Die malerische Stadt Porto, berühmt für ihre gewundenen Gassen, historischen Gebäude und den unverwechselbaren Portwein. Sie birgt auch weniger bekannte Schätze, die tief in ihrer Erde verborgen sind: die Friedhöfe in Porto.
Diese heiligen Stätten sind nicht nur letzte Ruhestätten, sondern auch stumme Chroniken der Stadtgeschichte, die Geschichten von Liebe, Verlust, Triumph und Tragödie erzählen.
Wir haben zwei der beeindruckendsten Friedhöfe in Porto besucht und dabei festgestellt, wie unterschiedlich und einmalig die Begräbniskultur der Länder in Europa doch ist. Ja selbst wie unterschiedlich Friedhöfe in einer Stadt sein können.
Cemitério Prado do Repouso
Mit der größte Friedhof in Porto ist der Cemitério Prado do Repouso. Er war der erste öffentliche Friedhof Portos.
1804 gründete ein Bischof ein Diözeanseminar auf dem Gelände des heutigen Friedhofes und ließ eine Kapelle errichten. Diese Kapelle, die dem Heiligen Victor geweiht war, ist die heutige Friedhofskapelle. Während der Liberalen Kriege (1832 und 1834) verließen die Geistlichen das Gelände und viele der Gebäude brannten nieder.
Bis 1835 wurden in Portugal Beerdigungen in Kirchen und in deren unmittelbarer Nähe durchgeführt. Dies war eine jahrhundertelange Tradition, die eng mit der katholischen Kirche verbunden war. Allerdings führten diese Praktiken oft zu hygienischen Problemen, insbesondere in dicht besiedelten städtischen Gebieten.
Reform der Begräbnisskultur in Porto
1835 führte die portugiesische Regierung unter der Führung von Passos Manuel eine Reihe von Reformen ein, die als die “Reformen von 1835” bekannt sind. Eine dieser Reformen betraf die Bestattungspraktiken auf den Friedhöfen in Porto. Die Regierung verbot Beerdigungen in Kirchen und auf privaten Friedhöfen. Die Regulierung sag vor, dass Beerdigungen nur noch außerhalb der Stadtgrenzen stattfinden sollten. Dieses war ein Versuch, die öffentliche Gesundheit zu verbessern und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, die durch die Ansammlung von Leichen in Kirchen und deren unmittelbarer Nähe verursacht wurden.
Die Reformen von 1835 waren umstritten und stießen auf den Widerstand der katholischen Kirche und vieler traditioneller Gruppen im Land. Dennoch markierten sie einen wichtigen Schritt in Richtung Modernisierung und Säkularisierung des portugiesischen Staates.
Das Gelände des heutigen Friedhofes lag damals außerhalb des Stadtgebietes, war bereits ummauert und bot sich als Standort an. Der Stadtrat genehmigte öffentliche Arbeiten zur Anpassung des Geländes durch Erdarbeiten. Die Kirche St. Victor wurde in das für den Friedhof vorgesehene Gelände integriert und in Kapelle des Friedhofs Prado do Repouso umbenannt.
Eindrücke eines Rundganges
Das Gelände ist mit 10 Hektar sehr groß. Breite Wege bilden die Hauptachsen, die die verschiedenen Friedhofsbereiche miteinander verbinden. Neben den öffentlichen Bereichen befinden sich auch die privaten Friedhöfe der Santa Casa da Misericórdia do Porto, des Ordem do Terço und der Confraria do Santíssimo Sacramento de Santo Ildefonso auf dem Gelände.
Wer sich mit portugiesischer Geschichte, Kunst und Kultur auskennt, wird Gräber zahlreicher berühmter portugiesischer Politiker, Schauspieler, Akademiker und Aristokraten entdecken. Wir kennen uns leider nicht aus und konnten nur so ab und zu mit Hilfe einiger Hinweistafeln ein „Promigrab“ entdecken.
