In einem großen, schon von außen sehr beeindruckendem Gebäude im Zentrum von Porto, befindet sich heute das Portugiesisches Zentrum für Fotografie. Der Besuch ist kostenfrei möglich und war für uns ein kleiner Geheimtipp.
Vom Gefängnis zum Museum
Seit 1582 arbeitete ein Berufungsgericht in Porto. Im Laufe der Jahre befand sich das Gericht an mehreren Standorten in der Stadt. 1765beschloss die Verwaltung, dass es Zeit wird ein eigenens Gebäude am Campo do Olival zu bauen. Erst 30 Jahre nach dem Beginn der Arbeiten war das große Gebäude fertig gestellt. Es beherbergte das Gericht und ein Gefängnis.
Direkt neben dem Gerichtssaal befand sich eine Kapelle. Eine königliche Verordnung sah vor, dass jeden Morgen ein Priester im Haus des Gerichts eine Messe las. Den Gefangenen sollte ermöglicht werden dieser Messe in ihren Zellen und in den Gängen zuzuhören. Geht man heute die Treppen vom Erdgeschoss hinauf, steht man vor den großen Türen, hinter denen einst die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden. Direkt daneben steht an einer Tür noch das Wort Kapelle.
In dem Gefängnisbereich saßen einige bekannte Portugiesen ein. So habe ich gelesen, dass in den Malta-Zimmern, dabei handelte es sich um 14 Zellen, die Märtyrer des Vaterlands inhaftiert waren. Dabei handelte es sich zum Beispiel um mehrere Generäle und Offiziere und den Herzog von Terceira (Leutnant der Königin D. Maria II), der 1846 verhaftet wurde.
In einer weitere Zelle saß ein berühmter Bankier, daneben ein Professor der medizinischen Fakultät und dann befanden sich auch politische Journalisten und Räuber unter den Gefangenen. Es hat auch einen Bereich gegeben, in dem Frauen inhaftiert waren, dieman zum Beispiel des Ehebruchs beschuldigt hat.
Ab 1961 endete die Ära des Berufungsgerichtes mitten in Porto. Ein neuer modernerer Bau war entstanden und das alte Gebäude nutzte die Stadt zunächst nur noch als Gefängnis. Dieses schloss dann 1975 seine Türen und stand kurzfristig leer. Noch im selben Jahr besetzten einige Familien das Gebäude und bewohnten es.
Etwas mehr als 10 Jahre später begann das portugiesische Institut für das architektonische Erbe das Gebäude zu restaurieren, allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Idee für eine Nachnutzung. Erst als das Portugiesische Zentrum für Fotografie entstand, beschloss man, dass dieses in Zukunft das Gebäude nutzten sollte. 1997 eröffnete die erste Ausstellung im Erdgeschoss und seit 2001 nutzt das Zentrum das gesamte Gebäude.
Ein Blick ins Gebäude
Nachdem wir den Eingang passiert hatten, erreichten wir einen kleinen Innenhof, von dem aus eine Treppe in die oberen Stockwerke führt. Der Blick nach oben beeindruckt mich, wirft aber auch die Frage auf, wieso gibt es eine rote Tür , die direkt in den Hof führt – und das in der oberen Etage. Eine Antwort darauf habe ich bisher nicht gefunden…
Hier, in dem Hof zeigt sich der Gefängnischarakter recht eindeutig. Große schwere Gittertore befinden sich vor den Türen und Fenstern. Dieser Ort war gut geschützt, es kam bestimmt keiner so einfach raus.
Wir folgten der Treppe nach oben in den ersten Stock. Hier befindet sich nicht nur der ehemalige Gerichtssaal, sondern auch einige Räume, die für die Verwaltung genutzt wurden. Die Räume sind hoch und hell, wirken fast schon hochherrschaftlich auf mich.
In dieser Etage zeigt das Portugiesische Zentrum für Fotografie verschiedenen Wechselausstellungen. Wir schlendern an wunderschönen Fotografien vorbei und konnten bei unserem Besuch vor allem Bilder von Kindern aus der portugiesischen Vergangenheit entdecken.
In kleineren Räumen bekommt der Besucher einige Informationen zur Geschichte des Hauses und über die Inhaftierten, die hier viele Jahre engesessen haben.
Über eine enge Treppe geht es in das zweite Obergeschoss. Hier ist die Deckenhöhe gleich wesentlich niedriger und die meisten Räume noch kleiner als im unteren Stockwerk. In diesen kleinen Räumen befanden sich früher die Zellen für die Gefangenen. Heute befindet sich hier eine sehenswerte Dauerausstellung mit den unterschiedlichsten Fotoapparaten.
Von sehr alten Apparaten bis zu quitschbunten Plastikapparaten für Kinder, die Ausstellung ist sehr vielfältig. Einige Fotoapparate sind sehr groß, andere erstaunlich klein, es werden Apparate aus der Zeit des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart gezeigt. Mich beeindrucken vor allem die Geräte, die vollkommen ohne moderne Technik ausgekommen sind und bei der der Fotograf noch richtig die Belichtung und Entfernung messen musste.
Während wir durch die Ausstellung gehen, fallen uns immer wieder kleine Details auf, die an die Vergangenheit als Gefängnisbau erinnern. Gitter vor den Fenstern bieten den Blick auf die Stadt, so wie die Gefangenen es hatten. Die Wände sind wesentlich dicker und massiver, als man es von anderen Häusern gewohnt ist, die Gänge verwinkelt und eng.
Ein toller Besuch im Portugiesischen Zentrum für Fotografie! Uns hat die Ausstellung und das Gebäude sehr gefallen.
Adresse:
Campo dos Mártires da Pátria,
4050-091 Porto, Portugal
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10-18h
Wochenenden und Feiertage: 15-19h
Geschlossen: 1. Januar, Ostersonntag, 1. Mai und 25. Dezember.
Eintrittspreise:
Freier Eintritt
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