen Stellen direkt bis zum Ufer. Dafür läuft man aber durch ein Gebiet mit altem Baumbestand (viele Buchen) und wenn man genau hinguckt entdeckt man am Wegrand Spuren von Wildschweinen und findet auch den ein oder anderen Pilz.
Nach 10 Kilometern erreichten wir schließlich wieder die Straße und nach wenigen Metern waren wir wieder an unserem Auto angekommen.
Nach der Wanderung können wir einen Besuch im Restaurant Seehof in Rheinsberg empfehlen. Wir haben dort hervorragend gegessen.
grimmi
Sehr schöner und informativer Bericht
Auszeitgeniesser
Wie wunderschön, es trifft ganz genau meinen Geschmack.
Wandern im Herbst, Seen und Genuss ;-) einfach großartig und zeigt wieder ganz deutlich: es muss nicht immer eine Fernreise sein, wir haben tolle Ecken direkt vor der Haustüre.
Liebe Grüße, Katja
Miriam
Oh, die Mecklenburgische Seenplatte steht schon lange auf meiner Bucketlist und der Beitrag macht nochmal richtig Lust. Serrahn würde mir wohl besonders gut gefallen, ich liebe es, so abgeschottet zu sein und eins mit der Natur!
Travelsanne
Liebe Susanne,
Herbstwanderungen mag ich ganz besonders. Das bunte Laub, der strahlend blaue Himmel…
Da hast Du ja ein paar ganz tolle Wandertipps für uns zusammen getragen. Die Mecklenburgische Seenplatte kennen wir leider bisher gar nicht. Das müssen wir unbedingt ändern.
Liebe Grüße von Sanne