Im Süden der Mecklenburgischen Seenplatte liegt die Gemeine Rechlin. Das Luftfahrttechnische Museum am Ortsrand fanden wir sehr interessant, ein Ausflugsziel für jedes Wetter.
Warum gibt es ein Luftfahrttechnisches Museum in Rechlin?
1916 entstand in Rechlin im Auftrag des Preußischen Kriegsministeriums die Flieger-Versuchs- und Lehranstalt. Hier fanden zum Beispiel Flüge mit dem Prototypen der Fokker D.VII statt. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten aufgrund der Vorgabe des Versailler Vertrages die Anlagen demontiert werden. Deutschland war es untersagt, sich mit der Entwicklung und dem Bau von Flugzeugen zu beschäftigen. 1922 schloss Deutschland mit der Sowjetunion den Vertrag von Rapallo ab, der es ermöglichte den Versailler Vertrag zu umgehen. So wurde es möglich, zunächst noch geheim, fliegendes Personal auszubilden und Flugzeuge zu erproben. Ab 1925 war es dann durch Lockerungen im Versailler Vertrag auch offiziell möglich.
Im Rechlin entstand die erste Flugzeughalle mit Arbeits- und Wohnhaus. Es folgten zwei Junkers-Flugzeughallen und ein Motorenprüfstand.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten floss viel Geld und jede Menge Knowhow nach Rechlin. Die führenden Techniker und Ingenieure des Landes beorderte man auf das Gelände, es entstanden Wohnquartiere in der sogenannten „Meistersiedlung“. Es folgten die Errichtung von Laboren, Verwaltungesgebäuden, Kasernen, ….
Rechlin entwckelte sich zur Erprobungsstelle der Luftwaffe. Hier sollte die Gebrauchsfähigkeit von Fluggeräten und Ausrüstungen erprobt werden. Auch neue Flugzeugtypen standen in Rechlin auf dem Prüfstand bevor sie in den Einsatz genommen wurden.
Im August 1944 erfolgte der erste geplante Großangriff durch die US-Luftwaffe, die Schäden ließen den Betrieb schließlich zum Erliegen kommen. Im Mai 1945 übernahm die Rote Armee das Erprobungsstätte.
Nach dem Krieg wurde Rechlin zu einer Garnision der Sowjetischen Streitkräfte. Der Flughafen in Lärz war Stützpunkt von Jagdbombern und Hubschraubern, die Angehörigen der Streitkräfte wohnten in Rechlin und in den Kasernen der ehemaligen Erprobungsstelle.
Einen Teil der Anlagen nutzte die NVA (Nationale Volksarmee der DDR) für die Unterbringung eines funktechnischen Bataillons der Luftstreitkräfte, einer Funkmess-Störkompanie der Luftstreitkräfte und einem Ausbildungsbataillon des Funktechnischen Regimentes. Ab 1963 diente das Gelände dann dem zentralen Nachrichtenlager des Verteidigungsministeriums der DDR.
Im Juni 1948 entstand die Schiffswerft Rechlin, die unter anderem Sportboote und Rettungsboote baute.
Gründung des Museums
Die Geschichte Rechlins aufzuzeigen, das war die Idee, die hinter der Gründung des Luftfahrttechnischen Museums stand.
1993 gründete sich der „Förderverein Luftfahrttechnisches Museum Rechlin e.V.“, um die Luftfahrtsgeschichte der Region zusammenzutragen. Der Standort für das Museum war schnell gefunden. Die Gebäude am Haupteingang der ehemaligen Erprobungsstätte und etwa 10.000 m² Land konnten von der Gemeinde und dem Förderverein gekauft werden. Die Konzeption des Museum erstellte man in Zusammenarbeit mit anderen Museen und Militärhistorikern und sammelt eifrig Spendengelder. Die Gebäude mussten aufwändig renoviert werden. Stück für Stück gelang es so das Museum so zu erschaffen, wie es sich heute den Besuchern präsentiert.
Rundgang im Luftfahrttechnischen Museum Rechlin
Wenn man das Gelände des Museums betritt, steht man zunächst auf einer großen Außenfläche. Hier kann man einige Schiffe und Militärflugzeuge, wie die MiG 23 genauer betrachten.
Wir sind anschließend durch die Ausstellungsflächen in den Gebäuden gegangen.
In einem Gebäude waren Ausstellungstücke zu sehen, die zu der Zeit der sowjetischen Nutzung des Geländes gehören. Viel ist in den Gebäuden nach der Übergabe nicht zu finden gewesen. Die großen bunten Bilder sind zum Beispiel bemalte Tapeten, die vorsichtig von den Wänden gelöst worden sind. Wer sie gemalt hat ist nicht bekannt, auch die Motivdeutung ist nicht ganz geklärt. Es könnten Motive aus der russischen Märchen- und Sagenwelt sein.
Viele der anderen Ausstellungsstücke in diesem Raum sind Fundstücke aus der Umgebung. Die gezeigten Bilder haben mich sehr beeindruckt, da sie mir einen Einblick in eine vollkommen unbekannte Welt zeigen.
Streift man durch die weiteren Ausstellungshallen unternimmt man eine kleine Reise durch die Geschichte der Luftfahrt. Es gibt erhaltene und restaurierte Flugzeuge zu sehen. Diese sind von unterschiedlichen Streitkräften genutzt worden. Ich finde es immer wieder erstaunlich, welche unterschiedlichen Formen die Flugzeuge doch haben. Ganz überrascht war ich, als ich eine Siemens Schuckert D.III entdeckt habe. Dieser Flugzeugtyp ist als Jagdmaschine im Ersten Weltkrieg genutzt worden und ganz in dem Schuckertwerk in meinem Berliner Heimatbezirk Siemensstadt gebaut worden.
Auch Modelle von Flugzeugen befinden sich in der Ausstellung. Nicht alle davon sollte man wirklich ernst nehmen.
Recht klein und unscheinbar habe ich in einer Ecke der Ausstellung eine kleine Geschichte entdeckt, die ich unbedingt berichten möchte.
Der Schauspieler Heinz Rühmann, den ich immer sehr gerne in Filmen gesehen habe, war eine zeitlang in Rechlin stationiert. Wie er dort hin gekommen ist und was er dort erlebt hat, hat Rühmann selber aufgeschrieben.
Ganz besonders hat mir die Vorstellung gefallen, dass Rühmann bei einem Geländemarsch aufgrund eines schmerzenden Meniskus mit dem Fahrrad teilnehmen konnte. Ja auch im Militär gibt es „Promistatus“.
Wer gerne mehr über die Arbeit auf der Schiffswerft Rechlin erfahren möchte findet im Luftfahrttechnischen Museum Rechlin auch viele Informationen und einige interessante Ausstellungsstücke.
Das Museum ist nicht groß und man braucht nicht ewig, um alles zu sehen. Die Informationstafeln sollte man auf jeden Fall lesen. Es wird nicht nur über das Fliegen, sondern ganz viel über die Geschichte der Region berichtet.
Adresse:
Luftfahrttechnisches Museum Rechlin e.V.
Am Claassee 1
17248 Rechlin
www.luftfahrttechnisches-museum-rechlin.de
Öffnungszeiten:
April-Oktober
täglich: 10- 17 Uhr
Ostern
Freitag – Montag: 10- 17 Uhr
Februar-März
Montag – Donnerstag: 10- 16 Uhr
Freitag: 10- 15 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene (ab 16) 12,- €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
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