Am Kummerower See in der Mecklenburgischen Seenplatte steht das beeindruckende Herrenhaus „Schloss Kummerow“. Hier kann man eine einzigartige Fotografische Sammlung entdecken.
Schlossgeschichte
Die Geschichte von Kummerow ist recht wechselhaft. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1222 und erhielt 1255 die Stadtrechte.
Die Familie von Maltzahn bestimmte mit Unterbrechungen das Leben in der Region. Mal waren sie Gutsbesitzer, mal wurde ihnen das Lehn entzogen oder ging durch den Krieg verloren. Schloss Kummerow war eines von mehreren Häusern, von denen aus das Adelsgeschlecht das Leben der Menschen in Mecklenburg und Pommern als Lehnsherren und Beamte mitbestimmte.
Das Schloss Kummerow erbaute die Familie von Maltzahn 1730 im Stil des Spätbarocks. Der Landschaftspark, von Lenné geplant, wurde erst 100 Jahre später fertig gestellt.
Die anscheinend recht lebhafte und schicksalsreiche Familiengeschichte führe dazu, dass das Schloss zwischenzeitlich immer wieder leer stand. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte eine umfangreiche Renovierung und Instandsetzung. Mortimer Freiherr von Maltzahn konnte dem Großgrundbesitz neues Leben einhauchen, er wurde sogar als Bürgermeister gewählt. Den zu dieser Zeit stattfindenden politischen Bedingungen passte er sich an und erst mit der Bodenreform in der DDR musste die Familie den Grundbesitz abgeben.
Nachdem die sowjetische Armee das Schloss als Quarantänelager für Flüchtlinge und ehemalige Zwangsarbeiter genutzt hatte, nutzte nun die Gemeinde das Gebäude als Konsumverkaufsstelle mit Gastwirtschaft, die Bürgermeisterei, für eine Grund- und Oberschule und für ein Kindergarten. Später ging in Anlage in den Eigentum der DDR Post über. Den Landschaftspark nutzte man als Sportplatz.
Für das Gebäude war diese Nutzung von Vorteil, so stand es nicht ungenutzt da und wurde erhalten. 1993 ging Schloss Kummerow in Privatbesitz über. Geplant war, ein Hotel dort zu eröffnen. Leider wurde nichts aus den Plänen und das Haus verfiel zusehends.
2011 kaufte Thomas Kunert und seine Familie das Anwesen. Nach der Sanierung ist das Haus nun eine Kunsthalle und für Besucher geöffnet.
Rundgang in und um das Schloss Kummerow
Ich näherte mich zunächst dem Schloss von der Seeseite aus.
Man blickt über eine große Wiese zum Schloss und schon hier wurde mir klar, dass der Blick vom Schloss zum See traumhaft sein musste. Später stellte sich heraus, dass ich Recht behalten sollte. Der Blick auf den See ist großartig. Es scheint fast so, als ob der See riesig wäre und der Horizont fast in den See übergeht. Über dem See zog im Verlauf meines Besuches eine Regenwand auf, die zunächst auch dort abregnete. Ein toller Anblick!
Der Eingang zum Schloss Kummerow befindet sich allerdings auf der anderen Seite des Hauses. Wer über die großzügige Einfahrt zum Schloss geht, hat einen wunderschönen Blick auf das zweigeschossige Wohnebäude. Der langgestreckte Hauptbau ist verputzt und durch einen dreigeschossigen Portalgiebel gegliedert. Hier entdeckt man auch das Wappen der Familie Maltzahn. Auffällig ist auch das Mansardenwalmdach des Schlosses. Hier hat man 30.000 handgestrichene Biberschwänze und 20 originale barocke Gauben bei der Sanierung verbaut.
Neben dem Haupthaus stehen noch ehemalige Wirtschaftsgebäude auf dem Grundstück. Eins davon wird heute als Hotel genutzt.
Einen Gang durch die Fotografische Sammlung kann ich wirklich empfehlen. Nicht nur die Fotografien und ihre Geschichten dahinter haben mich begeistert. Auch das Konzept der Innenraumgestaltung und die Komposition der Vergangenheit mit der neuen Nutzung sind sehr gelungen.
In einigen Räumen entdeckt man alte Wandbemalungen wie „Ich bin das Schwert! Ich bin die Flamme! Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann, focht ich voran, in der ersten Reihe.“ oder „Denken ist die erste Bürgerpflicht“. Spuren, die an die Vergangenheit erinnern und als Zeitzeugnis glücklicher Weise erhalten geblieben sind.
Zusätzlich hat man Türen und Wandvertäfelungen, soweit es möglich war, erhalten. Mich haben die wunderschönen Dielenfußböden und das Treppenhaus besonders angesprochen. Das barocke Treppenhaus ist prachtvoll und als ich am Fuße der Stufen stand und hinauf geguckt habe, fühlte ich mich wie in den Riads in Marokko.
Fotografische Sammlung
2016 eröffnete die Fotografische Sammlung auf Schloss Kummerow. Über 2000 Fotos aus der Privatsammlung Kunerts bilden dabei den Grundstock für Dauer- und Wechselausstellungen. In der Sammlung findet man hauptsächlich Bilder aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und viele Fotos aus der Zeit der DDR. Wer genau hinschaut, wird dabei auch Aufnahmen von bekannten Fotografen der DDR finden.
Neuere Werke findet man auch in der Ausstellung. So gibt es Videoräume, in denen Filme und Fotos präsentiert werden.
Mir gefällt besonders, dass die Ausstellungsstücke nicht in „sterilen“ Ausstellungsräumen sondern in Räumen mit sichtbarer Geschichte präsentiert werden. Auch wenn ich als Architekturliebhaber mich dabei ertappt habe, immer zuerst den Raum als Ganzes wahrgenommen und mich dann erst mit den Bildern beschäftigt zu haben, hatte ich doch das Gefühl, dass alles stimmig und passend war.
Ich war leider viel zu kurz in der Ausstellung unterwegs, es war interessant und viele der Bilder haben mich begeistert. Es gibt so viel zu entdecken, dass man sich wirklich etwas Zeit nehmen sollte.
Adresse:
Dorfstraße 114,
17139 Kummerow
Webseite
Öffnungszeiten:
Mai – Juni
Samstag und Sonntag: 11 – 17 Uhr
Juli – September
Mittwoch bis Sonntag: 11 – 17 Uhr
Oktober
Freitag bis Sonntag: 11–17 Uhr
Feiertage während der Saison
11 – 17 Uhr
Eintrittspreis:
Sammlung und Ausstellungen:
Erwachsene: 10,00 €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Bitte vorab online buchen
Offenlegung: Der Besuch im Schloss Kummerow fand während einer Pressereise zur Mittsommer Remise statt. Der Beitrag ist unabhängig zum Besuch entstanden.
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