In Vila Nova de Gaia mitten in den alten Lagerhallen der Portweinhändler ist die WOW Porto entstanden. Ein kulturelles Zentrum, dass mit Museen und Restaurants ein beliebtes Ausflugsziel in der Stadt ist.
Kommt man mit der Metro in Gaia an und blickt hinunter zum Douro, fällt der Schriftzug WOW sofort ins Auge. Adrian Bridge hatte beim Blick auf die immer mehr verfallenden Portweinkeller die Vision, ein ganzes Viertel mit touristischen Attraktionen für Porto zu schaffen. 2020 wurde sein Projekt nach sieben Jahren Bauzeit vollendet und die WOW Porto öffnete seine Türen.
Das Hauptgebäude des World of Wine ist riesig und erstreckt sich über mehrere Etagen. Zusätzlich gibt es weitere Angebote in angrenzenden Gebäuden, die nach wenigen Schritten erreichbar sind.
Die WOW Porto bietet dem Besucher 7 verschiedene Museen und 12 Restaurants, Bars und Cafés, diverse Museumsshops, kleine Geschäfte mit ausgewählten Produkten und eine Wein Schule an. Ein Tag reicht hier nicht aus, um das Angebot zu nutzen. Also haben wir gleich mehrere Besichtigungstouren unternommen.
Besuch der Bridge Collection
Die „Bridge Collection“ ist nach dem Sammler und WOW-Chef Adrian Bridge benannt. Man kann die Sammlung in einem der sieben Museen, die man im World of Wine in Porto besuchen kann, bewundern.
So richtig vorstellen konnten wir uns nicht, was wir in diesem Museum sehen würden. Der Name alleine verrät nichts über den Inhalt der Sammlung. Durch den Museumsshop gelangt man in die Ausstellung und da gerade wenig Besucher vor Ort waren, erhielten wir eine persönliche und wirklich begeistert klingende Einführung in das Thema.
Uns erwartete ein Rundgang durch die 9000 Jahre dauernde Geschichte der Trinkgefäße und des Genusses von Alkohol. Die Sammlung besteht aus mehr als 2000 verschiedenen Gefäßen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Gleich zum Beginn des Rundgangs konnten wir einen kleinen Film ansehen, in dem uns Adrian Bridge das „Ausstellungsstück des Monats“ präsentierte. Mit einer spürbaren Begeisterung erzählte und beschrieb er ein Glas, dass man in einer Vitrine betrachten konnte. Ich fand es spannend, auf was für Details er dabei einging. Diese hätte ich bei eigener Betrachtung nie wahrgenommen.
Anschließend schlenderten wir durch die hervorragend präsentierte Sammlung. Dabei entdeckten wir das älteste Stück, dass aus dem Jahr 7000 v.Chr. stammt, aber auch Kelche, Gläser und Tassen aus der gesamten Welt. Ob aus dem Römischen Reich, dem Mogulreich oder aus alten chinesischen Dynastien, aus jeder Zeit gibt es einmalige Stücke zu betrachten. So entdeckten wir zum Beispiel auch Gläser, aus denen schon Napoleon getrunken haben soll.
In dem Museum, dass sich über 2 Etagen erstreckt, werden aber nicht nur die verschiedeneren Trinkgefäße präsentiert. Es wird auch auf die Bedeutung des Alkohols und hierbei natürlich passend zur Region auf den Wein, für die Menschen eingegangen. Das beginnt mit der Beschreibung von religiösen Zeremonien und feierlichen Ritualen, in denen Alkohol eine Rolle spielt und endet bei der Vorstellung verschiedener lustigen Trinkspiele.
Natürlich darf das Thema Glasherstellung im Laufe der Geschichte in dem Museum nicht fehlen. Hier habe ich dann einige Informationen wiederentdeckt, die ich im tschechischen Karlsbad beim Besuch im Glasmuseum Moser kennengelernt habe.
Uns hat der Besuch des Museums sehr gut gefallen. Die Ausstellung ist abwechslungsreich und multimedial präsentiert. Wenn man zu den einzelnen Objekten weitere Informationen sucht, kann man diese an einfach zu bedienenden Touchscreens bekommen. Am Ende des Rundganges kamen wir wieder im Museumsshop an, der wirklich wunderschöne Produkte aus Glas anbietet.
“Porto Region Across The Ages”
Ein weiteres Museum in der großen Anlage des WOW-Porto beschäftigt sich mit der Region Porto und der Geschichte der Region.
Zugegeben Museen mit diesem Thema reizen uns nicht wirklich, da sie in der Regel immer von der ersten Besiedlung über alle Kriege und Zerstörungen bis fast in die Gegenwart Bilder und Dokumente zeigen. Was für eine positive Überraschung, als wir das Museum betraten – endlich einmal eine moderne Gestaltung mit gut eingesetzten multimedialen Effekten, die Geschichte spannend werden lässt.
Natürlich zeigt die Ausstellung “Porto Region Across The Ages” auch die Geschichte der Region beginnend mit der ersten Besiedlung, aber irgendwie ist es anders, moderner, spannender gestalte. Man läuft durch Räume, die sich jeweils mit einem Themenbereich beschäftigen. Dabei hatte ich das Gefühl, immer wieder neue Effekte und Darstellungsideen zu entdecken – sei es ein großes Buch in dem projizierte Seiten etwas darstellen, bis hin zu wunderschöner passender Musik. Andere Epochen werden zum Beispiel mit Hilfe der berühmten Kachelkunst der Stadt gezeigt.
