Auf dem Gelände des Klosters in Plasy befindet sich eine 2015 wiedereröffnete Mikrobrauerei. Die Brauerei Plasy knüpft vor Ort an die Brauereitradition des Klosters an. Ich habe mich dort nicht nur aus kulinarischer Sicht sehr wohl gefühlt.
Viele Mönche brauten in ihren Klostern ihr eigenes Bier, das war auch im tschechischen Plasy so. Man vermutet, dass die Zisterzienser bereits kurz nach der Klostergründung um 1144 für den Eigenbedarf den ersten Sud angesetzt haben. Wirklich belegen kann man die Existenz der Brauerei aber erst um das Jahr 1599. Damals beschwerte sich der Abt schriftlich darüber, dass seine Leute kein Bier trinken würden.
Aus der Zeit um 1744 verfasste der damalige Prior des Klosters Plasz das Werk Lapis sepulchralis. In diesem beschreibt er das Kloster und erwähnt dabei auch die Mälzerei und Brauerei. Als das Kloster wenig später 1785 aufgelöst wurde, ging die Verwaltung an den Religionsfond über.
Später kaufte Klemens Wenzel Nepomuk Lothar, Fürst von Metternich-Winneburg das Gut und die Brauerei. Die Nachfrage nach dem Bier war zu dieser Zeit so groß, dass die Kapazität nicht mehr ausreichte. Der Fürst beauftragte den Prager Baumeister Novák mit der Errichtung eines modernen größeren Brauhauses. 1870 konnte dort dann das erste Bier gebraut werden. Damit die Fässer gut und kühl gelagert werden konnten, entstand unter dem Kloster ein Lagerkeller. 1900 baute man eine neue Mälzerei.
In den 1930er Jahren produzierte die Brauerei 10° Fassbier, 12° helles Lagerbier und 14° Republikán Exportbier.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Regierung die Brauerei unter staatlich Verwaltung. 1966 braute man hier das letzte Bier, ein Jahr später schloss die Mälzerei.
2008 begann dann das Brauereihandwerk wieder im Kloster einzuziehen. Das nationale Technische Museum übernahm das Gebäude. Es sollte restauriert und anschließend für die Bierproduktion genutzt werden. 2015 war es endlich soweit. Der erste Sud war angesetzt, die Brauerei konnte für die Öffentlichkeit geöffnet und das Bier verkauft werden.
Auf ein Bier in die Brauerei Plasy
Nur einige Biertische stehen vor der recht unauffälligen Tür, durch die ich in den Gastraum der Brauerei erreiche. Schon vom Eingang aus entdecke ich die glänzenden Kupferkessel und ich bilde mir ein, einen leichten Maischegeruch wahrgenommen zu haben. In einem zweiten Raum stehen helle lange Holztische mit Bänken.
Es war etwas schummrig und so konnte ich zunächst die Wandbilder kaum erkennen. Nachdem die Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, brauchte ich eine Weile, um sie genauer zu betrachten. Die Geschichte der Region wird so detailreich dargestellt, einfach toll!
Es wird nicht nur Bier in der Brauerei Plasy angeboten, ich habe dort auch sehr gut gegessen. Neben typisch tschechischen deftigen Speisen standen auch Gerichte auf der Karte, die eher untypisch für eine Brauerei sind. Ich habe mich für Tatar entschieden. Als das Essen kam, habe ich erfahren, wie man es in der Region isst. Zuerst reibt man sehr großzügig den Knoblauch auf das geröstete Brot und dann legt man das Tatar dick auf die Brotscheibe. Mir hat es geschmeckt!
Bierangebot
Die Bierauswahl in der Brauerei wechselt. Einige Biere werden immer angeboten, andere gibt es nur saisonal. Besonders spannend fand ich, dass ein Weizenbier angeboten wurde.
Das habe ich in tschechischen Brauereien bisher vermisst (oder es gab nur Import Weizenbier). Mir hat es gut geschmeckt. Das Bier war vollmundig, hatte nicht zu viel Bananengeschmack und kaum Bitterstoffe. Eigentlich wollte ich eine Flasche mit nach Hause nehmen, aber es gab keine Flaschenabfüllung. Das Bier kam aus dem Fass.
Vašnosta 10° ist ein Světlé výčepní (Helles Vorratsbier) mit einem Alkoholgehalt von 3,8%. Das untergärige Bier wird nach Pilsner Brauart produzier. Es ist dreifach gehopft mit einem nicht zu aufdringlichem bitteren Geschmack.
Nachmelenec 11° ist außergewöhnlich bitter und wird aus den amerikanischen Hopfensorten Citra und Cascade hergestellt. Es gleicht einem englischem Ale und ich finde, man muss sich erst an den Geschmack gewöhnen.
Wer gerne ein dunkles Starkbier trinkt, sollte unbedingt das Pekelník 13° probieren. Das untergärige Bier ist wirklich sehr dunkel und mit 5,2% Alkoholgehalt recht stark. Das Bier ist nicht so süß, wie ich es von anderen Schwarzbieren kenne. Ich finde, dass es eine leichte Bitternote hatte. Wer lieber ein halbdunkles Starkbier trinken möchte, sollte das Felčar 13° probieren. Das Bier hat schon fast ein bernsteinartige Färbung. Beim Brauvorgang haben die Brauer das Karamellmalz sehr dosiert eingesetzt. Man schmeckt aber die leichte bittere Note, die das Malz dem Bier verleiht.
Der Verkaufsschlager der Brauerei Plasy ist das Bier Lothar 12°. Und ganz ehrlich, mir hat es auch am besten geschmeckt. Das helle Lagerbier leuchtet im Glas, der Schaum ist feinporig und es duftet leicht nach Pilsner. Das Lothar wird mit dem Žatec-Hopfen gebraut, der dem Bier einen vollmundigen Geschmack verleiht. Einige würden sagen, das Bier schmeckt ihnen zu bitter, ich fand den Geschmack hervorragend. Davon kann man mehr trinken!
Kleiner Tipp:
Da man sich wirklich länger in der Brauerei Plasy aufhalten kann und es gutes Bier gibt, sollte man die Klosterbesichtigung am besten vorher unternehmen!
Adresse:
Pivovarská 34,
331 01 Plasy, Tschechien
Der Besuch der Brauerei fand im Rahmen einer Pressereise statt.
Schreibe einen Kommentar