Aber ehrlich gesagt, die Gräber von bekannten Persönlichkeiten treten auf diesem Friedhof eher in den Hintergrund. Hier stehen wunderschöne neugotische Grufthäuser aus Marmor und Granit, einmalige Skulpturen und liebevoll gestaltete Details schmücken einige Grabstellen. In einigen Bereichen wirkt der Friedhof strukturiert angelegt, in anderen Bereichen stehen die Grabstellen dicht nebeneinander und bilden fast eine kleine Stadt.
Während wir durch die Grabreihen schlenderten, entdeckten wir auch zwei auf dem Gelände stehende Gedenkstätten.
Monumento aos Portuenses Inumados no Prado do Repouso
Das “Monumento aos Portuenses Inumados no Prado do Repouso” ist ein Denkmal in Porto, Portugal, das den Bürgern von Porto gewidmet ist, die auf dem Friedhof “Prado do Repouso” begraben sind.
Monumento aos Vencidos da Revolta de 31 de Janeiro
Das “Monumento aos Vencidos da Revolta de 31 de Janeiro” (Denkmal für die Besiegten des Aufstands vom 31. Januar) in Porto ist ein Denkmal, das an diejenigen erinnert, die während des republikanischen Aufstands von 1891 gegen die monarchistische Regierung von Portugal gekämpft haben und dabei besiegt wurden. Der Aufstand vom 31. Januar 1891 war der erste ernsthafte Versuch, die Monarchie in Portugal zu stürzen und eine Republik zu gründen. Obwohl dieser Aufstand scheiterte, legte er den Grundstein für die spätere republikanische Bewegung, die schließlich 1910 zur Gründung der Ersten Portugiesischen Republik führte.
Das Denkmal zeigt eine trauernde Figur, die die Stadt Porto repräsentiert, und erinnert an diejenigen, die ihr Leben im Aufstand verloren haben. Es ist ein Ausdruck der Trauer und des Respekts für diejenigen, die für ihre Überzeugungen gekämpft haben. Es wurde vom portugiesischen Bildhauer Henrique Moreira entworfen. Henrique Moreira war ein bekannter Bildhauer in Portugal, und seine Werke sind an verschiedenen Orten in Porto und im ganzen Land zu finden.
Adresse:
Largo de Soares dos Reis,
4300-096 Porto, Portugal
Cemitério da Lapa
Der Stadtteil Lapa gehört zu den wenig touristischen Bereichen in Porto. Das Highlight der Gegend ist eindeutig die Igreja da Lapa mit dem daneben liegenden Friedhof.
Ein Blick in die Igreja da Lapa
Im Jahr 1754 lud D. Diogo de Sousa, der Waffengouverneur von Porto, Pater Ângelo Sequeira, den Gründer der Ehrwürdigen Bruderschaft Unserer Lieben Frau von Lapa, zu einem Besuch in die Stadt ein. Inspiriert von seinem Besuch, entschied sich Pater Sequeira, eine Kapelle zu Ehren der Muttergottes von Lapa zu bauen. 1755 entstand diese Kapelle an einem einsamen Platz im “Padrão velho”, gelegen am Fuße des S. Ovídio Hügels.
Angesichts des wachsenden Interesses der Gemeinde wurde am 17. Juli des folgenden Jahres der Grundstein für eine größere Kirche gelegt. Der Bau dieser Kirche erstreckte sich bis 1863. Die feierliche Einweihung der Kirche fand am 1. Mai 1779 statt.
Die Kirche steht an einem kleinen Platz, von dem Treppen hinauf zum Eingang führen. Die Fassade der Kirche ist in einem neoklassizistischen Stil gehalten, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Portugal populär wurde. Sie zeichnet sich durch ihre symmetrische Struktur und die Verwendung von Säulen aus, die den Haupteingang flankieren.
