Von außen wirkt das dreigeschossige Haus sehr unscheinbar und ich wäre fast am Eingang vorbei gelaufen. Hier in der Leipziger Goldschmidtstraße 12 hat einst der berühmte Felix Mendelssohn Bartholdy gelebt, heute befindet sich hier ein Museum.
Das Mendelssohn-Haus Leipzig ist am 4. November 1997, zum 150. Todestag des Musikers, eröffnet worden und wird von der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung betrieben. Seit 2017 befindet sich zusätzlich im zweiten Obergeschoss eine ständige Ausstellung zu Fanny Hensel (der Schwester Mendelssohns) und einen weiteren Museumsteil zu Kurt Masur (deutscher Dirigent, der auch am Gewandhaus gearbeitet hat).
Wer war Felix Mendelssohn Bartholdy?
Felix Mendelssohn Bartholdy wurde am 3.3.1809 in Hamburg geboren. Er kam aus einer angesehenen und wohlhabenden bürgerlichen jüdischen Familie. Er und seinen drei Geschwister, wurden christlich erzogen und getauft. Der Name Bartholdy ist als christlicher Nachname seinem Namen beigefügt worden.
Mendelssohn Bartholdy zählt zu den bekanntesten deutschen Komponisten. Er war Pianist, Organist und Dirigent. Neben seinen eigenen Werken liebte er die Werke von Hayden, Händel und Bach. Er führte die Werke der Künstler gerne auf.
Mendelssohn kommt nach Leipzig
1835 kam Mendelssohn nach Leipzig und gab schon nach kurzer Zeit als Kapellmeister sein erstes Konzert im Gewandhaus. Das Publikum liebte die Aufführungen und seine Gewandhauskonzerte waren bald in aller Munde. Noch nicht einmal ein Jahr später erhielt er die Ehrendoktorwürde in Philosophie.
Neben seiner Arbeit als Kapellmeister komponierte er in dieser Zeit an seinem ersten Oratorium, dass später in Deutschland und England aufgeführt wurde.
Im März 1837 heiratete Mendelssohn seine Frau Cécile, mit der er 5 Kinder bekam. Mit ihr zog er in Leipzig von seiner „Junggesellwohnung“ am heutigen Dittrichring in eine größere Wohnung gegenüber der Thomaskirche und schließlich in den ersten Stock eines Neubaus in der heutigen Goldschmidtstraße (heute das Mendelssohn-Haus mit Museum).
In den folgenden Jahren arbeitete er in England und in Leipzig. Er schrieb zum Beispiel das Violinkonzert in e-Moll und gab Orgelkonzerte in der Leipziger Thomaskirche. Seine Arbeit sprach sich herum und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. berief ihn 1841 als Kapellmeister nach Berlin.
Der preußische König hatte Pläne. Er wollte Berlin zur Kunsthauptstadt werden lassen und dabei sollte Mendelssohn ihm helfen. So ganz sicher war sich der Komponist nicht, ob der Schritt für ihn der richtig sein würde. Da aber auch ein Großteil seiner Familie in Berlin lebte, sagte er unter der Bedingung zu, auch weiterhin in Leipzig und England arbeiten zu können.
Im Herbst 1842 ernannte ihn der König zum Preußischen Generalmusikdirektor, die versprochenen Reformen in der Königlichen Akademie der Künste kamen aber nicht wirklich voran. 1845 gab Mendelssohn, nachdem er den König überredet hatte ihn gehen zu lassen, den Posten auf und kehrte vollständig zurück nach Leipzig.
Die letzten Zeit in Leipzig
Bereits 2 Jahre zuvor hatte Mendelssohn in Leipzig die erste Musikhochschule Deutschlands, das Conservatorium gegründet. Nach seiner endgültigen Rückkehr lehrte er an der Hochschule und arbeitete wieder im Leipziger Gewandhaus.
Nach einer Reise nach England kehrte er 1846 gesundheitlich angeschlagen zurück, versuchte aber dennoch seinem Arbeitstempo treu zu bleiben. 1847 fuhr er erneut nach England, um Aufführungen des Elias zu leiten.
Zurück in Leipzig erfuhr er vom Tod seiner Schwester Fanny. Für Mendelssohn ein Grund sich von nun an aus der Öffentlichkeit fern zu halten. Noch im selben Jahr erlitt er mehrere Schlaganfälle und starb im Alter von 38 Jahren im November 1847.
In der Leipziger Paulinerkirche fand eine große Trauerfeier statt. Den Sarg brachte man nach Berlin, wo er auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof im Familiengrab neben seiner Schwester beigesetzt wurde.
Besuch im Mendelssohn-Haus Leipzig
Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich im vorderen Bereich heute der Eingang und der Museumsshop. Durch eine kleine Tür geht es dann zur ehemaligen Wohnung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Diese befindet sich im ersten Obergeschoss und ist über eine wunderschöne alte Treppe erreichbar.
Seit Mendelssohn in der Wohnung gelebt hat, ist natürlich eine Menge geschehen und nicht jeder Nutzer hat sich mit der Geschichte der Räume auseinander gesetzt. Man weiß, dass die Wohnung einst im Stil des Spätbiedermeiers eingerichtet war und hat versucht diesen Stil zu rekonstruieren. Das betrifft nicht nur die Einrichtung, sondern auch die Gestaltung und Farbauswahl der Wände, Decken und des Fußbodens. Die originale Raumaufteilung ist heute nicht mehr vollständig gegeben.
