Die Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern ist nicht nur die Heimat von unzähligen heimischen Tieren, hier haben auch 17 Braunbären (Stand 6/2019) ein neues Zuhause im Bärenwald Müritz gefunden.
In der Nähe von Stuer an der Südspitze des Plauer Sees eröffnete 2006 das Projekt Bärenwald Müritz der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. 16 ha Fläche stehen hier zur Verfügung und damit befindet sich hier das größte Bärenschutzzentrum in Westeuropa.
Nachdem wir von der Hauptstraße dem Hinweisschild Bärenwald folgend abgebogen sind, erreichten wir nach wenigen Minuten den Eingang zum Gelände. Ich muss zugeben, damit hatte ich nicht gerechnet, alles ist modern und sehr großzügig gestaltet. Es gibt einen riesigen kostenfreien Parkplatz auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Eine Anforderungsampel ermöglicht es, problemlos die Straße zu überqueren.
Dann betreten wir das moderne Besucherzentrum. Hier befindet sich nicht nur das BIO-Bistro und der großzügige Besuchershop mit Kinderspielplatz, hier geht es auch zum Eingang des Parks.
Wir waren im Bärenwald Müritz mit einer Führung unterwegs, die ich sehr informativ fand. Es gibt gut ausgeschilderte Wege zwischen den einzelnen Gehegen. Mir hat besonders gut gefallen, dass an vielen Stellen kleine Stationen aufgebaut wurden. Dort erfährt man zum Beispiel, wie sich ein Zirkusbär fühlt oder sieht einen Zirkuswagen in dem ein Bär gelebt hat. Es gibt aber auch einen großen Spielplatz oder ein bäriges Memory, bei dem nicht nur Kinder ihren Spaß haben.
Wie leben die Braunbären im Bärenwald Müritz?
Bären sind eigentlich Einzelgänger und benötigen viel Raum, da sie fast 16 Stunden am Tag futtersuchend durch die Gegend streifen.
Bären, die aus Gefangenschaft kommen kann man nicht mehr auswildern. Sie sind abhängig vom Menschen und würden alleine nicht überleben. Oft weisen sie Verhaltensstörungen auf.
Im Bärenwald hat man versucht kleine „Wohngemeinschaften“ in den einzelnen Gehegen unterzubringen. Die Gehege sind etwa 2,5 ha groß, bewaldet und verfügen über eine Badestelle und ausreichend Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere. Der Bär kann so ausreichend umherstreifen, Höhlen graben und kann trotzdem mit allem lebensnotwendigen versorgt werden.
Die Tiere werden von Tierpflegern betreut und mindestens viermal im Jahr von einem Tierarzt untersucht. Je nach Gesundheitszustand ist es durchaus möglich, dass der Bär auch Medikamente benötigt, die er dann mit dem Futter erhält.
Jeder Bär benötigt pro Tag 13-17 kg Futter, dass in der Futterküche zugeschnitten werden muss. Viele Bären haben ein schlechtes Gebiss und können die Nahrung nicht selbständig zerkleinern.
Das Fressen setzt sich aus 20% Fleisch und 80% Obst/Gemüse zusammen. Damit die Bären ähnlich wie in freier Wildbahn auf Futtersuche gehen können, wird das Fressen im gesamten Gehege verteilt.
Welche Bären kommen in den Bärenwald Müritz?
Zur Zeit leben 17 Bären im Bärenwald. Sie alle stammen aus nicht artgerechter Haltung von unterschiedlichsten Haltern aus Europa.
Balou
Da gibt es zum Beispiel den Bären Balou, der seit 2012 in dem Park in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Geboren wurde Balou im Wildgehege Hellenthal. Dort lebte er mit seinem Vater in einem Gehege ohne Grünflächen, ohne Rückzugsmöglichkeiten unter katastrophalen Lebensbedingungen. Balou ist 2,20m groß und wiegt fast 300 kg. Er ist der größte Bär der Anlage und sehr verspielt. Wir haben Balou auf seiner Anlage gesehen, auf der er sich sichtlich wohl fühlte.