An der Außenfassade befinden sich vier weibliche Statuen, die größer als ein Mensch sind und vier Frauen aus dem Alten Testament darstellen: Rachel, Judith, Esther und Sarah. Von außen, so finde ich, wirkt die Kirche sehr eintönig. Das ändert sich, wenn man das Kirchenschiff betritt.
Die Kirche von Lapa, ein wahres Museum an sich, beherbergt zahlreiche Kunstwerke und Reliquien. Im Inneren sticht der Hauptaltar hervor, ein Meisterwerk des Schnitzers Manuel Moreira da Silva aus Porto, ergänzt durch ein Gemälde von Joaquim Rafael. Ein weiteres Highlight ist die Miniaturkrippe, ein Erbe der Schule von Machado de Castro, und das Simulakrum der Reliquie der Heiligen Victoria. Die Buntglasfenster verleihen dem Innenraum eine besondere Atmosphäre.
Im Altarraum befindet sich ein Granitmausoleum mit dem Herzen von König Pedro IV. Er war König von Portugal und auch als Pedro I. Kaiser von Brasilien bekannt. Er wählte die Igreja da Lapa als letzte Ruhestätte für sein Herz als Zeichen seiner Zuneigung zur Stadt Porto.
Friedhöfe in Porto: Friedhof in Lapa
Direkt neben der Kirche führt der Weg auf den Friedhof durch ein großes Tor. Ich muss zugeben, dass ich etwas irritiert war, als ich sah, dass hier ein Wachschutz zwischen den Gräbern entlang lief. Später sollte sich aber zeigen, dass diese Maßnahme durchaus Sinn machte. Ich habe so einige Grabstätten gesehen, die aufgebrochen und die Särge zerstört waren. Was mag Menschen zu so etwas veranlassen?
1833 wurde Porto belagert und im Anschluß brach die Cholera in der Stadt aus. Die vorhandenen Friedhöfe in Porto waren schnell überfüllt. So bat die Ehrwürdige Bruderschaft von Nossa Senhora da Lapa König Pedro IV. um die Erlaubnis, einen privaten Friedhof neben ihrer Kirche eröffnen zu dürfen.
Heute gilt der Friedhof als der älteste portugiesische Friedhof, der während der Romantik in Porto errichtet wurde. Ein Kennzeichen von Friedhöfen dieser Epoche: sie waren nicht nur Begräbnisstätte, sondern auch Orte zum Spazierengehen und Meditieren. Zum Spazierengehen empfinde ich den Friedhof als „zu klein“. Aber die Ruhe zum Meditieren, sich besinnen und zur Ruhe kommen, die gibt es hier auf jeden Fall.
Das Gelände gliedert sich aufgrund der Hanglage in verschiedene Ebenen, die über Treppen miteinander verbunden sind. Bei meinem Rundgang entdecke ich Kapellen und Grabstätten, die von der Bourgeoisie von Porto errichtet wurden. Diese “Galerie der Erlauchten” zeigt auch einige der berühmtesten Kunstwerke der Romantik, von Architektur und Skulpturen bis hin zu Eisen und Keramik. Bedeutende Persönlichkeiten der Stadt, darunter den Schriftsteller Camilo Castelo Branco, der Architekten Marques da Silva und der Künstler Armanda Passos haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Viele der Grabstätten sind erstaunlich gut erhalten, andere wirken verfallen und einige sogar absichtlich beschädigt. Als ich in eine der geöffneten Türen einer Grabkapelle blicke, schaudert es mich schon etwas bei dem Gedanken alleine dort unterwegs zu sein. Die Grabplatten liegen zerbrochen auf dem Boden und ein bißchen erinnert mich die Szene an einen schlechten Horrorfilm…
Wer einen der schönsten Friedhöfe in Porto sehen möchte, ist auf dem Friedhof in Lapa auf jeden Fall am richtigen Ort. Ich habe es genössen hier entlang zu schlendern und die ein oder andere Skulptur zu entdecken.
Adresse:
Largo da Lapa 1,
4050-000 Porto, Portugal
Schreibe einen Kommentar