Blick in die Dauerausstellung in Mendelssohn-Haus Leipzig
In den verschiedenen Ausstellungsräumen taucht der Besucher in die Welt des Komponisten ein. Originalmanuskripte, Briefe, Aquarelle und andere persönliche Gegenstände geben Einblicke in sein Schaffen und seinen Alltag. Öffnet man zum Beispiel eine der Schubladen einer Ausstellungsvitrine erfährt man die Lieblingsgerichte Mendelssohns. Wer hätte es gedacht, eins seiner Lieblingsspeisen waren Dampfnudeln!
Besonders gut ist die Rekonstruktion des Arbeitszimmers gelungen. Hier konnte man auf eine Zeichnung von Wilhelm Hensel (der Mann von Mendelssohns Schwester Fanny) zurückgreifen. Dadurch wusste man zum Beispiel, dass ein gestreifter Teppich im Raum lag und an welcher Stelle der Arbeitstisch stand.
In der ehemaligen Wohnung befindet sich heute auch der Veranstaltungssaal des Museums. Hier im Musiksalon der Familie Mendelssohn finden zum Beispiel Hochzeiten und jeden Sonntag die Sonntagsmatinée statt. Damit knüpft man an eine Tradition an, die zur Zeit Mendelssohns in vielen Familien stattfanden – der „kulturelle Salon“. Im Museum wird jeden Sonntag um 11 Uhr eine musikalische Veranstaltung angeboten, die nicht nur Werke der Familie Mendelssohn präsentiert. Vielleicht eine schöne Gelegenheit im Anschluss noch das Museum zu erkunden.
Fanny Hensel – die musikalische Schwester
Im zweiten Stockwerk des Museums habe ich mir im Anschluss noch die Dauerausstellung zu Fanny Hensel angesehen.
Die Schwester von Felix Mendelssohn Bartholdy war künstlerisch nicht weniger begabt als ihr berühmter Bruder. Sie komponierte, spiele Klavier und veranstaltete kleine im familiären Rahmen gehaltene Konzerte. Wobei ich gelesen habe, dass bei diesen Veranstaltungen in der Berliner Wohnung schon mal 200-300 Personen zu Gast waren.
Über 460 Werke schuf Fanny Hensel. Leider war es ihr zu Lebzeiten von der Familie untersagt worden diese zu veröffentlichen. Erst 1964 hat die Familie viele der Werke aus ihrem Besitz an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz überreicht.
Die Dauerausstellung stellt sehr gelungen einen kleinen Teil der Werke und des Lebens der Musikerin vor.
Einmal Dirigent sein…
Zum Abschluss meines Besuches zog es mich in das Effektorium. Hierbei handelt es sich um ein interaktives Erlebnis, dass mir ermöglichte auch einmal Dirigentin eines großen Orchesters zu sein.
An einem Pult, dass vor einigen Lautsprechersäulen steht, konnte ich mir ein musikalisches Stück heraussuchen, dass ich gerne dirigieren wollte. Zusätzlich kann man noch auswählen, ob man moderne oder historische Instrumente erklingen lassen möchte. Die Noten werden angezeigt, man muss sie aber nicht lesen können, eine Markierung hilft dabei festzustellen, was das Orchester spielt.
Aus jeder Lautsprechersäule wird nun eine Instrumentengruppe abgespielt (optisch unterstützt durch leuchtende Symbole). Alle Instrumente zusammen erklingt wie das gesamte Orchester.
Dann hieß es Taktstock greifen und in einem bestimmten Bereich über dem Pult hin und her bewegen. Je nach Schnelligkeit meiner Bewegungen spielte das Orchester im passenden Tempo. Zum Glück musste ich nicht noch den einzelnen Instrumenten den richtigen Einsatz geben, dann wäre es bestimmt eher eine „Katzenmusik“ geworden. Nun weiß ich auf jeden Fall, wie es sich anfühlt den Taktstock zu schwingen.
Mir hat der Besuch im Mendelssohn-Haus Leipzig sehr gut gefallen. Der museale Bereich war sehr interessant aufgearbeitet und die Interaktion am Dirigentenpult hat mir viel Spaß gemacht. Für mich ein gelungener Ausflug auf den Spuren von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Besucherinformationen
Adresse:
Goldschmidtstraße 12,
04103 Leipzig
Anfahrtsmöglichkeiten
Straßenbahn 4, 7, 8, 10, 11, 12, 15, 16 bis Haltestelle Augustusplatz (von dort sind es nur wenige Meter zu Fuß)
Öffnungszeiten
täglich: 10-18 Uhr
Sonntag: 11 Uhr Konzerte (Reservierung erforderlich)
Achtung! Heiligabend und Silvester gibt es Sonderöffnungszeiten.
Eintrittspreise
Erwachsene: 10,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Ein Audioguide ist in mehreren Sprachen verfügbar.
Barrierefreiheit
Das Museum ist für Rollstuhlfahrer voll zugänglich.
Die Eingänge und Wege zum Gebäude sind mit Rampen ausgestattet. Die Zugangstüren haben eine Breite von 140 cm.
Im Gebäude befinden sich ein Aufzug mit 90 cm breiten Türen.
Es stehen behindertengerechte Toiletten zur Verfügung.
Der Veranstaltungssaal im 1. Obergeschoss kann mit Hilfe von Rampen und dem Fahrstuhl erreicht werden.
Vor dem Museum stehen markierte Behindertenparkplätze zur Verfügung.
Quelle: https://www.museum.de/museen/mendelssohn-haus
Quelle: https://www.leipzig.de/detailansicht-adresse/mendelssohn-haus-leipzig
Der Besuch im Mendelssohn-Haus Leipzig fand im Rahmen einer Pressereise mit der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH statt.
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