Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig, zentral gelegen im Herzen von Leipzig, unweit des geschichtsträchtigen Platzes der Friedlichen Revolution, ist mehr als nur ein Museum. Es ist eine kulturelle Einrichtung, die sich der Aufarbeitung und Darstellung der deutschen Geschichte nach 1945 widmet.
Diese Institution spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Erinnerung an die deutsche Teilung, die Erfahrungen der DDR-Bürger und die Errungenschaften der friedlichen Revolution wachzuhalten und für Besucher, die es nicht erlebt haben verständlich zu machen.
Skulptur “Der Jahrhundertschritt” – Ein künstlerisches Statement am Eingang
Doch bevor wir das Museum betreten, stehen wir direkt vor dem Museumseingang vor einer Skulptur, die mich auf den ersten Blick wenig anspricht, da ich nicht wirklich erkenne, was der Künstler ausdrücken möchte.
Die Skulptur “Der Jahrhundertschritt” ist eine Bronzeplastik von Wolfgang Mattheuer aus dem Jahr 1984. Sie zeigt eine Figur, deren vier Gliedmaßen in verschiedene Richtungen zeigen. Die rechte Hand ist zum Hitlergruß ausgestreckt, während die linke Hand zur proletarischen Faust geballt ist. Ein rotes Band am linken Arm symbolisiert die Arbeiterklasse. Der Künstler hat die beiden Grußgesten bewußt gewählt, um die beiden Diktaturen Nationalsozialismus und Kommunismus zu symbolisieren, die in einem verzerrten Körper gefangen sind. Der kleine Kopf, der sich fast vollständig und Schutz suchend im Brustkorb befindet, veranschaulicht den Vorzug des Körperlichen vor dem Geistigen.
Mattheuer wollte mit dieser Plastik die Unsicherheit und Zerrissenheit unserer Zeit eingefangen und mahnt uns die Werte von Demokratie und Freiheit nicht zu vergessen.
Besuch der Ausstellung: Eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte
Das Zeitgeschichtliches Forum Leipzig ist in einem modernen Gebäude untergebracht, das speziell für die Zwecke des Forums konzipiert wurde. Im Eingangsbereich gibt es die Schließfächer für Jacken und Taschen und den Informationsschalter. Die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Diktatur und Demokratie nach 1945“ befindet sich im 2.Obergeschoss und ist bequem mit dem Fahrstuhl erreichbar.
Die Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums beleuchtet vier Hauptepochen: die Nachkriegszeit, die DDR, die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung.
Ich war überrascht, wie viele Leipzig Besucher an diesem Tag in den Räumen der Ausstellung unterwegs waren und vor allem, wie interessiert die Besucher sich mit den Themen der Ausstellung auseinander gesetzt haben. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet und bietet den Besuchern einen interessanten Blick auf die Zeit. Eine Vielzahl von Medien und Exponaten, darunter Fotografien, Dokumente, Film- und Tonaufnahmen sowie Alltagsgegenstände verdeutlichen das Geschehen eindrucksvoll. Besonders gut hat mir gefallen, dass man die Inhalte und Exponatbeschreibungen der Ausstellung auch in englisch lesen konnte.
Einblicke
Der Rundgang durch das Zeitgeschichtliches Forum Leipzig beginnt mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf den Geschehnissen, die auf dem späteren Gebiet der DDR von statten gingen. So zerstörten zum Beispiel Kommunistische Aktivisten ein Denkmal von Bismarck, um Erinnerungen an das Deutsche Reich zu zerstören. Der Kopf steht symbolisch für die vielen zerstörten Kunstgüter in dieser Zeit.
Es werden verschiedene Themen betrachtet, wie zum Beispiel: “Warum entsteht die DDR?” Einer der zentralen Ausstellungsstücke ist der Konferenztisch von Pieck, dem Präsidenten der DDR. An diesem Tisch sind so einige Entscheidungen getroffen worden, die das zukünftige Leben in der DDR geprägt haben.
Ein anderes zentrales Thema ist die Frage „Wie lebte es sich in der DDR?“ Hier werden unterschiedliche Aspekte, wie zum Beispiel der Umgang mit der Presse und die Rolle der Frau in der Gesellschaft angesprochen.
Für mich besonders spannend war das Thema der Montagsdemonstrationen von Leipzig. Diese hatten einen entscheidenden Anteil an der politischen Entwicklung ab 1989 und somit auch auf das Leben in Leipzig.
Ein Museum, das berührt und bildet
Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig ist ein Ort, der nicht nur informiert, sondern auch emotional berührt. Es bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte und ermöglicht es den Besuchern, historische Ereignisse auf persönliche Weise nachzuvollziehen. Jeder, der Interesse an der deutschen Nachkriegsgeschichte hat und die Bedeutung von Demokratie und Freiheit verstehen möchte, sollte dieses Museum besuchen. Es ist eine Erfahrung, die sowohl das Wissen erweitert als auch das Herz erreicht, vor allem, wenn man so wie ich ein Teil dieser Geschichte ist.
Besucherinformationen
Adresse
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Grimmaische Straße 6
04109 Leipzig
Anfahrt zum Museum
Straßenbahn
alle Linien
Haltestellen Augustusplatz, Wilhelm-Leuschner-Platz, Thomaskirche, Hauptbahnhof
Bus
Linie 89 bis zur Haltestelle Markt
S-Bahn
Linien 1, 2, 3, 4, 5, 5X bis zur Haltestelle Markt
Parken
Kostenpflichtige Parkplätze gibt es in folgenden Parkhäusern:
Parkhaus „Am Neumarkt“
Parkhaus „Augustusplatz“
Parkhaus „Burgplatz/Petersbogen“
Parkhaus „Marktgalerie“
Parkhäuser „Promenaden Hauptbahnhof Ost/West“
Öffnungszeiten
Dienstag–Freitag: 10-18 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 10-18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise
kostenlos
Barrierefreiheit
Die Dauerausstellung im 2. Obergeschoss und die Räume der Sonderausstellung im 3.Obergeschoss sind mit dem Fahrstuhl erreichbar.
Eine Toilette für Menschen mit Behinderung befindet sich in der 3. Etage. Im Bereich der Dauerausstellung in der 2. Etage gibt es keine Toiletten.
Es besteht die Möglichkeit einen Rollstuhl, Rollatoren, Gehhilfen oder tragbare Hocker am Informationstresen auszuleihen. Es gibt einen Audioguides in Deutscher Gebärdensprache
Assistenzhunde sind im Museum und in den Ausstellungen erlaubt.
Schreibe einen Kommentar