Da betritt man zum Beispiel einen Raum und befindet sich an Deck eines Schiffes. Man kann die Routen berühmter Seefahrer entdecken, erfährt etwas über die Bedeutung der Gestaltung der Segel und ist dabei umgeben von den typischen Geräuschen auf einem Schiff. Eigentlich fehlt nur noch das Schwanken des Bodens, um den Eindruck perfekt werden zu lassen.
In einem anderen Raum befindet man sich in einem historisch ausgestattetem Wohnzimmer, es spielt angenehme Musik und man kann sich über die „Goldenen Jahre“ in Porto informieren.
Es gibt natürlich auch Zeitepochen, die der Region schwer zugesetzt haben. In kleinen Filmen erfährt man zum Beispiel etwas über die Zeit der französischen Besatzung. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Filme in englischer Sprache gezeigt werden. Bei Interviews mit Portugiesen waren englische Untertitel vorhanden.
Zum Ende des Rundgangs gelangt man in einen Raum, in der die Skyline der Stadt dargestellt ist. Hier findet man Informationstafeln zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Portos. Also gleich die ideale Vorbereitung für die nächste Stadtbesichtigungstour.
Eine Straßenbahn bringt den Besucher geschichtlich weiter in die Zeit ab der Industriellen Revolution in Portugal. Man schlendert an Häuserfronten vorbei, liest dabei etwas über die typische portugiesische Küche und das Leben in der Stadt.
Ich habe selten einen so kurzweiligen und abwechslungsreichen Museumsbesuch erlebt.
Porto Fashion & Fabric Museum im WOW Porto
Porto verbindet man eher mit Portwein und nicht mit Mode. Ein Fehler, wie ich im Porto Fashion & Fabric Museum gelernt habe.
In der Metropolregion Porto, der Region um Braga und auch in Aveiro befindet sich das portugiesische Textilzentrum. Hier werden Stoffe hergestellt und große Firmen produzieren hier ihre Waren. Aber auch Schuhe und Schmuck gehört zum Thema Fashion dazu. Das Museum im WOW widmet sich dem Thema auf seine ganz besondere Art und Weise.
Das Museum befindet sich nicht im Hauptgebäude des WOW, sondern in einem wunderschön renovierten Nebengebäude. Ein modernes Treppenhaus (Fahrstuhl ist auch vorhanden) gelangt man zum Eingang der Ausstellung.
Den Anfang der Ausstellung wird durch das Thema „Warenkunde“ geprägt. Man erfährt alles rund um die verschiedenen Rohstoffe, aus denen Textilien produziert werden können. Das Thema Stoffproduktion, Modedesign und Produktion wird durch ein Mix aus alten und neuen Exponaten veranschaulicht.
Natürlich dürfen fertige Produkte der verschiedenen Modestilrichtungen nicht fehlen. Ob sie einem gefallen oder nicht ganz den Geschmack treffen, so ist es bei Kleidung immer und das macht sie so interessant.
Der Ausstellungsbereich erstreckt sich über zwei Etagen, die mit einer imposanten Treppe miteinander verbunden sind. Es gibt an einer Stelle des Rundganges die Möglichkeit, auf eine kleine Aussichtsplattform zu gehen. Dort kann man den Douro erkennen und einen Blick nach Porto werfen.
Wäre nicht zufällig eine Mitarbeiterin des Museums an uns vorbei gelaufen und hätte uns darauf hingewiesen, hätten wir das versteckte Highlight des Gebäudes sicherlich übersehen.
Atkinson Kapelle
Um 1760 entstand die Atkinson Kapelle in Vila Nova de Gaia im Privathaus von José de Azevedo, einen Portweinhändler. Nach seinem Tod wandelte man das Wohnhaus zum Atkinson House, dem Stammsitz der Firma um.
Die wunderschönen Wandmalereien, die man bei den Renovierungsarbeiten des Gebäude wiederentdeckt hat, stammen wahrscheinlich von Nicolaus Nasoni, dessen Werke man auch in der Kathedrale von Porto sehen kann.
Abendessen im Restaurant PIP
Wer nach dem Museumsbesuch Lust auf ein gutes Abendessen hat, sollte ins PIP gehen, das auch zum Komplex des WOW gehört und im gleichen Gebäudebereich wie das Porto Fashion & Fabric Museum liegt.
In dem Familienrestaurant gibt es hervorragende Pizza zu einem fairen Preis.
Öffnungszeiten des Restaurants:
12 – 15 Uhr und 19 – 23 Uhr
Wochenenden 12 -23 Uhr
Adresse:
WOW – World of Wine
Rua do Choupelo, 39
Gaia – Porto, Portugal
Öffnungszeiten der Museen:
täglich 10-20 Uhr
Eintrittspreise:
Bridge Collection
Erwachsene: 20,-€
Porto Region Across The Ages
Erwachsene: 20,-€
Porto Fashion & Fabric Museum
Erwachsene: 20,-€
Es gibt die Möglichkeit, einen vergünstigten Museumspass zu erwerben.
Eintrittskarten vorher online kaufen
Der Besuch des WOW fand im Rahmen einer Recherche in Zusammenarbeit mit Lieb Management und dem WOW statt.
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