Mary und Clara
In einem anderen sehr waldigen Gehege leben die Bärinnen Mary und Clara – ein Mutter/Tochter Paar. Mary wurde 1986 geboren und zog gemeinsam mit ihren Töchtern Clara und Sonja aus dem Tierpark Mönchengladbach in den Norden von Deutschland. Sonja starb leider kurze Zeit später an einem Lebertumor.
Leider weiß ich nicht mehr genau, ob wir nun Mary oder Clara (geboren 1992) gesehen haben. Auf jeden Fall streifte eine der Bärendamen durch das Unterholz und suchte nach dem dort verteilten Futter. Sie ließ sich nicht von uns Besuchern stören und suchte eifrig weiter.
Dushi
Die Braunbärin Dushi ist erst seit April 2019 Bewohnerin im Bärenwald Müritz. Sie kommt aus einem albanischen Safari Park Zoo. Dort lebte sie in einem kleinen Käfig ohne Auslauf. In dieser Zeit verlor sie ihr linkes Vorderbein (wie und warum ist nicht bekannt). Nach einem „Erholungsaufenthalt“ in dem Zoo von Tirana fuhr Dushi mehrere Tage per LKW durch Europa, bis sie mit ihren Pflegern den Bärenwald erreichte.
Noch befindet sie sich in der Eingewöhnung. Erst langsam hat sie ihre Box verlassen, grüne Wiesen und Bäume waren für sie völlig unbekannt. Jetzt erforscht sie nach und nach ihr Übergangsquartier und soll nach der Eingewöhnung in einem Gehege mit anderen Braunbären zusammen leben.
Dushi haben wir nur von weitem gesehen und noch zeigte sie das stereotypische Verhalten vieler in Gefangenschaft lebender Tiere. Obwohl sie eine große Freifläche zur Verfügung hatte, stand sie mit dem Blick zu einem Zaun und schwankte hin und her. Aber, so wurde uns versichert, auch Dushi wird mit der Zeit, wie ihre Artgenossen, dieses Verhalten ablegen und wie ein frei lebender Bär durch den Wald streifen.
Otto und Mascha
Ja und dann haben wir noch die Bären Otto und Mascha entdeckt. Die Bären sind nicht verwandt, teilen jedoch das gleiche Schicksal. Sie lebten zusammen in privater Haltung in Ostdeutschland in einem Gehege von 150 m² hinter Gitterstäben und auf Betonboden. Zum Glück sah der Besitzer ein, dass es den Bären im Bärenwald besser gehen würde und er gab die Tiere ab. Nun leben sie in einem Gehege mit Bademöglichkeit und dichtem Wald. Wenn man Glück hat streift einer von ihnen am Zaun vorbei oder man entdeckt einen Bär schlafend im Unterholz. Oder man entdeckt einen schlafenden Bären unweit vom Zaun unter einem Baum liegen.
Es gibt noch viele weitere Bären im Bärenwald zu entdecken. Aber natürlich erscheinen diese nicht auf Kommando, um den Besucher zu begrüßen. Man muß schon Zeit mitbringen, sich einfach einmal ruhig hinsetzten und darauf warten, dass ein Bär erscheint. Die Tiere leben hier nicht zum Vergnügen der Besucher, sie werden möglichst artgerecht gehalten und dazu gehört es nun einmal viele Rückzugsmöglichkeiten anzubieten.
Wir waren von dem Projekt der Tierschutzorganisation Vier Pfoten sehr begeistert. Eine wirklich tolle Einrichtung, die mit viel Engagement versucht, den Tieren einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen.
Adresse:
BÄRENWALD Müritz,
Am Bärenwald 1,
17209 Stuer
Webseite
Öffnungszeiten:
15.3. – 31.10.
täglich 9-18 Uhr
1.11. – 14.3.
täglich 10-16 Uhr
Eintrittspreise (Stand 2019):
15.3. – 31.10.
Erwachsene: 11,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
1.11. – 14.3.
Erwachsene: 6,50€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Offenlegung: Der Besuch im Bärenwald Müritz fand im Rahmen einer Bloggerreise nach Mecklenburg-Vorpommern statt. Die Führung war für uns kostenfrei, vielen Dank! Der Artikel ist unabhängig zu unserem Besuch entstanden und spiegelt ausschließlich unsere eigenen Eindrücke wider.
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